
- 236 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Jung'sche Psychologie zur Atemlehre von Cornelis Veening
Über dieses Buch
Das Buch vermittelt in kompakter Form sinnvolles Hintergrundwissen zur Begegnung mit der eigenen Tiefe. Es wendet sich an alle, die sich um Bewusstwerdung und Selbsterkenntnis bemühen.Wesentliche Themen der Psychologie C. G. Jungs - wie Archetyp, Persona, Schatten, Anima/Animus, Individuation und Selbst - sind allgemein verständlich dargestellt. Die geistesgeschichtlichen Zusammenhänge werden ebenso deutlich wie die Aktualität der analytischen Psychologie C. G. Jungs.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Jung'sche Psychologie zur Atemlehre von Cornelis Veening von Hanns Halstenbach im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Psychologie & Geschichte & Theorie in der Psychologie. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
II. Zur Psychologie C. G. Jungs
1. Die Tiefendimension der Psyche von Heraklit bis C. G. Jung
Die Psychologie von C. G. Jung ist tief und grundsätzlich in der europäischen Geistesgeschichte verwurzelt, und manche seiner Vorstellungen und Gedanken finden sich schon bei dem Vorsokratiker Heraklit von Ephesos (um 544–483 v. Chr.) und vor allem bei Platon (427–347 v. Chr.). Jung ist sich dieser Tatsache sehr bewusst gewesen, und so finden sich in seinem Werk immer wieder Hinweise gerade auch auf diese beiden großen Gestalten der antiken Geisteswelt.
C. G. Jung und sein Lehrer Sigmund Freud waren ja nicht die ersten Denker der abendländischen Geistesgeschichte, die sich über die menschliche Seele Gedanken gemacht haben. Das Nachdenken über die Psyche des Menschen hat eine lange Geschichte. Es reicht zurück bis in die frühesten Urgründe des menschlichen Lebens, in archaische und magische Zeitperioden, und dürfte letztlich seine Ursache haben in dem auf Erhellung und Bewusstwerdung zielenden archetypischen Potenzial der unbewussten Psyche des Menschen, das sich in der Evolution des menschlichen Bewusstseins artikuliert und zur Entfaltung bringt.
Die Vorstellungen, die sich Menschen von der Seele gemacht haben und machen, variieren natürlich von Kultur zu Kultur und spiegeln deren geistige Differenziertheit und gesellschaftlichen Entwicklungsgrad. So hat der sogenannte magische Mensch eine andere Vorstellung von der Psyche als der sogenannte mythische Mensch, und dieser wieder eine andere als der Mensch des geschichtlichen oder rationalen Zeitalters, dem wir angehören. Ich möchte jedoch hier nicht eingehen auf die Seelenvorstellungen der vor- und frühgeschichtlichen magischen und mythischen Zeitperiode, wie sie von Lévy-Brühl, Erich Neumann und vor allem Jean Gebser beschrieben worden sind, sondern ich beginne mit der Übergangszeit von mythischem zu rationalem Denken, d. h. mit dem Anfang der europäischen Philosophiegeschichte. Diese markiert nicht nur den Übergang vom mythischen zum rationalen Zeitalter, sondern stellt auch die treibende Kraft dar für die Entstehung des neuen geistigen und ethischen Selbstbewusstseins, das den Beginn des neuen Zeitalters kennzeichnet.
Ich möchte nun in einem ersten Punkt den Ort und die Zeit aufsuchen, wo gleichzeitig mit dem rationalen und begrifflichen Denken, das es vordem so nicht gab, die patriarchalen Lebens- und Denkstrukturen ihren Anfang genommen haben. Auf den Zusammenhang von rationalem Denken und patriarchaler Lebens- und Gesellschaftsstruktur werden wir noch zu sprechen kommen.
