Werner Perrey
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Werner Perrey

Der Kieler Kasper

Jutta Matz, Antje Bodanowitz, Henning Schmidt

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  1. 124 Seiten
  2. German
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Werner Perrey

Der Kieler Kasper

Jutta Matz, Antje Bodanowitz, Henning Schmidt

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Über dieses Buch

Werner Perrey war der bekannteste Puppenspieler der 1920er Jahre in Norddeutschland.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783751938488
1 KINDHEIT, JUGEND, KRIEG UND STUDIUM
Antje Bodanowitz: Mein Vater Werner Perrey wurde am 14. November 1896 in Oliva bei Danzig geboren. Seine Eltern, Eduard Perrey und Martha Kegenbein, konnten damals nicht heiraten, weil mein Großvater beim Militär noch nicht den Dienstgrad erreicht hatte, mit dem man heiraten durfte. So wurde mein Vater unehelich geboren und wuchs zeitweise bei den Eltern der Mutter auf. Nach der Militärentlassung meines Großvaters heirateten Vaters Eltern, und er bekam nun auch den Namen seines Vaters. Zuvor hatte er Kegenbein geheißen. 1900 wurde sein Bruder Herbert geboren und 1903 die Schwester Elsbeth. Als mein Vater zehn Jahre alt war, holten ihn seine Eltern nach Kiel. In der Zwischenzeit war mein Großvater Postbeamter, von Königsberg nach Kiel versetzt worden und hatte ein Siedlungshäuschen in Russee gekauft.
Bis zu seinem fünften Lebensjahr lebt Werner Perrey bei einer Familie Krumreich in Danzig und besucht die Vorschule des Gymnasiums in Langfuhr, einem Danziger Vorort. 1901 siedelt er zu den Großeltern Kegenbein nach Königsberg um, wo er weiter eine Vorschule und später eine Realschule besucht.1
Werner Perrey selbst schreibt über seine Kindheit 1957 in einem Brief an den Bruder seiner Mutter, Richard Kegenbein: Bis zu meinem 12. Lebensjahre kannte ich weder Vater noch Mutter mit Namen. Sah ich beide gelegentlich einmal in Königsberg, so war für mich der eine Onkel Eduard, meine Mutter aber nur Tante Martha… Auch ist mir in Erinnerung verblieben, welche Verwirrung die Namensänderung in mir anrichtete, hieß ich doch während der ersten Lebensjahre Werner Kegenbein und mußte nun diesen Namen ablegen und einen anderen dafür erlernen.2
Nach dem Umzug zu den Eltern besucht er in Kiel, wie später auch sein Bruder, ein Reformrealgymnasium, entweder die jetzige Humboldtschule oder die Max-Planck-Schule. Er verlässt die Schule Ostern 1913 mit siebzehn Jahren mit der sog. Primareife, vergleichbar mit der heutigen Fachhochschulreife.
Antje B.: Noch vor dem Ersten Weltkrieg absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung auf Gut Güldenstein. Ich sehe ihn nach wie vor hoch zu Ross vor mir, wie auf einem Foto, das ich noch habe.
Werner Perrey hoch zu Ross, aufgenommen zwischen 1913 und 16 auf Gut Lensahn oder Gut Güldenstein
Werner Perrey selbst berichtet, er habe von Ostern 1913 bis Januar 1915 eine Landwirtschaftslehre auf dem großherzoglichen Gut Lensahn in Ostholstein absolviert, als Vorbereitung auf die Auswanderung in die Kolonien auf Besitzungen eines Onkels. Erst von Januar 1915 bis Mai 1916 war er dann Gutsverwalter auf dem benachbarten Gut Güldenstein anstelle des zum Kriegsdienst eingezogenen Verwalters.3
Antje B.: Später hat er von dieser Zeit immer geschwärmt. Der Hintergrund war, er sollte nach Südwestafrika gehen und eine Farm übernehmen, die der Bruder meiner Großmutter dort besaß. Nach dem Ersten Weltkrieg war das ja passé, weil es die Kolonien nicht mehr gab. Später in Resenis hat er den Bauern immer Vorträge über Landwirtschaft halten können, weil er ja Ahnung hatte. Die waren immer stinksauer, was der Perrey schon wieder zu sagen hatte. Ein Beispiel: Wenn die Bauern mit ihren Wagen mit Holzrädern vom Feld kamen, fuhren sie sie in den Felder Dorfteich, damit das Holz aufquoll und die Eisenreifen wieder fest auf den Rädern saßen. Als später die Trecker aufkamen, machten die Bauern das Gleiche mit den Treckern. Darüber hat sich mein Vater furchtbar aufgeregt.
Im Mai 1916, mit 19 Jahren, wird auch Werner Perrey Soldat. Er berichtet – 1938, in einem Lebenslauf – er habe als Schütze an der Westfront gedient, bis er im Oktober 1918 erkrankte und ins Lazarett überwiesen wurde, von wo am 1. Januar 1919 die Entlassung erfolgte.4
In der Familie hat sich eine andere Sicht der Dinge erhalten:
