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Authentische Porträts fotografieren
Ein Leitfaden für die Suche nach Wesen, Bedeutung und Tiefe
- 452 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Authentische Porträts fotografieren
Ein Leitfaden für die Suche nach Wesen, Bedeutung und Tiefe
Über dieses Buch
Lernen Sie, authentische Porträts fernab jeder Inszenierung zu fotografieren – von einem Meister des Genres
- Wie Sie mit den Menschen vor Ihrer Kamera vertrauensvoll und unverstellt arbeiten.
- Zeigen Sie, was die von Ihnen Porträtierten im Innersten ausmacht.
- Lernen Sie, wie Sie als Fotografin oder Fotograf selbst authentischer werden.
Der Autor Chris Orwig ist bekannt für seine tiefen, ausdrucksstarken Porträts. Jenseits reiner Äußerlichkeiten offenbaren sie, was die Porträtierten in ihrem Innersten ausmacht. In "Authentische Porträts fotografieren" beschreibt er, wie Sie selbst zu dieser besonderen Porträtqualität gelangen. Es werden dabei nicht nur Handwerk und Kameratechnik betrachtet. Sie lernen, Menschen für Porträts zu gewinnen, Zugang zu ihnen zu finden und vertrauensvoll und unverstellt mit ihnen zu arbeiten. Dabei erläutert Chris Orwig die Psychologie des Fotoshootings vor und hinter der Kamera.
Er teilt wertvolles Wissen zu seinem Workflow Rund um das Shooting und geht auf die technischen Aspekte (Kamera, Objektive) ebenso ein, wie auf die handwerklichen (Licht, Posing, Komposition).
Aus dem Inhalt:
- Grundlagen der People-Fotografie
- Vertrauen und Tiefgang in der Fotografie
- Ausrüstung und Technik
- Arbeit mit natürlichem Licht
- Posing
- Selbstporträt
Häufig gestellte Fragen
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Information
Thema
KunstThema
Fotografie
TEIL 07

EINEN GANG HÖHER SCHALTEN
28
AUF DER ANDEREN SEITE DER KAMERA
Wir verstehen erst dann komplett das Wunder des Lebens, wenn wir dem Unerwarteten erlauben, zu passieren.
– PAULO COELHO
Die Kamera erlaubt Zugang, aber sie gibt auch Schutz. Darum verstecken sich viele von uns hinter der Kamera und sagen: »Ich fühle mich hinter der Kamera wohler als davor.« Hinter der Kamera sind wir sicher und haben alles im Griff. Wir beobachten, hören zu und bilden uns eine Meinung, ohne uns selbst angreifbar zu machen.
POSITIVE DESINTEGRATION
In seiner Theorie der »positiven Desintegration« erklärt der Psychologe Kazimierz Dabrowski, wie unsere Identität entsteht und warum manche Menschen Erfolg haben. Das Wort »Desintegration« meint typischerweise Zusammenbruch, Zerfall oder Hinweggefegtwerden. Es klingt negativ oder neutral, aber Dabrowski sieht darin den Schlüssel zu persönlichem Wachstum. Er argumentiert, dass bei Schwierigkeiten und Tragödien unser bisheriges Selbstverständnis zerfällt (»desintegriert« wird), und dies liefere unser größtes Wachstumspotenzial.
Nach Dabrowski geschieht dies, weil wir uns nach dem Zusammenbruch unserer Identität Fragen stellen wie: »Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wer will ich werden?« Bei der Beantwortung dieser Fragen erhalten wir die Gelegenheit, diejenigen Teile unserer selbst aufzugreifen, die wir für sinnvoll halten, um eine neue Identität zu konstruieren, die authentischer und näher an unserem wahren Selbst ist.
Nicht jeder nutzt die Gelegenheit, zu reflektieren und sich zu neu zusammenzusetzen – diejenigen jedoch, die sich darauf einlassen, werden zu wahren Leistungsträgern in der Menge. Aus Sicht von Dabrowski entsteht Erfolg, wenn Desintegration positiv verstanden wird. Nach seinen Worten braucht es keine große Tragödie, um eine solche Wandlung auszulösen – selbst kleine Schwierigkeiten (wie sich für ein Porträt fotografieren zu lassen) können Veränderungen auslösen.
Ich betrachte Dabrowskis Theorie gern als eine ausführlichere Interpretation von Nietzsches Satz »Was mich nicht umbringt, macht mich stärker«. Was ich an Dabrowskis Theorie mag: Sie erklärt, wie und warum dies geschieht, da sie sich auf unser Verständnis des Selbst bezieht. Bei »Stärke« in der Porträtfotografie geht es nicht um Macho-Posen oder darum, Situationen zu meistern, die uns Muskeln oder Narben bescheren – es geht um die Stärke der Identität und darum, unser authentischstes Selbst zu werden.
