Neunkirchen
eBook - ePub

Neunkirchen

Ansichten, Geschichten, Erinnerungen

  1. 106 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Neunkirchen

Ansichten, Geschichten, Erinnerungen

Über dieses Buch

Die Autoren zeichnen in dieser hochwertigen Hardcover-Ausgabe ein Portrait ihrer Heimatstadt Neunkirchen mit allen zehn Stadtteilen. Mit fast100 Farbfotos in brillanter Auflösung auf hochwertigem Fotopapier, Geschichten, Gedichten und Erinnerungen ist ein in dieser Form einzigartiges Gesamtbild der ehemaligen Hüttenstadt entstanden. "Neunkirchen - Ansichten, Geschichten, Erinnerungen" bietet nicht nur Interessantes als Bildband und Reiseführer, sondern enthält auch eine Auswahl von heiteren und besinnlichen Geschichten und Gedichten mit Bezug zur Stadt. Ein ideales Buch zum Selberlesen und Verschenken, das die Leser dazu anregen möchte, sich in der Kreisstadt Neunkirchen selbst auf eine spannende Entdeckungsreise zu begeben.

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Information

Jahr
2020
ISBN drucken
9783750409217
eBook-ISBN:
9783752650020
Auflage
1

Innenstadt Neunkirchen

Irgendwann im Zeitraum zwischen 1955 – 1956 sind wir von Sinnerthal in die Innenstadt umgezogen. Hier betrieb mein Vater eine kleine Bäckerei in der Max-Braun-Straße und hier wurde ich zum ersten mal in meinem Leben verhauen, nicht von den Eltern, Lehrern oder frommen Kirchendienern, was damals durchaus nichts Ungewöhnliches war, sondern von zwei Jungs aus der Nachbarschaft, als ich es wagte, als Unbekannter in „ihren Herrschaftsbereich“, den damals noch unbefestigten Neuen Markt, einzudringen. Erst nach einer Weile war ich bei den Kindern aus der Nachbarschaft als einer von ihnen integriert. Wir spielten das ganze Jahr über draußen, ob in brütender Hitze oder klirrender Kälte. Waghalsige Klettertouren und Sprünge als Mutproben von zum Teil recht hohen Mauerresten in Nachkriegsruinen, Völkerball, Federball und Fußball mitten auf der Straße, Badevergnügen im Sommer im eiskalten Wasser des Kasbruchbades, waghalsige Schlittenfahrten am Krebsberg, Schneeballschlachten, Lausbubenstreiche und vieles mehr waren an der Tagesordnung. Ein Kinobesuch alle 2-3 Wochen zur Kindervorstellung am Sonntagnachmittag, bei der das Kino stets aus den Nähten zu platzen drohte. Eine wunderschöne Zeit.
Doch ich habe Neunkirchen auch noch als ein von außerhalb verrufenes Dreck- und Rußloch in Erinnerung und spüre noch immer die schwarzen Rußpartikel aus zahllosen Kaminen und den gelblich-braunen Hüttenstaub in meinen Augen. Noch immer dröhnt der permanente Lärm des Neunkircher Eisenwerks in meinen Ohren, den man damals aber wie selbstverständlich zu überhören verstand und ganz verwundert darüber war, wenn ein Fremder sich über permanenten Dreck und Lärm aufzuregen vermochte, der für uns Neunkircher doch eine Selbstverständlichkeit war.
Noch immer sehe ich die halbe Unterstadt bei Schichtwechsel bevölkert von Hütten- und Grubenarbeitern. Noch immer höre ich das Getrappel der Pferdefuhrwerke, die Bier in Holzfässern von der Schlossbrauerei in die zahllosen Kneipen der Stadt transportierten. Nicht zu vergessen das bei uns Kindern so beliebte Stangeneis zur Bierkühlung in den Gaststätten, das die Fuhrleute bei der Anlieferung von der Ladefläche des Fuhrwerks herunterzogen und zu Boden fallen ließen. Wenn eine Stange das vorher auf dem Boden ausgelegte Strohkissen verfehlte, zersplitterte das Eis auf dem Kopfsteinpflaster der Straße. Darauf hatten wir Jungs, hinter der nächsten Ecke lauernd, nur gewartet und stürzten uns auf die über das Pflaster schlitternden Eisbrocken, stopften sie hastig in den Mund und rannten aus Angst vor Schelte in höllischem Tempo wieder davon. So ein Eisbrocken erzeugte zwar Taubheitsgefühle im Mund, weil er nur langsam verlief, aber für uns war es eine Trophäe, die uns fast so viel bedeutete wie die Skalps von Bleichgesichtern für die Indianer, die sich in schwarz-weiß im Kino blutige Gefechte mit denselben lieferten.
Noch immer sehe ich die Straßenbahn den Hüttenberg mit über elf Prozent Steigung fast den ganzen Tag hinauf- und hinunterfahren. Ganz ohne Zugseile, die steilste Straßenbahn Europas in Neunkirchen, der damals kleinsten Bundesligastadt, die neben Borussia Neunkirchen mit TUS 1860 Neunkirchen auch einen Bundesligisten im Handball in ihren Mauern beherbergte. Doch beide leider nur für relativ kurze Zeit.
