Werkstattbuch systemische Supervision
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Werkstattbuch systemische Supervision

  1. 223 Seiten
  2. German
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Werkstattbuch systemische Supervision

Über dieses Buch

Welches Wissen, welche Erfahrungen, welche Kompetenzen und welche Lernfelder brauchen angehende Supervisoren, um auf die Herausforderungen ihrer späteren Tätigkeit gut vorbereitet zu sein?Christiane Lüschen-Heimer und Uwe Michalak vermitteln in diesem Buch Theorie, Praxis, Methodik, Metaphorik und gesellschaftliche Orientierung für diese anspruchsvolle Aufgabe. Es ermöglicht Dozenten wie Kursteilnehmern, die Weiterbildung zur systemischen Supervision auf parallelen Ebenen zu erfahren: Die Aufbereitung der Themen lehrt die angehenden Supervisoren, wie sie Beratungsprozesse mit ihren zukünftigen Supervisanden gestalten können. Dozenten werden über die konzeptionell-didaktische Aufbereitung der Inhalte angeregt, den Teilnehmern ein sicheres Übungsfeld zu bereiten, in dem sie sich erproben und gleichzeitig die Wirkung des Tuns erfahren können. Ziel ist die Entwicklung eines eigenen supervisorischen Profils.Das Buch behandelt alle relevanten Aspekte von Supervision, von der ersten Kontaktaufnahme über die Kontraktentwicklung, verschiedene supervisorische Settings und Themenbereiche bis zur Beendigung des Beratungsprozesses.

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Information

1Allgemeines: Weiterbildung in systemischer Supervision

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Seit der Planung des Einstiegskapitels begleitet uns ein Bild: Wir bewegen uns durch ein weites Landschaftsgebiet, das durch Wiesen und Wälder, die sich stets abwechseln, sein Gesicht erhält. Es ist reich an Vogel- und Pflanzenarten. Überall ertönt die Musik der Natur. Zahlreiche Wege führen hinein und hindurch. Manche davon werden von klaren Bächen und hohen Gräsern gesäumt. Vielerorts lädt uns die Schönheit der Natur zum Verweilen ein. Hauptwege treffen auf Nebenstrecken und münden in Trampelpfade. Einige von ihnen sind weniger ausgetreten und wecken unsere Neugier. Es gibt viel zu entdecken. Manche Wege kreuzen sich. Das ahnen wir beim Panoramablick in die Landschaft. Ein riesiges Wegenetz liegt vor uns. Es gäbe viele Möglichkeiten, in die Landschaft, in die systemische Landschaft einzutauchen.
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Wir starten unsere Tour mit der Frage, wie wir Supervision im Vergleich zu anderen Beratungsformaten einsortieren wollen. Eine Zeitlang war es üblich, Beratung als »die kleine Schule der Therapie« zu konzipieren. Therapie wird in dieser Lesart wie ein Urformat für das Beratungshandeln konstruiert. Sie lässt sich jedoch ebenso gut als Sonderform der Beratung entwerfen. Dann entspricht Beratung einem Hauptfluss, dessen Nebenflüsse Coaching, Organisationsberatung, Therapie und Supervision heißen, gespeist von oder durchmischt mit dem Wasser des Hauptflusses und doch eigenständig. Abb. 1 veranschaulicht unser Verständnis.
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Abb. 1: Beratungsformate

