Grundriss Geschichte der Metaphysik
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Grundriss Geschichte der Metaphysik

Von den Vorsokratikern bis Sartre. Eine Einführung

  1. 554 Seiten
  2. German
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Grundriss Geschichte der Metaphysik

Von den Vorsokratikern bis Sartre. Eine Einführung

Über dieses Buch

Unter den philosophischen Disziplinen ist die Metaphysik die älteste. Ihre Bedeutung war in vormoderner Zeit so groß, dass sie nachgerade mit der Philosophie überhaupt gleichgesetzt wurde. Nur wer Metaphysik betrieb, konnte nach älterem Verständnis den Anspruch erheben, als Philosoph ernst genommen zu werden. In zweitausend Jahren Philosophiegeschichte haben sich zahlreiche große philosophische Systeme herausgebildet, die wir als »metaphysisch« klassifizieren würden. Ob der Ursprung des Terminus »Metaphysik« tatsächlich auf den Zufall zurückgeht, dass Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.) beim Redigieren der Werke des Aristoteles vierzehn Bücher unter dem Titel meta ta physika (hinter den Büchern über die Physik) zusammenfasste, oder ob dies in den Bereich der Legende gehört – die beiden Grundpfeiler metaphysischen Denkens, Ontologie und natürliche Theologie, finden sich bereits in der aristotelischen Schrift gleichen Namens. Gleichzeitig ist die Geschichte der Metaphysik auch eine der Infragestellung ihrer Gewissheiten: bereits in der Antike durch den Skeptizismus, im 18. Jahrhundert durch den Bruch, der eine dogmatische Metaphysik fortan unmöglich machte, sowie durch die sich anschließende erkenntnistheoretische Wende. In einem materialreichen, gleichwohl von leichter Hand geschriebenen Durchgang durch die Philosophiegeschichte von den milesischen Naturphilosophen bis Heidegger und Sartre stellt der Autor in drei großen Kapiteln die klassische Metaphysik dar, wie sie im vormodernen, im mittelalterlichen Denken und in der Moderne seit der Frühen Neuzeit und dann seit der Aufklärung, insbesondere seit Kant, betrieben wurde. Eine Besonderheit des auch als Nachschlagewerk zu gebrauchenden Bandes ist sein ausführliches Glossar metaphysischer Grundbegriffe mit Erläuterungen und Literaturhinweisen.

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METAPHYSIK IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT

Arthur Schopenhauer

a) Aversion gegen Hegel

„Die Deutsche Philosophie steht […] da, mit Verachtung beladen, vom Auslande verspottet, von den redlichen Wissenschaften ausgestoßen, – gleich einer Metze, die, für schnöden Lohn, sich gestern Jenem, heute Diesem Preis gegeben hat; und die Köpfe der jetzigen Gelehrtengeneration sind desorganisirt durch Hegel’schen Unsinn: zum Denken unfähig, roh und betäubt werden sie die Beute des platten Materialismus, der aus dem Basiliskenei hervorgekrochen ist.“1
„Die Deutschen sind gewohnt, Worte statt der Begriffe hinzunehmen: dazu werden sie, von Jugend auf, durch uns dressirt, – sieh nur die Hegelei, was ist sie Anderes, als leerer, hohler, dazu ekelhafter Wortkram?“2
„Ja, zuletzt entsteht hieraus ein bloßer Wortkram: von einem solchen liefert uns das scheußlichste Beispiel die kopfverderbende Hegelei, als in welcher er bis zum baaren Unsinn getrieben wird.“3
„[…] dies zeugt von einer Verfinsterung des Geistes, die nur daraus erklärlich ist, daß jene Köpfe, wie leider heut zu Tage tausend andere in Deutschland, völlig verdorben und auf immer verschroben sind durch die miserable Hegelei, diese Schule der Plattheit, diesen Heerd des Unverstandes und der Unwissenheit, diese kopfverderbende Afterweisheit, welche man jetzt endlich als solche zu erkennen anfängt und die Verehrung derselben bald der Dänischen Akademie allein überlassen wird, in deren Augen ja jener plumpe Scharlatan ein summus philosophus ist, für den sie ins Feld tritt.“4
Das sind nur einige der ergötzlichen Injurien und Herzenserleichterungen Arthur Schopenhauers, der damit rachevoll seinen ganzen Hass, seine nicht zu sättigende Verachtung über Hegel ausgoss, welcher bis zu seinem Tod noch das Feld beherrscht und eine sich in einen rechten5, mittleren (liberalen)6 und linken Flügel gliedernde Nachfolge hinterlassen hatte. Über akademische Lehrämter konnten die beiden erstgenannten Filiationen Hegels Lehre noch bis zur Jahrhundertmitte als dominantes Paradigma pflegen. Wir haben gesehen, wie man in Preußen Hegels „Drachensaat“ meinte damit bekämpfen zu können, dass man den fast greisen Schelling mit seiner nun schon ganz aus der Zeit gefallenen Theosophie ins Rennen schickte. Angesichts von Schellings langjährigem Zerwürfnis mit Hegel erhoffte sich die reaktionäre Regierung von ihm noch genügend Kampfesgeist, den Schelling nur anfangs, dann aber, zunehmend resignierend, nicht mehr aufzubringen vermochte.
Die linke, von Hegels Idealismus weitgehend abtrünnige, aber an seinem Prinzip der Dialektik festhaltende Gruppierung7 hatte im akademischen Raum dagegen nur wenig Erfolg. Aber sie machte in der Tagespresse durch provokative Thesen – sei es auf dem Gebiet der Religionskritik oder dem der Politik – hinreichend auf sich aufmerksam. Schopenhauer sah in ihr die Gefahr des „platten Materialismus“. Hätte es ihn nicht trösten können, dass auch von ihrer Seite Kritik an Hegel kam? Friedrich Engels verwandte später – wir schreiben da aber schon das Jahr 1886 – ebenfalls das abwertende Wort der „Hegelei“ und charakterisierte damit die Schülerschar des Meisters: „grade von 1830 bis 1840 herrschte die ‚Hegelei‘ am ausschließlichsten und hatte selbst ihre Gegner mehr oder weniger angesteckt; grade in dieser Zeit drangen Hegelsche Anschauungen am reichlichsten, bewußt oder unbewußt, in die verschiedensten Wissenschaften ein und durchsäuerten auch die populäre Literatur und die Tagespresse, aus denen das gewöhnliche ‚gebildete Bewußtsein‘ seinen Gedankenstoff bezieht.“8
Aber zu dieser schon zum Materialismus tendierenden, diesen teilweise – wie bei Marx und Engels – auch explizit proklamierenden Richtung der Hegel’schen Linken stand Schopenhauer in deutlicher Distanz, denn er rechnete seine anfangs Kant nahestehende Position selbst dem Idealismus zu, wenngleich er durchaus alles andere als weltfremd war und es verstand, ökonomische Vorgänge pragmatisch-klug einzuschätzen, was zweifellos mit seiner Herkunft zusammenhing.

