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Systemische Modelle für die Soziale Arbeit
Ein integratives Lehrbuch für die Theorie und Praxis
- 381 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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Systemische Modelle für die Soziale Arbeit
Ein integratives Lehrbuch für die Theorie und Praxis
Über dieses Buch
Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Lücke zwischen Sozialer Arbeit einerseits und Systemtheorie andererseits zu verkleinern, indem es die Methoden und Handlungsorientierungen aus beiden Bereichen verknüpft. Es macht so die Grenzen zwischen Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Therapie und Beratung durchlässig und überwindbar.Die soziale Arbeit gewinnt durch diese Integration eine Vielzahl von Methoden; die Systemtherapie schärft den Blick für soziale Zusammenhänge über das konkrete Bezugssystem hinaus.Wolf Ritscher entwirft hilfreiche Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten für Theorie und Praxis. In diesem Sinne ist dies ein Lehrbuch für alle, die sich mit der systemischen Arbeit im psychosozialen Feld befassen.
Häufig gestellte Fragen
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Information
1Zur Praxis der systemischen Sozialen Arbeit I: Ein Fallbeispiel aus der Arbeit des Allgemeinen Sozialen Dienstes
Das folgende Beispiel entnehme ich einem Lehrvideo, das eine studentische Projektgruppe zusammen mit mir erstellt hat. Die anonymisierte und inhaltlich auch veränderte „Fall“geschichte stammt aus der Praktikumserfahrung eines Studenten.1
1.1Die Beschreibung der familiären Situation

Abb. 1: Das Genogramm der Familie Beierle
Ein 50-jähriger Vater, von Beruf Lehrer, der aufgrund von immer noch bestehenden psychosomatischen Beschwerden vor zwölf Jahren frühpensioniert wurde, lebt mit seinem 15-jährigen Sohn Manuel zusammen in einem Haushalt. Die finanziellen Mittel sind knapp, sichern aber eine Lebensführung oberhalb der Sozialhilfegrenze. Der Vater versucht, durch englisch-deutsche Übersetzungen zusätzlich Geld zu verdienen. Hilfreich wäre dafür ein besserer Computer, den er sich aber nicht leisten kann. Die Mutter hat sich vor ca. zehn Jahren von ihrem Mann getrennt, lebt heute mit einer neuen Familie in einer 400 km entfernten Großstadt und hat nur sporadische Kontakte zu ihrem Sohn aus der ersten Ehe. Auf Unterhaltszahlungen hat der Mann wegen massiver Konflikte mit seiner Ex-Frau verzichtet. Manuel, der von seinem Vater als sehr intelligent und intellektuell interessiert beschrieben wird, verweigert seit fast einem Jahr den Schulbesuch und hat auch sonst kaum soziale Kontakte. Er liest viel, auch anspruchsvolle Literatur, und verbringt viel Zeit mit seinem Computer. Auch er wünscht sich einen leistungsfähigeren Rechner. Sein Berufswunsch ist es, als Erfinder von Computerspielen Geld zu verdienen und gleichzeitig Spaß zu haben. Dafür, so meint er, brauche er keine formale Schulausbildung. Die Schule mag er auch deshalb nicht besuchen, weil er das Opfer von Hänseleien und Gewalttätigkeiten der Mitschüler war. (Manuels Mutter stammt aus Südostasien, und er eignet sich allein schon wegen seines Aussehens als Zielscheibe für Gewalt und Ausgrenzung durch die Mitschüler.) Er geht nur selten aus dem Haus. Die Schule hat bisher noch keine Zwangsmittel angewendet, sondern suchte in Zusammenarbeit mit dem Vater nach einer Lösung ohne Zeitdruck und juristische Pression. Der Vater selbst hält ständig nach Möglichkeiten für einen geeigneten und offiziell anerkannten Lernkontext für Manuel Ausschau. Aber Manuel hat alle bisherigen Angebote ausgeschlagen. Die neuste Idee heißt Hausunterricht; dem würde er sich nicht widersetzen. Manuel wurde in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgestellt. Diese schlug eine längerfristige stationäre Therapie vor, weil sie die Diagnose „Schulphobie“, „soziale Ängste“, „neurotische Depression“ in den Kontext einer intensiven Symbiose zwischen Vater und Sohn stellte, die durch den stationären Aufenthalt gelockert werden sollte. Der Sohn verweigerte sich auch dieser Therapieperspektive, der Vater zeigte sich ebenfalls abwehrend. Im Grunde hatten sich beide im „trauten Unglück zu zweit“ eingerichtet und agierten unter der unausgesprochenen Annahme: „Wenn es das Problem mit der Schule nicht gäbe, könnte doch alles so bleiben, wie es ist.“ Der Vater hat sich jetzt mit der Bitte um Unterstützung bei der Schulproblematik an das Jugendamt gewandt.
