Boudha
Boudha ist ein Viertel im Osten Kathmandus. Es hat seinen Namen von der Boudhanath Stupa. Der Eintritt für den Bereich der Stupa kostet 400 Rupien, Kinder unter 10 Jahren müssen nichts bezahlen.
BOUDHANATH STUPA
Es gibt verschiedene Legenden darüber, wer diesen Stupa im 5. Jahrhundert angeblich gebaut hat. Eine Geschichte besagt, dass eine Buddhistin den König nach einem Stück Land zum Bau eines Stupas fragte.
Er gab ihr ein Fell, in dessen Größe sie ihren Tempel bauen könne. Die Frau war klug und schnitt das Fell ein, sodass daraus ein langer, kreisförmiger Streifen in der Größe des heutigen Stupas entstand. Tatsächlich hat Boudhanath einen Durchmesser von 120 und eine Höhe von 36 Metern17.
Anderswo wird gesagt, dass entweder der Licchavi-König namens Sivadeva oder König Manadeva ihn erbauen ließen18. Eine weitere Legende besagt, dass eine Frau namens Jadzima den Bau mit ihren Ersparnissen begann. Es war ihre Gabe an Buddha. Als sie starb, stellten ihre vier Söhne den Stupa fertig, obwohl zu dieser Zeit eine Dürre herrschte. 84.000 Heilige – Buddhas, Bodhisattvas, Götter, Göttinnen und Dakinis – sollen gekommen sein, um es Blumen regnen zu lassen und schließlich mit dem Stupa eins zu werden. Anhänger kommen alle zwölf Jahre, im tibetischen Kalenderjahr des Vogels, um das Wunder des heiligen Wassers zu erleben: Es wird gesagt, Ambrosia (heiliges Wasser) fließe aus dem Stupa und segne die Menschen. Jadzimas Söhne wurden, dank ihrer guten Tat, in ihrem nächsten Leben als Könige, Mönche und der dritte Sohn als Guru Padmasambhava, wiedergeboren. Jadzima erlangte Erleuchtung, sie wurde zur Beschützerin Pramoha Devi. Für sie steht ein kleiner Tempel am nördlichen Ende des Stupas, wo sie als Ajima verehrt wird19.
Übrigens: Es wird gesagt, dass der Stupa Wünsche erfüllt!
Details und ihre Symbolik
Jeder Teil des Stupas ist bewusst so gebaut, dass er eine Bedeutung trägt. Die fünf Elemente Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde tauchen mehrmals auf. Die dreizehn goldenen Stufen am oberen Teil des Stupas beispielsweise symbolisieren als Dreieck das Element Feuer, ferner stellen sie die dreizehn Stadien eines Bodhisattva dar. Bodhisattva ist eine Person, die sich bewusst auf dem Weg zur Erleuchtung befindet. Daher der Name Boudhanath20!
Über den Stufen befindet sich ein Schirm aus buntem Stoff, der von einem kleinen Dach zusammengehalten wird. Das Dach wird mit dem Element Luft in Verbindung gebracht, der Schirm soll die drei Juwelen Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft der Bodhisattvas) beschützen.
Wenn Sie ganz genau hinschauen, können Sie unter dem Schirm einen goldenen Lotus erkennen. Dieser ist nicht nur im Buddhismus, sondern auch im Hinduismus ein Symbol für Transformation sowie für eine erleuchtete Person. Denn eine Lotusblume wächst aus Schlamm heraus, ohne selbst dreckig zu sein. Lotusblätter werden des Weiteren auf der großen weißen Kuppel in Form von gelben Halbkreisen dargestellt. Die gelb- bis orangefarbenen Töne bekommen sie durch Safranwasser, welches gekonnt auf den Stupa geworfen wird. Die kleinen Sockel unter der weißen Kuppel stehen für das Element Wasser.
Die Spitze ganz oben repräsentiert das Element Äther und den Berg Sumeru oder Meru, der in der Mitte des Universums liegen und Heimat der Götter sein soll.
Wer den Stupa anschaut, entdeckt schnell die Buddha-Augen. Das dritte Auge über ihnen symbolisiert die Weisheit des Buddhas, die Nase darunter steht für das Nirvana – das Bewusstseinsstadium der ultimativen Freiheit. Außerdem ähnelt sie der nepalesischen Ziffer eins. Damit ist einerseits der einzige Weg zur Erleuchtung und andererseits die Einheit dargestellt.
Von der Luft aus gesehen, lässt sich erkennen, dass Boudhanath in Form eines Mandalas gebaut wurde. Die eckigen Ebenen repräsentieren das Element Erde. Das Mandala ist das Haus Buddhas und soll einem dabei helfen, dass eigene innere Universum zu entdecken. Mandalas werden übrigens zweidimensional in vielen tibetischen Thanka-Gemälden dargestellt.
Alle fünf Elemente finden sich außerdem in den Gebetsfahnen wieder, die auf Höhe des Lotus angebracht werden und dem Stupa eine Art Rahmen verleihen. Blaue Fähnchen stehen für das Element Äther, Weiß ist die Farbe der Luft, das Feuer ist rot, das Wasser grün und die Erde gelb. Bedruckt sind die Fähnchen mit Gebeten und Symbolen. Wenn die bunten Fahnen im Wind flackern, tragen Sie die Gebete zum Himmel21.
Dies sind nur ein paar grundlegende Details der Stupa und ihrer Bedeutung. Sollten Sie sich näher dafür interessieren, können Sie beispielsweise die Mönche des Lhakhang-Klosters (siehe weiter unten) darüber fragen. Übrigens sollen in dem Stupa Relikte vergraben sein, doch wessen Knochen genau dort sind, bleibt umstritten.
