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AM ANFANG WAR DIE IDEE
Bevor man sich in das Wagnis Selbstständigkeit stürzt, sollte man kurz innehalten und genau überlegen, was eigentlich deine »eine, besondere« Geschäftsidee ist. Es ist sehr wichtig, ein möglichst klares Bild von seinem Vorhaben zu haben, um die weiteren Schritte sinnvoll planen zu können. Es nutzt wenig, wenn du täglich 1001 neue Ideen hast, dich aber nicht auf ein Ziel festlegen kannst. Rasch wird man sich verzetteln. Umgekehrt ist wenig ratsam gar keine Vorstellungen zu haben und »einfach nur zu starten«, weil man das studiert hat. Ziel soll es sein, ein klares Bild von EINER Idee zu haben, die du mit Spaß verfolgst und mit der du auch Geld verdienen kannst.
STEP 1:
Da du dieses Buch liest, gehe ich davon aus, dass du ein paar tolle Ideen für deine Selbstständigkeit hast. Mein Tipp: Schreibe diese einfach mal auf und verdichte dann deinen Ideenzettel auf ein paar Kernideen. Unterm Strich sollten dir ein bis drei Ansätze ins Auge fallen, woran du gerne arbeiten würdest.
STEP 2:
Prüfe, ob es Kunden für deine Geschäftsidee gibt. Sammle Informationen über »deinen künftigen Markt«. Gibt es Freelancer/ Agenturen/Kollegen, die genaue deine Leistung in deiner Stadt anbieten? Wie viele? Und auf wie viele potenzielle Auftaggeber verteilt sich die Konkurrenz? Welche Möglichkeiten gibt es, besser als die Konkurrenz zu sein? Dabei kennt das Gesicht »Besser« viele Facetten, wie zum Beispiel: hochwertiger, zuverlässiger, günstiger, umfangreicher, persönlicher, u.v.m.
STEP 3:
Schau, ob deine Idee für deine Kunden einen wirklichen Nutzen hat. Nur wenn deine Kunden einen persönlichen Vorteil in deiner Arbeit sehen, werden sie dich engagieren. Man muss allerdings bedenken, dass Kunden manchmal sehr seltsame Vorstellungen von einer perfekten Zusammenarbeit haben. Und so entpuppen sich manche Ideen, die einen besonders großen Nutzen für Kunden haben, als praktisch nicht bezahlbar und damit nicht umsetzbar. Du solltest also immer den Kundennutzen auf der einen Seite mit der Umsetzbarkeit auf der anderen Seite abwägen.
STEP 4:
Wenn es für dein Konzept Kunden gibt und deine Leistung auch von Nutzen ist, solltest du prüfen, ob du deine Leistungen konkretisieren kannst. Versuche als einen Mehrwert (USP - Unique Selling Proposition) herauszuarbeiten, der dich von der Konkurrenz abhebt. Die Herausforderung ist, einerseits einen »eigenen Markt« aufzubauen und andererseits offen für »bestehende Märkte« zu sein. Wichtig ist, dass deine Geschäftsidee das Potenzial für ein Alleinstellungsmerkmal hat. Dies klingt jetzt alles komplizierter, als es ist. Als Fotograf könnte eine ausgefallene Technik oder Bildsprache ein Verkaufsargument sein oder als Texter womöglich eine besonders provokante Schreibweise. Ansatzpunkte gibt es zu jedem Fachgebiet.
Eine kleine Übung (ca. 1 Stunde):
- Recherchiere das Angebot deiner Konkurrenten.
- Welche Leistungen bieten diese an?
- Welche deiner Leistungen übertrifft nicht das Angebot deiner Mitbewerber - und wie kannst du das ändern?
Bieten deine Konkurrenten die Gestaltung von Flyern an, bietest du die Entwicklung von Flyern inklusive kostenloser Erstberatung an. Bieten deine Konkurrenten Werbetexten an, bewirbst du Werbetexte inklusive drei Korrekturfahnen. Die Beschreibung deiner Leistungen ist ein guter Zeitpunkt, um kreativ zu sein.
PROFI ODER ALLESKÖNNER?
Welche Idee du auch immer verfolgst: Zu Beginn deiner Laufbahn muss deine Idee noch nicht perfekt sein. Wichtig ist allein, dass du ein zunehmend klareres Bild von deiner Selbstständigkeit gewinnst.
Ebenso verhält es sich auch mit deinem »Können«. Viele verwerfen eine tolle Idee, da sie schlicht nicht glauben, diese in die Praxis umsetzen zu können. Dies ist sehr schade. Gerade zum Berufsstart musst du noch kein Vollprofi sein. Es ist gut, wenn du den Schwerpunkt deiner Erwerbstätigkeit beherrschst. Wer frisch in das Arbeitsleben startet, sollte keine Angst vor Aufgaben haben, für die er noch nicht bestqualifiziert ist.
