Jerusalem Pages
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Jerusalem Pages

Ein Reise-, Geschichts- und Lesebuch über die Heilige Stadt

  1. 576 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Jerusalem Pages

Ein Reise-, Geschichts- und Lesebuch über die Heilige Stadt

Über dieses Buch

"Reise nach Jerusalem" ist nicht nur ein Spiel, sondern ein Abenteuer, eines, das kein Ende findet. Trotz zahlreicher Aufenthalte entdeckt der Autor immer wieder Neues, Unerwartetes, Spannendes, Erhellendes. Eine Reise durch die Geschichte und die historischen Stätten der Heiligen Stadt mit den biblischen Texten als »Guide« führt zum Quellgrund der Offenbarung Gottes, aus dem das Heil in Jesus Christus fliesst. Der Text folgt den besonderen Orten Jerusalems in alphabetischer Reihenfolge und ermöglicht dadurch ein leichtes Auffinden der einzelnen Beschreibungen vor Ort. Genauso eignet er sich als Lesebuch, das diese einmalige Stadt wie eine neue Welt eröffnet.

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Information

Jahr
2013
ISBN drucken
9783837016352
eBook-ISBN:
9783848250646
Jerusalem ABC

Abendmahlssaal (Coenaculum)

Der Raum nahe der Dormitio-Abtei und dem "Davidsgrab" wird von allen Christen (außer den syrisch-orthodoxen) als die Stätte des Letzten Abendmahls geehrt. Er diente den Jüngern Jesu als Gemeindezentrum und gehörte im 4. Jahrhundert zur Hagia Sion Basilika, der Oberen Apostelkirche, die von den Persern anfangs des 7. Jahrhundert zerstört und von den Kreuzfahrern 1100 in kleinerem Umfang wieder aufgebaut wurde. Die Kreuzfahrerkirche wiederum wurde 1291 von den Moslems zerstört. Als die Franziskaner, vom Papst als "Custodia Terrae Sanctae" eingesetzt, an die Stelle kamen, fanden sie nur Ruinen vor. Um 1335 bauten sie zumindest das Gebäude des Abendmahlssaals wieder auf, dem das heutige noch im wesentlichen entspricht. Die Moslems vertrieben jedoch bis zum Jahr 1551 alle Franziskaner vom Berg und gründeten hier ein rein moslemisches Viertel.
"Auf dem Westhügel Jerusalems, dem »christlichen Sion« wurde schon früh der Ort gesucht, wo die Jünger nach Jesu Tod zusammenkamen. Die älteste christliche Tradition Jerusalems kennt den oberen Saal (coenaculum) auf dem Zionsberg als den Ort der Geistessendung. Wer aber waren jene »frommen Männer« (Apg 2,5), die von überallher in Jerusalem zusammenströmten? Vieles scheint darauf hinzudeuten, dass hier der lukanische Bericht der Apostelgeschichte, der die »frommen Männer« als »eulabeis« bezeichnet, eine Übersetzung des hebräischen Begriffs »Chassidim« (Fromme) ist. Dies wiederum ist eine Bezeichnung, die auch auf Essener angewandt wurde, die zudem im gleichen Stadtviertel wohnten. Aus den Beschreibungen geht hervor, dass die Apostel das Wochenfest nicht im Tempel, sondern im essenischen Hauptquartier gefeiert haben. Für die essenische Bewegung war es das Hauptfest der Bundeserneuerung, ein Thema, das ihnen ganz dringend erschien. Dazu kamen sie von überall her nach Jerusalem. Der alte Sinaibund war durch ihren Begründer, den »Lehrer der Gerechtigkeit«, zu einem »neuen Bund« geworden" (Bargil Pixner), ein Begriff, der auch bei den Urchristen geläufig war. Insofern bilden die Essener ein Bindeglied zwischen altem und neuem Bund, wobei der tatsächliche "Lehrer der Gerechtigkeit" nicht der Leiter von Qumran, sondern Jesus Messias war.
"Es ist auch denkbar, dass die vielen Ritualbäder, die sich auf dem Zion befinden, für die Initiationszeremonie der ersten Jesusgläubigen benutzt wurden, von denen es heißt, dass nach der Pfingstpredigt des Petrus etwa dreitausend Menschen getauft wurden (Apg 2,41) [In Qumram, der essenischen Siedlung am Toten Meer findet man gleichermaßen Ritualbäder]. Auch die große Schar der Priester, die gehorsam den Glauben annahmen (Apg 6,7), lässt kaum einen Zweifel, dass diese Priestergruppe von der essenischen Priesterklasse kam. Manche Autoren glauben, dass es diese levitischen Juden waren, an die der Hebräerbrief gerichtet war." (Bargil Pixner).
