Ein Rest von gestern
eBook - ePub

Ein Rest von gestern

Kurzgeschichten, Erzählungen, Lyrik, Malerei

  1. 188 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Ein Rest von gestern

Kurzgeschichten, Erzählungen, Lyrik, Malerei

Über dieses Buch

Literatur und Malerei als Ausgleich zum technischen Beruf: was so im Laufe der Zeit entstanden ist: Kurzgeschichten, längere Erzählungen und Lyrik werden hier zusammengefasst und zeitangepasst kommentiert, teilweise mit Augenzwinkern gegendert und mit einigen Kostproben aus dem umfangreichen Schaffen als Malerin illustriert.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2020
ISBN drucken
9783751978033
eBook-ISBN:
9783752693171
Auflage
1
Thema
Poésie
Teil 1:
EIN REST VON GESTERN
Sieben ziemlich versöhnliche, brave Kurzgeschichten, die in den Sechziger-, Siebziger- und Achtzigerjahren spielen, als noch vieles nicht ganz so mondän (heute würde man sagen „in“) war wie später.

Der Zuber1

Als die Resi Huber in die Stadt zog, bedeutete das für sie eine enorme Umstellung. Zu Hause, am Hof, war das Leben damals einfach und recht armselig gewesen. Die Errungenschaften der modernen Technik waren noch nicht in das versteckte Alpendorf vorgedrungen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich kaum jemand in Resis Familie den Luxus etwa eines Staubsaugers, eines Mixers oder gar eines gekachelten Badezimmers mit Heißwasserboiler hätte leisten können. Am Huberhof wurde noch fast jede Arbeit mit der Hände Kraft verrichtet. Und wenn man am Samstagabend baden wollte, so schleppte man einen großen Holzzuber in die Küche, wo am offenen Herd in einem Kupferkessel Wasser heiß gemacht wurde. Drei Kessel voll verschlang das Ungetüm von Zuber. Wenn man dann endlich in das Wasser steigen konnte, brauchte man wirklich ein Bad, denn die ganze Woche lang musste man bei kaum einer Arbeit so schwitzen wie bei der Vorbereitung des Bades. Aber selbst der vergleichsweise kurze Genuss, sich im warmen Wasser zu räkeln, wurde von dem unerfreulichen Gedanken überschattet, dass man den Zuber nach dem Bade mühsam wieder ausschöpfen und zum Trocknen vor das Haus schleppen musste. So gerne Resi badete, so wenig erfreut war sie über den mangelnden Komfort und den enormen Arbeitsaufwand. Aber hier im Dorf kannte man es kaum anders.
Dass die Resi in die Stadt kam, verdankte sie in erster Linie dem Pfarrer und in weiterer dem gerade spärlich anlaufenden Fremdenverkehr. Der hochwürdige Herr hatte eines Tages die Idee, für ein besonderes Patrozinium einen kleinen Kirchenchor aufzustellen, da man Gäste aus der Stadt erwartete, denen man schließlich etwas bieten musste. Mehr oder weniger alle Frauen und Mädchen meldeten sich begeistert, versprach doch das gemeinsame Singen Abwechslung im wenig spektakulären Jahreslauf des Dorfes. Unter der Leitung der mäßig musikalischen Pfarrschwester wurde daher wochenlang eifrig geübt und geprobt. Dabei stellte sich sehr bald heraus, dass die Resi vom Huberhof nicht nur die beste Stimme hatte, sondern im Gegensatz zu ihren Mitstreiterinnen auch eine zuverlässige Treffsicherheit bei den Tönen. Sie sang nicht nur schön laut, was für die Leute hier ein wesentliches Kriterium für Musik war, sie sang auch richtig, ein Unterschied, der nicht nur dem Pfarrer auffiel, sondern auch einem zufällig für einige Tage zur Erholung im Dorf weilenden Professor des Konservatoriums der nächsten Stadt.
Bei einem Glas Wein kam man im Dorfgasthaus auf diese außergewöhnliche Begabung zu sprechen. Nach einigen weiteren Gläsern hatte der gute Pfarrer den Professor so eingekocht, dass dieser versprach, sich für das begabte Mädchen bei den Schulbehörden einzusetzen. Tatsächlich traf nach etlichen Wochen die amtliche Nachricht über die Bewilligung eines mehrjährigen Ausbildungs-Stipendiums ein.
