
Der Aberglaube als weltgeschichtliche Macht - Vortrag im wissenschaftlichen Verein am 14. Februar 1852
Auf historischen Spuren mit Claudine Hirschmann
- 40 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
Der Aberglaube als weltgeschichtliche Macht - Vortrag im wissenschaftlichen Verein am 14. Februar 1852
Auf historischen Spuren mit Claudine Hirschmann
Über dieses Buch
Digitale Neuausgabe des Buches aus dem Jahr 1852, für eBook-Reader geeignet. +++ Auszug aus dem Inhalt: "Wenn ich mir vorgenommen habe, den Aberglauben als eine welthistorische Potenz darzustellen, das heißt als eine Macht, die, in der geistigen Natur des Menschen gegründet, immerwährenden Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit ausgeübt hat, so fragt es sich zuerst: Was ist Aberglaube? Ich werde diese Frage auf einem kleinen Umweg zu beantworten suchen.Unleugbar liegt im menschlichen Gemüt eine Ahnung der Verwandtschaft mit einer übersinnlichen Welt. Aus dieser Ahnung entspringt die Sehnsucht nach der Erkenntnis dieser Welt und der Befreundung mit ihr, mit anderen Worten: Der Glaube, der ja nichts anderes ist, als eine Anschauung des Übersinnlichen, der Glaube ist ein Bedürfnis des menschlichen Gemüts. Welche Anschauung der übersinnlichen Welt, das heißt, welcher Glaube aus diesem Bestreben hervorgeht, ist vom größten Einfluss auf das Seelen- und daher auch reale Leben des Menschen. Darum stelle ich die Frage auf: Welches musste die erste Anschauung des Übersinnlichen in der Menschheit sein?..."
Häufig gestellte Fragen
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Information
Vortrag
Unleugbar liegt im menschlichen Gemüt eine Ahnung der Verwandtschaft mit einer übersinnlichen Welt. Aus dieser Ahnung entspringt die Sehnsucht nach der Erkenntnis dieser Welt und der Befreundung mit ihr, mit anderen Worten: Der Glaube, der ja nichts anderes ist, als eine Anschauung des Übersinnlichen, der Glaube ist ein Bedürfnis des menschlichen Gemüts. Welche Anschauung der übersinnlichen Welt, das heißt, welcher Glaube aus diesem Bestreben hervorgeht, ist vom größten Einfluss auf das Seelen- und daher auch reale Leben des Menschen. Darum stelle ich die Frage auf: Welches musste die erste Anschauung des Übersinnlichen in der Menschheit sein?
Sobald der junge Erdbürger, der Mensch, den ersten Kampf mit der Natur um sein tierisches Leben ausgekämpft hat, und seinen Blick auf das eigene Wesen richtet, entdeckt er sich selbst als ein Doppelwesen, bestehend aus einem sichtbaren Element, dem Leib, und einem unsichtbaren, der Seele, beide in der Art verbunden, dass die Seele der bewegende, herrschende, der Leib der leidende, dienende Teil ist. Wendet er nun sein Auge auf die ihn umgebende Natur, auf ihre tausendfachen Erscheinungen, Bewegungen, Wirkungen, so findet er sich von ebenso vielen Rätseln umringt, die er aus natürlichem Antrieb zu lösen sucht. Die einfache Lösung ist nun die, dass er sich alle Naturkörper nach seinem Ebenbild denkt und ihnen eine Seele leiht, die sie beherrscht, wie seine Seele seinen Leib, also die Bewegungen, Erscheinungen und Wirkungen hervorbringt, die er an ihnen gewahrt. Durch diese Personifikation der Naturkräfte bevölkert er die ganze Schöpfung mit einer Unzahl von Geistern, denen er nach dem Vorbild seiner Seele Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit, einen gewissen Grad von Macht und Wissen beilegt. Diese Geister können aber nicht alle von gleicher Geltung sein: Es muss