Die Getriebenen
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Die Getriebenen

Charakterprofile ökologisch Engagierter

  1. 108 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Die Getriebenen

Charakterprofile ökologisch Engagierter

Über dieses Buch

Welche Charaktereigenschaften haben ökologisch Engagierte? Dieser Frage geht Richard Bisig nach und porträtiert Mitbürgerinnen/ Mitbürger und Politikerinnen/Politiker, indem er deren Charakterprofil von einer Psychologiestudentin im Rahmen einer fiktiven Masterarbeit erstellen lässt.In diesem Buch findet die Leserschaft über das gesamte Parteienspektrum hinweg die Lebensgeschichten von Menschen, die sich für die Öffentlichkeit und Umweltfragen engagieren.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2020
ISBN drucken
9783752854510
eBook-ISBN:
9783749405718
Auflage
1

Der Unbequeme

‚Es ist uns allen bekannt, dass alternative Gruppierungen und Bewegungen versuchen, unsere Behörden von Dorfkirchen zu unterwandern! Was gänzlich unakzeptabel ist, ist der Anspruch von Kandidat Schlegel als Mitglied der Grünen Partei, in unserem siebenköpfigen Gemeinderat einen Sitz zu erobern.‘ Diese Worte stehen in einem Flugblatt, das der Dorfbäcker an alle Haushaltungen verschickt hat. Im Weiteren fragt Bäckermeister Amstutz rhetorisch: „Wollen wir Experimente? Seht, was die deutschen Grünen anrichten! Wir wollen keine Unterwanderung unseres Rechtsstaates“. Sein Flugblatt endet mit dem Aufruf „Wählt keine Katze im Sack!!“
Diese Attacke wird von der neu gegründeten politischen Bewegung im Dorf, dem Verein ‚Alternative Politik - Jetzt (APJ)‘ nicht goutiert. Ihr Aushängeschild ist der Notar Karl Schlegel, der sich neben drei anderen Kandidaten und einer Kandidatin für einen der drei frei werdenden Sitze im Gemeinderat bewirbt. Daneben bewerben sich auch noch zwei Personen, eine Frau und ein Mann, für zwei freiwerdende Sitze in der Primarschulpflege, eine Frau für die Oberstufenschulpflege, eine Frau in die Fürsorgebehörde, ein Mann für die Rechnungsprüfungskommission und eine Frau und ein Mann stellen sich als Stimmenzähler zur Verfügung. Alle Kandidaturen sind Kampfkandidaturen, denn es stellen sich mehr Personen zur Verfügung als Sitze zu vergeben sind. Dank der kurz vor den Wahlen gegründeten APJ ist Leben in die Dorfpolitik gekommen, denn bis anhin hatten SVP, FDP und der Gewerbeverein die allermeisten Kandidaten gestellt. Es gibt auch einige Parteilose in den politischen Gremien, aber über deren Weltanschauung bestehen keine Zweifel, denn die Parteistrategen waren sich auch in der Vergangenheit ihrer Verantwortung durchaus bewusst, wen sie für ein Gemeindeamt anzufragen hatten.
Karl Schlegels Kandidatur war so gewisser Massen der Weckruf für die schlummernde und mit der bisherigen politisch einseitig ausgerichteten Dorfpolitik unzufriedene Opposition. Als seine Kandidatur publik wurde, erhielt Schlegel viele unterstützende Anrufe und auch die Anfrage, ob er in einer neu zu gründenden politischen Bewegung mitmachen würde. Für Schlegel war auf der Hand liegend, dass er als Mitglied der Grünen Partei bei vielen der parteipolitisch denkenden Wähler keine Unterstützung erwarten konnte. Er hatte zwar einen gut-bürgerlichen Beruf und sich in den drei Jahren, in denen er als Notar hier tätig war, als Fachmann, und auch menschlich, gute Noten erworben. Wenn es aber um Wahlen geht, dann weht ein rauer Wind, wie das diffamierende Flugblatt des Bäckermeisters zeigt.
