Warum Washington DC
DIE BESONDERE GESCHICHTE VON WASHINGTON DC
Geschichte der Stadt: Washington DC war nicht immer die Hauptstadt der USA, sondern genau genommen erst die dritte. Als im Jahre 1788 die erste Verfassung der Vereinigten Staaten ratifiziert wurde, war darin festgelegt, dass die zukünftige Regierung die Kontrolle über die Bundeshauptstadt haben muss, wodurch sich einige wichtige politische Besonderheiten ergeben, auf die im Verlauf dieses Kapitels noch eingegangen wird. Zusätzlich bestimmte die Verfassung, dass der Kongress einen „District“ in der Größe von exakt 10 auf 10 Meilen ausschließlich für den Regierungssitz festlegen darf. Daraus wird schon ersichtlich, dass der ursprüngliche Gedanke für die Hauptstadt außer den Regierungsangestellten keine Einwohner mit einbezog, sondern dass es dort einzig Regierungsgebäude geben sollte. Die erste Hauptstadt, die 1788 vom Kongress bestimmt wurde, war New York, wo George Washington als erster Präsident regierte.
Im Jahre 1790 wurde dann ein neues Bundesgesetz verabschiedet, der sogenannte „Residence Act“, der beschloss, Philadelphia für die nächsten zehn Jahre zur Bundeshauptstadt zu machen, während man sich am Potomac River nach einem permanenten Sitz für die Hauptstadt umsah. George Washington oblag dabei die endgültige Entscheidung und er wählte ein Gebiet, das sowohl Teile von Maryland als auch Teile von Virginia einschloss, was dazu führte, dass der Potomac River damals noch mitten durch die Stadt floss.
1791 wurde das Ganze dann umgesetzt, man entnahm Virginia und Maryland Teile, die zum „Distrcit of Columbia“ erklärt wurden. Hierbei handelt es sich um keinen Staat – trotz Namensgleichheit mit dem Bundesstaat Washington – sondern um einen Bundesdistrikt, der direkt der Regierung der Vereinigten Staaten unterstellt ist. Im deutschen Sprachraum wird die Stadt meist nur als Washington bezeichnet, was in den USA zu Missverständnissen führen kann, denn dort wird die Stadt, insbesondere von den Einheimischen, als DC bezeichnet, um die Unterscheidung zwischen dem Bundesstaat und der Stadt zu treffen. DC steht hierbei für „District of Columbia“, was auch die offizielle Bezeichnung für die Hauptstadt ist. Columbia leitet sich übrigens vom Namen des Seefahrers Kolumbus ab, ein Tribut an den Entdecker Amerikas. Der Name Washington wurde zu Ehren des ersten Präsidenten hinzugefügt.
Der Bau der endgültigen Hauptstadt begann 1792 mit der Errichtung des Weißen Hauses, dem zukünftigen Amtssitz des Präsidenten, bis die Stadt ab 1800 offiziell zur Hauptstadt erklärt wurde, was uns nun zu den bereits erwähnten politischen Besonderheiten führt.
Politische Besonderheiten: Zu Beginn lebten in DC hauptsächlich Regierungsbeamte und -angestellte, und da die Wahlen zu dieser Zeit von den Bundesstaaten organisiert wurden, hatten die Einwohner von DC – das ja kein Bundesstaat ist, sondern ein Regierungsdistrikt – keinerlei Wahlrecht, was auch dem Prinzip der Gewaltenteilung entsprach. Jedoch wuchs die Stadt im Laufe der Zeit immer mehr, was anfangs nicht so vorgesehen war. Es entstand eine neue eigenständige Infrastruktur zur Versorgung der Einwohner, wodurch immer mehr Menschen in der Stadt lebten, die nicht zur Regierung gehörten. Dies führte zunehmend zu dem Problem, dass die Einwohner von DC ihr nicht vorhandenes Wahlrecht als undemokratisch empfanden. Seit 1974 verfügt DC zumindest über einen Stadtrat, der einen Bürgermeister als Volksvertretung wählt. Da dieser aber nur über stark eingeschränkte Kompetenzen verfügt und seine Entscheidungen jederzeit vom Kongress außer Kraft gesetzt werden können, ist dies nur ein sehr fauler Kompromiss, zumal der Kongress den Stadtrat jederzeit auflösen kann.