Vom Mythos zum Logos und Ethos
Die Entwicklung vom mythischen Zeitalter zum historischen oder rationalen Zeitalter zeigt das Phänomen des Aufstiegs des menschlichen Bewusstseins vom mythischen Bilddenken zum logischen Begriffsdenken. Karl Jaspers hat angesichts dieses Phänomens von einem „Vergeistigungsprozess in der Geschichte“ gesprochen und sieht den Übergang von mythischer zu geschichtlicher Zeit in den Jahren 800 bis 200 v. Chr.; er nennt diese Zeit „Achsenzeit“. Es artikuliert sich in verschiedenen Kulturzentren der damaligen Welt gleichzeitig und unabhängig voneinander ein neues Bewusstsein: das rationale Bewusstsein des geschichtlichen Menschen, von dem auch wir geprägt sind und das uns zu Mitgliedern und Zeitgenossen der rationalen oder geschichtlichen Zeitperiode macht. Diese Zeit erscheint wie ein Dreh- und Wendepunkt der Geschichte. Es lebten und lehrten in Israel die großen Propheten Jeremia und Hesekiel, in Griechenland die Vorsokratiker, in Indien Buddha und in China Konfuzius und Laotse. Sie alle leiteten eine neue Phase der Menschheitsgeschichte ein, eine Periode zunehmender Rationalität und Individualisierung des Menschen.
Ernst Cassirer hat die Gewinnung des neuen Ich im Übergang von mythischer zu geschichtlicher Zeit ausführlich dargestellt.10 Man könnte nun fragen: Woher sind die Impulse und Anstöße zu dem Neuen denn gekommen? Was hat das neue Bewusstsein hervorgebracht? Cassirer antwortet: der Mythos selber. Es sind die mythischen Bilder und Schöpfungen, aus denen das neue Welt- und Selbstbild des Menschen hervorgeht. „Der Mythos begleitet das werdende Neue nicht nur, er vermittelt und bedingt es.“ Wir werden später sehen, dass C. G. Jung die schöpferischen Kräfte, die Ernst Cassirer dem Mythos zuschreibt, den Archetypen zuordnet, als den den Mythen zugrunde liegenden psychischen Strukturen.
Cassirer spricht von dem neuen Selbstgefühl des geschichtlichen Menschen, das geprägt sei durch Individualität, Geistigkeit und Ethos. Das, was wir unter Sittlichkeit und sittlicher Persönlichkeit verstehen, sind Errungenschaften und Merkmale des geschichtlichen Menschen, die dem mythischen noch fremd und unbekannt waren. Der mythische Mensch verfügte noch nicht über die Bewusstheit und Individualität, individuell zwischen dem sittlich Guten und Bösen zu unterscheiden, sondern er orientierte sich an den im Kultus und Ritual vorgegebenen Reinheitsvorschriften und Normen, die ihrerseits wieder im Mythos verwurzelt waren.11 Ernst Cassirer spricht vom „intellektuellen Unvermögen des mythischen Bewußtseins“12. Wir müssen uns dieses vorstellen als eingebettet in kollektive Rituale und Mythen, aus denen sich herauszulösen dem menschlichen Geist und dem Ich-Prinzip erst langsam gelingt.
Logisches, rationales und begriffliches Denken, das prominente Merkmal des aufsteigenden neuen Bewusstseins, hat sich am Mythos und seiner reichen Symbolwelt entzündet. Griechische Philosophie ist deshalb zu Beginn eine Auseinandersetzung mit dem Mythos, dessen Bilderwelt die Summe der Erfahrungen des damaligen Menschen mit sich und der Welt enthält. Mythos, das ist Ahnen und unbewusstes Wissen um die großen Zusammenhänge des Lebens, er vermittelte das Verstehen von Himmel und Erde wie des menschlichen Zusammenlebens, er bezog das Leben auf Göttliches, er erfüllte alles Geschehen mit Sinn.