Epiphanios von Salamis (315-403) erzählt vom Besuch des römischen Kaisers Hadrian in Jerusalem (130 n.Chr.): "Hadrian fand die Stadt dem Erdboden gleich, den Tempel zerstört und mit Füßen getreten, mit Ausnahme einiger Gebäude und einer kleinen Kirche der Christen, die an der Stelle des Coenaculums bestand, wohin die Jünger nach der Himmelfahrt des Herrn vom Ölberg zurückkehrten und in den Obersaal hinaufstiegen". Diese Kirche dürfte lange Zeit hindurch wichtiger Versammlungsort der urchristlichen Gemeinde Jerusalems gewesen sein, ebenso Ort der Ausgießung des Heiligen Geistes, des ersten Pfingstfestes. Nach einer Urkunde des Patriarchen Modestos im 7. Jahrhundert soll hier Maria zuletzt gelebt haben und gestorben sein. Die Kirche wurde in die Basilika der Apostel, die Sionskirche, einbezogen, die entweder unter Kaiser Constans und Bischof Maximos (340 n.Chr.) oder - nach anderer Quelle - unter Bischof Johannes II. (390 n.Chr.) als fünfschiffige Basilika hier entstand. In jener Zeit wurden infolge einer Vision des Mönches Lukian aufgefundene Gebeine dem Erzmärtyrer Stephanus zugeschrieben. Bereits am 26. Dezember 415, dem Fest König Davids und des Herrenbruders Jakobus, überführte man die Reliquien in die Hagia Sion. Über den Pfingstgottesdienst an diesem Ort berichtet auch die altkirchliche Pilgerin Etheria/Egeria, der wir eine Fülle von Informationen aus jener Zeit zu verdanken haben. Die Kirche ist im 560/565 entstandenen Mosaik von Madaba in Jordanien, der ältesten Karte Jerusalems, als markantes Gebäude abgebildet. Bereits 614 n.Chr. wird die an Ausmaßen gewaltige Sionskirche von den Persern zerstört. Teilweise wieder aufgebaut, leidet sie unter arabischen Übergriffen. Die Kreuzfahrer fanden 1099 nur noch Ruinen und bauten dann die dreischiffige Kirche "St. Marien auf dem Berge Sion".
Der "Abendmahlssaal" ist Teil dieser Kirche. Durch Vermittlung von König Robert von Neapel gingen der Abendmahlssaal und eine weitere Kapelle 1335 an die Franziskaner über, die den Saal von zypriotischen Künstlern rekonstruieren ließen. In Folge von Selim I., dem "Gestrengen" und 9. Sultan des Osmanischen Reiches, der als erster türkischer Herrscher den Titel des Kalifen und den des Hüters der heiligen Stätten führte, wurden die Patres 1551 vertrieben, nachdem bereits 1524 das Davidsgrab islamisiert worden war. Fortan diente der Raum bis 1943 als Moschee - was dem heutigen Besucher die sich im Hof aufhaltenden Moslems deutlich zu verstehen geben und ihre Ansprüche gegen den jüdischen und christlichen Teil des verwinkelten Gebäudes artikulieren.
Schon für Lukas ist dieses "Obergemach“, in dem die Gemeinde nach der Himmelfahrt Jesu zusammenkam, und wo nach Lukas auch das Pfingstwunder geschah, eine feste Größe. Er scheint dieses Gebäude als Urbild und Inbegriff der urkirchlichen Gottesdiensträume darzustellen. Der Bericht bemerkt ausdrücklich, dass sich in diesem Raum "viele Lampen befanden" (Apg 20,8). Auch im Petrus-Haus in Kapernaum, das schon in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhundert in eine Hauskirche umgestaltet wurde, fand man außergewöhnlich viele Bruchstücke von Öllampen, die möglicherweise über den praktischen Zweck hinaus eine liturgische Bedeutung besaßen. Obergemächer hatten bereits im AT eine gewisse geistliche Bedeutung (2Kön 4,10; Dan 6,11) und wurden vielleicht deshalb später von Schriftgelehrten als Gebets- und Versammlungsorte bevorzugt.
Lukas unterscheidet in Apg 12,12-14 einen weiteren Versammlungsort der Urgemeinde. Er beschreibt die Außenansicht, ein Haus mit eigenem Hoftor, und nennt auch die Besitzerin, Maria, die Mutter des Johannes Markus. Lukas spricht demnach von zwei Versammlungsorten: von dem Obergemach, wo Gemeindeglieder unter der Leitung des leiblichen Bruders von Jesus, Jakobus, zusammenkamen (Apg 1,13f.), und dem Haus der Maria und ihres Sohns Johannes Markus. Der Herrenbruder Jakobus war schon vor dem Tod des Agrippa (44) zum Leiter des judenchristlichen, vorwiegend aramäisch sprechenden Teils der Gemeinde geworden. Johannes dürfte aufgrund seines Beinamen Markus griechisch gesprochen haben, seine Familie durch die Verbindung mit Paulus als für die Heidenmission aufgeschlossen dargestellt (Apg 13,5.13; 15,37). Wie der Jakobusbrief zeigt (Jak 2,2f.), der vermutlich vor 62 im Umkreis des Herrenbruders entstanden ist, besaßen die Judenchristen schon in früher Zeit eigene Synagogen. Diese Bezeichnung für ihre Versammlungsräume haben sie noch lange, vermutlich bis in die byzantinische Zeit, beibehalten. Das bedeutet, es dürfte sich um zwei Versammlungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten gehandelt haben, einmal der "Abendmahlssaal" für die Judenchristen unter dem Herrenbruder Jacobus und einmal das Haus der Maria für die Heidenchristen unter der Leitung von Johannes Markus.