Nicht wenige der konservativ denkenden Einwohner finden offenbar auch, jemand, der erst seit nicht einmal drei Jahren in der Gemeinde Wohnsitz habe, sollte sich nicht direkt in den Gemeinderat wählen lassen, sondern zuerst eine ‚subalterne‘ Aufgabe wahrnehmen. So wurde Karl Schlegel vom SVP-Präsidenten in einem Telefonanruf bedeutet, er solle sich doch zuerst für die RPK wählen lassen und nachher könne er sich dann immer noch für den ‚höheren‘ Gemeinderat bewerben.
So homogen, wie die heutige Zusammensetzung aller Gemeindebehörden suggerieren mag, ist die Wählerschaft aber nicht. Es gibt in dieser als konservativ geltenden Gemeinde offensichtlich doch relativ viele Bürgerinnen und Bürger, die die Dominanz der etablierten Parteien – gelinde gesagt – veränderungsnotwendig erachten. Dies erklärt auch, dass im Vorfeld der Wahlen die Kandidatinnen und Kandidaten des APJ auch in der Lokalzeitung über Leserbriefe Unterstützung erhalten. Ein allseits etablierter Bürger, Johannes Wettstein, der als Lehrer ein hohes Ansehen in der Gemeinde geniesst, hat sogar ein eigenes Flugblatt zugunsten von Karl Schlegel an alle Einwohner geschickt.
Ganz überraschend erhält Karl Schlegel auch eine Einladung zu einem Mittagessen vom Geschäftsführer einer ortsansässigen Firma, Friedrich Dubach, der sich als Sprecher einer Gruppe zu erkennen gibt, die sich – so die sich im Gespräch herausstellende Meinung – verhindern wollen, dass erstmals eine Frau ins erlauchte Männergremium des Gemeinderates einziehen würde. Offenbar ist diese Gruppe bei der Einschätzung der Wahlchancen der einzelnen Kandidaten und der Kandidatur von Frau Surber zur Überzeugung gekommen, eine Unterstützung des als konsiliant wirkenden Grünen sei gescheiter als eine Frau zu wählen. Würde die Frau gewählt, müssten sich die sechs übrigen Mitglieder des Gemeinderats dann während Jahren anlässlich der Gemeinderatsitzungen mit ‚Frauenthemen‘ und ‚Frauenoptiken‘ herumschlagen müssen – und dies gilt es unbedingt zu vermeiden; ein Grüner ist deshalb das weitaus kleinere Übel. Selbstverständlich bleibt Schlegel verborgen, wer und wieviel der wiederkandidierenden Gemeinderäte dieser Gruppe um diesen Geschäftsführer angehören.
Der Wahlsonntag bringt eine saftige Überraschung bei der Gemeinderatswahl: Der Grüne Karl Schlegel ist gewählt und mit ihm der Schlossermeister, Fritz Zurbuchen, und der Bauer Rolf Schlatter. Auf der Strecke bleiben Frau Surber Monika und Prokurist Müller Josef. Enttäuschend ist das Abschneiden der Kandidatinnen und der Kandidaten des Vereins ‚Alternative Politik - Jetzt‘, denn ausser Schlegel wird niemand aus diesem Spektrum der politischen Alternative gewählt.
Der Beginn der Arbeit im neu gewählten Gemeinderat von Dorfkirchen gestaltete sich kollegial und während den ersten Monaten gab es keine Diskussionen, bei denen Schlegels unterschiedliche Weltanschauung zum Tragen gekommen wäre. Allen ist bewusst, dass die Arbeiten eines Gemeinderats zu einem Grossteil aus dem Vollzug der vorgegeben gesetzlichen Bestimmungen besteht, die keinen Platz bieten für ideologische Diskussionen. Nach den wöchentlichen Sitzungen geht es mit dem Gemeindeschreiber noch zum Jassen und Karl Schlegel wird kollegial in diese Runden miteinbezogen. Später wird er erfahren, dass böse Zungen im Dorf behaupten, es würde genügen, wenn der Gemeinderat lediglich vierzehntäglich tagen würde. Dies sei aber deshalb nicht der Fall, weil es dann keine wöchentliche Jass-Gelegenheit gäbe…….
