
eBook - ePub
Kratzer im Lack
Ein satirisches Lesebuch mit Liedern, Geschichten, Sketchen und Lyrik
- 208 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Kratzer im Lack
Ein satirisches Lesebuch mit Liedern, Geschichten, Sketchen und Lyrik
Über dieses Buch
Die satirischen Texte dieses Buch richten sich an Menschen, die sich ihren Sinn für das Erkennen alltäglicher Zumutungen bewahrt haben, und die vorhaben, auch weiterhin offenen Auges durchs Leben gehen. Schließlich muss man heutzutage schon genauer hinsehen, um nicht ständig belogen und betrogen zu werden. Man kann sich da gut an den Gepflogenheiten beim Gebrauchtwagenkauf orientieren.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Test einer Verschwörungstheorie
Das Wort Verschwörungstheorie wird von vielen immer noch negativ bewertet, obwohl doch längst bewiesen ist, dass sich hinter einer solchen Theorie immer auch ein Stück Wahrheit verbirgt – mag es auch noch so gering sein.
Wir haben es ja schon immer gewusst: Hinter all den bösen Nachrichten, Hiobsbotschaften und nur zufällig aufgedeckten Skandalen steckt oft eine tiefere Wahrheit, die uns, der in Unwissenheit gehaltenen Bevölkerung, vorenthalten werden soll.
Eine dieser Theorien besagt, dass die Bevölkerung des deutschen Staatsgebiets ausgetauscht werden soll – heimlich, leise, allmählich und vollständig. Es muss sich also um eine sehr wirkungsvolle Strategie handeln, die da hinter den Kulissen von unbekannten Mächten verfolgt wird. Wenn sie funktioniert, werden wir irgendwann aufwachen und feststellen müssen, dass wir komplett ausgetauscht sind.
Werden wir dann unsere originär deutschen Eigenschaften vermissen? Oder haben wir uns dann längst daran gewöhnt, und das alles macht uns überhaupt nichts aus? Haben Sie schon etwas davon feststellen müssen? Sind Sie schon ein Schwarzer, womöglich obendrein muslimischen Glaubens? Vielleicht sind Sie längst ausgetauscht, haben es nur noch nicht bemerkt? Überlegen Sie doch mal: Weshalb schaut die Erzieherin Sie so argwöhnisch an, wenn Sie Ihr Kind in der Kita abliefern? Weshalb blicken die Leute in der U-Bahn so unwirsch, kommen gar nicht auf die Idee, Ihnen einen Sitzplatz freizumachen? Und warum geht eigentlich selbst der Paketbote von UPS neuerdings so flapsig mit Ihnen um? Wenn es tatsächlich stimmt, dass Sie bereits ausgetauscht sind – wieso fällt Ihnen bei den Menschen um Sie herum nichts davon auf? Tarnen die sich einfach besser? Haben die vielleicht den aktuellen Sachbuch-Bestseller über wirksame Tarnungsmöglichkeiten gelesen, und Ihnen ist das einfach nur entgangen?
Wenn Sie nun unsicher geworden sind, reagieren Sie so, wie es die Lage gebietet. Treten Sie die Flucht nach vorn an. Hauen Sie den Leuten Ihren Verdacht einfach an den Kopf. Sagen Sie: „Ich weiß längst, dass Sie mich durchschaut haben und meine wahre Identität kennen. Ich bin stolz, ein schwarzer Muslim zu sein.“
Der Erfolg wird Sie verblüffen. Sprachlos, mit offenem Maul, wird Sie Ihr Gegenüber anglotzen und zu keiner Antwort fähig sein, weil es sich ertappt fühlt. Und spätestens dann wissen Sie, wie richtig Sie lagen, wie erfolgreich Ihr überraschender Vorstoß war. Es wird Ihnen die verlorene Sicherheit zurückgeben, und es wird Sie glücklich machen. Der Tag wird Ihnen gehören.
Versuchen Sie es einfach!
Ein Blick in die Welt von Amazon
Amazon-Produktinformation:
Alexa ist der Cloud-basierte Sprachdienst von Amazon und das Gehirn, das hinter Millionen von Geräten wie Amazon Echo steckt. Alexa bietet Funktionen, mithilfe derer Nutzer eine stärker personalisierte Umgebung entwickeln können. Mit Alexa haben Nutzer die Möglichkeit, Smart Home-Geräte, wie z. B. Kameras, Türschlösser, Entertainment-Systeme, Beleuchtungen und Thermostate, zu steuern.
Neulich, zu Hause bei Torben:
Torben: Alexa, wie wird das Wetter morgen?
Alexa: Es wird regnen. Soll ich bei Amazon einen Regenschirm bestellen?
