Der Beginn unserer Zeit
Schon immer haben sich die Menschen gefragt: Woher kommen wir? Was ist der Sinn unseres Lebens? Wer hat die Erde und das Universum erschaffen? Eine befriedigende Antwort konnten sie nur finden, wenn sie die Bibel aufschlugen und ihren Anfang lasen. Denn die Bedeutung des Buches Genesis, des ersten Buches Moses, liegt in seinen Aussagen über Gott als den Schöpfer der Welt, 1,1-2,4a:
„Gott sprach am ersten Tag: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
Am zweiten Tag sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe. Und Gott nannte es Himmel.
Am dritten Tag sprach Gott: Das Wasser sammle sich, damit das Trockene sichtbar werde. Das Trockene nannte Gott Land und das Wasser Meer.
Am vierten Tag sprach Gott: Lichter sollen am Himmelgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden und es wurde Abend und Morgen.
Am fünften Tag sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land dahinfliegen.
Am sechsten Tag sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von Vieh und Tieren hervor, und er sah, dass es gut war. Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach er: Lasst uns Menschen machen und Gott schuf Menschen als sein Abbild. Als Mann und Frau schuf er sie.
Den siebten Tag segnete Gott und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das Werk der Schöpfung vollendet hatte.“
Das sind die Aussagen der Bibel, die von Abermillionen geglaubt und als bare Münze genommen werden. Nach den biblischen Aufzeichnungen war demnach die Schöpfung ein einfacher, in sieben Tagen zu erledigender Akt, wobei am letzten Schöpfungstag unser Urvater Adam und gleich darauf seine Frau, unsere Urmutter Eva, zum Leben erweckt wurden. Dann gab es den ersten Ruhetag.
Der Homo sapiens tat sich mit seiner Entwicklung ungleich schwerer. Es sollen hunderttausende von Jahren vergangen sein, bis der aufrechte Gang gelernt, erstes Handwerkzeug erfunden, die Verständigung nicht nur durch Handzeichen, sondern mittels Sprache möglich war und – schließlich und endlich – Schriftzeichen entwickelt wurden, um die Geschichte für die Nachwelt aufzuschreiben.
Nach den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft liegt der Ursprung der Menschheit in Afrika, von wo sie sich über den Mittleren- und Fernen-Osten und nach Europa ausbreitete. Bei Steinbrucharbeiten wurden 1856 im Neandertal bei Düsseldorf Knochenfunde gemacht, die dem Homo neanderthalensis zugeordnet werden, der von 130.000 bis 30.000 v. Chr. in Europa siedelte. Ihm folgte etwa 40.000 v. Chr. der Homo sapiens.
Neandertaler beim Rabenstein
In der Zeit von etwa 42.000 bis 30.000 Jahren v. Chr. lebten maximal rund 3300 Individuen in West- und Mitteleuropa, und nur fünf Gebiete in Europa hatten nach diesen Schätzungen überhaupt eine überlebensfähige Population von etwa 150 Personen oder mehr: Nordspanien, Südwestfrankreich, Belgien, Teile Tschechiens und der obere Donauraum.
Im Zeitraum von etwa 40.000 bis 12.000 v. Chr. lebten frühe Homo sapiens in Europa, die Cro-Magnon-Menschen nach ihrer Fundstätte in Frankreich genannt werden. Der Cro-Magnon-Mensch hat im Laufe von Jahrtausenden wahrscheinlich den Neandertaler in Europa verdrängt, wobei anatomisch interessant folgende Erkenntnisse sind:
- sein Gehirn war etwa so groß wie das eines heutigen Europäers,
- er besaß einen etwas längeren Schädel,
- er hatte ein ziemlich breites Gesicht,
- er war etwa 1,65 m groß,
- er war erfinderisch bezüglich besserer Werkzeuge und Waffen,
- er verfügte über künstlerische Begabung (Höhlenmalereien, Plastiken),
- er besaß religiöse Empfindungen, wie Grabbeigaben zeigen.
Zwischen Homo neanderthalensis und Homo sapiens ist es zu Mischungen gekommen, einer so genannten Hybridisierung, wie die Funde von Knochen späterer Homo sapiens beweisen. Weshalb die Neandertaler ausstarben, ist allerdings noch nicht erforscht. Auf jeden Fall haben sie ihr Denkvermögen über die Ur-Bedürfnisse Essen und Trinken, also stillen von Hunger und Durst hinaus entwickelt und sie stärkten ihr Bewusstsein, das Gewissen, den Instinkt und waren mit dem Feuermachen vertraut. Sie hatten auch Gefühle und ein Empfinden und, wie ihre Kunstwerke zeigen, viel Phantasie, also Vorstellungskraft, Einbildungskraft und Eingebung. Sie waren Sammler und Jäger, wie Funde ihrer Waffen und Werkzeuge beweisen.
