Die Mühlen im ehemals woellwarthschen Essingen
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Die Mühlen im ehemals woellwarthschen Essingen

  1. 104 Seiten
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Die Mühlen im ehemals woellwarthschen Essingen

Über dieses Buch

Da eine systematische Untersuchung der Essinger Mühlen bisher nicht erfolgte, soll mit diesem Beitrag versucht werden, die Geschichte der für den Ort stets wichtigen Einrichtungen zu dokumentieren.In Essingen gab es ursprünglich zwei Mühlen im Dorf, die erstmals 1512 erwähnte Untere Mühle (Wassertriebwerk Nr. T 66) und die ab 1632 nachzuweisende Obere Mühle (Wassertriebwerk Nr. T 65). Im Jahre 1755 wurde noch eine Ölmühle außerhalb des Dorfes in der Nähe des Remsursprungs erbaut, sie erhielt später die Wassertriebwerksnummer T 64. Solange es keine anderen Energiequellen wie Dampfmaschinen oder Benzinmotoren gab, konnte eine Mühle nur an einem fließenden Gewässer mit entsprechendem Gefälle errichtet werden. Die Essinger Mühlen wurden durch das Wasser der Rems mit Wasserrädern angetrieben; sie hatten zwei beziehungsweise drei Mahlgänge und einen Gerbgang. Sie liefen wegen Wassermangels der Rems aber nur während zwei bis drei Monaten im Jahr und waren deshalb in Klasse II eingestuft

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Untere Mühle, Wassertriebwerk Nr. 66, neue Nummer 2181