Innerhalb des politischen Vereins ‚Alternative Politik - Jetzt‘ raffte man sich – nach dem ‚Wundenlecken‘ nach der verlorenen Wahl – auf, um Probleme, die in der Gemeinde existierten, zu diskutieren. Das vordringliche Problem ist die Verkehrssituation im Dorf. Es wird zu schnell gefahren und beim Überqueren der Strassen haben Mütter mit ihrem Kinderwagen oft Mühe, eine Lücke zu finden und sie fühlen sich gestresst. Dem soll Abhilfe geschaffen werden über ihren Vertreter im Gemeinderat, Karl Schlegel. Er ist selber Vater von zwei Kinder im Primarschulalter und seit er mit seiner Familie hier wohnt, der Meinung, die Verkehrssituation und die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer sei zu verbessern. Die neuralgischen Punkte werden diskutiert und der anwesende Architekt Rolf Leutenegger fertigt davon Skizzen an.
Informationsmedium innerhalb des Gemeinderats ist die Aktenmappe. Diese zirkuliert zwischen den Exekutivmitgliedern in vorgegebenem Turnus. Dieser Mappe legt Karl Schlegel seine schriftliche Bitte an den Gemeindepräsidenten, Egon Winiger, bei, das Thema ‚Verkehrsberuhigung‘ auf die übernächste Gemeinderatssitzung zu setzen. In diesem Schreiben erläutert er die Verkehrssituation und zeigt anhand der beigelegten Zeichnungen Lösungsvorschläge.
Anlässlich der nächsten Gemeinderatssitzung ist der Mimik des Gemeindepräsidenten anzusehen, dass ihm etwas über die Leber gekrochen sein muss. Mit heruntergezogenen Mundwinkeln und ganz knapp begrüsst er und kommt auch gleich zum Thema: „Karl, dein Vorschlag, über Verkehrsberuhigungsmassnahmen diskutieren zu wollen, ist deplatziert. Vergiss solche Dinge, die haben in unserer Gemeinde keinen Platz.“ Offensichtlich haben sich die übrigen Gemeinderäte aufgrund des Schreibens von Karl Schlegel untereinander zumindest telefonisch abgesprochen – und alle sind derselben Meinung.
Erstmals ist im Gemeinderat eine politische Diskussion zu führen. Unterschiedliche Interessenlagen werden aufeinanderprallen. Karl Schlegel ist sich bewusst, dass er einen schweren Stand haben wird. Und dass es für ihn kein Zurückkrebsen geben wird, ist für ihn auch ganz klar. Er steht voll hinter dem Anliegen von Verkehrsberuhigungsmassnahmen und weiss sich gedeckt durch den APJ, die vielen Familien mit Kindern und der älteren Bewohnerinnen und Bewohner.
Die Meinungsäusserung von Egon Winiger nimmt er zur Kenntnis und überlegt während der Behandlung der anstehenden Geschäfte, wie er auf die Äusserung des Präsidenten reagieren soll. Nach Behandlung des letzten Geschäfts auf der Traktandenliste bittet er ums Wort. Auch wenn die Mundwinkel des Vorsitzenden wieder dieselbe Stellung eingenommen haben, wie zu Beginn der heutigen Sitzung, lässt sich Karl Schlegel nicht beirren und sagt: „Ich weiss, dass ihr diesem Anliegen wenig Sympathien entgegenbringt, aber diskutiert werden muss diese Frage und ich stelle den Antrag, dieses Thema auf die nächste Sitzung zu nehmen.“ Winiger weiss, dass er sich nicht weigern kann und bestätigt knurrend. Im Hinterkopf hat er aber längst die Lösung: Er wird auf ‚nicht eintreten‘ votieren und er weiss, dass er seine übrigen Gemeinderatskollegen hinter sich haben wird.
