Winter-Sonnen-Wende v2
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Winter-Sonnen-Wende v2

Lyrisches und Prosa - auch um Weihnachten

  1. 72 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Winter-Sonnen-Wende v2

Lyrisches und Prosa - auch um Weihnachten

Über dieses Buch

Winter-Sonnen-Wende, das sind Texte zum Winter und zur Weihnachtszeit, aber auch solche, die unabhängig von ihrem Entstehungszetpunkt in diese Jahreszeit passen, lyrische und auch Prosatexte; Persönliches und Projiziertes beschreibt und reflektiert diese wohl dichteste Zeit im Jahr, oft besinnlich, manchmal melancholisch.

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Information

Jahr
2019
ISBN drucken
9783750422759
eBook-ISBN:
9783750455221
Auflage
1
Thema
Poetry

Drei Meter XII05

Eigentlich, wie wohnt er?
Drei Meter unter mir.
Ich geh’ durch meine Wohnung, durch mein Licht, ganz geläufig und selbstverständlich sind mir Stimmung und Funktion und drei Meter unterhalb existiert eine fremde Welt. Höchstwahrscheinlich.
Es ist ja nicht alles fraglich.
Einige Aktionen und Ereignisse sind grundsätzlich ihm zu zu ordnen. Ich weiß, dass er vor meiner Türe stand und mich beschimpft hat, auch, wenn er’s abstreitet. Ich weiß, dass ich ihn gesehen hab’, im Aufzug, nachdem wir zwei Sicherungen ergänzt hatten und diese unmittelbar danach wieder fehlten – es hat ihn halt niemand beim Tun beobachtet. Ich weiß, was ich in seinem Kellerabteil liegen seh’, auch, wenn ich dafür keine Rechnungen mehr habe. Wer hebt auch Rechnungen für Türmatten auf?
Er wohnt direkt unter mir,
oft hab’ ich’s überprüft, konnt’s, wollt’s nicht glauben. Kann mir immer noch nicht vorstellen, dass er in ähnlichen Räumen lebt, wie ich. Es muss so sein, die Wohnungen sind gleichzeitig saniert worden, ich kenn’ den Planer, es gibt sicher nicht in jedem Geschoß verschiedene Grundrisse – über einander.
Wie wohnt er also – drei Meter unter mir?
Wo steht sein Esstisch, wo sein Bett, hat er eine Sitzgelegenheit, ein Sofa oder so?
Soviel ich weiß, raucht er; riecht es in seiner Wohnung so, wie’s manchmal in meine Fenster steigt? Kommt der Geruch überhaupt von ihm?
Bitte, mich jetzt nicht miss zu verstehen: Kocht er sich was? Was isst er?
Da lebt ein Mensch, seit über dreißig Jahren in demselben Haus. Zuerst im Hoftrakt, der dann, im Zuge der Sanierung geschleift und die Familie umgesiedelt wurde in den Straßentrakt.
Ob seine Eltern davor oder danach gestorben sind, kann ich gar nicht sagen, sie dürften aber seine „Lebensbeziehungen“ bestritten haben. Seit ihrem Tod – wann und wie auch immer – dürfte er, so sagt man im Haus, ziemlich konsequent alleine leben. Und Selbstgespräche führen. Gut, das sagt noch nichts, das mach’ ich auch.
Wenn ich ihn seh’, aus dem Haus gehen, vorerst immer dieselbe Richtung einschlagen, dann manchmal unvermutet einen anderen Weg gehen, die Runde offenbar auch variieren, denk’ ich oft, wozu macht er das? Nie ein Behältnis, keine Tasche, nie Einkäufe, auch nichts, was auf einen Weg zu einer Arbeit schließen ließe. Wovon lebt er überhaupt?
Er trägt nicht immer dieselbe Jacke, aber auch nichts ausgeprägt Jahreszeit-Bezogenes; es ist immer eine Lederjacke, manchmal Rauleder, dann wieder glatt, die glatte dürfte wärmer sein, die raue ist mehr ein Lumberjack. Immer Jeans, an den Oberschenkeln speckig. Er riecht auch – seltsam. Eigentlich durchaus so, wie’s manchmal in meine Fenster steigt.
Wer wäscht für ihn? Die Vorstellung, dass er selber eine Waschmaschine ein- und ausräumt, erscheint mir ähnlich absurd, wie das Bild von ihm am Herd.
Wann geht er schlafen, wann steht er auf?
In periodisch auftretenden Schüben höre ich seine „Selbstgespräche“. Lautstarke Schimpf-Tiraden, oft unflätigsten Wortgebrauchs. Meistens auf einen Mieter oder eine Mieterin bezogen. Auch ich bin schon drin vorgekommen. Einmal hab’ ich seinen Schatten an der gegenüber liegenden Feuermauer gesehen, da kannte ich ihn noch nicht. Ich war so beunruhigt, dass ich die Polizei verständigt habe, weil ich den Eindruck hatte, es findet ein Streit zwischen zwei Personen mit potenziell gewalttätigen Handgreiflichkeiten statt. Die Beamten haben mich dann aufgeklärt, dass der Mann alleine ist.