Zunächst wurde Resi in einem kirchlichen Mädchenheim in der Hauptstadt untergebracht. Von dort ging sie brav und fleißig ihren Studien nach. Ihre Fortschritte waren erstaunlich. Selbstverständlich erweiterte sich in der Stadt auch ihr gesamter Bildungshorizont, nicht zuletzt durch die Unzahl von teils erlaubten, teils verbotenen, bunten Illustrierten, die von den Mädchen im Heim verschlungen wurden. Was Resi aber am meisten imponierte, war das Badezimmer. Im Heim gab es ein weiß gekacheltes Bad, das heiße Wasser floss reichlich und zu jeder Zeit aus den verchromten Armaturen, die wunderbar glatte, emaillierte Wanne musste niemand ausschöpfen. Was Resi in den einschlägigen Zeitschriften sah, riss sie zu träumerischen Schwärmereien hin: ein Schaumbad in einer rosafarbenen Wanne war für die der Gipfel der Träume.
Mit viel Fleiß und etwas Glück schaffte Resi nach einigen Jahren den Sprung an die Spitze – selbstverständlich nicht als Resi Huber, sondern unter einem klangvollen, italienischen Künstlernamen. Sie wurde eine berühmte und vielbeschäftigte Diva. Der Erfolg, der so manchem anderen Mädchen wohl in den Kopf gestiegen wäre, veränderte zwar Theresas Lebensumstände völlig, ihren Charakter jedoch kaum. Sie blieb eine fleißige, tüchtige, lebensbejahende, anständige Person, die stets für die Chance dankbar blieb, die man ihr geboten hatte. Nur in einem Punkt wurde Theresa etwas seltsam. Ihre Schwäche für schöne Badezimmer wuchs sich zu einem Spleen aus. Die Badezimmer in ihren wechselnden Wohnungen und Häusern wurden immer prächtiger, der Aufwand an Wannen, Becken, Spiegeln, Armaturen, Marmor- und Keramikfliesen verschlang gewaltige Summen und beschäftigte neben den entsprechenden Professionisten auch die Journalisten, die mit Berichten über „Theresas Badeorgien“ Seiten füllen konnten. Zuletzt unterschob man ihr sogar, dass sie wie Dürrenmatts „Alte Dame“ reisen würde: zwar nicht mit einem Sarg, aber mit einer rosafarbenen Acrylglas-Wanne im Reisegepäck. Diese Behauptung war allerdings eine boshafte Unterstellung eines besonders lästigen Journalisten, den Theresa hinausgeworfen hatte.
Zum 300-Jahr-Jubiläum der Dorfkirche lud der alte Pfarrer Resi ein, wieder einmal ihre alte Heimat zu besuchen. Die Diva sagte trotz Termindrucks gerne zu, denn sie schämte sich ihrer Herkunft nicht. Im Gasthaus berieten nun die Honoratioren – der Bürgermeister, der Pfarrer, der Lehrer und der Gemeindesekretär – wie man die berühmte Dame ehren könnte.
„Die Schützen müssen auf jeden Fall aufmarschieren“, beschloss der Bürgermeister diktatorisch.
„Der Kirchenchor muss auf jeden Fall ein Ständchen bringen“, insistierte der Pfarrer.
„Die Schulkinder müssen mit Blumen spalierstehen und ein Gedicht aufsagen“, beharrte der Lehrer.
„Und ein paar Böller müssen wir ihr zu Ehren auch abschießen“, verlangte der Gemeindesekretär, der gleichzeitig Schützenhauptmann war.
Einig waren sich die Herren jedenfalls darüber, dass für den hohen Gast alles aufzubieten war, was das Dorf hergab. Nur über ein passendes Gastgeschenk konnte man sich nicht einigen. Der Bürgermeister, ein Großbauer, plädierte für eine Kuh, die dann Theresas Namen tragen sollte. Der Lehrer verteidigte vehement seine Idee, einen Bildband über das Dorf und seine Geschichte mit einer ausführlichen Widmung der berühmtesten Tochter der Gemeinde in Auftrag zu geben – und zwar ihm. Der Gemeindesekretär war für einen schmiedeeisernen Kerzenleuchter aus der Werkstatt seines Vaters, des Dorfschmieds. Nur der Pfarrer enthielt sich vorerst seiner Stimme. Erst als die Diskussionen in einen heftigen Wirtshausstreit ausarteten, schlug er auf den Tisch und verschaffte sich Gehör. Seine Idee überzeugte alle.
An einem wunderschönen Sonntag im Mai fand der Besuch statt. Die Diva gab sich leutselig, zeigte aber wenig Interesse an den diversen Ehrenbezeugungen. Schützen, Böller, Ehrenjungfrauen, Kinderchor und dergleichen waren für sie keine Überraschung. Sie kannte einerseits das Leben im Dorf, andererseits war sie Ehrungen in vielen Erscheinungsformen längst gewöhnt. Als ihr jedoch das Ehrengeschenk überreicht wurde, rannen Tränen der Rührung über die sorgfältig geschminkten Wangen. Gemeinsam schleppten vier Kinder in heimischer Tracht einen reich mit bunten Blumen geschmückten Holzzuber herbei – jenen alten, aus rauem Holz gefertigten Zuber, in dem die Resi Huber einst gebadet hatte.