Untere Mühle um 1930, Zeichnung Josef Haller, Essingen, 1980 Gemälde im Besitz von Familie Hans Zeiher, Essingen
1512 Die Untere Mühle wird erstmals 1512 genannt, als die Witwe von Heinrich von Woellwarth zu Lauterburg (#131), Apollonia Schilling von Cannstatt, zusammen mit ihrem Sohn Georg von Woellwarth (#138), ihrem Schwager Reinhard (Rennwart) von Woellwarth (#132), ihrem Vetter Wilhelm von Woellwarth (#134) sowie dem Gmünder Bürgermeister Liebermann und weiteren Personen mit Erlaubnis des Herzogs Ulrich von Württemberg eine Bergwerksgesellschaft mit Hochofen in Essingen gründen. „Die Herren von Woellwarth-Lauterburg geben ihre Mühle unterhalb des Dorfes an der Rems samt Hofraithe, Stadel und Wieslein, darauf zu dieser Zeit die Schmelzhütte gebaut ist sowie die Genehmigung zur Nutzung des Wassers in der Rems und im alten oder öden Weiher oberhalb des Dorfes durch die Gesellschaft.”11
1590 Um 1590 wird Thomas Grimm als Untermüller bekannt; 1594 lässt die Herrschaft Woellwarth dessen Frau Maria geborene Rieckher wegen versuchter Vergiftung ihres Mühlknechtes Jörg Klemmer aus Mergelstetten inhaftieren.12
1638 Während des 30-jährigen Krieges ist die Mühle nicht oder überwiegend nicht in Betrieb, da sich für diese Zeit keine Unterlagen finden. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar. Eine kaiserliche Kommission beschreibt 1638 den Zustand des beschlagnahmten woellwarthschen Herrschaftsgebietes wie folgt:13 „Dieweilen, dass wir Unterschriebene oben spezifizierte Güter beritten und nach Notdurft besichtigt, so haben wir nicht anders befunden, als dass die Schlösser Neubronn, Fachsenfeld, Essingen, die Oberburg und Hohenroden ruiniert, sollten dieselben aber wieder bewohnt werden, würd dies ein namhaftes kosten. So seien auch die Flecken und Höfe verbrannt und unbewohnt, sonderlich Fachsenfeld, darin gar kein Mensch mehr ist. Die Felder liegen öde, wüst und unbebaut, also dass man bei so geschaffenen Zeiten wenig Einkommen davon haben kann. Deswegen wir solche Güter anderer Gestalt zu estimieren nicht gewusst. Auf dessen Grund haben wir unsere Pettschaft öffentlich hierfür gedruckt. So geschehen zu Schwäbisch Gmünd den 24. Dezembris 1638. Martin Kuenherr, Kaiserlicher Offenbarer Notarius.”
1659 sind noch zehn verlassene Hofstätten in Essingen nachgewiesen, unter anderem die Höfe von Hans Bentz, Georg Wagenblast, Georg Holtz, Hans Meyer, Georg Barth, Caspar König, Oswald Stegmayer und Hermann Mundis.14
1667 Anlässlich der Mühlenvisitation am 20. Mai 1669 wird auf der Unteren Mühle wieder ein Müller genannt: Jeremias Raufahrt15, verheiratet mit Maria NN. Es handelt sich wohl um einen nach dem Krieg Zugewanderten oder Zurückgebliebenen. Die Familie ist jedoch bereits seit oder sogar vor 1667 in der Unteren Mühle, denn am 20. August 1667 wird dort ihr Sohn Georg geboren. Am 24. März 1672 stirbt Sohn Jeremias im Alter von einem Jahr und drei Tagen. Am 5. September 1675 stirbt Tochter Barbara im Alter von einem Jahr. Da der Müller nur kurzfristig nachzuweisen ist, erfolgten diesbezüglich keine weiteren Recherchen.
1690 Am 1. Oktober 1690 wird die Mühlenvisitation bei Hans Conradt (Konrad) Grupp durchgeführt, er ist bis zu seinem Tod 1696 Müller auf der unteren Mühle. Grupp ist verheiratet mit Catharina Müller, geboren am 25. Juli 1658. Anlässlich der Mühlenvisitation am 14. April 1694 wird beanstandet, „dass es unter dem so genannten Gerbgang, bei dem eine Trennung der Spelzen von der Frucht erfolgt, so unsauber ist, dass heruntergefallene Körner bereits wieder auswachsen.“16
1696 Nachdem Alexander Maximilian von Woellwarth (#194) am 13. Dezember 1696 vor allem wegen der ihm von seinem Vater hinterlassenen Schulden ein Drittel des Dorfes Essingen an Maximilian Graf von Degenfeld verkaufen muss17, ist auch die Untere Mühle in den Kauf eingeschlossen und die künftigen Mühlenbesitzer werden degenfeldsche Untertanen.