Drei Meter unter mir, ein Leben, so fremd.
Ein Paralleluniversum.
Um ihn herum Menschen, soziale Gefüge unterschiedlichster Herkunft und Kultur.
Lauter weitere Universen.
Und doch gibt es Zeiten, in denen diese Welten sich in eine einzige Richtung orientieren.
Die Wochen vor Weihnachten sind eine solche Zeit.
In den allermeisten Kulturen bereitet man sich auf ganz besondere Tage vor, die alle mit dem Leben an sich, mit Familie und auch mit Gemeinsamem zu tun haben.
Und ich frage mich: was wird sein, drei Meter unter mir?
Bei weitem nicht zum ersten Mal. Dennoch, im Grunde, nicht weniger schmerzhaft, so stelle ich mir’s wenigstens vor.
Ruft ihn jemand an? Lädt ihn jemand ein?
Wird er über die Weihnachtstage, wie sonst auch, seine seltsamen Spaziergänge machen?
Wie wird er dann heimkommen, vorbei am Innenhof, in dem schon Tage nach dem Fest die ersten abgeräumten Christbäume traurig vertrocknen, in seinen zweiten Stock hinauf gehen und seine Wohnung betreten, drei Meter unter mir,
drei Meter unterhalb meines Christbaumes, meiner Vanillekipferl, meiner Geschenke – die ich nach dem Heimkommen von der Familie in aller Ruhe, im Kerzenschein, nur für mich, noch einmal „auspacke“.
Das Sentiment, die Sentimentalität treibt seltsame, bunte Blüten.
Das kollektive Gefühl, die kollektive Weichheit dieser Tage trägt die Versuchung in sich, Dinge zu tun, die man im Vollbesitz der rationalen
Fähigkeiten nicht einmal andenken würde: soll ich ihn drauf ansprechen? Sollte ich ihn gar auf eine Jause einladen?
Die Vorstellung, dass er bei mir in der Wohnung sitzt, lässt mich eine leichte Übelkeit verspüren,
mir kräuselt’s das Zwerchfell;
Trotzdem.
Irgendwie lässt mir der Gedanke an eine derartige Einsamkeit keine Ruhe. Besonders um diese Jahreszeit.
Eine Einsamkeit, die ich durchaus auch von anderen Geschichten kenne, auch in meinem Freundeskreis.
Oft wird die Einsamkeit gewählt, als das kleinere Übel.
Ich weiß nicht.
Ich weiß auch nicht, ob der gesellschaftliche Druck, um die Weihnachtstage nicht allein sein wollen zu dürfen, nicht ohnehin eine künstliche Sache ist. Eine, die uns aufgedrängt wird, weil ein Mensch, der die Gesellschaft die eigenen Person, und nur dieser, der Gesellschaft mehrerer halbherzig Anteil nehmender Personen vorzieht, a priori suspekt erscheint?
„I’ll be home for Christmas“ Was oder wo ist zu Hause? Sind nicht Menschen, die bei sich ‚zu Hause’ sind, eher bei sich und daheim, als Menschen, die ihren Schwerpunkt vornehmlich im Außen suchen?
Wobei, das eine schließt das andere nicht aus. Und soziale Kompetenz, das soziale Spielbein, sozusagen, arbeitet ja auch nur gut, wenn das eigene Standbein...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorbemerkung 13-19
  3. Winter-Weih-Nacht XII18
  4. Schon eitel, oder? XII13
  5. Worüber lächelt Sirius XII11
  6. Es ist eine anstrengende Zeit XII09
  7. Kurz vor Weihnachten XII12
  8. Punsch irgendwo 02 XI08
  9. Punsch irgendwo 03 XI08
  10. Weißt Du, … X04
  11. Es blinkt ein Stern XII07
  12. Im Hinterland des Tages V08
  13. Seltsam, wenn Dir… V92
  14. „Du, Mama, icchh glaub sicchha…!“ XI05
  15. Fröhliche Kinderwelt VI06
  16. Hinter einem erleuchteten Fenster I06
  17. Die weihnachtliche Zahlschein-Flut XII04
  18. Das Mädchen mit den Schwefelhölzern XII09
  19. Wenn Schnee liegt I13
  20. Handle with care XII07
  21. Drei Meter XII05
  22. Kalte Tage XII06
  23. Sterne ohne Bedeutung XI07
  24. Den Kreis zurück … X09
  25. Schnee am Heiligen Abend – eine Utopie XII15
  26. Der Zeit-Faktor XII07
  27. Orangen schälen XI10
  28. Eine rosa Hyazinthe XII10
  29. Das Wünschen XII10
  30. Die Dritte Heilige Zeit II14
  31. Der brennende Adventkranz III14
  32. Was hat die Winternacht II13
  33. Diesmal (das letzte Mal) I14
  34. Beim Abbauen des Christbaums I-II08
  35. Info zu Irene Pollak
  36. Impressum