
- 548 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Auf der suche nach Babaji steht in diesem Buch für unser aller Suche nach einem Ziel, einem Gipfel, nach Erfolg, Glück und Lebenssinn. Der Roman den einer gelebt hat, ist noch immer eine größere schöpferische Leistung als der, den jemand geschrieben hat.
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Information
V. ÖSTERREICHS ÄLTESTE STADT WIRD JÜNGSTE HAUPTSTADT
„VON DIESEM BÜRGERMEISTERSESSEL MÜSSEN SIE MICH EINMAL ERST HINAUSTRAGEN!“
Am 15. Juni 1985 kam Vizebürgermeister Willi Gruber von seinem in mein Zimmer, nahm mich bei der Hand und geleitete mich ins leere Bürgermeisterzimmer, wo er von seinem neuen Arbeitstisch Besitz ergriff. Gruber wandte mir sein Gesicht zu mit den Worten: „Siegfried, das eine kannst du dir merken: Ich habe nun auf dem Bürgermeistersessel Platz genommen. Hier bleibe ich sitzen, so lange ich lebe. Aus diesem Zimmer wird man mich einmal hinaustragen müssen, von selbst werde ich es nie aufgeben.“
Jeweils nach den folgenden Gemeinderatswahlen erinnerte er mich bekräftigend an diese Worte. Willi Gruber bedeutete für mich und viele einen neuen Aufbruch. Mich faszinierten seine Merkfähigkeit und Selbstsicherheit, wie er sich den Medien gegenüber und in den verschiedensten Gremien behauptete. Erst später begriff ich natürlich, dass Gruber nur deshalb so dozieren konnte, weil er in allen Belangen stets einen Informationsvorsprung hatte. Es war immer etwas Neues, was er verkündete, weil er als erster davon erfahren hatte. Gegenüber Akademikern schien er einen leichten Komplex zu haben, kam es doch nicht nur einmal vor, dass er profilierte Persönlichkeiten niederschrie. Das passierte einmal auch Professor Gutkas, als dieser ihm Akten zur Unterschrift vorlegte, an denen Gruber etwas auszusetzen hatte. Bei Gutkas aber war Gruber an den Falschen gelangt, es wiederholte sich nämlich kein einziges Mal mehr, dass Gutkas bei ihm vorgesprochen hätte. Er hielt den Dienstweg ein und wählte den Aktenweg über die Magistratsdirektion. Gruber präsentierte sich auch bewusst als Arbeiter, als einer, der aus dem Nichts emporgestiegen ist. Die Sozialdemokratie war ohne Zweifel sein Nährboden.
Dass er gemeinsam mit seinem etwas älteren Bruder Karl auch bei der Marine-Hitlerjugend war, war kein Ausrutscher, wie wir es gerne übererklären, sondern Schicksal. In seinen „Episoden eines wechselvollen Lebens“ zitierte Werner Krause den ehemaligen Angehörigen der Marine-HJ Manfred Knippert, im Gegensatz zur Pflicht-HJ mit ihrem stupiden Dienst und der zermürbenden Schleiferei habe ihm die Ausbildung in der Marine-HJ richtig Spaß gemacht, konnte er sich hier doch die erforderlichen seemännischen Kenntnisse aneignen, die er später bei der Kriegsmarine brauchte.57) Der Neuviehofener Helmut Hartmann erzählte mir 2004, er habe Willi und Karl Gruber in den Jahren 1943 bis 1945 im HJ-Heim im Haus des Juden Allina am späteren Europaplatz als Jugendschafts- und Fähnleinführer der Marine-HJ erlebt. Was die beiden Grubers vormachten, hätten ihnen die anderen alle nachgemacht. Die beiden Grubers trugen die Marine-HJ-Uniform, die typische Matrosen-Tellerkappe mit zwei blauweißen Streifen nach hinten über den Schultern und der Aufschrift „Marine HJ St. Pölten“. Weiters hatten sie eine blaue Glockenhose an, man habe nicht einmal die Schuhe gesehen. Als Fähnleinführer hatten sie eine Pfeiferlschnur. Sie machten mit den Untergebenen Übungen, wie „Flieger von links, von rechts ... volle Deckung“, worauf diese sich in die Brennnesseln werfen mussten. Sie fuhren mit Zillen auf