Noch immer trauere ich den Heimspielen von Borussia Neunkirchen im oft restlos überfüllten Ellenfeldstadion nach, wenn sie zu Bundesligazeiten mit ihrer kampfbetonten Spielweise die Zuschauer im Stadion zu ohrenbetäubenden Jubelschreien und lauten Sprechchören verleiteten, die kilometerweit zu hören waren.
Doch das ist alles längst Geschichte. So vieles hat sich seit meiner Kindheit in dieser Stadt verändert, an das ich mich heute mit Wehmut erinnere. Die Grube König wurde bereits 1968 stillgelegt und die Roheisenerzeugung im Neunkircher Eisenwerk ging 1982 zu Ende. Fünfzehn Jahre später wurde auch das Bierbrauen in der Schlossbrauerei Neunkirchen eingestellt.
Im folgenden Gedicht habe ich die Neunkircher Vergangenheit in Mundart, dem typischen Neinkeijer Platt, noch einmal Revue passieren lassen.
Neinkeije, odder friejer unn heit
Wenn de in die heidisch´ Zeit
von friejer schwärmschd, ihr liewe Leit
menne viel, du wärschd plemm plemm
odder hinnerm Mond dehemm.
Heitzedaach denkt ma global
unn macht of international
mir surfe all im Internet
von iwwerall, sogar im Bett.
Geschwäddst, geschrieb werd nur noch Englisch
unn wer´s net kann, probiert´s in Denglisch
vor lauder surfe, tschädde, simse
geht manch´ Beziehung in die Binse.
Ma lääbt heid faschd nur virtuell
beweed im Netz sich rasend schnell
doch kenner will of Schuschders Rabbe
zu Fuß mee durch die Geeschend tabbe.
Friejer ging´s ganz ohne Bits
kompjuterlos, das is kenn Witz
of eichene Fieß, fa Groß unn Klään
bis ganz enuff zum Ewwerschdään.
In Neinkeije senn jung unn ald
schbaziere in de Kasbruchwald
bis Menschehaus odder zum Zoo
es war halt friejer äänfach so.
Am Samschdach ging´s ins Ellefeld
se war noch heil, die Fußballweld
unn bundesweit, im ganze Land
war die Borussia wohlbekannt.
Sonndachs ging´s erschd in die Kerch
unn dann no Schdäänbach of de Bersch
odder no Heinitz an de Weijer
das war net weid unn garnet deijer.
Zum Worschdmarkt mol no Illinge
mem Fahrrad bis no Dirminge
mem Käfer, noch met OTW
zum Zelde an de Bostalsee.
Unn hott ma dort emol die Flemm
war ma ruck-zuck wedder dehemm
trotz viel Krach unn Hiddedreck
wollt ma net fa länger wegg.
Heit gebt´s kenn Hidd unn kenn Grub Keenisch
unn Arwedsplätz gebt´s nur noch wenisch
kenn Schlossbräu gebt es mee vom Büchel
unn aach vom Köppel kenn mee Zischel.
Elektrisch konnt ma friejer fahrn
noch met de guud ald Schdroßebahn
de Hiddebersch nuff off die Scheib
aach manchmol bloß zum Zeitvertreib.
Im Winder ging´s met Zehnerkard
aach öfder mol ins Hallebad
im Berschmannsheim beim Jugenddanz
do bliewe Disch unn Schdiehl noch ganz.
Ma kennt noch viel von friejer schwärme
das würd die Junge net erwärme
denn deene is „Es war einmal“
zu alle Zeide worschdegal.
Die Weld drääd sich halt jede Daa
unn nix bleibt so wie es mol war
es Lääwe halt uns so in Schwung
zerick bleibt nur Erinnerung.
Rund 48 Prozent und damit knapp die Hälfte der Bevölkerung der Kreisstadt wohnen heute in der Neunkircher Innenstadt. Immerhin fast 23.000 Einwohner leben in der so genannten City, in der das Englische in zahlreichen Geschäften ebenso wie in der Werbung einen festen Platz gefunden hat. Was „Shop“, „Sale“, „Event“ oder „Coffee to go“ bedeuten, weiß man heutzutage gezwungenermaßen, selbst wenn man nie in seinem Leben einen Englischkurs absolviert hat.
Vieles hat sich seit den Achtziger Jahren verändert in der Innenstadt. Der Bau der Bliespromenade, der Abriss von weiten Teilen des Eisenwerkes und die Errichtung des Saarpark Centers haben aus der einstigen Arbeiterstadt eine Einkaufsstadt werden lassen. Am Stummplatz, früher ein zentraler Verkehrsknotenpunkt, kann man es sich heute in einer der Gaststätten, bei schönem Wetter auch im Freien, gemütlich machen und gut gehen lassen. Die neu gestaltete Brunnenanlage ist für viele Kinder in der warmen Jahreszeit zu einem beliebten Tummelplatz im kühlen Nass geworden.
Der Freiherr Carl Ferdinand von Stumm, früher auch Hüttenbaron oder König von Saarabien genannt, schaut dem zuweilen munteren Treiben mit stoischer Miene vom hohen Sockel aus zu. Doch zuweilen wird er auch von Tauben in unserer Stadt heimgesucht, nicht immer zu seinem Vorteil, wovon das folgende Gedicht zu berichten weiß.
Der Täuberich
Am Stummplatz steht Freiherr von Stumm
auf hohem Sockel...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Münchwies
  4. Hangard
  5. Wiebelskirchen
  6. Sinnerthal
  7. Heinitz
  8. Furpach
  9. Kohlhof
  10. Ludwigsthal
  11. Wellesweiler
  12. Innenstadt Neunkirchen
  13. Nachwort
  14. Weitere Informationen
  15. Literaturhinweise
  16. Impressum