Beispielsweise habe ich im Rahmen einer Kampagnenidee ein Fotoshooting mit einer Popband angenommen, ohne jemals zuvor ein vergleichbares Shooting gemeistert zu haben. Der Tag verlief sehr gut. Das Beste ist aber, dass die Band kurz darauf mit ihrem Album auf Platz 2 der deutschen Albumcharts landete und mein Shooting unverhofft zu einer super Referenz wurde.
Insofern bringt ein Projekt im Optimalfall nicht nur Geld ein, sondern dient gleichermaßen der Entwicklung deines Portfolios. In meiner Praxis habe ich gerade zu Beginn viele Kampagnen übernommen, die zwar seitens der Bezahlung eher fragwürdig waren, dafür gute Referenzen waren.
SEI EINE MARKE
Wer langfristig überleben möchte, sollte stets gute Arbeit leisten. Das ist keine überraschende Erkenntnis.
Dieser Rat ist umso wichtiger, da wir keine internationale Konzerne sind. Wir agieren in dem engen Ballungsraum einer Stadt - plusminus ein paar Kilometer. Demzufolge wiegt die Kundenzufriedenheit umso schwerer. Jeder einzelne unzufriedene Auftraggeber bedeutet schlechte Mundpropaganda, was für ein kleines Unternehmen wie unseres ein enorm großer Stein auf dem Weg in die Selbstständigkeit darstellt.
Um angemessen »Geld zu verdienen«, sollte man nicht »nur« zufriedenstellend arbeiten, sondern aus der Masse herausstechen. Gib deinen Kunden Gründe, warum sie gerade mit dir zusammenarbeiten sollten. Werde eine Marke. Als Freelancer hast du das Glück, dass alle Fäden deiner Außenwirkung bei dir zusammenlaufen. Verstecke dich nicht hinter dem Wirrwarr aus Online-Diensten, E-Mails und Kontaktformularen, sondern suche den persönlichen Kontakt zu deinen Auftraggebern. Einen nachhaltigeren Vorteil als das »Gespräch unter vier Augen« und die »Sympathie des Geschäftspartners« gibt es nicht.
Sobald der Kunde den Menschen »hinter der Arbeit« sieht, wird die Zusammenarbeit leichter, werden Fehler eher toleriert und wird die Bezahlung besser.
Abgesehen davon gilt es, weitere Mehrwerte herauszuarbeiten. Überlege dir, was dir am meisten Spaß macht und was Interessenten am ehesten überzeugen würde, dir ihr hart verdientes Geld zu überlassen.
Erinnerung: Eine kleine Übung (ca. 1 Stunde):
Hast du die Angebote deiner Konkurrenten recherchiert? Welche Leistungen bieten diese an und welche deiner Leistungen übertrifft das Angebot deiner Mitbewerber?
Wie ist dein Plan, dies zu ändern?
FREIRÄUME BEHALTEN
Allgemein ist es ratsam, sich in der Außenwirkung Freiräume zu lassen. Auf diese Weise kannst du dein Portfolio jederzeit in die eine oder andere Richtung konkretisieren oder gegebenenfalls umdenken. Insofern ist der Preis ein denkbar ungünstiges Mittel, sich von der Konkurrenz abzuheben. Suche lieber nach Mehrwerten, die sich besseren Leistungen ergeben.
Übung (ca. 20 Minuten): Formuliere eine Beschreibung deiner 3 Top-Leistungen. Baue jeweils einen einzigartigen Verkaufsvorteil ein, der dein Geschäft nicht einengt.
Ein Schwerpunkt bei der Websiteerstellung könnte die Beratung sein, »nach der sich die Website optimal in die Unternehmenskommunikation einfügt«. Hier sieht der Kunde, dass du mit Weitblick für das Unternehmen arbeitest. Du entwickelst ein strategisches Marketinginstrument im Rahmen des Corporate Designs. So legst du dich nicht auf »Website gestalten« fest, stattdessen formst du Attribute wie »umsichtig«, »mitdenkend«. Diese Mehrwerte lassen sich prima auf weitere Geschäftsfelder erweitern, wie die Gestaltung einer Imagebroschüre oder Anzeigenkampagne.
