Der Völkermord in Ruanda - Hintergründe und Erklärungsversuche
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Der Völkermord in Ruanda - Hintergründe und Erklärungsversuche

Portfolio-Arbeit

  1. 36 Seiten
  2. German
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Der Völkermord in Ruanda - Hintergründe und Erklärungsversuche

Portfolio-Arbeit

Über dieses Buch

Der Völkermord in Ruanda hat nach meiner Ansicht nicht erst – so wie in den medialen Berichterstattungen kolportiert – 1994 stattgefunden, sondern in Form eines kontinuierlichen Prozesses bereits viel früher. Der Grundstein dafür wurde durch die Handlungen der deutschen und belgischen Kolonialmächte in der afrikanischen Region Ruanda und Umgebung zum Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts gelegt. Das Versagen bzw. die Schuld der (ehemaligen) europäischen Kolonialherren könnte eine eigene Chronik füllen, ich will mich aber in dieser Arbeit weniger auf das Aufschreiben der Schreckensgeschichte konzentrieren als vielmehr – durch den Versuch des Verstehens und Erklärens der Ereignisse – eine Möglichkeit finden, in der heutigen Zeit durch einen Perspektivenwechsel, Verantwortung zu übernehmen.Wir Europäer müssen ebendiesen vollziehen: Wir sind nicht die Retter aus der ersten Welt, wir müssen vielmehr Reparaturen leisten für "Die Sünden unserer Väter" - viele europäische Länder und die USA sind durch Afrika reich geworden und haben nun die Altschulden abzutragen: "Wir kommen zu euch, weil ihr bei uns wart." Beginnen können wir mit einer besseren, wirksamen Flüchtlings-Hilfe und -politik auf gesamteuropäischer und individueller Ebene. Schwierig, in Zeiten, in denen in Österreich ehemalige Burschenschafter Ministerämter bekleiden, verstorbene Flüchtlingshelferinnen wie Ute Bock "zur Hölle gewünscht werden" und zunehmend ein angewandter Nationalismus praktiziert wird.

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Information

Zur Vorgeschichte des Genozids – Die Arroganz (und die Verbrechen) europäischer Kolonialmächte