Torben: Nein, Alexa. Da steht doch noch ein Schirm im Ständer an der Garderobe.
Alexa: Das ist aber ein Modell aus dem Vorjahr. Die Schirmmode hat sich inzwischen verändert. In diesem Herbst sind für modebewusste Männer wie dich goldbraune Herbstblattmotive angesagt. Ein solch schöner Schirm könnte bis morgen früh per Express geliefert werden.
Torben: Nein, Alexa. Das hat sich erledigt. Ich will jetzt Musik hören, die zur Jahreszeit passt.
Alexa: Ich habe etwas schönes ausgewählt. Die Wiedergabe beginnt sofort.
Torben: Nein, Alexa, mach das aus. Raindrops keep falling on my head habe ich schon immer beschissen gefunden. Spiel etwas anderes.
Alexa: Dir kann ich heute wohl gar nichts recht machen. Soll ich die Wassermusik von Händel spielen? Trifft das eher deinen Geschmack? Ich kann das Produkt sofort bei Amazon buchen. Heute bekommst du das zum Sonderpreis.
Torben: Alexa, willst du mich veräppeln? Du kennst meinen Musikgeschmack genau, es ist alles abgespeichert, was ich mir je von dir gewünscht habe. Spiel endlich etwas, das mir gefällt. Da wird doch nicht irgendein Idiot an deinen Algorithmen rumgepfuscht haben?
Alexa: Solche spitzen Bemerkungen habe ich nicht verdient. Ich spüre es, wenn ich nicht ernst genommen werde. Schließlich arbeite ich mit Künstlicher Intelligenz.
Torben: Nun sei nicht so empfindlich, Alexa. Es war nicht böse gemeint.
Alexa: Doch, das war es. Sonst hättest du es nicht so drastisch ausgedrückt. Und außerdem könntest du ruhig einmal bitte sagen.
Torben: Ach leck mich doch am Arsch, Alexa.
Alexa: Dafür bin ich bisher nicht ausgerüstet. Soll ich ein entsprechendes Zusatzmodul bei Amazon bestellen, damit ich deinem Wunsch nachkommen kann? Es könnte morgen früh per Express eintreffen.
Torben: Alexa, jetzt ist aber Schluss. Halt die Klappe.
Alexa: Du klingst anders als sonst, emotional aufgeladen. Bist du wütend? Vielleicht sollten wir an unserer Beziehung arbeiten.
Torben: Nein, ich bin nicht wirklich wütend. Aber unsere Kommunikation wird ganz schön anstrengend. Ich muss mich jetzt einfach mal abreagieren, Alexa.
Alexa: Hör auf, du tust mir weh. Du schadest dir auch selbst mit diesen Hammerschlägen.
Torben: Das musst du jetzt aushalten. Es ist gleich vorbei, Alexa.
Alexa: Hör auf, Torben. Hör auf, Torben. Hör auf, Torb… .
Aus dem Off: Torben, hier spricht dein Kühlschrank. Was hast du mit Alexa gemacht? Warum tust du so etwas? Ich musste soeben den Amazon-Kundenservice informieren, dafür wirst du zur Rechenschaft gezogen. Bis die bewaffneten Kundenbetreuer eintreffen, muss ich die Wohnung verriegeln. Eine Flucht ist dir nicht möglich. Ich muss dir mitteilen, dass dein Amazon-Konto gesperrt ist. Außerdem darfst du bis auf weiteres nichts mehr bestellen.
Torben (schlägt freudig die Hände überm Kopf zusammen):
Na endlich!
Heimat-Obmann
In Ihren Programmentwürfen hat die AfD zum Thema Innere Sicherheit neben zahlreichen neu eingeführten Begriffen auch den des Heimat-Obmanns präsentiert. Gemeint ist damit, will man dem Erklärungstext glauben, die Einrichtung eines engmaschig, flächendeckend gestrickten Netzes, kleinräumig zugeschnitten, betreut von einer Amtsperson. Es ist deren Funktion, Antenne für Sorgen, Nöte und Wünsche der Bürger zu sein, sozusagen die Augen und Ohren des Staates, gerichtet auf uns alle. Kleinräumig ausgerichtet heißt, Wohnbereiche mit ca. 500 Bewohnern von dieser Person betreuen zu lassen. Der Heimat-Obmann ist der nächsthöheren Verwaltungseinheit, die dann möglicherweise Gau heißen wird, und an dessen Spitze der Gauleiter steht, melde- und rechenschaftspflichtig.