der Donau, machten Knoten und morsten auch mit Fahnen. Aufmarschiert sei man in der Regel an Hitlers Geburtstag am jetzigen Rathausplatz. Beide Grubers sollen ihre Tätigkeit in der Marine-HJ sehr ernst genommen haben. Als der inzwischen verstorbene Fuß Maxi den Heimabend geschwänzt hatte, hatte man ihm zur Strafe eine Glatze geschoren. Da sie als Ausbildner laut Hartmann eine „schöne Hackn“ hatten, hätten sie „wie ein König gelebt“ und sich auch weder zum Militär noch zur SS gemeldet. Möglicherweise waren sie auch zu jung dafür.58)
Karl Gruber hatte im April 1945 im damaligen NSDAP-Haus den ehemaligen Reichsjugendführer und nunmehrigen Wiener Gauleiter Baldur von Schirach auf dessen Flucht in den Westen getroffen, der ihn angeschnauzt habe, warum er ihn nicht ordentlich grüßte. Gruber wollte damit unterstreichen, dass er trotz seiner Tätigkeit in der HJ Schirach nicht einmal gekannt habe, obwohl dessen Fotos jedoch dem damaligen Usus gemäß omnipräsent waren. Mir zeigte Karl 2005 sogar mit etwas Stolz seinen HJ-Ausweis, auf dem er in Uniform abgebildet ist. Niemand kann einem Kind vorwerfen, Autoritäten zu vertrauen und staatliche Institutionen nicht durchschaut zu haben. Willi Gruber hätte es vielleicht einmal zugeben können, es hätte ihm sicher nicht geschadet. Auf meine einschlägigen Fragen hatte Willi Gruber immer ausweichend geantwortet, er sprach allgemein von seiner Enttäuschung falschen Idealen gegenüber. 59)
Verwundert war ich, als bei einem Partnerschaftsschießen mit dem Bundesheer noch zurzeit von Bürgermeister Schickelgruber der damalige Stadtrat Willi Gruber als bester Gewehrschütze abschnitt. Militärkommandant Divisionär Ernst Maerker verkündete lautstark: „Ich gehöre zur Mannschaft des besten Schützen, zu Willi Gruber!“ Immer wieder kommt es bei derartigen Gelegenheiten vor, dass Leute ohne jede Erfahrung als Schützen die besten Treffer landen.
ZWEI GESCHWINDIGKEITEN DES AUFSTIEGST
Grubers Bürgermeisterjahre waren eine Epoche der Aufwertung und Veränderung. Er wollte auch im Magistrat Weichen stellen und Akzente setzen. Was sich für mich persönlich durch den Bürgermeisterwechsel geändert hat? Unter Hans Schickelgruber bin ich am Morgen möglichst früh von zu Hause weggegangen und habe mir auf dem Weg ins Rathaus ausgemalt, was alles an positiven Arbeiten an diesem Tag auf mich zukam. Am Abend wollte ich nicht aufhören und nach Hause fahren, ich war in der Arbeit nahezu trunken versunken. Anders unter Willi Gruber. Wenn ich am Morgen ins Rathaus fuhr, sann ich auf dem Hinweg intensiv darüber nach, wogegen ich mich alles an diesem Tag würde verteidigen müssen. Und am Abend ging ich immer lieber nach Hause oder wohin auch immer.
Als Bezirksobmann Karl Gruber anlässlich der Verleihung des Berufstitels „Professor“ durch Bundespräsident Thomas Klestil im Steingöttersaal 1995 für mich die Laudatio hielt, hörte ich in Folge meiner spirituellen Praxis urplötzlich jeden Gedanken, den Willi Gruber dachte. Weil sein Bruder mir in seinen Augen offensichtlich zu viele kulturelle Aktivitäten zuschrieb, haderte er mit sich selbst und hielt die Aufzählung für total übertrieben. Ich hörte, wie er zu sich selber sagte: „Das hat er auch gemacht? Das gibt’s doch nicht! Dann hab’ ich ja gar nichts gemacht!“ Im nächsten Moment wurde es ihm zu bunt und er verließ, ohne seine Ansprache zu halten, den Saal. Als ich ihn tags darauf fragte, warum er so früh gegangen sei, sagte er, er hätte im Wirtschaftsförderungsinstitut einen Bieranstich vornehmen müssen. Verdutzt blickte er mich an, als ich ihm seine eigenen Gedanken erzählte.
