Kripper Fährboote ab 1905
von Alex Bohrer
Das erste Motorboot für den Personenverkehr wurde im Mai 1905 von dem Fährpächter Alexander Lurz aus Linzhausen angeschafft. Vor dieser Zeit waren nur Nachen zum Übersetzen von Mensch und Kleinvieh verwendet worden.
Foto A.Bohrer 2010
Ein Nachen ist ein kompakter und flachen Kahn, der von Hand von einem oder zwei Fährleuten gerudert wurde und früher aus Holz, später aus Eisen und in der heutigen Zeit aus Kunststoff oder Aluminium hergestellt wird. So ein eiserner Nachen, aufgestellt vom Traditionsverein Kripp, ziert heute wieder das Kripper Rheinufer. Leider waren die Nachen nicht besonders sicher, waren sie doch sehr klein, schmal und verfügten nur über wenig Freibord. So verwundert es nicht, das gerade in früheren Zeiten beim Übersetzen über den Rhein mit seiner starken Strömung, viele Unfälle passierten, oftmals auch mit tödlichem Ausgang. So manch ein Nachen schlug um (kenterte) und die Insassen ertranken. Dies änderte sich erst durch den Einsatz von motorbetriebenen Nachen, die größer, breiter und stabiler gebaut waren und dadurch eine größere Sicherheit für die Fahrgäste boten. Aus den motorbetriebenen Nachen entwickelten sich so die Personenmotorboote und daraus schließlich die Personenfähren, wobei dabei anzumerken sei, das es eine Vielzahl von unterschiedlichsten Typen von Personenfähren gibt, die im Grunde alle nur eins gemeinsam haben, sie sind für den Personentransport zugelassen und erfüllen die dazu nötigen, gesetzlichen Auflagen und Sicherheitsvorschriften. Auch in Linz gab es Jahrhunderte lang nur jene kleinen Fährnachen. Dies änderte sich erst 1901 mit aufkommen der ersten Motorbooten.
Am Kripper Rheinufer 1893. Personen in einem Nachen.
Repro Archiv Willy Weis
Im Oktober 1901 verlangte nun die Linzer Stadtverordnetenversammlung auf der Grundlage des Abtretungsvertrages vom Oktober 1832, von der Rheinstrombauverwaltung die Einstellung eines solchen Motorbootes zur Verbesserung der Überfahrtsverhältnisse zwischen Linz und Kripp. Die Witwe Lurz, die zu diesem Zeitpunkt die Pächterin des Linzer Fahrs war, erklärte sich damit auch einverstanden, wenn man Ihr die Fähre auf weitere 25 Jahre verpachten und die Fährpacht von 1.590 Mark auf 100 Mark jährlich herabsetzen würde: Die Rheinstrombauverwaltung lehnte ihr Angebot im April 1902 ab. Am 11. September 1902 erklärt sie sich erneut bereit, ein Motorboot mit 6PS, 11,5 m lang, 2,35 m breit und 40 Sitzplätzen bauen zu lassen, wenn man ihr dafür die Fähre auf weitere 12 Jahre, mit einer jährliche Pacht von 200 Mark verpachten würde. Wenn aber der Staat das Motorboot zur Verfügung stelle, dann sei sie bereit, 2% Zinsen von den 8.000 Mark, die das Boot wohl kosten werde, jährlich zu zahlen. Dazu müsse dann aber der seit dem 07.11.1885 gültige Tarif, für das gewöhnliche Übersetzen von Personen mit der Gierponte oder dem Nachen, um das Motorboot erweitert und der Überfahrtspreis beim Motorboot von 5 Pfg. auf 10 Pfennig je Person erhöht werden. Auch dieses Angebot lehnte die Rheinstrombauverwaltung als nicht annehmbar ab.
Aus dem Fährtarif vom 07.11.1885:
Eine Person kostete bei einer gewöhnlichen Überfahrt 5 Pfg. für eine unverzügliche Überfahrt mussten 25 Pfg. gezahlt werden. Ein beladenes Fuhrwerk kostete 50 Pfg., ein unbeladenes 25 Pfg. Ein Pferd kostete 25 Pfg. ein Rindvieh oder ein Esel 12 Pfg. und Kleinvieh 5 Pfg. Für das Motorboot galt der gleiche Tarif. Dass die Rheinstrombauverwaltung die Angebote ablehnte, ist nicht schwer nachzuvollziehen, lief doch der Pachtvertrag der Witwe Lurz zum 01.01.1915 aus. Die nächste öffentliche Versteigerung sollte am 30.08.1904 erfolgen und die Möglichkeit, das ein Bieter mehr bot, war also durchaus möglich.
Quelle: Zusammenfassung aus den Akten der Provinzial Steuerverwaltung Neuwied (StAL)
Versteigerungstermin 30.08.1904:
Für eine 6 jährige Pachtzeit war in dem Termin keine richtige Stimmung vorhanden und eine Jahrespacht von 180 Mark wurde von allen Anwesenden abgelehnt. Bei der Ausbietung auf eine 12 jährigen Pachtzeit erhielt Alexander Lurz mit seinem Gebot über 1200 Mark als Höchstbietender den Zuschlag. Der neu vereinbarte Überfahrtspreis pro Person betrug 5 Pfenning mit der Gierponte und dem Nachen, und 10 Pfenning mit dem Motorboot.