1 Österreichisch für Holzbottich
Badefreuden (Aquarell)
Einige Zeit, bevor Alzheimer und Demenz in aller Munde waren: man war nur verkalkt!

Das große Latinum

Peters Großvater war ein sehr betagter Herr. Peters Mutter hatte ihre liebe Not mit dem Opa, weil er manchmal ziemliche abstruse Ideen entwickelte, wenn man ihn ließ. Obwohl er einst als Lateinprofessor eine Kapazität in seinem Fachgebiet gewesen war, hieß es jetzt, er sei entsetzlich verkalkt, wenn er irgendetwas angestellt hatte. Peter fand jedoch Großvaters Ideen immer „Spitze“. Es gab doch für einen elfjährigen Jungen kaum etwas Interessanteres als zum Beispiel verbotener Weise in alten, halbverfallenen Bergwerksstollen herumzukriechen. Dass er und der Opa schließlich völlig verdreckt und unterkühlt von der Bergwacht geborgen werden mussten, tat dem Vergnügen nicht den geringsten Abbruch. Peter fand es auch überhaupt nicht unmöglich, mit Opa ein Fischerboot zu klauen und mit einem Eimer voll Forellen nach Hause zu kommen, einen Traktor in Betrieb zu nehmen und ein Maisfeld abzumähen, über ein Förderband in eine Schottergrube zu fahren oder zwanzig Hunde in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Zwinger eines stadtbekannten Tierquälers zu befreien. Alle diese abenteuerlichen, nicht ungefährlichen Ideen stammten von Opa. Daher fand Peter, dass der Mann wirklich gut beisammen war und keinerlei Alterserscheinungen zeigte – im Gegenteil: Opa war fast so jung wie er.
Solange Peter noch zur Volksschule ging, konnten solche Eskapaden ja noch hingenommen werden. Mit einigem diplomatischen Geschick oder dem nötigen Kleingeld gelang es seinem Vater auch immer, die erbosten Besitzer zu beruhigen, die von den Streichen betroffen waren. Seit zwei Jahren aber besuchte Peter nun das humanistische Gymnasium. Er war ein passabler Schüler, nur Latein bereitete ihm größte Schwierigkeiten, nicht etwa, weil er zu dumm dafür gewesen wäre – keineswegs! Er war einfach nur zu faul und viel zu sehr mit anderen, ihm viel interessanter erscheinenden Dingen ausgelastet.
Gegen Mitte des zweiten Schuljahres, nachdem Peter nur mehr dicke „Nichtgenügend“ auf seine Schularbeiten eingesammelt hatte, trat der Familienrat zu einer Krisensitzung zusammen, denn Peters Aufstieg in die nächste Klasse war akut gefährdet. Vater tobte und drohte Handgreiflichkeiten an. Mutter lamentierte und schob die Schuld auf jeden anderen, nur nicht auf ihren stinkfaulen Sohn. Tante Agathe predigte Moral und betonte, dass es so etwas zu ihrer Zeit nicht gegeben hätte. Peters fünf Jahre ältere Schwester vertrat die Meinung, man dürfe das alles nicht so eng sehen, dem Knaben würde schon eines Tages der Knopf aufgehen. Onkel Egon empfahl ein strenges Internat. Onkel Willi plädierte für Prügel und Peters acht Jahre älterer Bruder, der nur kurz seinen Kopf bei der Türe hereinstreckte, fand die Familie ärger als die Pest. So schnell er konnte, setzte er sich wieder ab, nicht ohne sein kleines Brüderlein zu bedauern.
Opa jedoch, der als alter Lateiner noch am ehesten als kompetent bezeichnet werden konnte, hüllte sich in Schweigen. Er wurde auch gar nicht ausdrücklich um seine Meinung gefragt. Schließlich war der Alte doch eh nicht mehr voll zurechnungsfähig.