DER BUSINESSPLAN
Wer noch nie einen Businessplan erstellt hat, graut sich meist davor. In der Tat habe ich die Entwicklung eines Businessplans ziemlich lange vor mir hergeschoben, da ich mich in meiner Fantasie nächtelang über endlose Zahlenkolonnen brüten sah. Außerdem war ich von meiner Gründungsidee absolut überzeugt und wollte lieber gleich starten, als meine Zeit mit unnützem Planen, Diskutieren und Grübeln zu vergeuden. Nun, das haben schon viele gedacht. Leider stellt sich oftmals heraus, dass die Idee in der Praxis doch nicht so gewinnbringend ist, der Aufwand für einen Erfolg zu hoch oder die Voraussetzungen für den Erfolg schlicht nicht gegeben sind. Nach der IHK können nur rund die Hälfte der Existenzgründer ihren einzigartigen Verkaufsmehrwert beschreiben. Unglaublich! Immerhin ist dieser eine der wesentlichen Grundlagen für den Erfolg der Existenzgründung.
Auch mir hat es »gut getan«, mein Vorhaben letztlich doch noch einmal genau durchdacht zu haben ... und auch heute noch jährlich grob gegenzuprüfen. Eines kann ich mittlerweile sagen: Die Erstellung eines Businessplans ist halb so wild. Klar, man kann sehr aufwendige Pläne erstellen. Und bei der Suche nach Finanzierungen ist der Aufwand für einen lückenlosen Business- und Finanzierungsplan sicher ungleich höher. Sofern wir aber als Existenzgründer keine großen Gründungsdarlehen oder Investoren suchen, ist ein solider Businessplan in wenigen Schritten abgefrühstückt.
Und das Beste ist, dass du bereits den Großteil der Arbeit geleistet hast. Denn eines der Kernaufgaben des Businessplans ist die Definition der Gründerperson, der genauen Geschäftsidee und des Marktes. All dies haben wir bereits besprochen. Praktisch, oder? Was jetzt noch kommt, sind Details zu Marketing, Mitarbeiter, Chancen und Risiken, Finanzierungen und der konkreten Planung. Das meiste davon werden wir in diesem Buch besprechen, sodass euch der Businessplan am Ende des Buchs recht leicht fallen sollte. Ich habe dieses Kapitel dennoch hier vorne eingeschoben, da es vielleicht hilft, einen klareren Blick auf die anstehenden Aufgaben zu bekommen. Solltet ihr noch nicht alle Punkte mit Leben füllen können, ist dies an dieser Stelle des Buchs also keineswegs tragisch. Behaltet einfach das Skelett der ToDos im Hinterkopf.
VORWORT
Zwar gibt es keine Regeln zum Erstellen eines Businessplans, doch hat sich eine 10-stufige Gliederung in der Praxis durchgesetzt. Wer diese Punkt für Punkt abarbeitet, ist eigentlich auf der sicheren Seite. Starten sollte man mit einem Vorwort, in dem man die Grundzüge der geplanten Selbstständigkeit zusammenfasst. In wenigen Worten werden hier Gründer, Firma, Produkte und Dienstleistungen, Zielgruppe, USP und Investitionsbedarf definiert. Alles in allem sollte das Vorwort zwei Seiten nicht überschreiten.
GRÜNDERPERSON
Nun, dieser Punkt erklärt sich von selbst: Es gilt, sich kurz und knapp vorzustellen. Wo liegen deine Stärken, was sind deine besonderen Qualifikationen für deine Existenzgründung und was befähigt dich, dein »Unternehmen« kaufmännisch zu leiten. Solltest du Partner haben, werden auch diese an dieser Stelle eingeführt.
GESCHÄFTSIDEE
Die Geschäftsidee ist die Grundlage für den gesamten Businessplan. Nimm dir ausreichend Zeit, deine Idee möglichst genau darzustellen. Wir haben ja schon alle wichtigen Aspekte zur Geschäftsidee beschrieben, wie Grundidee, Kundennutzen, USP, etc. Grundsätzlich solltest du darauf achten, deine Idee emotionalüberzeugend aber dennoch sachlich-seriös zu darzustellen.
MARKT
Auch diesen Punkt kennen wir bereits. Definiere möglichst exakt deine Zielgruppe, prüfe, ob es genug Kunden für dein Vorhaben gibt und wie/wo du deine Kunden erreichst. Gehe auch auf deine Konkurrenz ein. Wie groß ist deine Konkurrenz gemessen am Markt? Wie unterscheidest du dich von deiner Konkurrenz? Welche Alternativmärkte kommen für dich in Betracht?
MARKETING
Das klassische Marketing unterteilt sich in vier Rubriken:
- Welches Produkt bietest du an. Hier schaffst du einen Bezug zur Geschäftsidee, nur dass du jetzt deine Idee in konkrete Produkte/ Leistungen zusammenfasst.
- Wichtig ist deine Preisstrategie. In welchem Preissegment (hochwertig, niedrigpreisig, etc.) ist deine Leistung angesiedelt?
- Wie bringst du deine Leistung an den Kunden? Unter dem Stichwort »Vertrieb« wird zusammengefasst, wie du Kunden findest, mit welchen Strategien du deine ...