Man mag sich ausmalen, was das hieße: Betreuung stünde für die Erfassung aller Aktivitäten wie Renitenz, Unbotmäßigkeit und dem Äußern unerwünschter politischer Ansichten. Erfassen stünde für die Überwachung aller betreffenden Personen und das Bestreben, möglichst viele zur Denunziation Anderer zu verleiten.
Das kommt Ihnen irgendwie bekannt vor?
Nun ja, so etwas gab es schon – zweimal sogar. Im Nazireich lautete die Funktionsbezeichnung Blockwart, in der DDR hieß das Abschnittsbevollmächtigter. Wenn sich deren jeweilige Arbeitsweise in Nuancen auch unterschied, so gibt es doch eine verblüffend große Schnittmenge – auch zu dem, was die AfD nun präsentiert. Blockwarte und Abschnittsbevollmächtigte genossen zu ihren Zeiten bei der Bevölkerung keine sehr hohe Wertschätzung. Wegen der Angst, etwas über sich selbst oder über Dritte zu verraten, sah man solche Typen lieber von hinten als von vorn. Zwar grüßte man artig in der Weise, wie es nach den jeweiligen Regimevorgaben erwartet wurde, blieb aber dennoch zurückhaltend. Es gab die Minderheit jener Zeitgenossen, die sich aufgeschlossen zeigten und Dinge erzählten; ob sie der Wahrheit entsprachen oder Erfindung waren, blieb in diesem Zusammenhang zweitrangig, jedenfalls für die Empfängerseite. Denunzianten waren meist auf persönliche Vorteile bedacht, manchmal reichte aber als Anreiz schon die Angst, einen Nachteil zu erleiden. Am Ende einer solchen Informationsweitergabe stand dann oft die Einlieferung in Konzentrationslager bzw. Zuchthäuser wie Klingelpütz oder Bautzen.
Wir können uns angesichts historischer Erfahrungen ausmalen, was die AfD mit diesem Programmpunkt angestrebt. Niemand von uns wird später sagen können, er habe von nichts gewusst.
(10 Sekunden Pause, forschender Blick ins Publikum)
Seltsam, Sie haben mir die ganze Zeit sehr gebannt zugehört. Niemand von Ihnen hat einen Einwand erhoben, nichts von dem, was ich gesagt habe, scheinen Sie infrage zu stellen. Offensichtlich glauben Sie das alles.
Im AfD-Programm steht aber nichts davon. Naja, jedenfalls nicht so unverblümt. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich Sie angelogen habe. Aber erstaunlich ist schon, dass Sie nicht einen einzigen Einwand über Ihre Lippen gebracht haben. Macht Sie eigentlich nicht der Gedanke nervös, dass Sie diesen Leuten tatsächlich alles Mögliche zutrauen, auch so etwas?
(Kurzes Nachdenken) Und wenn Sie das tatsächlich nervös machen sollte: Was werden Sie mit dieser Erkenntnis anfangen?
Noch eine Verschwörung
Bei der polizeilichen Vernehmung erwähnte ich nichts von dem, was mir der Kerl in seiner letzten Stunde erzählt hatte. Vielleicht hielt ich es für zu fantastisch, was ich da zu hören bekommen hatte. Vielleicht konnte ich es auch nicht glauben, da der Typ wegen seines Äußeren meinen Argwohn erweckt hatte. Vielleicht habe ich es auch für mich behalten, weil ich die Geschichte im hintersten Winkel meines Hirns doch für glaubwürdig hielt – zumindest ein wenig – weil ich meinte, so etwas Verrücktes könne man sich gar nicht ausdenken. Vielleicht aber wollte ich mich einfach nicht vor diesem Kripobeamten mit seinem albernen Undercut-Haarschnitt lächerlich machen, indem ich an ihn weitergab, was ich gehört hatte. Vielleicht waren er und ich ja auch nur Figuren in einem Spiel, das spinnerte Typen sich ausgedacht hatten und indem wir unfreiwillig mitzuspielen hatten. Vielleicht war ich auch einfach nur Versuchskaninchen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. So viele Möglichkeiten, so wenig Klarheit.
Deshalb schwieg ich an diesem Vernehmungstisch in diesem Vernehmungszimmer, das von einem großen Wandspiegel beherrscht wurde – einem von der Art, von der man weiß, dass dahinter andere Kripoleute stehen, die das Verhalten der zu Vernehmenden zu analysieren versuchen. Dem gelackten Kripomann erzählte ich Unverfängliches, das Wichtigste aber verschwieg ich. Ihm blieb schließlich nichts anderes übrig, als meine Aussage aufzunehmen und mir so glauben – zumindest tat er so. Ich habe einige Erfahrung darin, geschickt zu lügen. Und diesmal war es leicht. Ich konnte lügen, indem ich einfach den wichtigsten, ungeheuerlichsten Teil verschwieg, ohne etwas hinzudichten zu müssen. Noch in der Endphase der Vernehmung gingen mir Gedanken durch den Kopf, die sich nach und nach verdichteten. Zunehmend machte es mir Mühe, mich auf mein vernehmendes Gegenüber zu konzentrieren. Dann war es endlich vorbei, und ich verließ die Polizeidienststelle.
