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eBook - ePub
Reisen zu den Faröern
Über dieses Buch
Die Färöer Inseln waren für den berühmten Polarforscher Jean-Baptiste Charcot ein faszinierender Archipel, den er wie kaum eine andere Region in der Welt liebte.
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Information
Von Westmanhavn nach Klaksvig
Am 14. August weht es sehr stark aus Südost, und heftige Böen fallen aus dem Gebirge ein. Um 3.30 Uhr hissen wir das Sturmsegel und versuchen wegzukommen. Aber die viel zu starken Windstöße drücken uns an Land, und da die Strömung sich geändert hat, legen wir wieder an. Um 2.30 Uhr am Nachmittag beginnen wir zu manövrieren, und mit Hilfe einer Leine, an der wir uns allmählich nach hinten be wegen, laufen wir aus und schlüpfen durch den Fjord von Westmanhavn in Richtung der nordwestlichen und nördlichen Küsten des Archipels, um über Nacht im Eidefjord vor Anker zu gehen.
Bei der Ausfahrt aus dem Fjord ist das Wetter scheußlich und lässt diese Klippen von über 500 Metern Höhe, von denen einige über 350 Meter steil abfallen, noch großartiger und unvergesslicher erscheinen – sie bestehen aus phantastischen Formen, sind extrem tief gespalten, von Grotten durchhöhlt, wo das Meer hineinbraust, und zerrissen zu bizarren Obelisken von übernatürlichem Aussehen.
Je näher wir Kap Stakken kommen, desto heftiger werden die Windstöße; die See um uns herum ist weiß, und obwohl wir nur das Sturmsegel gehisst haben, müssen wir auf der Stelle anluven.
Plötzlich bedeckt sich in einiger Entfernung luvwärts die See mit einer Art Dunst, und eine Bö fällt mit solcher Wucht auf das Schiff ein, dass es Schlagseite bekommt, Wasser aufnimmt und wir nur unter größten Anstrengungen verhindern können, ins Meer zu rutschen. Einige unvergessliche Sekunden lang befürchten wir, dass das Schiff kentert. Es richtet sich jedoch wieder auf, und wir sind bis auf den Schrecken heil davongekommen, außer dem Diener, der heftig an die »Decke« des Salons geworfen wurde und sich dabei die Lippe aufschlug. Mit zerwühlten Haaren klettert er auf die Brücke, gefolgt von unserem verstörten Hündchen, das heult wie ein kleines Kind. Tatsächlich haben wir gerade einen schrecklichen Augenblick durchlebt. Nur Mag nus Heinessen ist fröhlich, obschon etwas blass, und wieder holt: »Gutes Schiff, starkes Schiff.«
Windstoß folgt auf Windstoß, wir geben die Einfahrt in den Eidefjord auf und bleiben die Nacht über am Kap.
Am 15. August ist das Wetter immer noch genauso schlecht, das Barometer fällt, und wir beschließen, zum Leervigsfjord zu fahren, um dort zu versuchen, im Hafen von Klagsvig vor Anker zu gehen. Um 3 Uhr morgens nähern wir uns dem Land, und die Böen werden so stark wie am Vortag. Außerdem verbergen dicke Nebelbänke immer wieder die Küste und zwingen uns dazu, komplett aufzuluven. Es ist ein Aufkreuzen unter katastrophalen Bedingungen, denn die See ist kabbelig und hart, der Fjord ist eng, und abgesehen von der ständigen Gefahr, die Masten zu verlieren, kann uns der kleinste Fehler auf die Klippen werfen.
An jedem Tau und an jedem Schot steht ein Mann. Zwölf Stunden lang kämpften wir, und achtzehn Mal muss ten wir die Segel reffen. Der Sturm war so stark, dass die Schäkel des Trysegelschots und des Sturmsegels zerstört wurden. Ich konnte am eigenen Leib feststellen, dass die Berichte über die Gewalten der Winde auf den Färöern in keiner Weise übertrieben sind und erfuhr, warum man uns trotz des guten Wetters, dessen wir uns bei der Abfahrt erfreuen durften, geraten hatte, unsere Masten zu verkeilen.
