Unterrichtsstörungen meistern
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Unterrichtsstörungen meistern

Reframing im Klassenzimmer

  1. 96 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Unterrichtsstörungen meistern

Reframing im Klassenzimmer

Über dieses Buch

Schwätzen, Zuspätkommen, nicht gemachte Hausaufgaben, Beleidigungen – Lehrer sind täglich mit einer Vielzahl von Unterrichtsstörungen konfrontiert. Welche Lehrkraft würde diesen Herausforderungen nicht gerne gelassen begegnen und einen Zaubertrick aus dem Hut ziehen? Das "Reframing" ist eine systemische Intervention, die Lehrern hilft, die Perspektive zu ändern. Dadurch entstehen alternative Handlungsoptionen, die in schwierigen Situationen entlastend wirken. Durch die Verbindung von theoretischen Grundlagen des systemischen Ansatzes, praktischen Beispielen aus dem Schulalltag und Selbstübungen wird der Leser an die Methode des Reframings herangeführt und erhält zahlreiche Anregungen, sie direkt im Klassenzimmer anzuwenden.Der Aufbau des Buches folgt dem Grundsatz vom Allgemeinen zum Speziellen: Im ersten Teil werden die Grundpfeiler des systemischen Ansatzes erläutert, wobei stets auf den Schulbezug und die Relevanz für die Praxis eingegangen wird. Im zweiten Teil werden die Besonderheiten systemischer Interventionen sowie das Reframing erklärt. Im dritten Teil geht es um mögliche Reaktionen von Lehrkräften in vielfältigen schwierigen Unterrichtssituationen mit Hilfe des Reframings. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass die Interventionen unmittelbar umgesetzt werden können.Das Buch enthält Reflexions- bzw. Selbstübungen, zahlreiche Schaubilder und Cartoons.

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Information

Auflage
1
Thema
Bildung

1   Aufbau und Ziel des Buches

1.1   Wahrnehmung und Wahrheit

Unsere Wahrnehmung ist nicht die Wahrheit. Wahrnehmung ist subjektiv und selektiv: Ich sehe nicht nur, was ich sehe. Vielmehr kann ich auch nur sehen, was ich aufgrund meiner Erfahrungen sehen kann. Was ich wahrnehme, hängt (auch) davon ab, wie ich etwas wahrnehmen kann und will. In der systemischen Sprache spricht man von der »inneren Landkarte«, die jeder Mensch zu seiner eigenen Orientierung in sich trägt. Diese entspricht jedoch nicht der »tatsächlichen« Landschaft, der »objektiven« Welt.
Was der Betrachter des Bildes sieht, hängt von der Perspektive, dem Ausschnitt, der Nähe/Ferne und schließlich der individuellen Erfahrung ab. So, wie sich durch den Rahmen die Wahrnehmung des Bildes bestimmt, so ist auch die Wahrnehmung eines Verhaltens vom Kontext abhängig. Das »Gesamtbild« liegt im Auge des Betrachters und ist immer subjektiv. Man könnte auch sagen: Das »wahre« Bild gibt es gar nicht.
Die Interpretation von Verhalten ist in der Schule oft Nährboden für Missverständnisse. Allzu schnell interpretieren Lehrkräfte ein bestimmtes Verhalten, ohne es zuvor beschrieben zu haben. Dabei ist jede Interpretation nur eine mögliche Wahrheit.

1.2   Was Sie erwartet

»Reframing ist keine Technik, es ist eine Denkgewohnheit.«
(Kindl-Beilfuß 2012, S. 106)
Das ist schade, werden Sie vielleicht denken, denn eine Technik ist doch leichter zu erlernen als eine Denkgewohnheit. Da haben Sie durchaus recht. Jedoch lassen sich Denkgewohnheiten auch über die schlichte Anwendung von Techniken beeinflussen oder ändern.
Im Wechsel von Theorie und praktischen Übungen werde ich Sie an die Methode des Reframings heranführen. Besonders wichtig ist mir dabei, in jedem Kapitel den Bezug zur Schule herzustellen.
Zur besseren Lesbarkeit habe ich meist die männliche Form verwendet; sie gilt selbstverständlich für alle Formen der geschlechtlichen Identität.
In den Kapiteln 2 und 3 geht es zunächst um den theoretischen Unterbau des systemischen Ansatzes, den Boden sozusagen, auf dem systemische Methoden ihre Wirkung entfalten können. In Kapitel 4 werden die spezifischen Merkmale systemischer Interventionen herausgearbeitet und im 5. Kapitel das Reframing als systemische Intervention vorgestellt. In Kapitel 6 erwartet Sie das Herzstück des Buches: Anhand konkreter Beispiele aus dem Unterrichtsalltag wird das Reframing entfaltet, und Sie erhalten zahlreiche Anregungen, wie Sie die Intervention in Ihrem Berufsalltag anwenden können.
Ziel des Buches ist es, die Methode des Reframings für den Schulalltag nutzbar zu machen. Dabei geht es primär um das Erreichen eines souveräneren Umgangs in herausfordernden Unterrichtssituationen. Was uns als Lehrkräfte täglich herausfordert, sind zu einem großen Teil Unterrichtsstörungen, die in den meisten Fällen – zumindest aus unserer Perspektive – von Schülern ausgehen. Eine Störung kann (leider) nicht einfach eliminiert werden. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Sie kann reduziert werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Unterrichtsstörung lässt sich verringern, indem die Lehrkraft etwas anders macht, als sie es für gewöhnlich tut. Stellen Sie sich Unterricht als Tischtennisturnier vor: Ihre Schüler spielen Ihnen die Bälle zu, und Sie spielen sie zurück. In vielen Situationen werden dabei erlernte Strategien verwendet, die sich als Muster immer von Neuem wiederholen. Dadurch ist der Spielablauf durchschaubar und berechenbar. Angenommen, Ihr gewohnter Ball geht auf die Rückhand. Die Schüler kennen Ihre Spielstrategie und schmettern den Ball in eine Ecke, die Sie nur schlecht erreichen. Was passiert nun aber, wenn Sie den Ball in ungewohnter Weise returnieren? Sie verwirren Ihren Spielpartner, und das Spiel nimmt möglicherweise einen ganz anderen Verlauf.
»Eine Lösung ist ein völlig neuer, ungewöhnlicher Gedanke, der fremd und erotisch das Gewohnte küsst und in helle Aufregung versetzt.«
(Kindl-Beilfuß 2012, S. 66)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine aufregend-prickelnde Lektüre!