Wer als Porträtfotograf weiterwachsen will, der sollte sich unabhängig vom eigenen Stand des Wissens und Könnens porträtieren lassen. Es ist eine feine Gelegenheit für eigene Seelenarbeit und Erkenntnisgewinn. In diesem Sinne habe ich also zwei Aufträge für Sie: Fotografieren Sie ein Selbstporträt, und bitten Sie zwei oder drei Fotografen, die Sie kennen oder bewundern, Ihr Porträt aufzunehmen.
SELBSTPORTRÄT
Fotografieren Sie zunächst ein Selbstporträt, das tatsächlich etwas darüber aussagt, wer Sie sind. Widerstehen Sie dem Drang, ein Selfie zu machen, das eher wie eine Momentaufnahme wirkt und nicht viel über Sie sagt. Ein Selfie ist wie ein kurzer Blick in den Spiegel, aber wir wollen etwas Tieferes, etwas, das reflektiert und enthüllt, wer Sie in dieser Phase Ihres Lebens sind.
Ich weiß, dass Selbstporträts eine Herausforderung sind, aber ich bitte Sie ja nicht, etwas zu tun, das ich nicht selbst getan habe. Im Laufe der Jahre habe ich viele Male vergeblich versucht, Selbstporträts aufzunehmen. Es war wirklich harte Arbeit, bis mir ein Selbstporträt gelang, das mich fotografisch ansprach und das etwas über mich aussagte. Der Schlüssel war für mich, Inspiration zu finden.
Die erste Inspirationsquelle lieferte mein Mentor Rodney Smith. Zwei von Rodneys Selbstporträts zeigen weitere Personen im Bild. Im ersten Foto sieht man, wie er und seine Frau sich in einem Fenster spiegeln. Das zweite Selbstporträt zeigt seinen Sohn, der ein Polaroid vor sein Gesicht hält – und auf dem Polaroid sehen wir Rodney beim Fotografieren. Diese beiden Bilder machten mir klar, dass ein Selbstporträt nicht allein den Fotografen beteiligen muss – es kann andere Menschen in den Prozess oder sogar ins Bild mit einbeziehen.

Danach schaute ich mir Vivian Maiers Selbstporträts an und genoss ihre stoische Einfachheit und emotionale Tiefe. Anschließend wandte ich mich den Selbstporträts der Maler zu und verliebte mich in die Ehrlichkeit und Intensität der Selbstporträts von Vincent van Gogh. Hier hatte ein Mann keine Angst, etwas Reales zu erschaffen, aber gleichzeitig nutzte er seinen eigenen Stil. Van Gogh schuf seine Selbstporträts mit impressionistischen Pinselstrichen, und das Ergebnis zeigt tiefe emotionale Ehrlichkeit.
Auch das Selbstporträt des Malers Francisco de Goya mit seinem Kerzenhut lehrte mich viel. In diesem Selbstporträt sehen wir Goya an einer Staffelei stehen – er blickt zum Betrachter und trägt einen Hut mit Kerzen auf der Krempe. Dank diesem Hut konnte er auch nach Sonnenuntergang weitermalen. An diesem Selbstporträt liebe ich nicht so sehr den Malstil als vielmehr die Aussage über Goya. Wie der Dichter Billy Collins schrieb: »Um Goya zu verstehen, muss man sich nur vorstellen, dass er die Kerzen eine nach der anderen anzündet und dann den Hut aufsetzt, bereit für eine arbeitsreiche Nacht.«
Inspiriert von diesen Selbstporträts begann ich die Arbeit an meinem eigenen Selbstporträt. Ich entschied mich, mit einem Freund, dem Fotografen John Kelsey, zusammenzuarbeiten. Wir haben die Aufnahme vorbereitet, und er hat zwar den Auslöser gedrückt, doch ich hatte die Idee zum Foto. Dennoch wäre es ohne sein Talent und Können nicht so gut geworden. Das Bild erzählt von einer Zeit in meinem Leben, als alles wie ein Kampf daherkam. Ich stand vor bedeutenden beruflichen Umstellungen und war mir kaum über die nächsten Schritte klar. Also ließ ich mir einen langen Bart wachsen und schritt voran. Vor diesem Hintergrund fotografierte John das Porträt (gegenüberliegende Seite) und es wurde zum Titelbild meines Buchs The Creative Fight (Der künstlerische Kampf). Es war dankbar, ein Bild mit einer wahren Geschichte in meinem eigenen Stil zu produzieren.
Rückblickend fasst das Bild diese Phase in meinem Leben perfekt zusammen (mehr dazu im nächsten Kapitel). Doch ein paar Jahre später hatte ich mich weiterentwickelt. Kreativität empfand ich immer noch als Kampf, aber ich war auch künstlerisch ganz anders im Fluss. (Nebenbei bemerkt, eines Tages möchte ich gerne ein Buch mit dem Titel The Creative Flow, Künstlerisch im Fluss, schreiben, denn ich denke, »Kampf« und »Fluss« beschreiben gut die Situation all jener, die mit Kreativität ihren Lebensunterhalt verdienen.) Also entschied ich mich für ein neues Selbstporträt. Diesmal spannte ich einen anderen Freund ein, Tony Mac. Beide Fotos dokumentieren auf unterschiedliche Weise meinen eigenen innerlichen Fortschritt, fast wie zwei Tagebucheinträge, die meinen jeweiligen inneren Zustand zu ihrer Zeit wiedergeben.