Antje B.: Es kam der Erste Weltkrieg, und beide Brüder meldeten sich, um in den Krieg zu ziehen. Auf dem Paradeplatz in Rendsburg lernten sie das Exerzieren. Anschließend kamen sie nach Frankreich an die Front. Als die Schwester konfirmiert wurde, gab es für Vater die Möglichkeit, Heimaturlaub zu bekommen. Aus irgendwelchen Gründen verzögerte sich danach seine Rückkehr an die Front. Als er schließlich an seinen Einsatzort zurückkehrte, lebte keiner seiner Kameraden mehr. Das hat mein Vater zum Anlass genommen zu desertieren. Er hatte das Glück, gut Französisch zu sprechen, dazu kam unser französischer Name. Er schlug sich von Ort zu Ort durch und kam letztlich gegen Ende des Krieges verwanzt und mit Krätze, aber heil und ganz wieder zu Hause in Kiel an.
In einem Brief aus dem Jahr 1921 schreibt Werner Perrey: Dann kam der Krieg. Ich war von Anfang an fast mit dabei. Dann erzählt er von seinem Begleiter Kasper, den er bei der Rückkehr aus dem Urlaub mit in den Schützengraben genommen habe. In diesem Zusammenhang berichtet er auch, er sei in Verdun gewesen, wo er unglücklicherweise seine Aufzeichnungen mit Kaspergeschichten verloren habe.5
In einem nach dem Krieg verfassten Kriegstagebuch, in Teilen vermutlich erst 1920 oder Anfang 1921 entstanden, den Erinnerungen als Soldat, berichtet Werner Perrey über diese Zeit. Überschwänglich zieht er nicht in den Krieg. Der Abschied von Güldenstein und der Familie fällt ihm schwer. In Berlin, wo er noch einige Tage bei Großmutter und Tante verbringt, trifft er Anfang Mai auf einen Trupp neu eingezogener Soldaten:
Mir kam dieser Zug vor wie Menschen, die man zur Schlachtbank führte und ich konnte mich eines recht bedrückten Gesichtes nicht erwehren, besonders im Hinblick, dass ich in zehn Tagen einem ähnlichen Schicksal entgegen ging.6
Noch wenige Monate zuvor, Anfang 1916, hatte es in einem Brief schwärmerisch geklungen: Eines Tages werden auch mich eisenbeschlagene Stiefel tragen, werden mit mir laufen und marschieren. Meine Seele wird aufjauchzen und lachen und glücklich sein. Denn ich werde hinausziehen, um mir die Manneswürde zu holen… Denn die Seele muß einer harten Lebensprüfung unterzogen werden um frei zu werden. Und muß ihren bitteren Schmerz alleine und als Sieger ausfechten… Vielleicht wird dort draußen der Seele seichtes Gewebe grausam zerstört von den Schicksalshänden und wird nie wieder atmen können … Vielleicht wird auch eine dumme Kugel in sie hineintanzen und sie entführen… Aber hinaus möchte ich doch!7
Nach der Einberufung im Mai 1916 führt ihn sein Weg zuerst nach Meiningen in Thüringen, dann kurz nach Rendsburg, dann für ebenfalls kurze Zeit nach Heide in Holstein und Flensburg und anschließend zur Ausbildung nach Munster-Lager und danach erneut nach Flensburg. Von dort geht es im Oktober 1916 nach Döberitz bei Berlin. Anfang November rücken die Kameraden aus an die Front, während Werner Perrey krank, mit einer Blutvergiftung, zurückbleibt. Über den folgenden Winter schreibt er:
Die Zeiten die nun kamen, sind für mich wohl die schlechtesten und drückendsten gewesen. Der kalte Winter 17 wo uns nur zwei kleine Knüppelgen Holz für den Tag als Heizmaterial zugewiesen worden waren, und wo wir Briketts und Kohlen gestohlen haben, wie die Raben auf dem Felde die Saat.
Weihnachten 1916 und einen Kasperabend kann er bei der Verwandtschaft in Berlin verbringen. Die Wochen danach ist Zeichenzeit (was immer das bedeutet, vielleicht ist auch zeichnen gemeint) und Schreibtstubenarbeit. Dann:
Am 8. März 1917 war für uns der glorreiche und bange Augenblick des Ausrückens gekommen. Fast möchte ich sagen, es war für uns alle ein rechter Freudentag. Nie hat die Sonne stahlharter (Lesefehler?!) und nie der Himmel dunkler mir erschienen, denn damals. Mit Fahnen und Tannengrün bekränzt, von der Musik geführt, so sind wir hinausgezogen durchs Tor.
Werner Perrey gelangt nach Lothringen, in die Vogesen, wird zunächst als Schreiber eingesetzt. Zum ersten Mal sieht er die direkten Auswirkungen des Krieges in Form zerschossener Häuser. Probleme bekommt er dort mit Vorgesetzten, nach eigener Aussage wegen seiner großen Klappe. Seine Feuertaufe erlebt er im Wald bei Chambrey, ebenfalls in Lothringen, gut 100 Kilometer entfernt von Verdun. Im Folgenden wird er in der gleichen Gegend als Postordonnanz, also als militärischer Postbote, eingesetzt. Ein halbes Jahr verbleibt er in dieser Stellung und berichtet über eine relativ ruhige Zeit, in der die Kompanie nur einen Toten und einen Schwerverletzten zu beklagen hat. Auf seinen Posttouren ist es ihm möglich, Obst und Pilze für sich und die Kameraden zu sammeln. Im Dezember 1917 gibt es Heimaturlaub, und damit endet das Kriegstagebuch. Über das letzte Kriegsjahr, seine Aufenthaltsorte, Tätigkeit, Krankheit oder mögliche Desertion erfahren wir nichts.
Thema ist hingegen das schlechte Benehmen von Offizieren und Unteroffizieren: Von den Gelagen und Saufereien die unsere Offiziere abhielten, will ich lieber schweigen… O welch aufgeblasene Wichte und in deren Händen lag unsere Führerschaft. Gewiss gab es auc...

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