Und so kommt es auch. Schlegel hält anlässlich der nächsten Sitzung sein Eintretensvotum weist auf die neuralgischen Verkehrsstellen im Dorf hin, zeigt anhand der Handzeichnungen, wie Verkehrsberuhigungen durch bauliche Massnahmen getroffen werden könnten und weist auf den Nutzen solcher Massnahmen insbesondere für Schulkinder, Frauen mit Kinderwagen und ältere Dorfbewohner hin.
Offensichtlich haben sich der Präsident und der Bauvorstand vor der Sitzung abgesprochen, denn letzterer antwortet. „Lieber Karl, wir hatten in unseren Gemeindestrassen noch nie einen gravierenden Fussgängerunfall. Es gab schon verschiedentlich Blechschäden, es gab Traktor- und Velounfälle, aber diese sind meistens glimpflich abgelaufen. Ein Handlungsbedarf für den Gemeinderat sehe ich nicht und deshalb beantrage ich Nichteintreten auf deinen Antrag.“
Zustimmendes Kopfnicken in der Runde zeigen Karl Schlegel, dass in diesem Gremium nichts auszurichten ist mit seinem Anliegen und er repliziert: „Dass ihr in dieser Angelegenheit nichts unternehmen wollt, ist ja eigentlich nicht überraschend. Ich bin aber der Meinung, es gibt im Interesse von vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Handlungsbedarf. Wenn ihr nicht über dieses Thema mit mir diskutieren wollt, dann werden wir die Bevölkerung halt befragen und sie wird den Gemeinderat beauftragen, tätig zu werden.“
Gesagt - getan. Am nächsten Tag nimmt Schlegel mit seiner Nachbarin Marlies Vonrüti Kontakt auf, um die Situation zu besprechen. Sie sind sich einig, mittels einer Einzelinitiative das Anliegen an einer Gemeindeversammlung behandeln zu lassen. Mit grosser Genugtuung wird ihnen einmal mehr bewusst, dass sie in einem Staatsgebilde leben, das ihnen demokratische Rechte zugesteht, um gestalterisch wirken zu können. Auch wenn der zeitliche Aufwand gross ist, schätzen sie es als Demokraten, dass jeder Bürger und jede Bürgerin sich für die ihnen wichtig scheinende Themen politisch engagieren kann und letztlich die Mehrheit entscheiden kann, ob etwas verändert werden soll oder nicht.
Marlies Vonrüti initialisiert eine Mitgliederversammlung des Vereins ‚Alternative Politik – Jetzt‘, um für Unterstützung der Einzelinitiative zu werben. Ohne grosse Diskussion wird das Anliegen unterstützt und beide erhalten Lob für das notwendige und schnelle Handeln nach der Absage im Gemeinderat. Gegründet wird eine Gruppe Engagierter mit dem Auftrag, den Initiativtext vorzubereiten, einen Terminplan mit der nächsten Gemeindeversammlung als Fixpunkt zu erstellen und ein Argumentarium vorzuschlagen.
In der Folge wird dem Gemeinderat von Dorfkirchen von Marlies Vonrüti die Einzelinitiative gemäss §50 des Gemeindegesetztes mit nachstehendem, sinngemässem Wortlaut eingereicht.
