Wie die Westmusik ins Ostradio kam
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Wie die Westmusik ins Ostradio kam

Radiogeschichten von DT64 bis "Beatkiste"

  1. 272 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Wie die Westmusik ins Ostradio kam

Radiogeschichten von DT64 bis "Beatkiste"

Über dieses Buch

Gerade mal 22 Jahre jung trat Wolfgang "Wölfi" Martin am 2. Januar 1975 seinen ersten professionellen Job in der Jugendmusik-Redaktion (JuM) von Stimme der DDR an. Da hatte er sich bereits einen Namen gemacht als rasender Reporter für die "Musikalische Luftfracht" von Radio DDR und Autor einer eigenen Musikkolumne im Jugendmagazin neues leben. Seit 1973, dem Jahr der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Ostberlin, war er mit seinem Radiomikrofon unterwegs, um Musiker*innen aus dem In- und Ausland zu interviewen. Über seine Begegnungen mit Zsuzsa Koncz und Omega aus Ungarn, der schottischen Popgruppe Middle of the Road und den Puhdys, die 1973 gemeinsam durch die DDR tourten, José Feliciano aus Puerto Rico, Czes?aw Niemen aus Polen, ABBA aus Schweden u. v. a. schildert er manche Episode am Rande der Interviews. Die Aufbruchsstimmung Mitte der 1970er Jahre nutzte der ungestüme Musikredakteur gemeinsam mit seinen Kolleg*innen, um Sendungsformate (weiter) zu entwickeln, darin vor allem der gerade wachsenden DDR-Rockszene ein Podium zu geben, sogar den intern formulierten "Auftrag von oben" zu erfüllen, "die Jugend weg vom Westradio … hin zu den Sendungen des DDR-Rundfunks" zu führen. Mit der "Notenbude", der "Beatkiste" oder DT64 sollte das gelingen. Doch mit dem Abstand der Jahre und dem tiefen Kramen in Erinnerungen und Archiven zählt für Wolfgang Martin nur: Es hat, bei allen Widrigkeiten, vor allem eins, nämlich Spaß gemacht. Spaß hatte er auch beim Aufschreiben der mitunter abenteuerlichen und kuriosen Radiogeschichten – und dieser überträgt sich wie von selbst auf die Leser*innen!