1.1Vorüberlegungen zur systemischen Beratung

Entlang des Hauptflusses beginnen wir unsere Wanderung in das Landschaftsgebiet. Beratung kann laut Ludewig (1999, 2015) als ein kommunikativer, sinnstiftender Dialog verstanden werden. Dieser Dialog wird von Experten, die ihre jeweilige Sachkenntnis einbringen, gestaltet. Experten sind auf der einen Seite der Ratnehmende für sein Leben, seine Probleme, Ziele und Lösungen, und auf der anderen Seite der Berater für das Gestalten der Beratungsdialoge (Anderson u. Goolishian 1992). Allgemeines Ziel der Beratung ist es, ein soziales Milieu zu schaffen, in dem sich Ratnehmende gemäß ihrer Vorstellungen und Möglichkeiten verändern können. An den Dialogen über die Ziele sind die Ratnehmenden maßgeblich beteiligt. Inhaltlich dominieren sie in ihrem eigenen Interesse den Dialog. Die im Dialog auftretenden Impulse können sie anschließend für die persönliche Lebensbewältigung nutzen (Ludewig 1999).
Im Dialog über (Los-)Lösungsoptionen orientiert sich der Berater an seiner Fachkompetenz, den Zielen der Ratnehmenden und dem Prozess des Dialogs. Zu Beginn des Dialogs kann deshalb das Gesprächsergebnis nicht prognostiziert werden. Die prinzipielle Offenheit des Beratungsdialogs erlaubt das Thematisieren diverser Handlungsoptionen und Perspektiven. Im Sinne seiner Fachlichkeit wird sich der Berater für einen konstruktiven Dialog einsetzen, in dem der Ratnehmende gleichermaßen Akzeptanz und Anregungen erfährt, sich für neue Perspektiven zu öffnen und Risiken einzugehen. Die Orientierung an den Anliegen und Zielen der Ratnehmenden bahnt den Weg für Veränderungschancen. Ziele sind in diesem Verständnis kommunikative Vehikel für einen Veränderungsdialog, sie bieten Orientierung für eine sinnhafte Kommunikation (Böse u. Schiepek 1989). Diese Prozessorientierung ist ebenso Ausdruck einer auf die Person des Ratnehmenden zentrierten Haltung des Beraters; sie erlaubt ein individuelles wie passförmiges Beratungshandeln. Ein offener Beratungsdialog erfordert als Voraussetzungen besondere Fähigkeiten der Berater, wie etwa Gegenwärtigkeit, aktives und genaues Zuhören sowie supervisionsbezogene Fachkenntnisse.
Beratung kann als ein soziales Ereignis gedacht werden. Die Rede vom Ereignis weist daraufhin, dass ein Beratungsdialog stets ein einzigartiges Geschehen ist, das nur im Vollzug selbst existiert. In dem Moment, in dem die Beraterin und der Berater sich während des Dialogs dissoziieren und sich selbst und das Geschehen beobachten, endet das Ereignis. Wenn es Ziel einer Beratung ist, die ratsuchende Person zu dem Risiko anzuregen, kleine Veränderungsschritte zu gehen, dann bietet der Berater dem Ratsuchenden durch seine Art, sich auf den Prozess einzulassen und ihn mitzusteuern, ein Lernmodell für Veränderungsprozesse an. Die angedeutete Prozessorientierung wird in der Praxis nur selten vollständig zu realisieren sein – doch zeigt die Idee recht genau, was die Kunst der Beratung ausmachen kann.