Zeichnungen in Kantabrien in den Höhlen von
El Castillo La Pasiega
Die einst etwa 1 km lange und 50 m tiefe Schlucht östlich von Düsseldorf wurde nach dem aus Bremen stammenden Pastor Joachim Neander benannt, der im 17. Jahrhundert als Rektor an der Lateinschule tätig war und seine Freizeit häufig in dem wilden Tal verbrachte. Durch den Abbau des dortigen Kalksteins wurde die Schönheit der ursprünglich felsigen Landschaft zerstört und ein weites, idyllisch bewachsenes Tal entstand. Am Rabenstein, einem mächtigen Felsen, erinnert eine Gedenktafel an die Entdeckung fossiler Überreste eines frühen Homo in einer der Höhlen, dem nach seinem Fundort der lateinische Beiname neanderthalensis gegeben wurde.
Die ältesten Höhlenmalereien wurden in Spanien und Frankreich entdeckt, und zwar im Monte-Castillo-Höhlenkomplex in Kantabrien und in den Höhlen von Chauvet im Flusstal der Ardèche. Dort finden sich Darstellungen von Pferden, Hirschen, Auerochsen, Höhlenbären, Mammuts und anderen, aber auch Zeichen abstrakter Art. Die ältesten den Neandertalern zugeschriebenen Wandmalereien entstanden vor rund 65.000 Jahren.
In Höhlen der Schwäbischen Alb und der Wachau wurden Artefakte gefunden, die zu den ältesten der Welt gehören und vor 43.000 bis 33.000 Jahren geschaffen wurden. Sie sind aus Kalkstein, Knochen oder Stoßzähnen und zeigen die künstlerische Entwicklung der Menschen, wie Tierfiguren, Schmuckstücke, Musikinstrumente und Statuetten von Frauen und Männern.
Statuetten aus diversen Höhlen
Venus von Hohlefels, Löwenmensch vom Lonetal, Venus von Willendorf
Zu den ältesten menschlichen Kunstwerken zählen auch die Petroglyphen, das sind in Stein geschabte oder gravierte Felsbilder von Tieren, Menschen und abstrakten Symbolen. Die Höhle von Pair-non-Pair im französischen Département Girond enthält Gravuren aus dem Jungpaläolithikum, als der Cro-Magnon-Mensch vor 40.000 Jahren nach Europa einwanderte.
Wie in der Genesis berichtet wird, zürnte Gott ob der zunehmenden Schlechtigkeit der Menschen; Raub war an der Tagesordnung und die Männer nahmen sich Frauen, so viel sie wollten. „Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm das Vieh, die Kriechtiere und Vögel, denn es reut mich, sie gemacht zu haben.“ Nur Noah fand Gnade in den Augen des Herrn, Gen 1.6,5-6,8.
Die Arche Noah beim Ararat
Mit dem Bau der Arche sollte der fromme Noah überleben. Und er tat, wie ihm der Herr angewiesen hatte. Er baute eine Arche und bestieg mit seiner Frau, den Söhnen und deren Frauen und zahlreichen Tieren beiderlei Geschlechts das rettende Schiff und entkam so der von Gott gesandten Sintflut.
Ähnliche Berichte über die große Flutkatastrophe finden sich im Atrahasis-Epos der sumerisch-akkadischen Zeit von etwa 1800 v. Chr., die zum Teil auch im babylonischen Gilgamesch-Epos wiedergegeben werden. Zahlreiche weitere Mythen der europäischen, orientalischen, asiatischen, afrikanischen und uramerikanischen Antike erzählen weltweit von vergleichbaren sintflutartigen und todbringenden Überschwemmungen.
„ Die Arche setzte im Gebirge Ararat auf“, heißt es im Vers 1.8,4 der Genesis. Damit war das Überleben der Menschheit und Tierwelt gesichert.
Diese Aussage führte zu einer lebhaften Suche von Wissenschaftlern und anderen interessierten Menschen im Osten der Türkei, ohne dort jedoch bis heute fündig zu werden.
Das änderte sich im Jahr 2000. Die US-Wissenschaftsgesellschaft National Geographic berichtete, dass die von ihr organisierte Expedition unter dem Amerikaner Robert Ballard die Entdeckung einer menschlichen Siedlung im Schwarzen Meer bekanntgab. Mit seismischer Technik wurden Grundmauern mehrerer Gebäude, Reste von Holzbalken und Werkzeuge vor der Küste der türkischen Stadt Sinop entdeckt, deren Alter rund 7.500 Jahre betragen.