2 Das systemische Fundament

Der systemische Ansatz hat mehrere Mütter und Väter und zahlreiche Kinder. Die Verwandtschaftsverhältnisse zu verschiedenen Lehren und Theorien aus unterschiedlichen Disziplinen sind vielfältig. Er stellt selbst kein in sich geschlossenes Modell dar, sondern ist vielmehr ein dauernd in Bewegung befindlicher Denkansatz, dem bestimmte innere Haltungen zugrunde liegen.
Im Folgenden werden jene Grundlagen des systemischen Ansatzes kurz erläutert, die für den vorliegenden Kontext besonders relevant sind:
image
Abb. 1: Systemischer Ansatz

2.1 Systemtheorie: Was hängt womit zusammen?

Ein System lässt sich mit einem Mobile vergleichen, in dem jedes Teil seinen Platz und dessen Bewegung Auswirkungen auf die anderen Teile des Mobiles hat. Gerät das Mobile in Bewegung, sind alle Teile davon berührt: Es verliert seine ursprüngliche Stabilität und findet nach einiger Zeit ein neues Gleichgewicht. In sozialen Systemen ist der Einzelne eingebunden in einen sozialen Kontext. Soziale Systeme werden über Kommunikation hergestellt und entwickeln »Muster«, d. h. regelhafte Formen der Interaktion. Der Klassenraum kann in diesem Sinne als soziales System betrachtet werden: Die Verhaltensweisen aller Schüler und der Lehrkräfte haben Aus- oder Rückwirkungen auf alle anderen Systemmitglieder und bedingen sich dadurch gegenseitig. Diese Rückkopplungsprozesse gelten sowohl für das System der Schulklasse wie auch für angrenzende Systeme, bspw. das einzelner Cliquen innerhalb der Klasse, des Jahrgangs oder auch der jeweiligen Familien der Systemmitglieder. Da die Lehrkräfte Teil des Systems sind, können sie durch ihr Verhalten auch das System (z. B. das Verhalten der Schüler einer Klasse) beeinflussen. Dies geschieht durch verbale und nonverbale Eingriffe oder Unterlassungen, die geeignet sind, (Problem-) Muster zu unterbrechen. Systeme bewegen sich nicht im luftleeren Raum, sie sind eingebettet in einen bestimmten Kontext. Der Kontext bezeichnet das Umfeld und die Rahmenbedingungen des Systems bzw. der Systemmitglieder, die das System beeinflussen. Aus dem Lebenskontext verhaltensorigineller Schüler ergeben sich häufig Hypothesen, die die Sinnhaftigkeit ihres zunächst unverständlichen Verhaltens erklärbar machen.

2.2 Humanismus: Wie tickt der Mensch?

Das humanistische Menschenbild geht von der Autonomie des Menschen und seiner Entwicklungsfähigkeit aus: Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich und verfügt über die Ressourcen (Kräfte), die er zur Bewältigung seiner Probleme braucht. Dem Einzelnen wird also zugetraut, seine Probleme zu konstruieren, zu verschlimmern und auch zu relativieren oder sogar loszuwerden: Er ist selbst Herr seiner Probleme. Das macht ihn nicht zum Opfer, sondern zum Verantwortlichen seines Tuns. Andere Personen haben keine lineare Kontrolle über das Verhalten eines Menschen. Lehrkräfte können wohl das Verhalten ihrer Schüler beeinflussen – bestimmen oder kontrollieren können sie es hingegen nicht.

2.3 Konstruktivismus: Was ist wirklich?

Die objektive Realität gibt es nicht, sie ist ein Konstrukt. Dieser Gedanke ist der Kern konstruktivistischer Theorien. Wirklichkeit entsteht vielmehr im Auge des Betrachters und ist damit subjektiv. Jeder Mensch konstruiert eine »innere Landkarte« seiner eigenen Realität (ein Modell der Welt), die jedoch nicht die »Landschaft« (die objektive Welt) ist. Diese innere Landkarte kann nicht direkt von anderen, sondern nur von jedem Einzelnen selbst verändert werden. Von außen kann man durch passend...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. »Einrahmung«
  6. 1 Aufbau und Ziel des Buches
  7. 2 Das systemische Fundament
  8. 3 Verhalten und Verhaltensauffälligkeit aus systemischer Sicht
  9. 4 Systemische Interventionen
  10. 5 Reframing
  11. 6 Unterrichtsstörungen systemisch begegnen
  12. 7 Umsetzung und Stolpersteine
  13. Literatur
  14. Über die Autorin