Der 1. Mai
Auf Kreta gehen die Bewohner der Insel am 01. Mai hinaus aufs Land, um Blumen zu sammeln, die zu einem magischen Kranz oder Blumenstrauß gebunden werden, mit dem sie die Tür ihres Hauses schmücken.
Zu den Blumen, die ihr Haus schmücken, stellen viele Weizen hin, was Reichtum bringen soll, Knoblauch, um sich vor bösen Blicken zu schützen und eine Artischocke oder eine andere Stachelpflanze, um das Gerede der Fremden abzuhalten. Diese Kränze oder Sträuße bleiben bis zum 23. Juni im Haus, bis man sie dann im Feuer des heiligen Johannes von Cledon verbrennt. Häufig sammeln am ersten Tag des Monats Mai Mädchen Margeriten und hängen sich diese als Kette um den Hals.
In vielen Regionen ist es üblich, das Gebäck, das man auch zu Ostern isst, zu verspeisen.
In der Antike bedeutete der erste Mai einen Kampf zwischen Gut und Böse, und dies führte zur Aufrechterhaltung von verschiedenen abergläubischen Ritualen. Frauen, die keine Kinder bekommen konnten, flochten Blumensträuße, brachten diese zur Ikone der Jungfrau Maria und baten sie um eine baldige Schwangerschaft. In einigen Gegenden beschmierten die Mütter ihre Kinder mit Dreck, damit sie nicht verhext werden. Andere brachten ein Kreuz an der Tür ihres Hauses an, damit das Böse nicht kommen kann.
Eine international vermutlich einmalige Regelung kommt zur Anwendung, wenn der 1. Mai auf einen Feiertag fällt: in diesem Fall wird der politische Feiertag zusammen mit den Kundgebungen auf einen Arbeitstag verschoben.
Ostern
Das Osterfest stellt das bedeutendste Fest der Griechisch-Orthodoxen Kirche dar und wird mit entsprechendem Glanz und feierlichem Zeremoniell begangen.
Überall auf Kreta wird die Karwoche mit besonderem Glanz gefeiert. Eine Fülle von Bräuchen und Traditionen beleben diese Megali evdomada, die „große Woche“. Die einstigen Bräuche blieben bis heute trotz großer sozialer und wirtschaftlicher Veränderungen erhalten.
Der Karfreitag ist ein Tag der Trauer im Christentum. Es erinnert an die Kreuzigung Jesu. Der Epitaphios, ist eine kunstvolle Holzbahre, die traditionell von jungen Mädchen und Frauen mit frischen Blumen geschmückt wird und das Grab Jesu symbolisiert, nachdem er gekreuzigt und vom Kreuz abgenommen war. In der Mitte der Bahre befindet sich eine Ikone Christi.
Die Gläubigen versammeln sich, um die Ikone zu küssen. Mancherorts gibt es den Brauch, unter dem Epitaph durchzugehen und um Hilfe für physische oder psychische Probleme zu erbitten. Anschließend wird der Epitaphios durch die Straßen getragen, gefolgt von einer feierlichen Prozession bei Kerzenschein.
In Heraklion gibt es mehrere dieser Prozessionen, die wie bei einem Sternmarsch zu einem gemeinsamen Treffpunkt laufen.
Kreuzwegprozession in Zofori
Ein weiterer Brauch am Karfreitag ist in manchen Dörfern das Nachstellen des Kreuzwegs. Der Pope schultert ein Holzkreuz und wandert damit einen Berg hoch, gefolgt von den Gläubigen. Sogar das Stolpern und Fallen Jesu wird nachgespielt, ein vorher bestimmtes Gemeindemitglied übernimmt dann das Kreuz für ein kleines Stück Weg. Nachdem das Kreuz auf dem Hügel aufgestellt ist, bekommen die Gläubigen Zitronenstücke, die in Essig getaucht sind.
In der Osternacht gehört die Verbrennung des Judas zu den wenigen Bräuchen, die seit der osmanischen Herrschaft erhalten sind. Es ist die Aufgabe der Schulkinder, die Sammlung von Holz zu organisieren. Erwachsene sollen sich daran nicht beteiligen. Sie sammeln Gestrüpp und Büsche.
Diese Arbeit war und ist eine kollektive Bewegung. Man braucht viele Arbeitshände dafür.
Die Teilnahme an dieser Arbeit ist fast obligatorisch und bringt den Familien, die die Kinder hierfür freigeben, allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz. Meistens werden diese Scheiterhaufen dann im Hof der Kirche aufgebaut.
Ältere erinnern sich daran, dass nachts, wenn die Hausfrauen schliefen, Bündel an Brennbarem aus dem Haus stibitzt wurden, um den Scheiterhaufen noch größer werden zu lassen.
Die Holzernte oder besser gesagt der Diebstahl von Holz aus den Innenhöfen war eine Prestigesache. Je schwieriger die Mission, desto größer das Ansehen für diejenigen, die sie verwirklichten.
Die "Opfer" der Diebstähle wurden nach nicht so selbstlosen Kriterien ausgewählt.
Eine kleine Gruppe junger Leute ist dafür zuständig, das Modell des Judas herzustellen. Sein Kostüm besteht aus alter Kleidung und Schuhen. Für den Kopf ist eine mit einem Hut bedeckte Flasche am besten geeignet. Einmal haben wir erlebt, dass Judas mit einem Trikot von Olympiakos Piräus bekleidet war, ein Athener Club, der nicht viele Anhänger auf Kreta hat.