Auf nationaler Ebene sieht es ähnlich aus, denn die Bewohner von DC sind im Repräsentantenhaus nur mit einem nicht stimmberechtigten Beobachter vertreten und im Senat gar nicht. Diese Situation macht DC weltweit einzigartig, da sich hieraus ergibt, dass die Bewohner der Hauptstadt eines demokratischen Landes ihre Volksvertretung nicht wählen dürfen. Die Bewohner von DC bringen ihren Unmut darüber zum Ausdruck, sodass man auf den Autokennzeichen der Stadt den Slogan „taxation without representation“ – „Besteuerung ohne Repräsentation“ – findet.
Seit Jahrzehnten gab es immer wieder mehrere Vorschläge und Gesetzesentwürfe, die diesen Zustand ändern sollten, was jedoch in sämtlichen Fällen zu diversen innerpolitischen Konflikten führte. Deshalb wurde bis heute keine zufriedenstellende Lösung für dieses Problem gefunden und folglich auch kein entsprechendes Gesetz vom Kongress verabschiedet.
DIE NAHEZU EINZIGARTIGE
ARCHITEKTUR UND
STÄDTEPLANUNG
Das Offensichtliche: Die wohl herausragendste Besonderheit an DC, die es meiner Meinung nach unter allen Städten dieser Welt einzigartig macht, ist die Stadtplanung und -geografie. Ursprünglich hatte DC, wie per Gesetz vorgeschrieben, eine Fläche von 100 Quadratmeilen (258,9 km2), wodurch ein Quadrat mit einer Kantenlänge von 10 Meilen (16,1 km) entstand, dessen Ecken genau in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Da die Stadt anfangs weniger schnell wuchs als erwartet, wurde 1846 das Gebiet, das ursprünglich von Virginia abgetreten wurde, zurückgegeben, weshalb DC heute eigentlich nur noch aus Gebieten von Maryland besteht und die Fläche sich auf 177 km2verkleinerte.
Doch dieses ursprünglich angelegte Quadrat, dessen vier Ecken genau in die vier Himmelsrichtungen zeigten, ist nur der Beginn der eigentümlichen Städteplanung, die bis heute eines der Lieblingsthemen von Verschwörungstheoretikern ist. Darauf gehe ich gleich noch ausführlicher ein.
DC ist in vier Quadranten aufgeteilt - Northwest (NW), Southwest (SW), Northeast (NE) und Southeast (SE) –, in deren exakter geographischer Mitte sich das Capitol befindet, welches die Grenze zwischen den einzelnen Quadranten markiert. Die Straßen sind entweder gerade und rechtwinklig oder diagonal angelegt, wobei die von Ost nach West verlaufenden Straßen alphabetisch geordnet und die von Nord nach Süd verlaufenden Straßen durchnummeriert sind. Dabei beginnen sowohl die Nummerierung als auch die Alphabetisierung immer am Capitol. Die diagonal verlaufenden Straßen werden als Avenues bezeichnet, die zum größten Teil nach den Bundesstaaten der USA benannt sind.
Zusätzlich gibt es in DC eine Höhenbegrenzung für Gebäude, die aussagt, dass kein Gebäude höher sein darf als die Breite der angrenzenden Straße plus 6,1 m, weshalb es in DC auch keine Wolkenkratzer gibt. Einzig drei Gebäude fallen aus dieser Norm: Das Washington Monument, der Turm des Post Office und die Washington National Cathedral, weshalb dies auch die besten Aussichtspunkte über die Stadt sind.
Der vielgeleugnete Einfluss der Freimaurer: Um genauer zu evaluieren, warum DC unter Verschwörungstheoretikern so beliebt ist, müssen wir zunächst noch einmal einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Stadt unternehmen. Da die Hauptstadt zu einer Zeit entstand, als Amerika noch um die Unabhängigkeit kämpfte, hatten die Architekten der Stadt eine große Vision: Der Stadtplan sollte eine Darstellung der Einheit werden, indem er symbolisch die Einheit der dreizehn um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Kolonien vereinte. Deshalb war auch die gewählte Lage des Distrikts kein Zufall, denn DC liegt genau zwischen den Nord- und Südstaaten, zwischen denen es zu dieser Zeit ja noch zusätzlich Konflikte bezüglich des Handels mit sowie der Haltung von Sklaven gab.
Der Entwurf des Stadtplans wurde ursprünglich von Pierre Charles L’Enfant, einem französischen Freimaurer, entwickelt. Er war einer der engsten Vertrauten von Präsident Washington, der ebenfalls den Freimaurern angehörte. So kam es unter anderem dazu, dass L’Enfant D...