höhere und niedere geben, je nachdem die sichtbaren Körper, denen sie innewohnen, größeren oder geringeren Einfluss auf die Natur und den Menschen ausüben. Die Geister der Gestirne und Elemente müssen höher stehen als die der Quellen, Berge, Metalle usw. Auch in der Wesenheit gibt es einen Unterschied zwischen ihnen, denn wenn der Mensch den Gegensatz des Nützlichen und Schädlichen, des Schaffenden und Zerstörenden in der Natur, der Freude und des Schmerzes, des Guten und des Bösen in sich selbst gewahrt, so trägt er auch diesen Gegensatz in seine Geisterwelt über und nimmt gute und böse, dem Menschen freundliche und feindliche Geister an. Es kommt eine dritte Art dazu. Der Mensch kann den Gedanken schlechthin nicht fassen, dass er jemals aufhören solle zu sein. Die Erfahrung aber zeigt ihm, dass der Leib stirbt und aufgelöst wird, und somit bleibt nur die Seele übrig, um das Dasein fortzusetzen. Die Seele ist also unvergänglich, und da sie ohnehin schon gewissermaßen der übersinnlichen Welt angehört, so tritt sie nach dem Tod, nun des irdischen Leibes ledig, mit vollem Recht in die Geisterwelt. Diese hier in kurzen Zügen geschilderte Anschauung der übersinnlichen Welt ist die Urweisheit oder Urphilosophie des Menschen, wie sie notwendig aus seiner Natur hervorgehen musste. Offenbar war diese Ansicht eine irrige. Ich gehe einen Schritt weiter. Wenn jene Geister die äußere Welt regieren, wenn sogar die rätselhaften Erscheinungen in der Innenwelt ihnen zugeschrieben werden, so steht der Mensch natürlich in immerwährender Wechselwirkung mit ihnen. Es wäre also von der höchsten Wichtigkeit für ihn, diese Geister und ihre Wirkungen näher kennenzulernen, vorzüglich in Verbindung und Verkehr mit ihnen zu gelangen, um, sei es ihr Wissen, sei es ihre Macht für sich zu benutzen. Ein solcher Verkehr mit den Geistern ist möglich, da die Menschenseele ja ihresgleichen ist. So kommt zu dem erwähnten theoretischen ein praktischer Aberglaube, der Glaube nämlich an die Möglichkeit einer Verbindung mit den Geistern, und die natürlich sich daran reihenden Bestrebungen, eine solche zu verwirklichen. War der theoretische schon irrig, wie viel mehr der praktische Aberglaube, weil er eine Erkenntnis des Übersinnlichen bezweckte, die dem Menschen schlechthin versagt ist, weil er die Naturkräfte personifizierte und als selbstständige Wesen betrachtete. Er war also schon ein Glaube, der die Grenzen überschritt, die dem Glauben in der Menschennatur gesteckt sind, ein Überglaube oder Aberglaube.
Überschauen wir nun das ganze Gebiet des Aberglaubens, so haben wir drei verschiedene Grade desselben. Der erste Grad umfasst den theoretischen, nämlich den einfachen Glauben an das Dasein, die Tätigkeit, das höhere Wissen, die Macht der verschiedenen Geister. Damit verbunden sind natürlich die freiwilligen Erscheinungen und Einwirkungen derselben, die Ahnungen, die Träume, die Vorbedeutungen, die Wunderzeichen und die Prophezeiung, das heißt, wo ohne Zutun des Menschen ein Geist aus dessen Munde Verborgenes verkündigt. Der zweite und dritte Grad schließen den praktischen Aberglauben in sich, wobei nämlich der Mensch schon selbst tätig ist. Der zweite Grad ist speziell der, wo der Mensch das Wissen der Geister und Toten benutzen will, um das Verborgene zu erfahren,...
Inhaltsverzeichnis
- Der Aberglaube als weltgeschichtliche Macht
- In stillem Gedenken
- Vorwort zur Neuausgabe
- Vortrag
- Ernst Benjamin Salomo Raupach
- Impressum