b) Zu Schopenhauers Biographie

Am 22. Februar 1788 wurde er in Danzig als Kind des wohlhabenden hanseatischen Kaufmanns Heinrich Floris Schopenhauer und der Schriftstellerin Johanna Schopenhauer geboren. Der Vater entstammte einer Familie, die aus Holland eingewandert war. Danzig war wie Thorn nach der ersten Teilung des polnischen Reiches (1772) noch nicht wie das übrige Westpreußen eine preußische Provinz. Erst nach der zweiten Teilung (1793) besetzten preußische Soldaten die Stadt. Schopenhauers Urgroßvater Johann sowie dessen Sohn Andreas, der 1745 Danziger Bürger geworden war, erwarben ländliche Güter und vermehrten durch Handelsgeschäfte den Reichtum. Vom Vater Heinrich Floris, der im Handlungshause Bethmann in Bordeaux seine Ausbildung genossen hatte und im Übrigen – trotz diverser preußischer Auszeichnungen, die ihn nicht ködern konnten – mehr eine anglophile Orientierung pflegte, hat Arthur Schopenhauer unübersehbar seine kosmopolitische, allem Patriotismus abholde Gesinnung übernommen. Die Mutter, eine geborene Trosiener, war die Tochter eines Danziger Ratsherrn.9 Die Eltern heirateten 1785. Damals war Johanna neunzehn Jahre alt. Sie wird nicht als sonderlich schön, aber als „anmutig“ beschrieben, das Verhältnis zu dem doppelt so alten Gatten war nicht von erotischer Zuneigung erfüllt, aber Johanna erkannte die Vorzüge der ökonomisch solide unterfütterten Verbindung, die es beispielsweise ermöglichte, große Reisen zu unternehmen, dadurch die Weltkenntnis zu erweitern und dann aber auch ein gastfreies Haus zu führen. Der Vater hatte dem Sohn bewusst den Namen Arthur gegeben, weil dieser in allen europäischen Sprachen unverändert erscheine, zudem aber auch deutlich englisch geprägt war. Auch sollte das Kind in London zur Welt kommen, wohin das Ehepaar denn auch die Reise antrat. Dahinter stand der Plan, angesichts des Verlusts der Autonomie Danzigs rechtzeitig nach England zu übersiedeln. Aber Heinrich Floris entschied sich um, und so reiste er in ungünstigster Jahreszeit mit seiner hochschwangeren Frau nach Danzig zurück, wo dann zwei Monate später Arthur Schopenhauer das Licht der Welt erblickte.
Im Jahre 1793 zog die Familie nach Hamburg um. Heinrich Floris, der die Annexion Danzigs durch die Preußen befürchtete, nahm es im Interesse seiner republikanischen Gesinnung hin, für diese Flucht große Opfer zu bringen, beispielsweise die Leistung einer das Zehntel seines Vermögens betragenden Auswanderungssteuer. Auch wurde er in Hamburg nicht Vollbürger, sondern nur „Beisasse“. Aber seine Vermögensverhältnisse waren immer noch beträchtlich, so dass er es sich leisten konnte, Arthur im Jahre 1797 für zwei Jahre nach Le Havre in das befreundete Handelshaus Grégoire de Blésimare zu schicken, damit er dort die französische Sprache erlerne. 1799 nahm Arthur in Hamburg für vier Jahre seinen Unterricht im Runge’schen Privatinstitut auf, der der Vorbereitung auf den Kaufmannsberuf dienen sollte. Aber Arthur begann damals bereits sich schon für die Wissenschaften zu interessieren. Der Vater schlug jedoch vor, erst einmal auf Reisen zu gehen, zunächst nach Karlsbad und Prag, dann (ab 1803) nach Holland, England, Frankreich, Schlesien, Preußen und in die Schweiz. In dieser Zeit erlernte Arthur hauptsächlich die englische Sprache. 