9. Die Sizilianerin auf dem Weihnachtsmarkt 2013
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Der Weihnachtsmarkt findet jährlich auf dem Rathausplatz des alten Rathauses in Bad Kissingen statt. Er wird eröffnet von dem Oberbürgermeister freitags gegen 17 Uhr vor dem 1. Adventsonntag. Natürlich trägt er die Amtskette, denn es ist fast ein Staatsakt für ihn. Er hält dabei eine berauschende Rede im Sinne der guten Weihnachtsgeschäfte für die Stände auf dem Markt und den Handel. Natürlich erwähnt er auch die Besucher. Ich hasse seit Jahren eigentlich Weihnachtsmärkte nicht nur wegen dem „Klimbim“ oder neuerdings auch wegen der unvorhersehbaren Terrorgefahren. Weihnachten ist in rein merkantiles Geschäft geworden und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich kann die Menschen verstehen, die abseits von diesem Trubel die Tage bei Skilaufen, einsamen Waldspaziergängen oder auch in der Karibik verbringen. Der eigentliche Sinn des christlichen Weihnachtsfestes, wenn man von einem Fest sprechen kann, bleibt den Kirchen überlassen und ihren klerikalen Gefolgsleuten. Und was ist eigentlich christlich in unserer nunmehr aufgeklärten Zeit heute?
Schon unsere Kinder, so auch ich, wurden und werden mit dem Weihnachtsgedanken so früh als möglich verdorben. Da empfängt eine Jungfrau den Sohn Gottes, der wir in Betlehem wenige Monate später im Jahr geboren und in eine Krippe gelegt. Dann wird er gut ein Vierteljahr später als erwachsener Mann am Kreuz der Erlöser der Menschheit, der auch nach einigen Tagen wieder aufersteht und in den Himmel fährt! Auch wir sollen eines Tages, am Ende der Welt, wieder auferstehen. Die Kirchenväter von einst haben so das Kirchenjahr erfunden und in die Köpfe der Menschheit eingehämmert. Und die glaubten es auch, Glaube kann ja seit jeher Berge versetzen! Mit zunehmendem Alter wird man vorsichtiger oder passt sich an. Es gibt es nun zwei Gruppen von Menschen: Die einen glauben unbeirrt diese Geschichten der Urkirche ständig bis heute, erneuert in den Jahrhunderten. Sie hoffen auf die Auferstehung, die ja auch kirchliches Dogma wurde durch die Päpste. Manche opferten so ihr Vermögen dafür, um den Platz im Paradies zu erhaschen. Nichts ist wissenschaftlich erwiesen! Die anderen, die dies bezweifeln, sind die Ketzer, die im Mittelalter verbrannt wurden. Diese sagen, nach dem Tod ist Schluss, das ist die Lehre der Evolution. Geburt und Tod, ein ewiger Kreislauf, bis die Materie erschöpft ist. Der alte Fritz, ein Vertreter der Aufklärung sagte, jeder soll nach seiner „Facon“ leben! Das ist seit einigen Jahren auch meine Meinung! Auf etwas anderes was die Kirche betrifft, will ich erst nicht eingehen. In Deutschland wird der Klerus vom Staat, also uns Steuerzahlern entlohnt, obwohl die Bistümer gewaltige Besitztümer angehäuft haben und auch daraus Einnahmen haben. Das haben verschiedene Regierungen seit Bismarck schon bemängelt und auch Politiker der Neuzeit. Aber die Kirche wehrt sich bezüglich einer Abschaffung und beruft sich auf alte Vorrechte. War und ist der Missbrauchsskandal auch ein solches Vorrecht?
Nun aber weiter mit der Geschichte der Sizilianerin:
Das alte Rathaus war festlich illuminiert. Überall der Duft von Glühwein und gebrutzeltem Essen, der den Tannenduft von frisch geschlagenen Fichten überdeckte. Dazu Weihnachtsmusik aus Lautsprechern, die blechern und oft tosend wiederhallte wegen der Enge des Marktplatzes. Das Areal war überschaubar von der Größe her, vielleicht 30 Stände, deren Standgebühr die Stadt einsäckelte. Auch für die WC Benutzung im Rathaus musste der Besucher löhnen. Der Glühwein ist „sau“ teuer. Ich war daher schon einige Jahre nicht mehr dort, denn alles verliert seinen Reiz mit der Zeit. Auch in den heiligen Hallen des dekorierten Kurgebäudes konnte man weihnachtliche schöne Dekorationen und Musik bewundern und hören. Selbst eine Krippe war im Kurgarten zu sehen, neuerdings sind die Figuren und der Stall aus Lichterketten, was heutzutage üblich ist. So erstrahlte Bad Kissingen als Kurstadt auch in dieser Weihnachtszeit 2013 angemessen und lockte Fremde an. Ein Rückblick zu meiner Geschichte!