Eines Tages erzählte mir Gruber, ein ihm seit langem gut bekannter junger und talentierter Sozialdemokrat habe sich spontan bereit erklärt, gemeinsam mit seinem Sohn auf einem Plakat für die Gemeinderatswahlen neben Willi Gruber fotografiert zu werden. Ich war überrascht, achtete Gruber doch mit Recht immer sorgfältigst darauf, möglichst singulär im Mittelpunkt zu stehen. Gruber setzte nach, der Arbeiterkämmerer stamme aus dem Pielachtal und wolle künftig politisch in St. Pölten mitarbeiten. Es dauerte nicht lange, war er auch schon Abteilungsvorstand im Magistrat. Ich staunte nicht schlecht, dass Maria Raitzl anlässlich der Abgabe einer Redeunterlage für Gruber zu mir sagte:
„Siegfried, damit bist du zu spät, der Bürgermeister hat bereits die Rede von seinem neuen ‚Sekretär‘ und verwendet diese für die Veranstaltung.“
Ähnliches wiederholte sich in einer immer mehr zunehmenden Dichtheit, bis ich den Stier bei den Hörnern packen wollte und an den Traisenstrand fuhr, wo Gruber um sieben Uhr morgens meist mit seinem Pudel unterwegs war. Er schien mich erwartet zu haben, so deutete ich sein überlegenes Lächeln. Auf meine Frage, wie das weitergehen solle, ob er zwischen zwei Mitarbeitern einen Wettbewerb starten wolle, meinte Gruber süffisant: „Arbeit gibt es genug, jeder wird die richtige Arbeit finden.“ Ich schlug ihm vor, wenn dem so sei, möge er entscheiden, welche Themen der Neue und welche ich künftig übernehmen sollte, um Mehrgleisigkeit auszuschließen. Sport, Feuerwehr und Wirtschaft übernahm der neue Vertraute des Bürgermeisters, den Rest ich. Mit der Zeit kam es immer öfter vor, dass ich auch Themen aus dem Verantwortungsbereich des anderen erledigen musste, bis wieder alles bei mir gelandet ist. Für Gruber war der Neue der Medienexperte. Er staunte nicht schlecht, als der gesamte Magistrat über ein Wochenende ins Waldviertel zu einem Auffrischungsseminar fuhr und ich in der Gruppe Medien permanent brillierte, sodass mich der Vortragende immer wieder als singulär hervorhob. Obwohl mir traditionell die Kultusangelegenheiten zustanden und ich 1979 die Ehrenbürgerschaft für Kardinal- Erzbischof Franz König vorbereitet hatte, der mich also persönlich kannte, setzte der Neue auch durch, dass künftig er als gebürtiger Pielachtaler die Kontakte zu König übernähme. Als ich damals mit dem Kardinal das Interview aufgenommen hatte, war mir ein schwerer Lapsus passiert. In St. Pölten zurück, wollte ich das Aufgenommene sogleich niederschreiben. Aber am Tonband war keine Silbe zu hören. Da riss ich mich zusammen und schrieb aus dem Kopf die von König auf die vielen Fragen gegebenen Antworten. Am nächsten Tag fuhr ich wieder in die Wiener Wollzeile ins Erzbischöfliche Palais, um eventuell eingeschlichene Fehler korrigieren zu lassen. Außer dem von mir falsch geschriebenen ersten Kaplansort hatte Königs Sekretär nichts auszusetzen.
Auch politisch vollzog sich die Karriere des Neuen außer der Reihe, er brauchte sich nicht erst als Gemeinderat hochdienen, von heute auf morgen war er auch Stadtrat. Das habe auch ich in der Fraktion gut geheißen, warum sollten eigene Wunschvorstellungen nicht auch anderen guttun? Nicht zuletzt kann ich mich über den Erfolg anderer neidlos freuen.

Mit Kardinal Dr. Franz König

Kulturgespräch mit Gutkas, Fellerer, Siegfried Nasko, Grünzweig und Slawik (v. l. n. r.)