Das alles erzähle ich, um Sie zu eigenen Selbstporträt-Ideen anzuregen. Wir leben vermutlich unterschiedliche Leben, aber wir können doch beide von dieser inneren Arbeit profitieren. Ich wünsche mir, dass Sie ein Selbstporträt konzipieren, das in der Geschichte Ihres eigenen Lebens gründet. Schaffen Sie etwas, das Ihr wahres Ich abbildet. Wenn das am Anfang nicht gelingt, ist es in Ordnung. Das Ziel ist nicht ein Volltreffer beim ersten Versuch. Es geht darum, durch den Prozess der Selbsterkenntnis das Verständnis der Porträtfotografie zu vertiefen.
Haben Sie diesen Auftrag geschafft und wünschen Sie sich eine Rückmeldung oder möchten Sie mir einfach Ihr Ergebnis zeigen, schicken Sie mir (mit ein paar Worten auf Englisch) eine Mail an [email protected]. Ihre Arbeit zu sehen wäre mir eine Ehre, und mit Ihrer Erlaubnis würde ich gerne einige dieser Selbstporträts sammeln und mit anderen teilen, um deren eigenen Werdegang zu fördern.
SIE SIND DAS MODELL
Egal ob Sie gern fotografiert werden oder nicht, Sie sollten jetzt das Risiko eingehen und mehrere Personen bitten, ein Porträt von Ihnen aufzunehmen. Aber diesmal gehen wir anders vor als beim Selbstporträt: Ihre ausgewählten Fotografen sollen allein über die Art des Porträts entscheiden. Treten Sie mit einem Gefühl der Ehrlichkeit und Verletzlichkeit vor die Kamera und warten Sie ab, was passiert.
Noch mal, das ist nichts, was ich nicht selbst schon getan hätte. Zu Beginn meiner Karriere wurde mir klar, dass ich mich als Porträtfotograf kaum schneller entwickeln konnte als dadurch, dass ich mich für ein Porträt fotografieren lasse. Wann immer also ein Student, Freund oder Fremder mich fotografieren wollte, sagte ich gern zu. Jede Erfahrung war eine Lektion, die mir geholfen hat. Manchmal lerne ich, was mir nicht gefällt – etwa wie jemand Posen oder Bewegungen vorschlägt oder wie der Fotograf den Ablauf kommentiert. Manchmal habe ich neue Erkenntnisse und Techniken gewonnen, die ich mir dann selbst aneignete.
Und immer wenn ich einen Fotografen traf, den ich bewunderte, bat ich ihn, mich zu porträtieren. Im Laufe der Jahre fotografierten mich einige der weltbesten Fotografen. Jede Erfahrung brachte mir eine Fülle von Ideen. Die jüngste Erfahrung machte ich bei einer Sony-Veranstaltung in New York. Dort begegnete ich Ben Moon.
Wie schon erwähnt, ist Ben eine tiefe Seele und ein gefeierter Fotograf und Filmemacher. Aber sein bestes Kunstprojekt ist sein Lebensstil. Ob er mit dem Krebs ringt und überlebt, einen Film über seinen Hund Denali dreht oder mit einem Fremden auf der Straße spricht, Ben ist Künstler durch und durch. Seine Präsenz und Freundlichkeit leuchten hell. Wie ich ist auch Ben ein Sony Artisan. Aber um ehrlich zu sein, in dieser Gruppe ist er einer der »coolen Jungs« – einer dieser Typen, die jeder bewundert und ein Stück weit nachahmen möchte. Ich war nervös und unsicher, ob ich ihn mit der Bitte um ein Porträt von mir nerven sollte. Was, wenn er Nein sagt?
Ich warf alle Bedenken über Bord, sprach ihn an und formulierte meine Bitte. Liebenswürdig, wie er ist, sagte Ben natürlich Ja. Ich habe das Porträt aus seiner Kamera noch nicht gesehen, aber darauf kommt es nicht an – bei dieser Lektion ging es um die Erfahrung, nicht um das Ergebnis. Ziel dieser Übung ist nicht ein gutes Foto. Es geht darum, zu lernen.
Was ich gelernt habe, war, dass Ben sich Zeit nimm...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Über den Autor
- Titel
- Impressum
- Widmung
- INHALT
- TEIL 01 DIE GRUNDLAGEN AUTHENTISCHER PORTRÄTFOTOGRAFIE
- TEIL 02 DIE KUNST, AUTHENTISCHE PORTRÄTS ZU FOTOGRAFIEREN
- TEIL 03 HANDWERK, AUSRÜSTUNG UND LICHT BEHERRSCHEN
- TEIL 04 DAS MODELL
- TEIL 05 POSING, ANLEITUNG UND VERBINDUNG
- TEIL 06 KAMERAARBEIT
- TEIL 07 EINEN GANG HÖHER SCHALTEN
- INDEX