1805 bequemte er sich doch dazu, die Kaufmannslehre anzutreten. Jedoch änderten sich durch den Tod des Vaters am 20. April die Lebensverhältnisse dramatisch: Die Mutter Johanna und Arthurs Schwester gingen nach Auflösung des väterlichen Geschäfts nach Weimar; Arthur blieb in Hamburg zurück, in seiner Entscheidung zwischen Fortsetzung der Kaufmannslehre und dem Einschlagen einer immer schon begehrten wissenschaftlichen Laufbahn schwankend. Zu Letzterer entschloss er sich schließlich doch. 1808 erhielt er, inzwischen großjährig geworden, seinen Anteil am väterlichen Erbe ausgezahlt. 1809 nahm er das Studium in Göttingen auf, wo er u.a. bei „Aenesidemus“-Schulze Philosophie hörte. In Berlin setzte Schopenhauer das Philosophie-Studium fort; er besuchte die Vorlesungen von Schleiermacher und Fichte, dessen Lehre ihn nach anfänglicher Begeisterung schließlich doch abstieß. In den Berliner Kriegswirren ging er an die Universität Jena, an der er im Jahre 1813 seine Dissertation Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grund einreichte, die er, abseits der Kriegswirren, im Gasthof zum Ritter zu Rudolstadt niedergeschrieben hatte. Am 18. Oktober wurde ihm das Doktordiplom der Universität Jena ausgehändigt. Die Doktorarbeit enthält den theoretischen Unterbau seines späteren Systems. Wie damals üblich, waren die zur Promotion vorgelegten Texte vergleichsweise schmal und wurden, naheliegender Weise ebenfalls auf schmaler Literaturbasis, oft in wenigen Wochen heruntergeschrieben. „Nach seiner eigenen Angabe hatte er zum Zwecke der Abhandlung eine Reihe kritischer Schriften über die kantische Kritik gelesen, wie Herders Metakritik, Maimons Transcendentalphilosophie, Schulzes Aenesidemus, Becks Standpunktslehre, Fries’ neue Kritik der Vernunft. Von Reinhold, Fichte, Schelling, Hegel und Herbart war nicht die Rede.“10
In der Folgezeit befasste sich Schopenhauer unter dem Einfluss Goethes, mit dem ihn seine Mutter in Weimar bekanntgemacht hatte, mit dessen Farbenlehre, der er anfangs begeistert zustimmte. Aber bald überzeugte ihn Goethes Kritik an Newton nicht mehr und er legte 1816 eine eigene Abhandlung zu diesem Thema vor (Ueber das Sehn und die Farben).11 Goethe, der sich zunächst über das auf einen Gleichklang der Ideen hinauslaufende Interesse des jungen Wissenschaftlers gefreut hatte, verhielt sich jedoch eher kühl und reserviert. Denn das Herausstreichen eigener Leistungen des jungen Schopenhauer erschien dem Weimarer Olympier trotz dessen ehrerbietiger Haltung doch reichlich keck, und Schopenhauers Drängen auf Rückgabe seines Manuskripts, das er drucken lassen wollte, beantwortete Goethe durch dilatorisches Verhalten.
Schopenhauer arbeitete in den Folgejahren an seinem Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung, welches er, nachdem er im März 1818 das Manuskript abgeschlossen hatte, 1819 herausbrachte. Ihm blieb jegliche Resonanz in der Fachöffentlichkeit versagt, was ihn sehr erb...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Kleiner Vorspann
  6. ANTIKE METAPHYSIK
  7. MITTELALTERLICHE METAPHYSIK
  8. METAPHYSIK DER FRÜHEN NEUZEIT VOM RENAISSANCE-HUMANISMUS BIS KANT
  9. METAPHYSIK DER KLASSISCHEN DEUTSCHEN PHILOSOPHIE
  10. METAPHYSIK IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT
  11. Kleiner Nachspann
  12. Glossar
  13. Allgemeine Literaturhinweise
  14. Nachwort