Ein Rundgang
Wenn Sie durch das Eingangstor gehen, wird Ihnen der erste Anblick des Stupas vielleicht die Sprache verschlagen. So ging es zumindest mir. Obwohl ich keine Buddhistin bin, war ich berührt und überwältigt von dem Ausdruck, der Schönheit dieses Gebäudes.
Es ist tibetische Tradition, einen Stupa im Uhrzeigersinn zu umrunden. Auch für nicht Buddhisten ist dies zu empfehlen, da die Masse der Menschen in diese Richtung läuft und es einfacher ist, dem Strom zu folgen – besonders in engeren Passagen des Weges.
Der Stupa wird von einer langen Häuserreihe eingekreist. In dieser sind Wohnungen, Gasthäuser, Restaurants und Geschäfte. Hier kann man besonders gut Klangschalen – singing bowls – und buddhistische Malereien namens Thankas kaufen. Manche Geschäfte haben eine angeschlossene Malschule, die besichtigt werden darf. Preise von Thankas unterscheiden sich je nach Grad des Künstlers – ob Schüler oder Meister. Je feiner der Strich, desto besser der Maler und teurer das Gemälde. Es gibt sogar Bilder, die mit echtem Gold veredelt wurden. Beim Kauf können Sie außerdem einen traditionellen Stoffrahmen dazu erwerben. Denken Sie daran, Ihre Verhandlungskünste zu testen.
Nach einem Viertel der Umrandung des Stupas kommen Sie an einem der über 50 Klöster des Boudha-Viertels vorbei. Es heißt Trikal Maitreya Buddha-Kloster. Ist das Gittertor offen, können Sie hineingehen, um den Gebetsraum mit seiner großen goldenen Statue von Maitreya, einem zukünftigen Buddha, zu betrachten. Das nächste Kloster befindet sich auf der Hälfte der Umrundung. Es heißt Guru Lhakhang-Kloster, auch Tamang Gompa genannt. Tamang ist eine Volksgruppe und Gompa bedeutet Kloster auf Tibetisch. Im ersten Stock befinden sich ebenfalls beeindruckende Statuen von Gottheiten, deren Name auf goldenen Schildern steht. Oft sind Mönche anwesend, die Ihnen gern Fragen beantworten oder eine Segnung geben. Danach werden Sie gebeten, sich ins Gästebuch einzutragen sowie etwas Geld zu spenden. Wer Glück hat, kann eine Zeremonie miterleben. Setzten Sie sich in diesem Fall hin und atmen Sie durch, während Sie den Gesängen, Hörnern, Trommeln und Glockentönen der Mönche lauschen.
Den Blick vom Dach des Lhakhang-Klosters sollten Sie sich nicht entgehen lassen! Es ist ein fantastischer Ausblick auf den Stupa.
Am Fuße des Stupas, direkt gegenüber dem Kloster, finden Sie den Tempel, der Ajima geweiht wurde. Bitte bleiben Sie nicht auf dem kleinen Platz davorstehen, denn die alte Nonne am Eingang des Tempels wird Sie verscheuchen. Daneben finden Sie auf beiden Seiten Eingang und Ausgang des Stupas. Auf der untersten Ebene, direkt hinter der niedrigen Mauer, ist ein Haus mit zwei riesigen Gebetsrädern. Es steht Ihnen frei, hineinzugehen und diese im Uhrzeigersinn zu drehen. Kleine Gebetsräder befinden sich außerdem auf der Außenseite der Mauer. Diese werden von vorbeilaufenden, Gebete murmelnden Buddhisten angestoßen, um beispielsweise Leiden für sich selbst und andere zu lindern.
Es ist möglich, im Innenbereich der Mauer oder auf der ersten Stufe des Mandalas, den Stupa zu umrunden. Von dort aus lassen sich oben beschriebene Details etwas näher betrachten und interessante Fotos schießen. Auf der Ostseite der Bodenebene befinden sich Holzbretter, auf denen eine Niederwerfung des ganzen Körpers praktiziert wird. Dies ist ein religiöses Ritual zur Reinigung von Geist, Körper und Seele sowie ein Zeichen des Respekts vor Buddha22.
Wenn Sie links neben dem Lhakhang-Kloster die Straße hochlaufen, dann an der nächsten Kreuzung links abbiegen, kommen Sie an einen kleinen Teich mit einer Statue von Guru Rinpoche – auch Padmasambhava genannt. Dieser Ort heißt offiziell Ghyoilisang Peace Park. Zwar wachsen hier keine Pflanzen aus dem Boden, aber es ist ein netter Platz, den viele Einheimische besuchen.
In manchen Klöstern sowie auf der Straße gibt es Butter-Lampen. Sie stehen für die Weisheit eines erleuchteten Geistes23 und werden als Opfergabe angezündet. Wer bis Sonnenuntergang bleibt, kann die Flammen hunderter Ghee-Lampen betrachten oder für 10 Rupien eine Lampe anzünden. Zur gleichen Zeit laufen Scharen von Nonnen, Mönchen und anderen Buddhisten murmelnd mit ihren Gebetsketten um den Stupa.
Boudha ist eine sehr schöne Gegend, um ein paar Tage zu verweilen. Hier können Sie sich unter Einheimische mischen und haben trotzdem Komfort durch Hotels und Restaurants. Unterkünfte direkt an dem Stupa sind teurer als jene in nahegelegenen Straßen. Einige Klöste...