Im Herbst ging ich im Kurgarten in Bad Kissingen so vor mich hin, einsam und alleine wie immer. Mein Hirn fasste den Entschluss, eine Gruppe zu gründen mit Menschen
gleichartiger Interessen, möglichst Männlein und Weiblein. Das Alter sollte keine Rolle spielen, nur die Beweglichkeit. Wir wollten einiges in der Freizeit unternehmen, so z.B. im Sommer Radfahren, Wandern, Kurzreisen in Städte, im Winter auf jeden Fall Reisen in wärmere Länder. Die Winterzeit ist wegen der Nähe zur Rhön doch manchmal arg kalt und eisig hier. Der erste Kontakt sollte per mail geschehen und
„[email protected]“ war zunächst die Anlauf email Adresse. Die Resonanz war überwältigend, gut 30 Mails erhielt ich, manche fügten Bilder bei. Aber es war auch etwas Erschreckendes für mich vorhanden, alle Nachrichten waren von Frauen zwischen 50-70. Das ist doch schön, denken die männlichen Leser. Warten Sie mal ab auf das Endergebnis! Ein Mail, das ich erhielt, war sehr aufdringlich, aber daher umso interessanter. Es meldete sich eine Renate. Den Namen kann ich wohl erwähnen, denn er ist sehr häufig und man verbindet damit „erleuchtete Frauen“ (Renate = die Erleuchtete nach der Bibel). Ursprünglich hatte ich für alle Interessierte im südlichen Kurgarten ein Treffen im Cafe Lindesmühle angesetzt am 6.1. des neuen Jahres, zu Dreikönig. An dem Feiertag, da würden sicher
alle kommen können. Aber diese Renate wollte mich unbedingt schon viel früher auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Kissingen treffen. Renate war die Vierte von meinen Bekannten, vielleicht eine Kuramazone? Ein Bild fügte sie nicht bei, da war schon etwas faul? Amazonen sind gut aussehende Frauen, die meist auf der Jagd sind in Kurstädten, bisweilen zu Pferd, aber auch per PKW und nur im 2-Sitzer. Eins solche war sie, wie ich später feststellte. Drahtesel hassen Amazonen zur Jagd, die sind zu langsam. Aber manchen männlichen Esel haben sie sicher schon erbeutet. Nun bin ich kein Beutetier und gehe als „Paul von Leiselheim“ wegen meines Alters nicht mehr zur Jagd. Aber meine Eigenschaften lasse ich ab und zu auf das weibliche Geschlecht wirken.
Es ist fast Jahresende 2013. Bisher kenne ich Renate eins und zwei und die Beziehungen zu beiden Damen bestehen noch, wenn man überhaupt von Beziehungen reden darf. Mit Renate eins, einer Witwe, bin ich fast 7 Jahre liiert, bis mir jüngst jäh klar wurde, sie will nicht mitziehen in die schöne Kurstadt. Da kann man kein mehr Geld verdienen, höchstens Geld loswerden! Bei ihr hatte ich Lotterie gespielt und in den 7 Jahren einiges Geld verloren. Dann habe ich losen Kontakt zu einer Renate Nummer zwei, ebenfalls Witwe, aber angeblich wohlhabend. Außer ihrer gewiss altersgemäßen Eleganz, wenn man es so nennen darf, haben wir einige gemeinsame Hobbys. Wir treffen uns zum Spazierengehen und gutem Essen in Bad Kissingen. Wir „frönen“ so dem fleischlichen Genuss des Alters, wie ich sage. Sie bezeichnete es etwas anders, als Sex des Alters, aber es geht dabei auch um den Genuss. Den eigentlichen Genuss der Jugend haben wir bei unserer besonderen Bekanntschaft von vornerein ausgeklammert, denn dieser besteht außer gutem Essen und Trinken noch in anderen Anwendungen. Für diese war sie aber schon zu alt nach ihrer Meinung, was nicht unbedingt auch meine allgemein war. So lustwandelten wir im Sommer durch Kissingens Anlagen und Parks, erklommen mit dem Auto die Höhen der Umgebung und plauderten heftig. Kurz gesagt sie war nie ein Objekt meiner Begierde. Ihre Tochter, 30 Jahre alt, wäre mir da schon ein lohnenderes Bekanntschaft-Objekt, schlank und sehr hochgewachsen mit standfesten breiten Füßen Größe 47!! , auf der Suche nach einem reifen Partner. Leider war ich überreif mit damals 66! Da stimmt wohl das Lied von Udo Jürgens nicht ganz „ mit 66 Jahren…..“. Es gab in meiner Jugend noch eine Renate in einem pflegerischen Beruf wie meine jüngere Schwester. Diese wollte mich unbedingt mit ihr „verkuppeln“, denn sie suchte möglichst einen Arzt, da sie auch im Krankenhaus tätig war. Aber ihre derbe Sprache und ihr Gewicht von 120 Kilo erschreckten jeden Mediziner, wusste man doch, Übergewicht verkürzt das Leben und macht sicher gewisse zwischenmenschliche Beziehungen schwierig. Dann war da noch eine Renate aus Köln, eine nette Beamtin bei der Finanzdirektion, während meiner medizinischen Ausbildung in dieser Stadt. An sie erinnere ich mich noch heute gerne. Sie hatte schwarze lange Haare und tiefblaue Augen, dazu war sie sehr schlank. Auch die Sprache verzückte mich bei jedem Treffen, kein Dialekt, sondern reinstes Hochdeutsch! Ich wurde nach meiner Ausbildung weit weg in eine andere Stadt versetzt. So konnten wir 2 Königskinder nicht zusammen finden, die Entfernung war zu groß. Damals war sie noch Jungfrau in doppeltem Sinn (Sternzeichen und Lebensstand). Sie gebar später einen Sohn, nannte ihn nach dem heiligen Thomas. Es war keine unbefleckte Empfängnis, und ich hatte nichts damit zu tun.