Nach den Erkenntnissen der Geologen lebten einst dort Menschen an einem Süßwassersee, der durch breites Land vom Mittelmeer getrennt war. Mit dem Ende der Eiszeit vor 12.000 Jahren stieg der Spiegel des Mittelmeeres durch das Schmelzen der Gletscher so gewaltig an, dass sich das Meer mit brachialer Gewalt eine Bahn schuf, in das tiefer gelegene Hinterland ergoss und dort alles Leben vernichtete. An diese Katastrophe erinnern heute nur noch der Bosporus und das Schwarze Meer – wenn sie sich dort zugetragen hat.
Eine umgekehrte Entwicklung scheint sich im Süden Afrikas in Namibia ereignet zu haben. Dort entspringt seit alter Zeit in den Naukluftbergen der Fluss Tsauchab, der den Atlantik nicht mehr erreicht, sondern nach 150 km in der 2.000 km langen Sandwüste Namib versickert und dort die Tonpfannen Sosussvlei und Deadvlei bildet. Diese sind ein beliebtes Ziel für Touristen, denn an ihren Rändern erheben sich gewaltige Dünen, von denen die Big Daddy mit etwa 350 m eine der größten der Welt ist.
Eine weitere Sehenswürdigkeit stellen die vertrockneten Kameldornbäume dar, die ein Alter von etwa 850 Jahren haben. Sie sind mit dem Einsetzen der Kleinen Eiszeit im 15. bzw. 16. Jahrhundert abgestorben, obwohl ihre Wurzeln bis zu 60 m in die Tiefe reichen, dort aber kein Wasser mehr finden. Ihre Stämme und Äste recken sie noch immer gespensterhaft der Sonne und dem Himmel entgegen.
Kameldornbäume im Deadvlei der Wüste Namib
Ebenso gespenstisch berühren die zahlreichen Schiffswracks, die an der Küste nördlich von Swakopmund im Verlauf der Jahrhunderte im Nebel und bei Sturm in der dort unberechenbaren und äußerst gefährlichen Strömung gestrandet sind. Der Schiffsfriedhof führte für diesen Landstrich zur makabren Bezeichnung Skelettküste. Das älteste entdeckte Segelschiff verließ einst Lissabon 1533. Es wurde mit Elfenbein, Bronze-Barren und Goldmünzen beladen im Sand der Küste nahe bei Oranjemund 2008 gefunden.
Die bildende Kunst entwickelte sich auch in anderen Teilen der Welt, so zum Beispiel in Ägypten. In der Jungsteinzeit existierte dort etwa von 4500 bis 4000 v. Chr. die Badari-Kultur, die kleine, figürliche Schnitzereien als Grabbeigaben hervorbrachte. Ihr folgte die Naqada-Kultur, die sich von Ober- nach Unter-Ägypten ausdehnte, die Badari-Kultur ablöste und bis etwa 3000 v. Chr. andauerte.
In diesem Zeitraum lebten Abraham, der Stammvater der Juden, Christen und des Islam, und die Ötzi genannte Mumie, die in einem Gletscher am Tisenjoch in Südtirol 1991 entdeckt wurde. Der Mann aus dem Eis war etwa 1,60 m groß und 45 Jahre alt. Er war mit Pfeil und Bogen, einem Dolch mit Klinge aus Feuerstein und einem Kupferbeil ausgerüstet. War er auf der Jagd nach einer Gämse oder einen Steinbock? Oder war er auf der Flucht? Schnittverletzungen und Kratzer am Körper lassen erkennen, dass er in einen Kampf verwickelt war. Gestorben ist Ötzi ca. 3100 v. Chr. an einem Pfeilschuss in den Rücken, der eine Arterie durchtrennte.
Ötzi im Archeo Parc Schnalstal
Seine Kleidung bestand aus zusammengenähten Ziegen- und Schaffellen. Ötzi trug eine Jacke, Beinlinge, Schuhe und einen Lendenschurz. Er hatte auch eine Kopfbedeckung aus dem Fell eines Braunbären bei sich, außerdem eine Rückentrage und eine Gürteltasche.
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Der griechische Geschichtsschreiber Herodot listete die sieben antiken Weltwunder auf, von denen die Pyramiden von Gizeh die ältesten zwischen 2600 und 2500 v. Chr. entstandenen und bis heute erhaltenen sind. Das größte und bekannteste Bauwerk unter ihnen und zu den sieben Weltwundern zählende, ist die Pyramide des Pharao Cheops. Unmittelbar daneben wurden die Pyramiden der Pharaonen Chephren und Mykerinos errichtet sowie die Große Sphinx. Alle Pyramiden dienten ...