1999 führte Nasko seinen Studienfreund Dr. Wolfgang Petritsch (Mitte) und den späteren NR- Präsidenten Mag. Wolfgang Sobotka durch das Rennermuseum in Gloggnitz.
HERMI NANNTE MICH „BRUDER“ UND DER NEUE FÜHLTE SICH VERWANDT
Wenn ich da an die Prozedur zurückdenke, welche Eskapaden Willi Gruber gemacht hat, als es um meinen Aufstieg in den Stadtsenat gegangen war! Ernst Pfabigan hatte mich seit Monaten darauf vorbereitet, dass er nach den Gemeinderatswahlen 1991 aufhören wolle und ich ihm als Stadtrat für Schule und Kultur nachfolgen solle. Er hatte vor, darüber in den Weihnachtsfeiertagen mit dem Bürgermeister zu reden. Ich erinnerte mich daran, dass Gruber im engen Kreis einmal kritisiert hatte, dass ein Genosse hatte aufrücken wollen, ohne dass er zuvor das Gespräch mit ihm als Parteiobmann gesucht hatte. „Das soll mir nicht passieren“, dachte ich bei mir, klopfte herzklopfend an die Tür des Bürgermeisterzimmers und fragte Gruber, wie er nun meine weitere Zukunft in der Fraktion sehe. Gruber sah mir in die Augen und meinte: „Die Wahlen sind gelaufen, es wird sich nicht viel ändern, soweit ich das sehe.“ Am Wahltag hatte ich noch eine Auseinandersetzung mit ORF- Redakteur Werner Predota, der das fulminante Wahlergebnis für Willi Gruber in für mich nicht nachvollziehbarer Weise heruntergespielt hatte. Ich war mit Predota daraufhin hart ins Gericht gegangen. Auf meinen Einwand zu Gruber, Pfabigan hätte mich schon seit langem darauf eingestellt, dass ich ihm nachfolgen solle, tat Gruber so, als fiele er aus allen Wolken: „Pfabigan hat mir nie gesagt, dass er aufhören will. Wie konnte er mit dir darüber reden, ohne dass ich informiert bin?“
Ich erwiderte, dass ich mich mit Pfabigan immer gut verstanden hatte und zwischen uns daher kein Blatt gepasst hätte. Jetzt holte Gruber weiter aus: „Siegfried, Kulturstadtrat kannst du nicht werden. Wir haben uns entschlossen, Beamten keine Mandate mehr zu geben. Also ist das auszuschließen. Vielleicht gibt es bei dir noch eine Ausnahme, dass du wohl aufrücken könntest, aber ohne Ressort.“
Ich erinnerte mich daran, wie es dem begabten und ursprünglich allseits geförderten Franz Slawik im Land Niederösterreich ergangen war. Grünzweig hatte ihn als seinen Nachfolger als Landesrat für Kultur gesehen, die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Durch das SPÖ Wahldesaster im Land hatte Landeshauptmann Siegfried Ludwig das Kulturressort an sich gezogen, und Slawik musste das Abwasser- Ressort übernehmen. Man merkte ihm den Tiefschlag deutlich an. Ich hatte Slawik noch als Leiter des Karl Renner-Instituts in Wien besucht, als er unter Beschuss von Karl Blecha gestanden war. Er klagte über seine miese Lage und litt sehr unter den Angriffen auf ihn. „Nein!“, schrie ich leise, ohne dass man es hören konnte, aber meine Gesichtszüge schienen ernster geworden zu sein. Grubers Abwiegelung durfte nicht gelingen, schon gar nicht so einfach, wie es sich Gruber vorgestellt hatte.