Der Gemeinderat wird beauftragt, im Budget CHF 40‘000 für die Ausarbeitung eines gesamtheitlichen Verkehrsberuhigungskonzeptes für das örtliche Strassennetz bereitzustellen. Das Konzept soll die Verbesserung der Verkehrssituation für alle Verkehrsteilnehmer zum Ziel haben und leicht realisierbare Massnahmen vorschlagen. Dabei sollen vor allem die Bedürfnisse der Betagten, Behinderten und Kinder berücksichtigt werden. Der Auftrag ist bis zur Jahresmitte einem anerkannten Verkehrsplanungsbüro zu erteilen. Nach Abschluss der Arbeiten erstattet der Gemeinderat der Gemeindeversammlung Bericht und stellt Antrag über das weitere Vorgehen. Die Autorin begründet diese Initiative mit dem gestiegenen Verkehrsaufkommen, übersetzten Geschwindigkeiten und fehlender Schulwegsicherung. Am Schluss der Begründung wird auf die letzte Geschwindigkeitsmessung durch die Polizei an der Durchgangsstrasse beim Kindergarten verwiesen. Fünfundzwanzig Prozent der Kontrollierten wurden wegen Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit von fünfzig Kilometer pro Stunde angezeigt. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit verantwortungslosen fünfundachtzig gemessen.
Nach der Einreichung dieser Initiative orientierte der Verein APJ die Bevölkerung mittels Flugblatt über diesen Schritt, was in der Lokalzeitung diverse Leserbriefe – unterstützende und ablehnende - auslöste. Den Mitgliedern dieses Vereins ist das Echo selbstverständlich recht, ja es wurde aus taktischen Gründen ja auch angestrebt. Je mehr über diese Initiative diskutiert wird, desto mehr Leute werden an die entscheidende Gemeindeversammlung gehen, so ihr Kalkül.
So war es denn auch. Der Gemeindeversammlungssaal war übervoll und die Gemeindeangestellten mussten noch Zusatzstühle aus dem Lager holen, um allen Interessierten einen Sitzplatz zu ermöglichen. Die überdurchschnittliche Zahl der Stimmbürger lässt dem Gemeindepräsidenten keine Zweifel über den Ausgang der Abstimmung aufkommen. Mit zu vielen unbekannten Gesichtern sieht er sich konfrontiert, wenn er in die Runde schaut. Ihn macht es hässig, denn für ihn ist offensichtlich, dass die Demokratie heute manipuliert wird. Er weiss, dass Karl Schlegel kontern würde mit dem Argument, dies sei der Preis der direkten Demokratie. Diese sei tatsächlich steuerbar, aber er als Gemeindepräsident und Mitglied der Freisinnigen Partei wisse ja auch, dass nicht nur mit der physischen Präsenz politische Ziel durchsetzbar seien, sondern auch – und dies geschehe weit häufiger – mit finanziellen Mitteln, inklusive teurer Propaganda.
Marlies Vonrüti vertritt die Initiative, die einen Kredit für ein Fachgutachten für die Analyse der Verkehrsprobleme der Gemeinde Dorfkirchen verlangt, sehr locker und sehr sachkundig. Sie nutzt die offiziellen Statistiken für ihre Zwecke, weist anhand von Skizzen auf die neuralgischen Verkehrspunkte in der Gemeinde hin und zeigt Lösungsvorschläge auf. Diese sind offensichtlich und die lediglich drei Meinungsäusserungen, die gegen die Initiative wettern, werden von Mitgliedern des politischen Dorfvereins APJ überzeugend gekontert.
Die Initiative wird mit rund achtzig Prozent Ja-Stimmen an den Gemeinderat zum Vollzug überwiesen – ein durchschlagender Erfolg für die junge politische Dorf-Vereinigung APJ.
Zu Beginn der darauf folgenden ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort zur 2. Auflage
  4. Einleitung
  5. Die wichtigsten Personen
  6. Der politische Pionier
  7. Die Hartnäckige
  8. Der Unnachgiebige
  9. Der Liberale
  10. Die Besessene
  11. Der grüne BGB-Politiker
  12. Der Unbequeme
  13. Der Risikofreudige
  14. John Muir – der Pionier der Pioniere
  15. Der unbeugsame Öko-Terrorist
  16. Die Radikalisierte
  17. Die Grün-Liberale
  18. Der Wald-Pionier
  19. Zusammenfassung der Persönlichkeitsprofile ökologisch Engagierter
  20. Literatur
  21. Der Autor
  22. Dankeswort
  23. Weitere Informationen
  24. Impressum