1.2Der Verlauf des Unterstützungsprozesses2
Das erste Gespräch mit der zuständigen Bezirkssozialarbeiterin und einer ihr zugeordneten Praktikantin findet im Amt statt. Hier handelt es sich um die settingstrukturierende Methode der Teamarbeit.
Manuel ist nicht mitgekommen. Der Vater ist sichtlich zufrieden, eine Gesprächspartnerin für seine Sorgen gefunden zu haben. Ein weiteres Gespräch soll in der Wohnung stattfinden, damit die Hemmschwelle für Manuels Teilnahme verringert würde. Die systemischen Methoden des „verlängerten Erstgespräches“ und des „Settingwechsels“ werden eingeführt.
Als dieses geplante Gespräch stattfindet, kommt Manuel tatsächlich nach einiger Zeit dazu. Das Gespräch dient aus der Sicht der Sozialarbeiterin einerseits der Beziehungsfindung (Joining), andererseits der Informationsgewinnung zur Hypothesenbildung. Es wird von Anfang an versucht, die Richtlinie „Hypothesenbildung“ zu realisieren. Bei der Erkundung der mikro- und mesosystemischen Beziehungen wird deutlich, dass es einen kontinuierlichen, wenn auch zeitlich nicht sehr dichten Kontakt zur Oma (Mutter des Vaters) gibt und zu einer „Bekannten“ des Vaters. Über diese Beziehung spricht er aber nur sehr widerwillig. Die große Nähe zwischen Vater und Sohn (von der Psychiatrie als pathogene Symbiose eingeschätzt) wird erkennbar und von der Sozialarbeiterin als Ressource für künftige Veränderungen positiv konnotiert. Gegenüber der Aussage des psychiatrischen Gutachtens wird ein Reframing vorgenommen, das der Ressourcenorientierung der systemischen Arbeit entspringt. Um diese Nähe auch für Erkundungen des sozialen Umfeldes zu nutzen – denn gemeinsam gehen Vater und Sohn fast nie aus dem Haus –, schlägt die Sozialarbeiterin eine halbstündige Pause vor. In diesem Fall wird die Pause als settingstrukturierende Methode genutzt. Vater und Sohn sollen während dieser Zeit zusammen spazieren gehen und miteinander über eine zuvor im gemeinsamen Gespräch formulierte Frage, „Wenn Manuel öfters die Großmutter besuchen möchte, auf welche Weise kann das geschehen?“, reden. Die Sozialarbeiterinnen führen eine Hausaufgabe für die Pause ein. Über das Ergebnis ihres Gesprächs soll dann nach der Pause gesprochen werden. An dieser Stelle wird die systemische Doppelperspektive von „Diagnose“ und „Intervention“ genutzt: Schon während der „diagnostischen“ Hypothesenbildung entsteht eine Intervention – Pause und Hausaufgabe, die dann wieder „diagnostisch“ unter der Frage „Welche innerfamiliären Ressourcen sind auffindbar und ausbaubar?“ genutzt wird.
Es wird ein weiter Hausbesuch verabredet. Vor diesem beraten sich Sozialarbeiterin und Praktikantin mit einem erfahrenen Kollegen (Methode der kollegialen Supervision) und bilden Hypothesen für das nächste Gespräch. Das Fünfphasenmodell des systemischen Interviews wird an die Realität der Sozialen Arbeit angepasst: Die erste Phase der gemeinsamen Hypothesenbildung im Team findet nicht direkt vor dem Familiengespräch statt.
Das nächste Gespräch dient der Informationsgewinnung bezüglich der Dreiecksbeziehung Vater – Sohn – entfremdete Mutter; hier kommt das familiendynamische Triangulationsmodell von Bowen (1972) und Minuchin (1977) ins Spiel. Auch die Schulproblematik wird nun thematisiert. Erst jetzt, nachdem schon ein Joining (Minuchin) der Sozialarbeiterinnen stattgefunden hat, wird das aktuelle Problem genauer besprochen. Denn Manuel hat eine erste Ahnung davon entwickelt, dass ein Ansprechen der Schulproblematik – die Inhaltsseite der Kommunikation – durch die Sozialarbeiterin keine Disqualifikation auf der Beziehungsebene – z. B.: „Was bist du für ein Schlappschwanz, dass du dich so vor dem rauen Umgangston in der Schule fürchtest?“ – mit sich bringt. Hier wir die systemische Doppelperspektive von Inhalts- und Beziehungsaspekt jeder Kommunikation ernst genommen.