1.2Stationen der Geschichte der Supervision

Bevor wir in Kapitel 1.3 ausführlich der Darstellung einer Supervision im systemischen Sinne nachgehen, blicken wir kurz auf die wichtigsten Stationen ihrer Geschichte (Neumann-Wirsig 2011, S. 21 f.):
Ende des 19. Jahrhunderts engagierten sich in der Sozialarbeit »friendly visitors« für bedürftige Menschen. Die »freundlichen Besucher« waren ehrenamtliche Mitarbeitende wohltätiger Organisationen. Ihre Hauptaufgabe war die Kontrolle der Vergabe von Hilfsgütern an Bedürftige.
Supervision findet man auch in Industrieprozessen während der Industrialisierung. Auch hier steht der Kontrollaspekt im Vordergrund: Supervision wird zur Kontrolle von Leistungsprozessen.
In den 1950er-Jahren wird in Deutschland der Kontrollaspekt in den Hintergrund gerückt und durch Beratungsleistungen abgelöst. Dieser Wandel ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Geschichte.
1950 wird in den USA die erste Balint-Gruppe gegründet. Sie dient der Fallbesprechung von Fachärzten auf psychoanalytischer Basis.
1952 erscheint der erste Artikel zum Thema Supervision. Autorin ist Erna Maraun (Maraun 1952). Publiziert wird der Artikel in der Zeitschrift Praxis für Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. Der Titel lautet: »Casework und Supervision in der amerikanischen Jugendfürsorge«.
1964 führt der »Verein für öffentliche und private Fürsorge« die erste Weiterbildung in Supervision durch.
In den 1970er-Jahren orientiert sich die Supervision vor allem an tiefenpsychologischen und gestalttherapeutischen Konzepten. Aus der Gruppentherapie entwickelt sich die Gruppensupervision, in die zunehmend auch systemtheoretische Gedanken Eingang finden.
In den 1980er-Jahren erfährt die Supervision eine Ergänzung durch organisationstheoretische Aspekte. War die Supervision bislang in der Sozialarbeit beheimatet, geht sie nun eigene Wege und breitet sich auf andere professionelle Bereiche wie beispielsweise Wirtschafts- und Dienstleistungsunternehmen aus. Die Konzeption der Supervision bezieht sich auf verschiedene Denk- und Beratungsschulen. Das führt zu dem Unterfangen, dass die Schulen sich um Positionierung und Konturierung in verschiedenen Kontexten bemühen.
1989 wird die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e. V. (DGSv) als Dachverband gegründet. In ihren Anfangsjahren versucht die DGSv, Supervision als eigenständigen Beruf zu etablieren.
Um die Jahrtausendwende verliert die Supervision ihren profilierten Status im Angesicht der Zunahme des Produktions- und Leistungsdrucks. Die Notwendigkeit, Supervision als Reflexionsort in Anspruch zu nehmen, tritt in den Hintergrund. Stattdessen kann eine Zunahme an Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement verzeichnet werden.
In letzter Zeit wird Supervision zunehmend als Teil komplexer Beratungssysteme angefordert. Im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen gilt es, unterschiedliche Beratungsformate zu entwickeln und zu koordinieren. Gleichzeitig etabliert sich die Supervision als Reflexionsraum, in dem Rollenprofile und -kompetenzen in verschiedenen Handlungsfeldern thematisiert werden. Dazu gehören beispielsweise Leitungs- und Teamsupervisionen. Daraus folgt, dass die Grenzen der Supervision flexibel definiert werden. Ein bewusster Rückbezug auf das Rollenverständnis und das Rollenhandeln ist notwendig.
Der Blick auf die Geschichte der Supervision zeigt verschiedene Spuren auf. Dazu gehören der Wandel von der Kontrolle zur Beratung und Reflexion, die Professionalisierung und Institutionalisierung der Supervision, die inhaltliche Ausweitung, Fortschreibung und Differenzierung des Beratungsformats Supervision oder auch die Etablierung von Rollenprofilen.

1.3Was genau ist mit systemischer Supervision gemeint?

Diese Frage wollen wir beantworten, nachdem wir sie in zwei Teile spalten. Zunächst beschäftigen wir uns nach einigen allgemeinen Vorüberlegungen damit, wie Supervision sich definieren lässt (Kapitel 1.3.2). Dann widmen wir uns dem Systemischen in der Supervision (Kapitel 1.3.3).

1.3.1 Allgemeine Vorüberlegungen

Der Begriff Supervision bezieht sich auf die lateinischen Wörter super für »über« und videre für »sehen«. Von einer höheren Warte aus wird ein Geschehen beobachtet – man könnte auch von einer Vogelperspektive sprechen, die ein Überblicken der Ereignisse gewährt. In diesem Verständnis wird eine Beobachtung zweiter Ordnung etabliert. Denn die Überblicksposition erlaubt die Beobachtung der Beobachtung. Prinzipiell vermögen Beobachtende zweiter Ordnung Unterscheidungen vorzunehmen, die Beobachtenden erster Ordnung nicht zugänglich sind. Letztere unterscheiden und bezeichnen das, was sie in dem Geschehen, deren Mitakteure sie sind, zu unterscheiden und zu bezeichnen in der Lage sind. Kurz gefasst: Supervision arbeitet mit der Beobachterposition zweiter Ordnung. Der Supervisor beobacht...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Zur Orientierung im Buch
  7. 1 Allgemeines: Weiterbildung in systemischer Supervision
  8. 2 Alles begleitend: Haltung und Rolle
  9. 3 Start: Alles beginnt mit dem Kont®akt
  10. 4 Veränderungsprozesse: Die Person im Fokus
  11. 5 Praxiserfahrung: Was wirkt? Methoden erleben
  12. 6 Settings bewältigen: Einzel-, Gruppen- und Teamsupervision
  13. 7 Kontextwissen: Organisation und Supervision
  14. 8 Verantwortung: Fachwissen und Prozesswissen
  15. 9 Livesupervision: Praxiskompetenz
  16. 10 Abschließen: Ziel erreicht?
  17. 11 Darüber hinaus – Supervision im gesellschaftlichen Kontext
  18. Literatur
  19. Über die Autoren