Quelle: Zusammenfassung aus den Akten der Provinzial Steuerverwaltung Neuwied (StAL)
10. April 1905 / Das erste Motorboot (vom Fährpächter Alex Lurz)
Am 10. April 1905 erhält der neue Fährpächter Alexander (Alex) Lurz, Sohn der Witwe Lurz, (der vom 01. Januar 1905 bis zum 31. Dezember 1913 der Fährpächter der Linzer Fähre war), von der Strombauverwaltung die Erlaubnis, am rechten Rheinufer bei Linz und am linken Rheinufer bei Kripp je eine Motorbootlandebrücke für den Personenfährbetrieb zwischen Linz und Kripp anzulegen. Das dazu geeignete Motorboot beschaffte Alex Lurz dann im Mai 1905. Die noch benötigte Genehmigung durch den Linzer Stadtrat war dann nur noch eine Formsache, aber der Rat bestand darauf, dass das Motorboot ausschließlich dem Fährbetrieb dienen solle und das es nicht zu Vergnügungszwecken benutzt werden dürfe. Mit dieser Auflage erhielten die Fährpächter Alexander und Simeon Lurz am 12. August 1905 die Erlaubnis, in den Sommermonaten von abends 8 Uhr ab, Reisende von Linz nach Remagen zu fahren, damit diese dort Ihre Zuganschlüsse erreichen konnten.
Die Fahrerlaubnis wurde auf den Fährmann Alexander Lurz ausgestellt. Der Fahrpreis nach Remagen kostete in der einfachen Fahrt für 1 bis 4 Personen 3 Mark und für Hin- und Rückfahrt 4,50 Mark.
01. Januar 1914 / (Albert Dörries und die Schiffsbrücke)
Am 01.01.1914 übernahm der ehemalige Lehrer und spätere Wirt Albert Dörries den Fährbetrieb. Auch Ihm wurde durch die Rheinstrombauverwaltung die Auflage gemacht, das er ein Motorboot für mindestens 25 – 50 Personen zum Übersetzen bereit zuhalten hatte. Ob er das Motorboot mit samt dem Fährinventar von den Gebrüder Lurz übernahm oder ein eigenes Boot beschaffte, konnte bisher nicht geklärt werden. Belegt ist jedenfalls, das Dörries vom 01.10.1914 an, die Brückengelderhebung für die in Linz stationierte, ehemalige Kölner Schiffbrücke übernahm und zugleich mit einem Motorboot bei geöffneter Brücke Personen überfuhr. Von den Einnahmen wurden die Kosten der Gelderhebung und der Betriebsmaterialien für das Boote in Abzug gebracht und die verbleibende Summe zwischen der Militärverwaltung und Dörries geteilt. Ein diesbezüglich lautender Vertrag wurde zwischen Beiden geschlossen. Anfang März 1915 wurde die Kriegsbrücke in Linz wieder abgebaut.
11. August 1919 / (Ein Beschwerdebrief) Es scheint so, als habe der Pächter Dörries, während des 1. Weltkriegs, nur wenig an der Sicherheit und der Instandhaltung des Motorbootes und der Gierponte getan, jedenfalls Beschwert sich der Bürgermeister Dr. Pieper in einem Brief vom 11.08.1919 an das Wasserbauamt in Köln, das das Fährgerät zum größten Teil nicht mehr vorhanden sei und der Zustand des noch vorhandenen Gerätes in jeder Beziehung ein schlechter und die Sicherheit des die Fähre benutzenden Publikums gefährdender sei. Dann zählt er auf, das das vorhandene Motorboot nicht mehr benutzt werden kann, die Motorbootlandebrücken beide nicht mehr vorhanden sind, von der einen ist überhaupt nichts mehr da, die andere sei weggesackt. Einen Fährnachen kenne man schon seit Jahren nicht mehr und die Passagiere würden mit einer, sich in sehr schlechtem Zustand befindenden Schalupe übergefahren. Da sich die Zustände bisher nicht gebessert haben und auch die Rheinstrombauverwaltung aus Sicht der Linzer Stadtverordneten sich nach wie vor zu kulant gegenüber dem Fährpächter Dörries verhalte, beschließt man im Stadtrat schließlich, die Fähre selber zu pachten. Dies geht aus der Besprechungsprotokoll vom 20.09.1919 zwischen der Stadt Linz und dem Wasserbauamt Köln hervor. In dieser Besprechung werden die Abgeordneten der Stadt Linz auch gebeten, die Sache vertraulich zu behandeln und vor allem dem Fährpächter Dörries bei der Übernahme der Fährgerätschaften durch angemessene Preisvereinbarungen möglichst entgegen zu kommen, da Ihm doch große Unkosten und Verluste während des Krieges entstanden seien.
Quelle: StAL 2-10-7-1933
Zusammenfassender Bericht vom 01.05.1933 "Blick auf den Rhein“ vom Kripper Ufer aus. Links die Bootswerft der Fährgesellschaft. Repro Archiv Willy Weis
29. April 1920 / (Gründung der Fährgesellschaft Linz-Kripp GmbH)
So erfolgt am 29. April 1920 die Gründung der Fährgesellschaft Linz-Kripp GmbH mit einem Gründungskapital von 14.000 Mark. An Betriebsmitteln waren nur noch die Fährgeräte vorhanden, bestehend aus der eisernen Gierponte und einem altersschwachem, kleinen Personenmotorboot.
Quelle: StAL 2-10-7-1933 Zusammenfassender Bericht vom 01.05.1933
Die ersten Jahre 1920 – 1929
In den ersten 3 Jahren nach der Gründung 1920, kämpfte die Fährgesellschaft Linz-Kripp GmbH noch immer mit den Spätfolgen des 1. Weltkriegs und der stetig steigenden Inflation. Ein weiterer Grund für die wirtschaftlich schlechte Lage war auch dem niedrigen, staatlich verordneten Fährtarifen geschuldet. Darum beteiligte sich die Fährgesellschaft 1922 an der Gründung der "Vereinigung der Inhaber von Rheinfähre...