Aber es ist ein Kennzeichen mythologischen Bewusstseins, dass das an der Welt und in sich Erfahrene und Erfasste noch nicht begrifflich und spekulativ ausgedrückt werden kann, sondern in Bildern und Symbolen in Erscheinung tritt. Erst einem mit der Denkfunktion ausgestatteten mentalen oder rationalen Bewusstsein, d. h. dem Menschen der geschichtlichen Zeit, war es dann möglich, die Phänomene der Welt und des psychischen Lebens spekulativ, begrifflich und rational, d. h. in einem wissenschaftlichen Sinne zu erfassen. Die Heraufkunft des mentalen oder geschichtlichen Zeitalters bedeutete den Untergang der mythischen Zeit.
Den Übergang von der mythischen Zeit zu unserer geschichtlichen Zeit können wir in seinen einzelnen Phasen in Griechenland beobachten. Dort steht die Wiege unserer patriarchalen, auf Individualität und Rationalität aufgebauten Welt. Hier können wir die Wende vom Mythos zum Logos, das Aufsteigen des Denkens von den Homerischen Dichtungen an über die Vorsokratiker bis zu Platon und Aristoteles im 4. Jh. v. Chr. nachvollziehen. „Von dem, was damals geschaffen und gedacht wurde, lebt die Menschheit bis heute. In jedem ihrer neuen Aufschwünge kehrt sie erinnernd zu jener Achsenzeit zurück, läßt sich von dort her neu entzünden.“13 Auch die analytische Psychologie C. G. Jungs ist nicht denkbar ohne die Vorstellungen und Ideen, die im alten Griechenland ihren Anfang genommen haben. Ich habe dabei vor allem die Tiefendimension der menschlichen Seele vor Augen, denn ich meine, dass es ganz besonders die Dimension der Tiefe ist, die der Jung’schen Psychologie ihren eigenen und spezifischen Klang gibt.
Ich möchte nun in einem kurzen Streifzug durch die europäische Geistesgeschichte einige Beispiele anführen, in denen gerade das, was ich die Tiefendimension der Psyche nenne, auf besonders schöne und klare Weise zutage tritt.
Heraklit von Ephesos (um 544–483 v. Chr.)
Man kann den Vorsokratiker Heraklit von Ephesos als den ersten abendländischen Psychologen bezeichnen. Er hat eine Reihe bedeutsamer Aussagen über die menschliche Seele gemacht. Ich habe davon drei wegen ihres Bezuges zur Jung’schen Psychologie ausgewählt.
In dem ersten Fragment, das ich anführen möchte, formuliert Heraklit das Polaritätsgesetz. Man kann ihn geradezu als den Entdecker dieses Gesetzes bezeichnen, das in der modernen Physik, vornehmlich auch in der Jung’schen Psychologie, eine wesentliche Rolle spielt. Man könnte die Jung’sche Psychologie geradezu Polaritätenpsychologie nennen, so sehr geht es in ihr um Gegensätze. Nun zu Heraklit.
Es heißt in Fragment 10: „Auch die Natur strebt wohl nach dem Entgegengesetzten und bringt aus diesem und nicht aus dem Gleichen den Einklang (Harmonie) hervor, wie es z. B. das männliche Geschlecht mit dem weiblichen Geschlecht paarte und nicht etwa beide mit dem gleichen, und die erste Eintracht durch Vereinigung des Gegensätzlichen, nicht des Gleichartigen herstellte.“14 Jung erweist sich als Heraklitianer, wenn er die menschliche Psyche als ein sich selbst regulierendes System bezeichnet, das von dem Gegensatzpaar Bewusstes–Unbewusstes geprägt ist.15 Jung sieht in den beiden psychischen Systemen Bewusstes und Unbewusstes den Motor allen psychischen Geschehens. In ihnen stehen sich Pole gegenüber, die sich gegenseitig kompensieren und bedingen, und die zusammen erst die Ganzheit der menschlichen Psyche ausmachen.