Schließlich gehen wir um 3 Uhr abends nach einem beschwerlichen Tag voller Sturm, Regen und Nebel in der wunderbaren Reede von Klaksvig vor Anker.
Der Leervigsfjord, in dem wir diese schwierige Fahrt gehabt hatten, ist an seiner nördlichen Einfahrt relativ breit und verschmälert sich gegen Süden. Drei Buchten münden in ihn: der Fundingsfjord, der Audafjord und der Fuglefjord. Ersterer und letzterer bieten eine Ankermöglichkeit. Aber unser Lotse riet uns davon ab, dorthin zu flüchten, da er befürchtete, dass wir bei diesem Wetter abgetrieben werden könnten.
Der Leervigsfjord trennt Osteroe von Kalsoe. Der Klak oder die Reede von Klagsvig wird gebildet aus der Vereinigung vierer Fjorde und ist von den Inseln Kalsoe, Kunoe und Boroe abgeschirmt. Dieser Hafen ist absolut sicher und überaus malerisch. Die Stadt Klaksvig besitzt etwa die gleiche Bedeutung wie Westmanhavn und besteht wie diese aus mehreren Gruppen von Häusern.
In Klaksvig befinden sich eine aus den Skeletten von Delphinköpfen erbaute Mauer und eine Pyramide aus dem gleichen Material. Professor Pouchet, der sich zu Forschungszwecken auf den Färöern aufhielt, liefert eine amüsante Beschreibung: »Diese Schädel«, berichtet er, »sind so angeordnet, dass der hintere Teil mit der großen Öffnung des Hinterkopfes nach außen zeigt. Daran nagte der Zahn der Zeit. An der schwächsten Stelle auf jeder Seite, etwas oberhalb der Öffnung des Hinterkopfes, sind zwei weitere Öffnungen wie Augen entstanden. Moos, das in die große Öffnung gestopft wurde, die nun wie ein Mund aussieht, verleiht ihr bizarre Umrisse. Es entsteht der Eindruck von Totenköpfen, von denen einige grinsen, andere weinen. Die ganze Mauer bietet einen makabren und äußerst merkwürdigen Anblick.«
Am nächsten Morgen, dem 16. August, besuche ich früh den Arzt von Klaksvig. Er bewohnt ein kleines, rosa gestrichenes Haus inmitten eines Gartens, wo versucht wird, Bäume anzupflanzen. Man lässt mich in einem hübschen Salon warten, wo im großen Ofen ein schönes Torffeuer bullert.
Am 16. August jährt sich der Tod meines Vaters, der vor acht Jahren verstorben ist. Ich denke an ihn, blicke zufällig auf, und direkt gegenüber hängt an der Wand eine Gravur des Bildes von Brouillet, das meinen Vater zeigt, wie er eine Vorlesung in der »Salpêtrière« hält. Dies ist für mich ein bewegender Augenblick.

Klippen südlich von Vaögo. Im Hintergrund Hyggenaës
Dr. Djurhuus, den wir am Tag zuvor in einem Boot zurückkommen sahen, verspricht uns, zum Abendessen an Bord zu kommen.
Favelle, Emile und ich brechen auf, um den höchsten Gipfel der Insel Boroe zu besteigen, den Morkenorefieled. Der Anstieg war äußerst schwierig und gefährlich. Nicht die geringste Spur eines Weges. Wir trafen auf Abgründe, mussten glatte Wände hinaufklettern, einige Male sogar das eisige Wasser eines Baches hinaufwaten. Aber der einzigartige Anblick der wunderbaren Landschaft in ihrer Wildheit und Einsamkeit entlohnte Mühen und Gefahren großzügig.
