
- 216 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Zwischen Dschungel und Megacity
Über dieses Buch
Der Mensch trägt seine Welt mit Macht in die Natur hinaus, die Natur schlägt ihre Wurzeln in der seinen. Beides bildet archaische Zahnräder im Reigen zeitloser Themen und Problemfelder, innerhalb derer der Mensch seine Position sucht. Duanna Mund und Anton Christan Glatz nähern sich diesen Spannungsfeldern in Bild und Wort vereint. Ein literarisches Panorama zwischen Schönheit und Miss-klang, Risiken und Chancen, Vertrautem und Irritation. Zwei Stimmen jenseits des moralischen Zeigefingers und jeder Beschaulichkeit.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Zwischen Dschungel und Megacity von Duanna Mund,Anton Christian Glatz im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Philosophie & Geschichte & Theorie der Philosophie. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
Teil A
Duanna Mund


Narzissenwiese / Altaussee, Steiermark – Österreich
1
Blicken wir an einem Frühlingsmorgen auf das erwachende Grün, welches die Wiesen wie eine Substanz aus Licht überzieht, werden wir augenblicklich gewahr, welch Zauber dem stetigen Wandel allen Seins zugrunde liegt. Wir erkennen, wie sehr die Natur unsere irdische Existenz abbildet, sobald wir uns nicht von zivilisatorischen Einflüssen ablenken lassen. Im Rauschen eines Flusses hören wir das Lied der Zeit, ihr ewiges Fließen, das Neues schafft und Altes vergehen lässt. Während wir Veränderung oft als Bedrohung empfinden, weil sie uns an unsere Vergänglichkeit erinnert, stimmt uns der Fluss versöhnlich. Wenn jede unserer Zellen einen beständigen Tod stirbt, die Flamme des Lebens nur so lange brennt, wie der Stoffwechsel im Nehmen und Geben aufrecht bleibt, wirkt in uns das Gesetz der Natur.
2
Die äußeren Umstände unserer Existenz wandeln sich heute mit atemberaubender Geschwindigkeit. Die Grundfesten unseres Weltverständnisses scheinen sich auf unvorhersehbare Weise neu zu formieren. Wir sehen uns mit Aufgaben konfrontiert, die in ihrer Dringlichkeit so neu wie schmerzvoll sind. In der Frage nach dem Allgemeingültigen menschlicher Identität müssen wir uns mittlerweile in einem Dschungel aus Erklärungsversuchen zurechtfinden. Von Europa ausgehend setzte sich die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise der Welt durch, die spezifisch westliche Denkweise, welche die Spezies Mensch als Ergebnis der voranschreitenden Evolution des Lebens sieht. Diese anerkennt somit, dass die Natur uns zu dem machte, was wir heute sind.

Kohlebergbau / Ruhrgebiet – Deutschland
3
Diese Einsicht steht in krassem Gegensatz zum selbstherrlichen Verhalten, das wir der Natur gegenüber und gleichermaßen im Hinblick auf unsere eigene Spezies an den Tag legen. Ohne lange nachzudenken, nehmen wir von den Ressourcen unseres Heimatplaneten. Je ferner die Region, umso schamloser wird unser begehrliches Verhalten. In der Globalisierung verkommt die Erde zum Selbstbedienungsladen. Gleichzeitig bringen Wissensgesellschaft und Mobilität Menschen unterschiedlichster geografischer Naturräume einander näher. Aber wir lernen uns kennen, ohne uns zu erkennen, denn oftmals fehlt der Wille, im Trennenden die Gemeinsamkeiten zu begreifen.
4
Der Kontakt mit Neuem geht mit exotischem Reiz einher. Fremde Menschen wie Länder faszinieren. Unterschiede in Aussehen, Wesen und Kultur wirken aufregend und inspirierend, schärft sich doch im Andersartigen die eigene Identität. Unbewusst unterliegen wir dabei dem Wirken der Evolution, die voranschreitet, indem sich der Genpool der Völker und somit der gesamten Gattung vermischt. Erst im Zuge des Entgleitens der Migration verkehrt sich das Interesse in Ablehnung. Die Zivilgesellschaft fühlt sich überfordert, Zukunftsängste wuchern.