Das zweite Fragment, das ich nennen möchte, ist Fragment 45. Es heißt dort: „Der Seele Grenzen kannst du im Gehen nicht ausfindig machen, selbst wenn du alle Straßen abschrittest, so tiefen Sinn hat sie.“16 Heraklit ist der Erste, der das Wort Psyche mit dem Begriff Tiefe verbindet. James Hillmann reflektiert diesen Sachverhalt und äußert, dass seitdem „Tiefe, die Richtung, die Qualität und die Dimension der Psyche“ geboren seien.17 In der vordergründigen Welt der Erscheinungen, im sinnlich Wahrnehmbaren findet die menschliche Seele nicht letzte Befriedigung. Sie drängt darüber hinaus in die Tiefe, in die Hintergründe des Seins, ins Unendliche. Nun hat Heraklit das Wort Psyche nicht nur mit dem Begriff Tiefe verbunden, sondern auch mit dem des Logos. Herrmann Diels hat hier Logos mit Sinn übersetzt. Das will heißen, dass die Tiefe der Psyche und ihr Drang, in diese Tiefe zu dringen, mit Sinn ausgestattet ist, dass sie Logos, Geist, hat. In dem Wort Tiefenpsychologie haben sich die drei Begriffe Psyche, Logos und Tiefe miteinander verbunden. Es weist hin auf den ersten Denker, der die Psyche zum obersten Prinzip erhoben hat, auf Heraklit, den James Hillman deshalb den ersten Tiefenpsychologen unserer Zeit nennt.
Das dritte Fragment lautet: „Die Natur liebt es, sich zu verbergen.“18 In diesem Satz ist die Einsicht ausgedrückt, dass die Wahrheit der Dinge nicht offen sichtbar ist, sondern in der Tiefe des Seins verborgen liegt. Das Bedürfnis, in die Tiefe zu vorzustoßen, äußert sich nach James Hillman im analytischen Denken, das die Dinge auseinandernimmt, zergliedert und definiert. Dies geschieht sowohl im alchemistischen Psychologisieren wie auch im modernen Psychologisieren.19 Tiefenpsychologie hat es mit dem Aufspüren von Verborgenem zu tun, mit der Erhellung der dunklen Tiefe, mit der Bewusstmachung von Unbewusstem.
Ich glaube, keiner, der diese drei Fragmente des Heraklit mit Aufmerksamkeit liest, wird sich ihrer Schwingung und Aktualität verschließen können, auch wenn diese Sätze ein Sprachgewand tragen, das noch eher mythologisch als begrifflich-wissenschaftlich ist und uns deshalb als fremd erscheinen mag. Andererseits liegt aber darin gerade ihre Lebendigkeit und ihr Reiz, und wir können ihren bedeutsamen Inhalt sehr wohl verstehen.
Platon (427–347 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.)
In Platon und Aristoteles kommt das griechische Denken zu seinem Höhepunkt. Beide haben die abendländische Geistesgeschichte aufs Stärkste beeinflusst, wenn nicht gar weitgehend bestimmt – und zwar bis heute. Man kann simplifizierend sagen, dass der Strom des rationalen und begrifflichen Denkens, der durch die europäische Philosophiegeschichte fließt und der dann letztlich zu den Naturwissenschaften und zu unserer materialistischen und technischen Gegenwart geführt hat, auf Aristoteles zurückgeht; der Strom des schauenden, intuitiven und bildhaften Denkens aber, der sich in der Alchemie und vor allem in den mystischen Bewegungen, auch in der Naturphilosophie der Romantik artikuliert hat, auf Platon. Platon war, würden wir heute sagen, ein ganzheitlicher, ein rechtshemisphärischer Denker; Aristoteles, der Begründer der wissenschaftlichen Methodik und des wissenschaftlichen Denkens, ein linkshemisphärischer. Platon verwendete zur Darstellung seiner Auffassung von der Seele vielfach mythologische Bilder, z. B. das berühmte Höhlengleichnis (in seinem Hauptwerk Politeia). Ihm war der Symbolcharakter seiner Bilder...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Dank
- Vorwort
- Einleitung: Das Zusammengehen von Psychologie und Atemarbeit
- I. Zur Veeningarbeit
- II. Zur Psychologie C. G. Jungs
- Literaturhinweise
- Die Autoren
- Impressum