Nun kam Ende 2013 Renate die Vierte in mein geschiedenes Leben, das bisher ruhig verlaufen war in diesem Kurort. Zu ruhig für meine agile Art. Ich wollte daher eine Gemeinschaft gründen mit altersgemäß Gleichgesinnten, bestehend aus Damen, Herren oder Gruppen für Freizeit, Kultur und Reisen. Die Resonanz auf meine Anzeige, wie bereits erwähnt, war größer als erhofft. Angeblich Gleichgesinnte, leider nur Damen, zeigten Interesse. Einige wollten mich aber sofort kennenlernen und mit mir verreisen in warme Länder. Sie schickten gleich ein Bild mit, auch ausgezogen für die warmen Länder. Erst als ich ihnen klar machte, es waren vornehmlich Jüngere, sie hätten wahrscheinlich die Spalte in der Zeitung verwechselt, erkannten einige so ihren Irrtum und blieben fern. Ich wollte weder ein neues Partner-Duo und nicht noch als Sponsor auftreten. 20 blieben aber auch dabei mit der Gruppenidee. Renate, diese Vierte, war schon die richtige Spalte getrudelt, glaubte mir aber nicht an der Ernsthaftigkeit mit der Gruppenidee. Oder sie gab dies nur vor. So waren es nun Irrungen und Wirrungen mit uns beiden. Sie glaubte fest zunächst, ich wollte doch ein Duett und in der Gruppe, diejenige auswählen, die mir am Besten zusagte. Die Gruppe wäre nur die Ausrede von mir! So was gab es schon öfters im TV, wo ein Suchender oder eine Suchende aus vielen Interessierten einen auswählt. Dann vergibt der oder die immer eine Rose, um einige los zu werden mit „warmen“ Sprüchen. Nach dem letzten Test schenkt er die Rose an die Auserwählte. Ohne Rose verabredeten wir uns auf ihren Wunsch kurz vor Weihnachten. Renate wollte es so, wir sollten uns bei einem Besuch auf dem hiesigen Bad Kissinger Weihnachtmarkt treffen. Ich war schon einige Jahre nicht mehr dort, denn ich halte Weihnachtsmärkte wie bereits gesagt für Nepp und für große Gefahr wegen der vielen Menschenansammlungen. Dies hat sich auch Jahre später in Berlin erwiesen, als Mutter Angie ihre Kinder nach Deutschland kommen ließ mit den Sprüchen ihr Kinderlein kommet, wir schaffen das. Aber das ist Politik von Gestern. Und nur nichts gegen Mutter Angie, die auch heute noch des Volkes Liebling ist und weiter gewählt wird bis zum bitteren Ende. Besagte Dame Renate wollte sich unbedingt am 2. Dezember Wochenende mit mir auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Kissingen treffen. Es gab nun den ersten Telefonkontakt. Sie verband für das Treffen einen 100 Kilo „Wahrheit Test“ mit mir, den ich beschreibe wie folgt: Wir kannten uns ja noch nicht. „Ich trage zum Date rote Ski Jacke, schwarze Mütze“ und nach dem Gewicht gefragt und der Größe war meine Antwort „183 cm bei 100 kg Lebendgewicht“. Überaus sympathisch war mir, sie fragte nicht nach dem Brustumfang. Daher vermied ich es auch, den ihrigen zu erfragen. Sie war angeblich 100-105 kg schwer, 176 cm groß und wollte hohe Schuhe anziehen um auf die gleiche Größe wie ich zu kommen. Natürlich verband sie mit diesem Test eine Absicht, denn wenn ein Mann sich mit einer 100 Kilo Frau trifft, dann schaut er nicht auf das Äußere! So sagte sie es mir später. Sie war angeblich erst um die 50, also die Jüngste der Gruppe. Ich bestätigte weiter, in der Gruppe seien nach meiner Kenntnis andere schwergewichtige Damen. Wir scherzten nun über das Gewicht und ich kommentierte; „zwei Zentner kann der Wind nicht lupfe, die müssen schon von selber hupfe“, was ihr sehr gefiel. Ich betonte dann auch, „es kommt nicht auf die Figur an, sondern auf den Menschen in der Figur, seinen Charakter usw….“. Diese Worte klangen wie Balsam in ihren Ohren. Natürlich wa...