Wie nicht anders zu erwarten konnte keine Patentlösung gefunden werden, die allen Familienmitgliedern erfolgversprechend erschienen wäre. Einig war man sich nur über eine „Fernsehsperre“, von der jeder wusste, dass sie nicht lange dauern würde, und über eine Woche „Hausarrest“, eine Maßnahme, die bei der Größe des Hauses und der Vielfalt der Familie kaum als Repressalie zu werten war. Irgendwo, bei irgendwem würde man sich schon vergnügen können.
Ein paar Tage später fand Peter seinen Opa über einem riesigen Stapel alter Papiere sitzend.
„Suchst du `was, Opa?“ fragte der aufgeweckte Knabe. Opa wirkte, ganz gegen seine sonstige ruhige Art, überaus nervös.
„Ja, zum Teufel! Ja, ich suche etwas Bestimmtes. Ich fürchte, deine liebe Mutter hat tatsächlich recht: ich bin abscheulich verkalkt!“
„Aber geh‘, Opa! Wie kommst du auf diese irre Idee? Das stimmt überhaupt nicht!“ widersprach Peter, der über seinen Großvater nichts kommen ließ.
„Doch, doch, Peterle! Da ist mir etwas ganz Dummes passiert. Was bin ich nur für ein alter, vergesslicher, verkalkter Hohlkopf!“
Großvaters Selbstbeschuldigung beunruhigte Peter. Ängstlich fragte er: „Was ist denn passiert? Nun sag‘ schon!“
Opa tat sehr geheimnisvoll. Er nahm Peter das große Ehrenwort mit drei Sternen ab, seiner Mutter und auch sonst niemandem etwas zu verraten. Dann schob er dem Jungen einen Stapel vergilbter Blätter hin, die alle eng mit lateinischen Texten beschrieben war.
„Weißt du, was das ist?“
Peter schüttelte den Kopf. „Ne, Opa! Was soll das schon sein? Papierkram, den kein Schwein lesen kann!“
„Eben, eben! Das ist ja das Problem! Ich könnte mich in den eigenen Hintern beißen, wenn ich denke, dass irgendwo in den alten Zetteln steht, wo deine verstorbene Großmutter – Gott hab‘ sie selig – ihr Schmuckkästchen versteckt hat. Für den Notfall hat sie damals gesagt. Wenn ich irgendwann Geld bräuchte, müsste ich halt das Versteck suchen. Aber ich bring und bring die Übersetzung nicht mehr hin. Und ich weiß auch beim besten Willen nicht mehr, in welchem Papier das Geheimnis steckt. Ich bin einfach zu alt und zu verkalkt. Hätte nie gedacht, dass man so schnell vergisst, was man ein Leben lang gekonnt hat!“
Resignierend packte Opa den Stoß Papiere und wollte ihn in den Ofen werfen. „Na, da kann man halt nix machen. Es soll wohl nicht sein, dass ich das Zeug finde! Dabei hätte ich das Geld so dringend gebraucht! Wollte doch endlich das Sport-Rad für dich kaufen“, murmelte der Alte wie nebenbei. Schon hatte er das Ofentürchen geöffnet, da fiel ihm Peter in die Arme.
„Mensch, Opa, spinnst du? Du kannst doch nicht auf Geld und Edelsteine verzichten, bloß weil wir hier alle zu blöd sind, die Texte zu lesen. Gib den Kram her! Ich probier’s!“
Opa schmunzelte. „Geh, Peterle, das schaffst du nie!“
„Ich schaff’s! beharrte der Junge stolz und trotzig zugleich.
Was keiner erwartet, der kluge Opa aber erhofft hatte, trat ein. Peter schaffte mit großer Mühe und Geduld tatsächlich, die Texte zu entziffern. Gleichzeitig schloss er die Klasse mit einem „gut“ in Latein ab, was wieder einmal den Wahrheitsgehalt des alten Sprichwortes von der Übung, die den Meister macht, eindrucksvoll bewies. Großmutters angeblicher Schatz blieb allerdings weiterhin verschollen, trotz der zahlreichen Hinweise, die Peter aus dem Text herauszulesen glaubte und denen er mit Opas Hilfe eifrig nachging.
Selbstverständlich konnte man aus rein pädago...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorbemerkung
  3. Regenbogen (Aquarell)
  4. Teil 1: Ein Rest von Gestern
  5. Teil 2: Aus der Arbeitswelt
  6. Teil 3: „Am Busen der Natur“
  7. Impressum