Nach einer von Eusebius von Caesarea und Epiphanius von Salamis (315-403) weitergegebenen Nachricht verließ die judenchristliche Gemeinde Jerusalem im Zusammenhang mit dem Jüdischen Krieg (66-70), um in Pella in der Dekapolis, dem östlichen Zehn-Städte-Verbund, Zuflucht zu finden. Allerdings scheint die Abwesenheit der Christen nicht länger als 6-7 Jahre gedauert zu haben. Eutychius, Patriarch von Alexandrien, berichtet, dass der Rest der Urgemeinde unter der Leitung des Simon Bar-Kleopha im 4. Jahr des Vespasian (72/73) aus dem Ostjordanland nach Jerusalem zurückkehrte und dort eine Kirche erbaute. Eine Beruhigung der politischen Verhältnisse ist für diese Zeit denkbar, da im selben Jahr Masada als letzte Widerstandsbastion der Zeloten gefallen ist.
Epiphanius schreibt über den Besuch Kaiser Hadrians im Jahr 130: "Er fand die ganze Stadt zerstört und auch den Tempel des Herrn niedergetreten, ausgenommen einige kleine Behausungen sowie die kleine Kirche Gottes, die an dem Ort war, wo die Jünger, nach der Himmelfahrt ihres Erlösers vom Ölberg zurückgekehrt, in das Obergemach hinaufstiegen (Apg 1,13f)". Die urgemeindliche Kirche scheint in dieser Zeit das einzige Sakralgebäude in Jerusalem gewesen zu sein.
"Nach dem Bau der Kirche setzten sie einen zweiten (= neuen) Bischof ein namens Simeon, Sohn des Cleopas. Dieser Cleopas war der Bruder von Joseph, der unsern Herrn Christus aufgezogen hatte. Dies geschah im vierten Jahr der Herrschaft des Uspasian. Simeon blieb 26 Jahre und wurde dann getötet". Für die Zeit zwischen der Rückkehr aus Pella und dem Bar-Kochba-Aufstand (132-135) spricht Eusebius von einer "sehr großen judenchristlichen Gemeinde“ in Jerusalem. Adolf von Harnack nahm an, dass ausschließlich Herrenverwandte die judenchristlichen Bischöfe stellten: Jakobus, Simon Bar Kleopha, Justus und Judas Kyriakos.
Eusebius deutet weiter an, dass bereits vor 132 n.Chr. auch Heidenchristen in Jerusalem lebten oder eine gewisse Zeit dort verbrachten. Ein Pilger, der aus einer heidenchristlichen Kirche kam, war z.B. Melito von Sardes. Wie eine Stelle in seiner berühmten Passah-Homilie zeigt, hat man ihn in Jerusalem auf die Lage von Golgatha inmitten der damaligen Stadt hingewiesen, ebenso hat der kleinasiatische Bischof aus Sardes offenbar dem Zionsberg einen Besuch abgestattet. Melitos literarische Arbeit bestand vor allem darin, die Schriften der jüdischen Bibel gesichtet und die älteste christliche Zusammenstellung des Alten Testaments in Hebräisch herausgebracht zu haben.
Bezüglich der Frage nach einer judenchristlichen Präsenz in der heiligen Stadt nach dem Bar-Kochba-Aufstand, der das Vertreibungsedikt Hadrians zur Folge hatte, nimmt die Gestalt des Judas Kyriakos eine wichtige Rolle ein. Er begegnet in einem weitverzweigten Legendennetz, dessen historischer Kern nicht leicht zu ermitteln ist. Sein Beiname Kyriakos bezeichnet ihn als Herrenverwandten. Adolf Schlatter nahm die Notiz des Epiphanius ernst, nach der Judas im 11. Jahr des Antonius Pius (148/149 n.Chr.) in Jerusalem den Märtyrertod erlitten hätte. Judas’ Tod wäre alsdann ein Beleg für das zähe Festhalten der Judenchristen an der heiligen Stadt. Weitere Hinweise hierfür sind judenchristliche Grabmale auf der dem Zionsberg gegenüberliegenden Seite des Hinnomtales oder die Streitigkeiten um die Osterfeier am jüdischen Passahtermin unter dem heidenchristlichen Bischof Narcissus um 196 n.Chr., die auf eine judenchristliche Gruppe in der Jerusalemer Gemeinde hindeuten.