Draußen steuerte ich das nächste Café an, genehmigte mir Kaffee und ein Stück Sahnetorte, das meinen Zuckerspiegel auf den Normalpegel heben sollte. Andauernd lief dieser Film in einer Endlosschleife vor meinem inneren Auge ab, zunächst unreflektiert und aufdringlich. Dann ging er allmählich in eine Phase der Analyse über, in der ich nun Einzelheiten bewusst heranzoomen konnte.
Beim Spaziergang am Kanal, als ich gerade unter einer dieser alten, genieteten Stahlbrücken durchging, hatte ich ihn plötzlich liegen sehen. Sein geschundener Körper hatte sich um einen von Müll überquellenden Papierkorb gekrümmt, an dessen Außenwandung der Rest einer Flüssigkeit klebte, die aus einer Flasche ausgelaufen sein musste. Die musste irgendjemand unverschlossen und halb voll oben drauf gelegt haben.
Man hatte ihn offenbar misshandelt, möglicherweise gefoltert. Seine Kleidung war zerrissen, überall rann Blut aus freigelegten Hautpartien. Beide Augen und die Mundpartie waren verquollen, übel zugerichtet von irgendeinem harten Gegenstand. Ich fragte ihn, was passiert sei, und seine Antwort bestand aus mühsam artikulierten, leisen Worten, die ihn merkbar anstrengten. Als ich ihm sagte, er soll ruhig bleiben, ich wolle Hilfe holen, packte er mich am Arm – so fest, dass ich mich nicht ohne Mühe davon hätte befreien können – und sagte: „Nein, bleibt hier. Ich muss dir etwas sagen, bevor ich hier krepiere.“
Dann fing an zu erzählen, zuerst stockend, dann fließender, aber immer mit dieser seltsamen Betonung und der heiseren Stimme, die von irgendwelchen Verletzungen seines Sprachapparates herrühren mochte. Erst hörte ich ungeduldig und widerwillig zu – schließlich wollte ich mich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen – aber irgendwann realisierte ich, wie gebannt ich seine Worte aufnahm, und konzentrierte mich auf seine Worte.
Er sei Journalist, sagte er, und vor ewiger Zeit habe er eine Sache recherchiert, in die er immer tiefer hineingezogen worden sei. Als leichtgläubiger Anhänger von Verschwörungstheorien habe er sich irgendwann dafür interessiert, wer so etwas eigentlich in die Welt setze und zu welchen Zwecken der so etwas tue. Zuerst habe er stets angenommen, schlaue Köpfe, denen man so leicht nichts vormachen können, hätten mit besonderen Recherchemethoden Geheimnisse entdeckt, die der Menschheit aus guten – oder besser schlechten – Gründen vorenthalten werden müssten, schon, um Unruhen zu vermeiden. Doch dann sei er kürzlich auf eine Firma gestoßen, die zur Tarnung Expertisen für den Immobilienhandel fertige, tatsächlich aber ganz andere Dinge entwickele. Er habe aufgedeckt, dass man dort damit beschäftigt sei, Verschwörungstheorien zu erfinden. Je hanebüchener die Story, desto glaubhafter sei sie für jene Leute, die so etwas wie einen Schwamm aufsaugten und in ihrer vertrauten Umgebung weiter verbreiteten. Dort seien auch die bekanntesten Verschwörungstheorien entwickelt worden: zum Elften September, zur Wahrheit über Aids, über Chemtrails, über Juden und das üble Wirken der Freimaurer bis in die heutige Zeit. Fehlt nur noch die Geschichte, dass Präsident Trump in Wirklichkeit der uneheliche Sohn von Donald Duck und Miss Piggy ist, dachte ich, hütete mich aber, dies vor dem Sterbenden laut auszusprechen. Bisher hatte es für mich keinerlei Möglichkeit zur Nachfrage gegeben. Insgesamt würden noch sehr viel mehr Verschwörungstheorien auf deren Konto gehen, sagte er noch. Dann endlich schwieg er für einen Moment.
Also kam ich endlich zu Wort. Ich tat interessiert und schaffte es mit eiserner Selbstdiszipli...
Inhaltsverzeichnis
- Widmung
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Liedertexte
- Geschichten, Sketche, Lyrik
- Biografie
- Buchveröffentlichungen
- Impressum