Wenn der Priester Punkt Mitternacht "Xristos Anesti - Christus ist auferstanden" verkündet, versuchen die jungen Männer des Dorfes, das Feuer an vielen Stellen des Scheiterhaufens anzuzünden. In anderen Dörfern werden hunderte von Feuerwerkskörpern gleichzeitig gezündet.
Bis zum „Xristos Anesti" darf auch nichts Süßes gegessen werden.
Die Flammen lodern, bis der Judas verbrannt ist, und das Heilige Licht, das ausgehend von der Kerze des Priesters an die Gläubigen verteilt wird, wird mit einer Laterne nach Hause gebracht. Mit der Flamme der Kerze wird dann ein schwarzes Kreuz über der Tür des Hauses gemacht.
Nach dem Gottesdienst in der Osternacht ist dann die Fastenzeit vorbei. Mit einer „Magiritsa“-Suppe wird der „Große Sonntag“ eingeläutet.
An einem Ostermontag konnten wir in einem Bergdorf einen schönen Brauch miterleben. Dorfbewohner, die ein gutes Jahr hatten, bringen am Ostermontag Schafe mit zur Kirche und spenden diese. Junge Mädchen verkaufen an alle Gottesdienstbesucher (die meisten stehen im Freien vor der Kirche) Lose. Nach dem Gottesdienst werden dann die Schafe verlost, die glücklichen Gewinner nehmen sie dann gleich mit nach Hause. Alle Anwesenden, egal ob Einheimische oder Besucher, erhalten kostenlos Essen und Trinken.
Warten auf die Versteigerung
Die Geschichte der roten Ostereier
Am Gründonnerstag bereiten die Frauen die Bemalung der Ostereier mit roter Farbe vor. Nach der orthodoxen Tradition muss der Becher der Farbe neu sein. Und nachdem alle Eier bemalt worden sind, darf die übriggebliebene Farbe weder weggegossen noch vom Haus weggebracht werden.
Die roten Ostereier werden nach der kirchlichen Messe der Auferstehung am Ostertisch als erstes gegessen. Traditionsgemäß sucht sich jeder Teilnehmer des Ostertisches ein eigenes Ei aus. Mit diesem Osterei stößt er dann mit dem spitzen Ende einmal an das Ei seines Tischnachbarn. Dieses „Eierpecken“ wird dann mit den anderen Teilnehmern wiederholt, bis am Schluss ein einziges heiles Ei übrigbleibt. Das letzte unzerbrochene Ei ist ein Glückssymbol und die Person, der das Ei gehört, wird eine glückliche Zeit verbringen.
Innerhalb der griechischen Orthodoxie symbolisiert heute die rote Farbe der Ostereier das Blut Jesu und betont die Bedeutung seiner Auferstehung.
Die vorchristliche Tradition der Griechen hat die Idee der roten Ostereier als religiösen Volksbrauch während des griechischen Osterfestes geprägt. Ihre Bedeutung in der griechisch-orthodoxen Religion leitet sich aus einer heidnischen Weltanschauung ab. In der griechischen Antike waren die Eier Symbol der Erneuerung und Bekräftigung der Natur.
Pfingsten
Das Pfingstfest findet 50 Tage nach Ostern statt und ist ein gesetzlicher Feiertag. Viele Griechen nutzen das verlängerte Wochenende für Ausflüge und Geselligkeiten. Analog zu dem Osterfest begeht die Griechisch-Orthodoxe Kirche auch Pfingsten meistens 1 - 5 Wochen später als die katholische Kirche.
Der Brauch von Klidonas
Am 24. Juni wird der Brauch von Klidonas wiederbelebt, ein Brauch, der seine Wurzeln in der Götzenverehrung hat, aber auch von der kretischen Tradition massiv geprägt wurde.
In der byzantinischen Zeit diente dieser Brauch zur Anbetung der Sonne. Die Flammen eines Feuers leuchteten und die Menschen sprangen über sie, um sich vom Bösen zu reinigen, so wie es auch heute noch praktiziert wird.
Am Vorabend von St. Johannes, am 23. Juni, gehen die Dorfmädchen zum zentralen Brunnen des Dorfes und füllen einen Krug mit Wasser. Die Mädchen dürfen nicht lachen oder mit jemandem reden. Die Dorfbewohner, die sie unterwegs treffen, versuchen mit Aufgeregtheit und Witzen, die Mädchen zum Reden zu bringen, aber diese müssen ernst bleiben. Jedes Mädchen geht an dem Krug vorbei und wirft ein kleines persönliches Objekt (Ring, Schmuck, Schlüssel etc.) hinein.
Der Topf wird dann mit einem roten Tuch bedeckt, fest mit einer Schnur verschlossen und bleibt über Nacht im Licht der Sterne auf dem Dorfplatz stehen. Dort wird er streng bewacht, damit niemand etwas manipulieren kann.
Es wird gesagt, dass die Mädchen in dieser Nacht in ihren Träumen ihren zukünftigen Ehemann sehen werden. Zur gleichen Zeit versammeln sich die jungen Männer des Dorfes und entzünden kleine Lagerfeuer, über die sie dreimal springen, um das Böse zu vertreiben.
Am Tag des Heiligen Johannes um die Mittagszeit treffen sich die unverheirateten Mädchen wieder. Diesmal können jedoch auc...