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II Nun geht es richtig los
Mein erster offizieller Arbeitstag als redaktioneller Mitarbeiter in der Redaktion Jugendmusik (JuM) von Stimme der DDR war der 2. Januar 1975. Da dies ein Donnerstag war, brauchte ich also in der ersten Woche meines neuen »geregelten« Lebens nur an zwei Tagen in der Redaktion zu erscheinen, dann war Wochenende. Das war gut, um kurz den neuen Rhythmus im künftigen Tagesablauf zu trainieren, denn ich hatte ja das gesamte Jahr zuvor meine Zeit selbst einteilen können. Da ich zu Hause gearbeitet hatte, die Manuskripte meist in der Nacht schrieb, um sie tags darauf in die Redaktionen zu bringen, an den Abenden Konzerte besuchte oder Interviewtermine hatte, herrschte also nicht jeden Tag dieser geregelte Ablauf.
Jetzt gab es feste Zeiten. In den ersten Jahren begann der Dienst immer schon um 7.45 Uhr morgens und endete – Pausen eingerechnet – nach 17 Uhr. Doch daran gewöhnte ich mich recht schnell, es war auch nicht ganz so neu für mich, war ich doch 1974 als freier Mitarbeiter viel für diese Redaktion tätig gewesen, mit festen Studioterminen zum Aufnehmen meiner Beiträge, zu denen ich pünktlich erscheinen musste. Ich kannte alle Kolleg*innen bestens, mit denen ich die nächsten zehn Jahre, bis die JuM-Redaktion im Jugendradio DT64 aufging, den größten Teil meines Berufslebens verbringen würde.
Da war zuerst der Redaktionsleiter JOACHIM NITSCH, schon seit 1970 (anfangs noch beim Deutschlandsender) als solcher dabei. »Achim« arbeitete nach abgeschlossenem Universitätsstudium zunächst als Musikerzieher, vor allem für Kinder. Eine seiner entwickelten Sendungen hieß »Für Euch um 12«, natürlich ein Musikformat für Kinder.
Erich Knebel, Spitzname »Ede«, war schon drei Jahre früher als Achim in der Redaktion. Der gelernte Feinmechaniker arbeitete zunächst als Musiklehrer und zog in seiner Freizeit als Amateurmusiker mit Saxophon und Klarinette durch die Lande. Ede gilt als Erfinder der beiden populärsten JuM-Sendereihen: »Beatkiste« (gemeinsam mit Claudia Ninnig) und »Die Notenbude«. Gemeinsam mit dem Jazzexperten und Autor von regelmäßigen Jazzsendungen der JuM, KARLHEINZ DRECHSEL, entwickelte er auch das Konzept für das Internationale Dixieland Festival Dresden, das seit 1971 jedes Jahr im Mai in der Elbmetropole stattfindet – bis heute.
Dieses Ereignis, von den Dresdnern gefeiert wie kaum ein anderes, war für alle Redaktionsmitglieder ein fester Termin zu einer der schönsten Dienstreisen im Jahr. Viele Konzerte haben wir live übertragen, dazu wunderbare musikjournalistische Sendungen gestaltet, produziert im Studio von Radio DDR, das sich damals am Deutschen Hygiene-Museum befand.
GERHARD KEGEL, der mich an Körpergröße noch um vier Zentimeter überragte, darum »der Lange« genannt wurde, kam vom OKTOBERKLUB, wo er gesungen und Banjo gespielt hatte. Es gab damals noch eine Reihe von Sendungen mit internationaler Folklore, auch Volksliedern und politischen Liedern, für die der Lange unser Experte war. Im Oktoberklub trug er übrigens den Spitznamen »Macker«
Claudia Ninnig kam aus einem musikdominierten Elternhaus, ihr Vater KURT NINNIG war ein bekannter Musikproduzent (vor allem von Volksmusik) im Rundfunk. Die studierte Musikerzieherin war ebenfalls eine gute Chorsängerin (viele Jahre in der Gesangsgruppe Die Kolibris) und wurde gelegentlich zu Aufnahmen in die Tonstudios des Rundfunks gebeten, wenn noch eine Backgroundstimme benötigt wurde. In Erinnerung ist mir ein Anruf der Produzentin LUISE MIRSCH, die Claudia bat, bei VERONIKA FISCHER mitzusingen, bei der Aufnahme ihres späteren Superhits »Dass ich eine Schneeflocke wär«. In der JuM war Claudia vor allem verantwortliche Redakteurin der »Beatkiste«, in der sie ihrem eigentlichen musikalischen Affen Zucker gab, dem Jazzrock und dem Soul. Keine Sendung, in der nicht etwas von ARETHA FRANKLIN, COLOSSEUM, Stevie Wonder, BLOOD, SWEAT & TEARS, Chicago und vor allem James Brown zu hören war. Für die Neuvorstellungen der Hitparade wählte Claudia bevorzugt Titel der hiesigen Genregruppen aus, von Panta Rhei, KLAUS LENZ, SOK (mit ULRICH GUMPERT) oder der MODERN SOUL BAND
Claudia war auch als Musikproduzentin tätig, was damals durchaus üblich war. So wurde sie von Luise Mirsch verpflichtet, u. a. die ersten deutschsprachigen Aufnahmen mit der ungarischen Spitzenband Omega zu betreuen. Diese wurden übrigens im Frühjahr 2020 in einer technisch überarbeiteten Neuauflage vom Label Sechzehnzehn im Vertrieb von BuschFunk als OMEGA – Das deutsche Album wiederveröffentlicht, mit Bonustracks, u. a. der ungarischen Omega-Originalaufnahme und Frank Schöbels »Schreib es mir in den Sand«.
Da war noch die Kollegin SYLVIA DORNICK, ebenfalls ein Ur-Mitglied der JuM-Redaktion. In den ersten Jahren, um 1970 herum, waren die Sendungen noch längst nicht so beat- und rockdominiert wie 1974, als ich dazukam. Sylvias Sendereihe zum Beispiel, die sie später gemeinsam mit Gerhard Kegel redaktionell betreute, hieß »Folklore, Jazz und neue Lieder«. Sylvia hatte ein Studium an der Hochschule für Musik im thüringischen Sondershausen absolviert und viele Jahre im Staatlichen Dorfense...

Inhaltsverzeichnis

  1. Statt eines Vorwortes
  2. I Ein Sputnik ist abgestürzt … oder der Anfang vom Ende
  3. II Nun geht es richtig los
  4. III Wie die Westmusik ins Ostradio kam
  5. IV Ein Gehen und Kommen
  6. Epilog