„Alle in der Fraktion wissen und du weißt es am besten, dass der Einzige, der das Zeug hat, Pfabigan nachzufolgen, Nasko heißt. Ich habe in so vielen Bereichen auf Partei- und Stadtebene vorgezeigt, wie bildungs- und kulturversiert ich agiere. Wenn du mich übergehst, werde ich das nicht hinnehmen. Da wird man in der Öffentlichkeit klarmachen müssen, warum man einen anderen Genossen vorzieht!“
Damit hatte Gruber nicht gerechnet, kannte er doch bei allem Hang zur Emotionalität meine unabdingbare Loyalität. Meine Vorsprache sollte schließlich wirken. Inzwischen hatte ich einen scheinbar ideologisch engagierten neuen Mitarbeiter bekommen, dessen Vater mit Gruber besonders befreundet war, was ich aber nicht gewusst hatte. Auch hatte ich keine Ahnung, dass dieser Schwarz nahezu täglich in der Präsidialabteilung aus und ein ging. Er erzählte dort daher auch persönliche Meinungen, die ich ihm gegenüber vertraulich geäußert hatte. Bürgermeister Gruber informierte mich schließlich, der Präsidialleiter sei von mir fraktionell so enttäuscht, dass er gegen mich ein Parteischiedsgericht anstrengen wolle. Auf elf Seiten legte ich dar, dass meine Aussage eigentlich wohlwollend gemeint war, da auch Karl Renner einen bürgerlichen Habitus hatte, aber durchaus linksradikal gewirkt hat.
Beim Wagramer Faschingsumzug ging ich an der Seite von Hermi Gruber, die zu mir sagte: „Siegfried, für mich bist du wie ein Bruder. Was immer man dir vorwirft, interessiert mich nicht. Wir gehören zusammen!“, um dann fortzufahren: „Weißt du, der Neue bildet sich ein, mein Mann wäre sein Vater. Als ich ihn einmal daraufhin ansprach, hat er geantwortet: ‚Hätten Sie vielleicht etwas dagegen, wenn ich der Sohn des Bürgermeisters wäre?‘ Dann fragte er direkt, ob ich weiß, wann mein Mann denn sein Amt zurücklegen will. Lange kann es ja kaum mehr dauern.“
Dieses Drängen des politisch ambitionierten Nachwuchses blieb Gruber nicht verborgen, der sich doch einmal aus dem Rathaus hinaustragen lassen wollte. Hermi selbst traute ihrem Willi keinen solchen Seitensprung zu, sie hielt eher Karl Gruber für den möglichen Vater. Dabei war uns allen der leibliche Vater als langjähriger verdienstvoller Betriebsrat bekannt.
SPÖ-HOCHBURG ST. PÖLTEN WIRD HAUPTSTADT
ÖVP-Landeshauptmann Siegfried Ludwig wollte Niederösterreichs Defizit als Land, dem seit 1922 die Hauptstadt fehlte, beenden. Gruber reagierte anfangs skeptisch, erkannte aber schließlich die einmalige Chance, die in einer Hauptstadterhebung lag. Bis heute befremdend finde ich das Verhalten des damaligen Wiener Neustädter Bürgermeisters, der sich von den Medien wegen seines Pink Floyd-Konzerts permanent als kulturvisionären Antipoden der nunmehrigen Landeshauptstadt St. Pölten apostrophieren ließ und kaum eine Gelegenheit ausließ, uns öffentlich zu brüskieren. Befremdet hat mich auch, dass sich nach dem Gesetzesbeschluss über die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt von Niederösterreich am 10. Juli 1986 die gesamte Landesregierung und alle Landtagsabgeordneten auf dem Balkon des Landhauses in Wien ins Bild gedrängt hatten, während der neue Hauptstadtbürgermeister Willi Gruber hinter den Allzuvielen völlig verschwand und unerwähnt blieb. Immerhin war St. Pölten mit der städtischen Musikkapelle und einer hochrangigen Delegation aus diesem Anlass präsent.
Die Hauptstadteuphorie nutzten wir mit einem jährlichen Landeshauptstadtfest. Des einen Freude, ...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort von Hugo Portisch
- Einführung durch den Autor
- I. Herkunft zwischen Plüsch und Barfuss
- II. Zwischen Engelssturz und Himmelsleiter
- III. Unerwartete Hindernisse und ungenutzte Chancen
- IV. Yogapraxis und Hindugurus
- V. Österreichs älteste Stadt wird jüngste Hauptstadt
- VI. Der Buddhismus zog mich magisch an
- VII. Nachfolgeregelung als grösste Leistung
- VIII. Zwischen Verfall und Gipfelkreuz
- IX. Wer Europa retten will, rettet Afrika
- X. Meine neuen Gurus Tokden Achoe Yogi und Ngakpa Karma Lhundup
- XI. Die Sonne, der Mond und die Wahrheit gehen nicht unter!
- Fußnoten
- Über den Autor
- Impressum