In der auf diese Sitzung folgenden kollegialen Supervision wird eine zentrale familiendynamische Hypothese gebildet: Vater und Mutter hatten ihre Beziehung mithilfe eines komplementären Beziehungsmusters organisiert, innerhalb dessen der Vater in der (scheinbar) inferioren Position des „placating“ (Satir 1989), die Mutter in der (scheinbar) dominanten Position des „blaming“ (ebd.) agierte („scheinbar“ bezieht sich auf die unauftrennbare Dialektik von Dominanz und Inferiorität in komplementären Beziehungsmustern). Aus Enttäuschung über ihren „lebensuntüchtigen“ und jeder Konfrontation aus dem Wege gehenden „schwachen“ Mann hatte sie sich von ihm getrennt und das ca. siebenjährige Kind als Ausgleich zurückgelassen. Dank dieser zusätzlichen Übernahme der Mutterfunktion konnte der Vater die Trennung einigermaßen überstehen. Der Kontakt zwischen Mutter und Sohn dünnte aus, weil er immer vom Konflikt Mutter – Vater überschattet war. Der Vater wiederum interpretiert den nur sporadischen Kontakt der Mutter zum Sohn als Desinteresse. Der Sohn kann aus Loyalität zum Vater dem nicht widersprechen und auch von sich aus keine weit reichenden Kontaktversuche bezüglich der Mutter starten. Seine Schulverweigerung ergibt Sinn, wenn sie als Loyalität gegenüber dem Vater verstanden wird. Ginge er in die Schule, würde der Vater noch weiter vereinsamen (eventuell würden auch Suizidgedanken entstehen); möglicherweise würde durch die Leistungen des Sohnes und seine sozialen Kontakte dann auch das Versagerimage des Vaters verstärkt. Hier findet eine Hypothesenbildung auf der Grundlage der familiendynamischen Konzepte „unsichtbaren Bindungen“ (Boszormenyi-Nagy u. Spark 1981) und der „Delegation“ (Stierlin 1982) statt. Als Folge dieser Hypothese wurden erste Interventionen besprochen. Die Achse Vater – Sohn sollte erhalten bleiben, dem Sohn sollte über andere familiäre (Oma, Mutter) und außerfamiliäre Kontakte (einen Jugendlichen im gleichen Alter, regelmäßige Kontakte mit der Praktikantin auch außerhalb der Wohnung) „der Schritt ins Leben“ erleichtert werden. Dem Vater sollte gleichzeitig eine Kompensation für die bei erhöhter Mobilität des Sohnes zeitweilig geringer werdende Nähe angeboten werden. Diese sollte durch den Ausbau seiner ihn interessierenden Übersetzungstätigkeiten angepeilt werden. Um einen neuen Computer kaufen zu können, sollten innerfamiliäre Ressourcen (z. B. bisher verschmähte finanzielle Unterstützungsangebote der Oma) und vorhandene Zeitkapazitäten des Vaters für mehr Übersetzungsarbeit genutzt werden; ein Teilbetrag sollte durch den Antrag bei einer Familienförderungsstiftung beigebracht werden. Die Schulfrage sollte u. a. Teil des jetzt anstehenden ersten Hilfeplangesprächs sein, zu dem die Rektorin der Schule eingeladen werden sollte. Das Hilfeplangespräch sollte im Amt stattfinden, damit sein formaler Charakter hervorgehoben würde. Der Hilfeplan rückt nun ins Zentrum; in ihm sollen weitere Maßnahmen festgelegt werden. Zum Beispiel die Erweiterung des Unterstützungssystems durch den punktuellen Einbezug von Großmutter, Mutter und Rektorin; die Etablierung eines formalen aus Manuel und Praktikantin gebildeten Settings – Subsystems des Unterstützungssystems – als Vorform einer ISE-Maßnahme nach § 35 Kinder- und Jugendhilfegesetz (ISE = intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung); materielle und kommunikative Unterstützung bei der Beschaffung eines neuen Computers als dinglicher Metapher für die Hoffnung auf eine erwünschte und dennoch ängstigende Veränderung; die Einführung der den Schulbesuch enthaltenden Metapher „Sprung ins Leben“.