Akha-Dorf / Nordthailand
5
Das Tempo, in dem menschliches Wirken die Natur verändert, bestimmt die Geschwindigkeit der angepassten Entwicklung. Als Teil der Natur entspricht jedes Individuum in Körper, Geist und Seele dem Umfeld, in dem seine Vorfahren und es selbst aufgewachsen sind. Der Wandel der Lebensbedingungen erzeugt einen Selektionsdruck, der in Form von Stress wahrgenommen wird. Der moderne Mensch leidet an Reizüberflutung. Die im Vergleich zu früheren Generationen hohe Lebenserwartung verstärkt die Notwendigkeit, mit der Zeit Schritt zu halten und nicht den Anschluss zu verlieren. Kein Wunder, wenn unabhängig von materiellem Wohlstand das kostbarste Gut verloren geht: die Möglichkeit, über Lebenszeit frei zu verfügen.
6
Angesichts der tiefen Sehnsucht nach ursprünglichen Lebensformen und Naturräumen, die tragischerweise immer seltener werden, wächst die Dringlichkeit der Suche nach dem geistigen Musterbild des Menschen. Gibt es in der Natur eine Intelligenz, die sich in uns Ausdruck verschafft? Wie können wir als Spezies, die mehr als 90 Prozent der Menschheitsgeschichte als Jäger und Sammler verbrachte, im postindustriellen Zeitalter unserer Natur entsprechend leben? Wie verbinden wir unseren Lebensfaden mit dem Ursprung, finden Verknüpfungen, die uns verwurzeln und dennoch den Flug ins neue Zeitalter ermöglichen?

Schafgarben / Weißensee, Kärnten – Österreich
7
Für den deutschen Philosophen und Psychologen Franz Clemens Brentano (1778 – 1842) unterscheidet sich das Geistige vom Physischen dadurch, dass es stets auf etwas gerichtet ist, während Letzteres einfach so existiert. Der Großteil der zeitgenössischen Philosophen anerkennt die Intentionalität des Geistigen, kommt allerdings mehrheitlich zum Schluss, diese sei lediglich auf Aktivitäten des Gehirns zurückzuführen. Die Frage nach der ersten Ursache, dem Ursprung des Geistigen bleibt auf diese Weise ohne Antwort. Das Geheimnis Leben manifestiert sich als schöpferische Kraft, die sich in einer Kausalkette verbunden unablässig erneuert.
8
Wenn wir uns vor Augen halten, dass eine Person zu einem Zeitpunkt mit derselben Person zu einem späteren Zeitpunkt stofflich wie geistig nicht ident ist, stellen wir uns die Frage nach der Klammer um ihre Identität. Wie unser Körper füllt sich auch unser Denken in jedem Augenblick mit neuer Gegenwart. Diese wird bewertet und unaufhaltsam als Erinnerung und Erfahrungsschatz eingeordnet. Was macht also jenes Kontinuum aus, als das sich jeder Mensch empfindet?