Obwohl Konstantin das Aufenthaltsverbot Hadrians (außer am 9. Av, dem Tag der Tempeltrauer) aufrecht erhielt, dürften, wenn auch nur schwach bezeugt, selbst nach der konstantinischen Zeit noch Judenchristen in Jerusalem gelebt haben. Gregor von Nyssa, einer der drei großen Kapadozier, berichtet von einem Besuch Jerusalems 379, bei dem er Christen begegnet sei, die die jüdischen Reinheitsgebote einhielten sowie die Wiederaufrichtung des Tempels erwarteten. D.h. bereits in der Alten Kirche gab es Christen resp. messianische Juden, die an den Bau eines dritten Tempels glaubten. Für die Existenz einer judenchristlichen Gruppe auf dem Zion spricht weiter der zunächst merkwürdige Umstand, dass von Konstantin an einen solchermaßen bedeutenden Ort wie dem des Pfingstwunders, wo zuvor bereits Jesus als Auferstandener erschienen war, keine Kirche errichtet wurde, - möglicherweise weil das alte Zionsheiligtum noch existierte und sich in judenchristlicher Hand befand. Die erste byzantinische Zionskirche wurde erst unter Kaiser Theodosius I. (379-395) und Bischof Johannes II. (387-419) errichtet. Aus neueditierten georgischen Handschriften wurde geschlossen, dass Johannes bei dieser Gelegenheit eines Kirchenneubaus auf dem Zion die Eingliederung der judenchristlichen Minderheit gelang. Es handelte sich bei der Kirche um einen oktogonalen Memorialbau, der neben der judenchristlichen Synagoge, schon damals als das "Obergemach" der Apostelgeschichte betrachtet, errichtet wurde. Nach 415 begann Johannes II. mit der Umgestaltung in eine mehrschiffige Basilika, aber auch jetzt noch bildete der ehemalige judenchristliche Bau einen Annex. Erst die Kreuzfahrer integrierten den Abendmahlssaal vollständig in ihre Kirche "Santa Maria in Monte Sion".
Die heutige Kapelle des Coenaculum geht in ihrer Architekturgestalt auf die Franziskaner zurück, die diesen Raum 1335 anlässlich ihrer Rückkehr in die Stadt errichtet hatten. Das Rippengewölbe der Decke ist typisch für die iustinianische oder zypriotische Gotik. Der reich verzierte Mihrab, die muslimische Gebetsnische, wurde 1523 eingefügt, als die Franziskaner von den Türken aus dem Gebäude vertrieben und der Raum in eine Moschee umgewandelt wurde. Auch die diesen nachfolgende britische Mandatsmacht weigerte sich, der Kirche die Schlüssel zum Raum auszuhändigen. Erst seit Gründung des jüdischen Staates 1948 dürfen Christen den Raum wieder betreten.
Im März 2000 besuchte Papst Johannes Paul II. bei seiner Milleniumsreise ins Heilige Land auch den Abendmahlssaal. Der Thronstuhl, auf dem das Kirchenoberhaupt saß, stand noch lange im Raum. Wer wollte, konnte sich probehalber einmal auf den "Stuhl Petri" setzen. Oder wollte die Katholische Kirche mit diesem Thron ein symbolisches Zeichen setzen und ihren Anspruch auf den Raum deutlich machen? Anfangs 2010 jedenfalls vermelden die Medien, dass der Vatikan auf den Saal bestehe, jedoch von der israelischen Regierung kein Placet bekomme, da der traditionelle Raum des Davidsgrabes darunter liege. Grund für die Ablehnung könnte mithin auch die einseitig propalästinensische Haltung des Vatikan im israelisch-palästinensichen Konflikt sein. Vgl. zum Abendmahlssaal: Mt 26,26-35; Lk 22,14-38; Apg 2,1-4
Theologischer Exkurs: »Was passierte beim Abendmahl?« Eine Generation nach Jesu Tod, als die Evangelien geschrieben wurden, zerstörten die Römer den Tempel in Jerusalem im Jahr 70 n.Chr., das einschneidenste Ereignis dieser Zeit. Jerusalem war bereits nicht mehr das Zentrum des neuen Jesusglaubens, vielmehr waren es Städte des Mittelmeerraums wie Alexandria, Antiochien, Korinth, Damaskus, Ephesus und Rom. Obwohl eine große Zahl Juden ebenfalls Nachfolger Jesu waren, prägten Nichtjuden die frühe Kirche zunehmends und bestimmten die Auslegung der Evangelien.
In der griechisch-römischen Welt war Jesus als eine göttliche Gestalt anerkannt, wie auch griechische Götter auf die Erde kamen. Die Religion der Griechen war im ersten und zweiten Jahrhundert von Kulten beeinflusst, die man Mysterienkulte nannte, in deren Rituale ein Anbeter mit dem Tod und der Wiederherstellung eines Gottes verbunden wird. Jesu Abendmahl wurde verständlicherweise mit einem solchen Mysterienkult verglichen. Für viele griechische Christen konnte das einzig bedeuten, dass Jesus sich selbst meinte, wenn er über die Gaben sagte: "Das ist mein Leib und Blut". Brot und Wein repräsentierten Jesus, die zu seinem Leib und Blut wurden, wenn die Gläubigen sie zu sich nahmen. Eine Herausforderung für die christliche Orthodoxie war, auf welche Weise diese Transformation vonstatten ging, eine Frage, um die heftig gerungen und gestritten wurde. Schließlich kamen sich die Kirchen darin überein, dass die Bedeutung von Leib und Blut auf Jesus selbst bezogen waren, dass Jesus autobiographisch über sich selbst sprach, über sein eigenes...