Manuel muss nun zum ersten Mal ins Amt, also die schützende Familienhöhle zusammen mit dem Vater verlassen.
Im Hilfeplangespräch wird mit der Rektorin eine Verlängerung der bisherigen Schonfrist bis zu den Sommerferien vereinbart. Bis dahin soll statt des „geraden Weges“ in die Schule der „Umweg“ über die oben skizzierten sozial aktivierende Maßnahmen versucht werden. In drei Monaten sollte ein zweites Hilfeplangespräch zur Bilanzierung des bis dahin begangenen Umweges stattfinden. Der Hilfeplan wurde dann festgelegt und von allen Beteiligten unterschrieben. Der Hilfeplan wird stets festgelegt; seine Erstellung mit allen relevanten Personen und seine Fortschreibung ist eine zentrale Methode der Jugendhilfe. Eine neue Metapher – „der Umweg“ – wird eingeführt, um den Veränderungsdruck abzumildern.
Im Folgenden fand dann ein Treffen zwischen Manuel und der Praktikantin statt, bei dem mithilfe des Familienbretts mögliche Zukünfte mit ihren Konsequenzen für die Gegenwart vorweggenommen wurden. Das Familienbrett als darstellende Methode, hypothetische Fragen als verbale Methode und Zeit als soziales Konstrukt werden eingeführt.
In einem Gespräch mit Großmutter, Vater und Manuel wurde ein etwas häufigerer Kontakt zwischen allen drei Familienmitgliedern besprochen – Stichwort „Keller ausmisten“ – und gemeinsam das Familiengenogramm erstellt. Die Beziehung innerhalb des Dreigenerationensystems wird durch Hausaufgaben und den gemeinsamen Blick auf die Familiengeschichte aktiviert. Das Genogramm ist in diesem Sinne eine Interventionsmethode; es erbrachte aber zugleich als „diagnostische“ Methode Informationen über bisher nicht genannte Familienmitglieder.
Zu einem weiteren Gespräch wurde die Mutter eingeladen. Trotz der verständlichen Widerstände des Vaters und einer offenkundigen Wut der Mutter auf ihren Ex-Mann konnte die Beziehung Mutter – Sohn ein wenig von den Beziehungen Vater – Sohn und Mutter – Vater abgekoppelt werden. Es wurde ein neuer Besuch von Manuel bei seiner Mutter und ihrer neuen Familie vereinbart. Dieses Gespräch war durch eine emotionale Intensität gekennzeichnet, die in manchen „offiziellen“ Therapien kein einziges Mal erreicht wird.
Die Verhakung des Sohnes in der konflikthaften Beziehung von Vater und Mutter – die so genannte Triangulierung – und seine Funktionalisierung für den immer noch bestehenden gegenseitigen Ablösungskampf der Eltern konnte gelockert werden. Die therapeutische Arbeit richtet sich nicht auf die Verbesserung der Elternbeziehung oder das persönliche Wachstum der Eltern, sondern auf die Unterstützung des Sohnes durch seine Mutter – ganz im Sinne der Förderung des Kindeswohles.
In einem weiteren Hilfeplangespräch wurden zwar erhebliche Veränderungen festgestellt, aber Manuel war immer noch nicht bereit, die reguläre Schule zu besuchen. Um den positiven Veränderungsprozess nicht zu stoppen, kam man überein, nach einer anderen Beschulungsform zu suchen, bis Manuel über weitere Schleifen des Umweges die Schule wird betreten können.
Anmerkungen
1 Der nachfolgend beschriebene Hilfe- bzw. Unterstützungsprozess, den die Familie Beierle und der Allgemeine Soziale Dienst gemeinsam gestalteten...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Vorwort
- Einleitung: Zur Einfädelung systemischer Theorie und Praxis in die Soziale Arbeit
- 1 Zur Praxis der systemischen Sozialen Arbeit I: Ein Fallbeispiel aus der Arbeit des Allgemeinen Sozialen Dienstes
- 2 Exkurse zur systemischen Metatheorie
- 3 Soziale Kontexte der systemischen Arbeit mit Familien
- 4 Familie, familiärer Lebenszyklus und Familiendynamik
- 5 Schritte zu einer systemisch begründeten Sozialen Arbeit
- 6 Systemische Handlungsrichtlinien und Methoden für die Soziale Arbeit
- 7 Zur Praxis der systemischen Sozialen Arbeit II: Beispiele aus Sozialpsychiatrie und Jugendhilfe
- Literatur
- Sachregister
- Namensregister
- Über den Autor