Ruanda hat eine jahrhundertealte Geschichte als Monarchie. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es, im Rahmen der Aufteilung Afrikas unter den europäischen Großmächten, Deutschland zugeschlagen und der Kolonie Deutsch-Ostafrika3 unterstellt.
Offiziell beschränkten sich die Deutschen auf die indirekte Herrschaft (indirect rule) in Form einer Residentur, die den einheimischen Herrschern kontrollierend und beratend zur Seite stehen sollte.
Nach meinem Verständnis wurden jedoch die Koloniegebiete systematisch ausgebeutet: Einerseits durch den Export wertvoller Güter wie bspw. Elfenbein, Rohkautschuk, Baumwolle, Sesam, Kopra, Harze, Kokosnüsse, Matten, Holz, Gehörne, Kaffee und Nilpferdzähne (German Colonial Society 2018), andererseits durch die Rekrutierung Einheimischer zur Zwangsarbeit auf den Plantagen und Farmen der Weißen (Muders 2018).
Es liegt auf der Hand, dass in Afrika zwei grosse ungehobene Schätze sind:
Die Fruchtbarkeit des Bodens und die Arbeitskraft vieler Millionen Neger. Wer
diese Schätze zu heben versteht, und es kommt nur auf die richtigen Leute
dabei an, der wird nicht nur Geld verdienen, sondern auch gleichzeitig eine
grosse Kultur Mission erfüllen.“
~ Adolph Woermann, 1879
(Deutscher Reeder)
Abbildung 2: Historische Karte des Kolonialgebietes von Deutsch-Ostafrika (Quelle: Dt. Kolonial-Atlas).
Grundsätzlich wurde die afrikanische Bevölkerung durch ein perfides System zur Lohnarbeit gezwungen: Von den Kolonialmächten wurden obligatorische Steuern eingeführt, die jedoch nur in Form von Bargeld entrichtet werden konnten, welches wiederum nur durch Lohnarbeit bei den europäischen Kolonialherren erhältlich war.
Etwaiger Widerstand gegen das auszehrende Steuersystem wurde von den deutschen Kolonialherren auf blutige Weise niedergeschlagen, wie ich im folgenden Exkurs darlege:
„Ich vernichte die aufständischen Stämme
mit Strömen von Blut
und Strömen von Geld“
~ Lothar von Trotha
(Kommandeur in Deutsch-Südwestafrika)
Exkurs: Die Verbrechen der deutschen Kolonialmächte
Der Herero-Aufstand
Im Januar 1904 begann in Deutsch-Südwestafrika (das heutige Namibia) der durch Existenzängste (aufgrund der hohen Steuerlast) geschürte Aufstand der Herero auf deutsche Einrichtungen und Farmen. Da die Schutztruppe der Kolonie dem nicht gewachsen war, entsandte die Reichsleitung umgehend 15.000 Mann unter dem Befehl von Generalleutnant Lothar von Trotha, der den Aufstand der Herero bis zum August 1904 niederwarf (Wikipedia 2018e).
Der größte Teil der Herero floh daraufhin in die fast wasserlose Omaheke-Wüste. Trotha ließ diese abriegeln und Flüchtlinge von den wenigen dort existenten Wasserstellen verjagen, so dass tausende Herero mitsamt ihren Familien und Rinderherden verdursteten (Steinmetz 2005).
Angesichts der Vorfälle erhoben sich im Oktober 1904 die Nama in Form eines aussichtslosen Guerillakrieges – nach zahlreichen Verlusten fügten sich schließlich am 31. März 1908 fast alle Nama-Gruppen den deutschen
Unterwerfungsverträgen. Trotzdem wurden die überlebenden Herero und Nama in Konzentrationslagern interniert, in denen annähernd jeder zweite Insasse starb. Von dem um 1904 auf rund 80.000 Personen geschätzten Herero- und Nama-Volk lebten 1911 geschätzt nur noch 20.000 Personen (Schaller 2004).
Die Kriegsführung Trothas zielte auf die vollständige Vernichtung der Herero und Nama ab („Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muß“) (Steinmetz 2005).
Erst 2015 erkannte die deutsche Bundesregierung diese Massaker als Völkermord (Genozid) an. Jedoch wehrt sie sich bis heute, Entschädigungen an Nachfahren der Herero und Nama zu zahlen (Schepers 2018).
Der Maji-Maji-Aufstand
Aufgrund der bis dahin beispiellosen Brutalität des Vorgehens einer Kolonialmacht in Deutsch-Südwestafrika, hinterließ der von 1905 bis 1907 andauernde Maji-Maji-Aufstand im kollektiven Gedächtnis Deutschlands im Vergleich noch weniger Spuren, obgleich die Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im Süden Deutsch-Ostafrikas gegen die deutsche Kolonialherrschaft als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents einging (Wikipedia 2017c). Bei der Niederschlagung des Aufstandes wurden zwischen 75.000 und 300.000 Einheimische getötet; auf deutscher Seite starben 400 Soldaten. Der Großteil der Opfer starb allerdings nicht durch Gewehrkugeln, sondern durch Hunger, weil die deutsche Schutztruppe 1907 damit begonnen hatte, Hütten, Dörfer, F...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Einleitung
  3. Die Republik Ruanda
  4. Zur Vorgeschichte des Genozids – Die Arroganz (und die Verbrechen)europäischer Kolonialmächte
  5. Diktatur und Bürgerkrieg in Ruanda
  6. Der Auslöser des Genozids
  7. Der Genozid
  8. Die Tatenlosigkeit der Welt
  9. Erklärungsversuche
  10. Abschließende Gedanken
  11. Literaturverzeichnis
  12. Bildquellen
  13. Impressum