Inhaltsverzeichnis

  1. Motto
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. "Wenn ich deiner nicht gedenke"
  4. Jerusalem - woher und wohin?
  5. Jerusalem - seine Wurzeln
  6. Stadt der Entscheidung
  7. Zion, die Geliebte, Leuchte des Messias
  8. David - welch ein König!
  9. Salomo - zwischen Intelligenz und Dekadenz
  10. Anhaltender Abwärtstrend
  11. Licht am Horizont: von den Babyloniern zu den Persern
  12. Schlagkraft aus dem Westen: Alexander der Große
  13. Makkabäische Morgendämmerung?
  14. Rom auf dem Weg nach Jerusalem
  15. Das Ende einer jüdischen Dynastie
  16. Jesus in Jerusalem: Kind aus Galiläa - Pontifex Maximus,
  17. Herodes' Erbe
  18. Jesus und Jerusalem
  19. Die Katastrophe schlechthin: 70 n.Chr.
  20. Kaiser Konstantin: Wende mit Wehen
  21. Perser, Omaijaden, Fatimiden, Seldschuken
  22. Kreuzzüge - die Schatten des Christentums
  23. Mameluken - Eroberer mit (Bau-)Stil
  24. Osmanische Ambitionen
  25. Napoleons Erbe
  26. Vom Okzident zum Orient
  27. Folgenreiche Revolte der Paschas
  28. Evangelische Mission
  29. Samuel Gobat - protestantischer Pionier und Protektor
  30. Wie die Aufbauarbeit weiterging ...
  31. Christian Friedrich Spittler - Gründertalent und Jerusalem-
  32. Banker mit Passion und Vision: Johannes Frutiger
  33. Conrad Schick - das »Universalgenie«
  34. Templer - und keine Ritter
  35. Legendäre »Kaiserreise«
  36. Von den Osmanen zu den Briten
  37. Die Balfour-Erklärung - eine epochale Entscheidung
  38. Israel soll verhindert werden
  39. Wiedergeburt Israels
  40. Kampf dem Neugeborenen
  41. Islamische Reaktionen auf Al-Naksa
  42. Jerusalem in Zahlen
  43. Orient live
  44. Geschichte Jerusalems in arabischer Sicht
  45. Was bedeutet Jerusalem für Christen?
  46. Immer weniger Christen in Jerusalem
  47. Jerusalem ABC
  48. Impressum