Albatros / Otagohalbinsel – Südinsel Neuseeland
9
Auf der Suche nach einem verbindenden Konzept stößt man unweigerlich auf die Fähigkeit des Menschen, sich im Denken aus dem Hier und Jetzt zu lösen und in die Vergangenheit und Zukunft zu reisen. Im 13. Jahrhundert leitete Thomas von Aquin, einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen der abendländischen Geschichte, aus der Ordnung in der Natur die Existenz Gottes ab. Gerade die Fähigkeit des Menschen, sich selbst metaphysisch zu schauen, deutete er, der Kirchenlehre folgend, als Endpunkt einer kreativen Schöpfung. Im heutigen Sprachgebrauch reden wir vom Intelligent Design.
10
Verbindet sich naturwissenschaftliches Denken mit der Vorstellung einer Intelligenz hinter dem Wunderbaren der Natur, muss dies nicht Darwins Evolutionstheorie widersprechen. Lediglich der Zufall als Triebfeder für das angepasste Voranschreiten macht einer zielgerichteten Entwicklung Platz, die zwar viele Umwege geht, jedoch immer wieder zum Leitbild seiner Form zurückfindet. Das Intelligent Design der Natur beeindruckt und legt uns eine poetische Weltsicht nahe, welche den Blick auf Licht und Schatten jeglicher Daseinsform öffnet. In ihr erzählt der Flug eines Vogels von der Liebe des Lebens zur Luft, das Schnurren der Katze gehört zu ihrem Sein wie der tödliche Schwung ihrer Krallen, wenn sie Leben nimmt, um eigenes Leben zu bewahren. Ob Zufall oder Plan – alles läuft zur Höchstform auf, wenn es seinem tiefsten Wesen nahe ist.

Fischer / Senggigi, Lombok – Indonesien
11
Betrachten wir die vielfältigen Lebenssituationen des modernen Menschen vor diesem Hintergrund, wird erkennbar, wie sehr wir in einer Gesellschaftsform bestehen müssen, die auf Konkurrenz und Individualismus fußt. Gerade die sozialen Fähigkeiten aber bilden die Grundlage für den Erfolg unserer Art. Eine der zahlreichen Theorien zur Stammesgeschichte des Menschen besagt, dass die Babys aufgrund der Größe des hochspezialisierten Gehirns früher geboren wurden. Sie befanden sich im Augenblick der Geburt eigentlich noch im Embryonalstadium und bedurften ganz besonders der elterlichen Fürsorge und des Zusammenhalts der Gruppe. Die eigene Natur machte den Menschen somit abhängig von der Fähigkeit seiner Gattung zur Kooperation.
12
Der Anthropologe Arnold Gehlen (1904 – 1976) sah in der Instinktretardation den Initialzünder für die Entwicklung des Menschen. Als der Australopithecus afarensis vor dreieinhalb Millionen Jahren die Baumkronen verließ, um die Ebene als Lebensraum zu erobern, musste er den aufrechten Gang erlernen. Die evolutionäre Modifikation verschmälerte daraufhin das Becken. Diese Veränderung erzwang einen früheren Geburtszeitpunkt. Gehlen schlussfolgert weiter, dass bei der embryonalen Entwicklung die Zeit fehlte, die Instinkte im Gehirn restlos auszubilden. Dieses Manko wurde schließlich durch die im Vorderhirn stattfindende Verstärkung der kognitiven Fähigkeiten kompensiert.

Truthahngeier / Panamacity – Panama
13
Im Bestreben, sich von der Unberechenbarkeit der umgebenden Natur weniger abhängig zu machen, erlag der moderne Mensch der Illusion, sich in künstlichen Räumen abkoppeln zu können. Dabei übersah er, dass in der Biologie jedes Ich nur durch ein Wir ermöglicht wird, dass jede Art von Entflechtung einer Amputation gleicht. Uns allen geläufig ist das Bild vom Menschen, der am eigenen Ast sägt. Mit zunehmender räumlicher und geistiger Ferne von Naturräumen verlieren wir den Kontakt zum Kern unseres Seins. Die digitalen Scheinwelten unserer Tage stehen am vorläufigen Ende einer Reihe von Entwicklungen, in der wir uns sukzessiv fremder werden, eine S...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Teil A: Duanna Mund - Und Gaia sprach: Es werde Mensch
- Teil B: Anton Christian Glatz - Krallen wir uns ein Stück Nacht heraus
- Nachwort
- Weitere Informationen
- Impressum