Schon etwas abgehärtet durch die vorangegangenen Ausflüge fand ich schnell wieder zu meiner alten Form und meinen Fähigkeiten als ehemaliger Gebirgsjäger zurück. Eine Beschreibung dieser schrecklichen Natur übersteigt meine Fähigkeiten; durch die flüchtigen Dunstschwaden, die das Schreckliche noch schrecklicher machen, empfindet man eine Art großartiger Verzweiflung, die gleichzeitig überwältigt und begeistert. Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass diese Klettertouren gefährlich sind; irgendwann wollte ich einen leichteren Weg suchen und musste mehr als einen Kilometer oberhalb eines schrecklichen Abgrundes zurücklegen, eine glatte und überhängende Wand entlang, mit kaum genug Platz für meine Füße. Die ganze Zeit über musste ich mich an den Spalten dieser Wand festkrallen.
Bei einer anderen Gelegenheit mussten wir, da wir keine andere Möglichkeit fanden, auf Händen und Knien unter einem Wasserfall hindurchklettern, der gelassen sein eisiges Wasser über uns ergoss.
Die Felsen sind in einem absoluten Chaos angeordnet. Mal sind es riesengroße Blöcke, mal offenbar vom Frost zertrümmerte und verwitterte Haufen.
Schließlich am Gipfel angelangt, nehmen wir unser Mittagessen ein und trinken dazu köstliches Quellwasser, mit Anisette versetzt. Wir befinden uns am Rand eines Abgrundes von 600 Metern Tiefe. Es ist so kalt, dass wir trotz der Erschöpfung nach dem Aufstieg im Gehen essen, um uns aufzuwärmen. Der Ausblick ist großartig. Wir haben Glück und genießen eine kurze Aufhellung des Wetters. Die Gipfel dieser Berge vermitteln den Eindruck bizarrer Festungen mit ebenen Plattformen. Manchmal sind sie so schmal, dass man sich auf den Grat setzen und die Beine zu beiden Seiten herabhängen lassen kann. Das Panorama ist märchenhaft. Wir sehen fast alle Inseln, durchschnitten von Fjorden, die aussehen wie schmale blaue Bänder. Die Wirkung des Lichts, das sich dank des Nebels unaufhörlich verändert, erhöht noch die Schönheit und die Fremdartig keit des Anblicks.
Aber wir müssen wieder hinunter. Um nicht die gleiche Strecke zu nehmen, gehen wir das Risiko ein und entscheiden uns für einen steilen Abhang. Wir müssen uns mit Händen und Füßen abstützen und die Griffe und Tritte sorgfältig auswählen. Nach 200 Metern dieser schwindelerregenden Unternehmung befinden wir uns, erstaunt über unsere Heldentat, auf der Höhe eines Passes. Dort finden wir die Andeutung eines Pfades entlang eines furchterregenden Abgrundes, um schließlich wieder an unserem Ausgangspunkt anzukommen. Dieser Pfad, wenn er denn diese Bezeichnung überhaupt verdient, führt zu den Dörfern auf der anderen Seite von Boroe im Quanna-Sund und wird vom Arzt benutzt, wenn das Wetter zu schlecht ist, um seine Patienten auf dem Seeweg zu besuchen. Wir sehen ihn vor uns, wie er in den Winternächten durch tiefen Schnee diesem endlosen halsbrecherischen Weg folgt.
Die Färöer glauben noch, ohne es eingestehen zu wollen, an Legenden, Sirenen, Meerjungfrauen, Odin, Riesenkraken usw. Die Legenden drängen sich förmlich auf in diesem seltsamen Land, wo die Strömungen, die Sturmfluten und der Wind eine ungebändigte Kraft entwickeln und man in einigen hundert Metern Höhe Fische findet, die von einer Windhose dorthin geschleudert wurden. Ein Land, dessen anhaltende, aber wandernde Nebelschwaden die Dinge von einem Augenblick zum nächsten verändern, wo Nordlichter die langen Winternächte erhellen, wo der Mensch sich ständig im Kampf mit der Natur befindet, die ihn urplötzlich dem Verderben zutreiben kann und dann wieder auf wundersame Weise rettet, wenn jegliche Hoffnung für ihn verloren scheint.