Am 13. Oktober 1696 heiratet der bisherige Schmidknecht Georg Köpf (Jerg Köpff) Catharina, die Witwe von Hans Conrad Grupp und wird damit neuer Untermüller. Die von Catharina in die Ehe mitgebrachte Tochter Anna Barbara verstirbt am 9. April 1697 im Alter von knapp sieben Jahren. Am 17. März 1698 verstirbt die Ehefrau Catharina im Alter von 40 Jahren, nachdem sie am 10. März von den Zwillingen Alexander und Barbara entbunden wurde; kurz darauf verstirbt am 22. März auch Tochter Barbara im Alter von 13 Tagen.
Der Witwer heiratet am 11. Februar 1699 in zweiter Ehe Ursula Barth, eine hinterlassene eheliche Tochter des Hans Barth. Zu der erbgütigen unteren Mahlmühle mit zwei Mahl- und einem Gerbgang kommt durch die Hochzeit auch der „Barthshof“ hinzu, ein Fallhof, „welchen derselbe (Georg Köpf) betreibt mit seinem Weib, darein gehöret nebst der Wohnung in der Barthsgasse drei Viertel Garten beim Haus.“18
1716 erfolgt eine Mühlenvisitation. Neben dem woellwarthschen Amtsvogt Ernst Maximilian Enslin ist nun auch der degenfeldsche Schultheiß Hans Jacob Drittler bei der Mühlenbeschau anwesend.
1745 lässt Köpf durch Zimmermeister Heinrich Albrecht vom Streichhof bei der unteren Mühle einen Steg über die Rems erbauen.19
1765 Im Visitationsbericht vom 1. Februar 1765 wird der am 6. März 1736 geborene Sohn Georg Köpf als Besitzer der Mühle genannt.20 Georg ist seit 9. Juni 1766 in erster Ehe mit der am 6. September 1736 geborenen Catharina Schlierer verheiratet, welche am 13.April 1784 verstirbt. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor. Am 2. Juni 1785 heiratet Georg Köpf in zweiter Ehe die am 12. April 1746 geborene Christine Schrag aus Sontheim im Stubental, welche am 24. März 1810 verstirbt. Aus der zweiten Ehe ging eine Tochter hervor. Georg Köpf stirbt am 21. März 1822.
1795 Auf Georg Köpf folgt Johann Friedrich Müller, geboren am 6. April 1768 als Sohn des Bärenwirts Johann Conrad Müller. Friedrich Müller heiratet am 11. Februar 1795 Sophie Koepf, die am 11. August 1772 in erster Ehe geborene Tochter des Georg Köpf. Aus der Ehe gehen 14 Kinder hervor, darunter die am 21. Dezember 1795 geborene Tochter Margaretha.
Müller erweitert den Besitz der Mühle durch den Kauf von verschiedenen Grundstücken, unter anderem auch am Mühlbach direkt bei der Mühle.21 Johann Friedrich Müller stirbt am 29. März 1818 im Alter von knapp 50 Jahren an Auszehrung. Sophia Müller stirbt am 7. Juni 1819 ebenfalls an Auszehrung.22
1818 Da der Sohn Georg Conrad Müller erst acht Jahre alt ist, folgt als Pächter der Unteren Mühle der am 19. September 1791 geborene Johannes Carle, ein Sohn des Bauern Johann Jacob Carle. Johannes Carle ist seit 2. Juni 1818 mit der am 21. Dezember 1795 geborenen Margaretha Müller verheiratet, der vorerwähnten Tochter des kurz zuvor verstorbenen Untermüllers Johann Friedrich Müller.
1832 Am 29. Mai 1832 heiratet der am 19. Februar 1810 geborene Georg Conrad Müller die am 23. Januar 1813 geborene Zieglertochter Margarethe Mößner und betreibt ab diesem Zeitpunkt die Untere Mühle. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. Am 10. Juni 1834 verstirbt Margarethe Müller.
Der Witwer heiratet in zweiter Ehe am 12. Mai 1835 Christine Maunz vom Vogelhof. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. Die Ehe wird am 21. November 1837 geschieden, die Ehefrau zieht mit den Kindern nach Gmünd.
Am 5. November 1838 verstirbt Georg Conrad Müller auf der Unteren Mühle.
1839 wird Johannes Holz als Untermüller genannt. Johannes Holz ist am 14. August 1813 auf dem Sixenhof als Sohn des Sixenhofbauern Johann Georg Holz und dessen Frau Wilhelmina Catharina Barth geboren. Am 19. November 1839 heiratet er als Untermüller Anna Magdalen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorbemerkung
  3. Die Rems als Kraft- und Energiequelle
  4. Mühlordnungen
  5. Mahlzwang, Maße und Gewichte
  6. Das Mühlensterben nach dem Zweiten Weltkrieg
  7. Untere Mühle, Wassertriebwerk Nr. 66, neue Nummer 2181
  8. Obere Mühle, Wassertriebwerk Nr. 65, neue Nummer 2180
  9. Ölmühle, Wassertriebwerk Nr. 64, neue Nummer 2179
  10. Schafwäsche bei der Ölmühle
  11. Vom selben Autor bisher veröffentlicht:
  12. Quellenverzeichnis
  13. Impressum