Man bräuchte ganze Bände, um die Sagen festzuhalten, die man sich dort erzählt und die übrigens alle nordische Sagen sind. Ich werde mich damit begnügen, die Legende von der Meerjungfrau zu erzählen, von der man uns in Thorshavn einen Nachkommen gezeigt hat. Es ist erwiesen, dass seine Finger kleine Schwimmhäute besaßen, eine Fehlbildung, die oft vererbt wird, sich jedoch auch ohne die Beteiligung einer Meerjungfrau erklären lässt.
Hier also die Geschichte, wie sie mir aus dem Mund eines Mitglieds dieser interessanten Familie berichtet wurde:
»Zunächst müssen Sie wissen, dass es in den Tiefen des Meeres, in den tiefsten Fjorden, ein großes, viel bevölkertes Land gibt, wo inmitten des Glücks Wesen wie wir leben. Diese sind mit den Kraken, den Riesenkraken und den Sirenen befreundet, und wenn sie auch die Menschen verachten, so wollen sie ihnen doch nichts Böses.
Diese Leute können, wenn sie möchten, mit Hilfe einer Robbe wieder zur Erde hinaufsteigen und dort am Strand herumspazieren und spielen. Aber wehe ihnen, wenn die Robbe, die sie gebracht hat, getötet und ihr Fell abgezogen wird, während sie herumtollen. Sie können dann nicht mehr in ihr unterseeisches Reich zurück, denn keine andere Haut außer derjenigen der Robbe, die ihnen zu Diensten war, hat die Kraft, sie zurückzubringen. Und in den seltenen Fällen, wo dies vorgekommen ist, haben sie sich durch die Welt geschleppt, sind den Menschen ausgewichen und haben ein elendes Leben geführt.

Hafen von Klaksvig
Eines Tages hing – das ist schon sehr lange her, einige Jahre, nachdem türkische Piraten hier alles verwüstet hatten – einer meiner Vorväter, der in einem Dorf namens Saxen lebte, an einem Seil, um in den Klippen Vögel zu fangen, als er plötzlich auf dem Strand unter ihm deutlich drei Robben sah, die gerade an Land gekommen waren. Aus diesen Robben schlüpften nacheinander drei Frauen, die ihm sehr schön erschienen. Sie begannen zu spielen und zwischen den Felsen herumzulaufen. Sie blieben einige Stun den, glitten dann wieder in ihre Robben und verschwanden im Meer.
Am folgenden Tag geschah das Gleiche wieder. Eine dieser Frauen war ganz besonders schön.
Am übernächsten Tag stieg mein Vorfahr von seiner Klippe herab und versteckte sich hinter einem Felsen. Bald erschienen die Robben, allerdings dieses Mal viel zahlreicher, und unter die Frauen mischten sich auch einige Männer. Die schöne Frau war wieder da, und Hans (denn er hieß Hans wie ich) konnte den Blick nicht von ihrem anmutigen Körper, ihrem lachenden Mund und ihren wunderschönen schwarzen Haaren wenden, die bis zum Boden reichten.
Von diesem Augenblick an wurde er schwermütig, und seine Gedanken kreisten beständig um diese Frau: Die Liebe hatte sein Herz wie eine Krankheit befallen. Jeden Tag verbarg er sich hinter dem Felsen und wartete. Bei schönem We...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Auf dem Weg nach Norden (1901)
- Von Thorshavn nach Westmanhavn
- Von Westmanhavn nach Klaksvig
- Von Trangisvaag zu den Hebriden
- Von den Hebriden nach Mildford
- Von Milford nach Frankreich
- Rückkehr
- Jean-Baptiste Charcot
- Impressum