
eBook - ePub
Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen
Erkennen, verstehen, vorbeugen. Das Elternbuch
- 91 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen
Erkennen, verstehen, vorbeugen. Das Elternbuch
Über dieses Buch
Wenn das eigene Kind Suizidgedanken oder Suizidabsichten hat, ist das für Eltern eine tief erschütternde Erfahrung. Gleichzeitig sind sie die wichtigsten Ansprechpartner und können viel dafür tun, dass ihr Kind wieder Lebensmut fasst.In diesem Buch erfahren Eltern, wie sie zu ihrem Kind in der solchen Krise Kontakt aufnehmen und hilfreiche Gespräche mit ihm führen können. Der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater Wilhelm Rotthaus gibt Hinweise, um das Ausmaß der Suizidgefahr einzuschätzen, und informiert über die notwendigen Maßnahmen, die in dieser Situation zu treffen sind.Ein hilfreiches Konzept, das Leben retten kann!
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen von Wilhelm Rotthaus im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Persönliche Entwicklung & Persönlichkeitsentwicklung. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
1
SUIZIDABSICHTEN ERKENNEN
Begriffliche Klärung
Suizidhandlungen
Als suizidale Handlung wird jedes Verhalten bezeichnet, das mit dem Ziel durchgeführt wird, sich selbst das Leben zu nehmen, auch wenn dies nicht gelingt oder aber unterbrochen und nicht zu Ende geführt wird. Ist der Ausgang tödlich, spricht man von Suizid, wird die Handlung überlebt, von Suizidversuch oder auch Parasuizid.
In der älteren Literatur und auch noch im alltäglichen Sprachgebrauch wird häufig der Begriff Selbstmord verwendet. Die Vorstellung aber, dass sich eine Person selbst »ermordet«, d. h. aus niedrigen Beweggründen handelt, erscheint unzutreffend. Denn jeder, der seinem Leben ein Ende setzt, hat subjektiv gute Gründe dafür. Zumindest bei Kindern und Jugendlichen wird man zudem – wie später noch näher erörtert wird – von dem Widerspruch ausgehen müssen, dass das Vorhaben zwar den Tod beabsichtigt, im Grunde genommen aber ein anderes Leben angestrebt wird. Bei ihnen ist noch nicht ein sogenannter Bilanzsuizid zu beobachten, von dem man spricht, wenn ältere oder schwer erkrankte Menschen nach reiflicher Überlegung und Abwägung in einem Weiterleben keinen Sinn und kein erstrebenswertes Ziel mehr sehen. Der Psychiater Klaus Dörner1 (1992) bezweifelt allerdings auch für Erwachsene die Berechtigung, von einem Bilanzsuizid zu sprechen. Seiner Ansicht nach ist und bleibt »der Suizid immer eine soziale Katastrophe, manchmal auch eine psychologisch-psychiatrische. Hätten wir die Lebensbedingungen eines Menschen nach seinen Bedürfnissen geändert, hätte er sich nicht suizidiert.«
Doppel- oder Mehrfachsuizide
Von einem Doppelsuizid oder Mehrfachsuizid wird gesprochen, wenn zwei oder mehrere Personen gemeinsam und mit Zustimmung des jeweils anderen sich das Leben nehmen. Demgegenüber spricht man von einem erweiterten Suizid, wenn das Einverständnis der anderen Beteiligten nicht vorliegt. Dies ist bei einem Amoklauf der Fall, bei dem eine Person zunächst andere Menschen tötet und anschließend Suizid begeht. Häufiger ist der Suizid eines Erwachsenen, der vorweg oder in Tateinheit mit seinem Suizid eine oder mehrere Personen tötet, meist die Partnerin oder den Partner und die Kinder.
Suizidalität
Der Begriff Suizidalität ist weiter gefasst. Er schließt Suizidgedanken, Suizidankündigungen und Suizidpläne mit ein, die als frühe Stadien einer suizidalen Entwicklung auf dem Weg zur Suizidhandlung anzusehen sind. Hilfreich ist dabei die Unterscheidung zwischen einer basalen Suizidalität und dem aktuellen Suizidanlass. Dabei kennzeichnet die basale Suizidalität eine bereits länger bestehende Lebenskrise mit dem Erleben von Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit und immer mal wieder auftretenden Suizidgedanken. Demgegenüber handelt es sich bei dem aktuellen Suizidanlass um ein Geschehen, das sozusagen das Fass zum Überlaufen bringt. Solche Suizidanlässe wie Trennung vom Freund oder von der Freundin, Verlust einer geliebten Person in der Familie, eine besonders schwere Kränkung durch Lehrer und Mitschüler oder Ähnliches werden nach Suizidversuchen häufig berichtet, während die basale Suizidalität meist weniger zugänglich ist.
Suizidgedanken und Suizidfantasien
Suizidgedanken und Suizidfantasien sind im Jugendalter weit verbreitet. Die Variationsbreite von Suizidgedanken im Jugendalter ist hoch und reicht von gelegentlichen Ideen, dass das Leben nicht lebenswert sei, bis zu konkreten Planungen einer Suizidhandlung. Suizidgedanken treten bei etwa 30 % aller Jugendlichen gelegentlich auf. Allerdings muss man davon ausgehen, dass etwa jeder dritte Jugendliche, der mit Suizidgedanken umgeht, tatsächlich einen Suizidversuch begeht. Suizidgedanken kommt damit ein hoher Vorhersagewert für spätere Suizidversuche zu. Die Jugendlichen zeigen zudem sehr häufig psychische Auffälligkeiten, vor allem im Bereich des Selbstwertgefühls, im Bereich depressiven Erlebens und im Bereich externaler Kontrollüberzeugungen. Da sich diese Verhaltensauffälligkeiten zudem über viele Jahre als relativ stabil erweisen, dürfen Suizidgedanken im Jugendalter nicht als ein vorübergehendes Phänomen betrachtet werden. Sie müssen vielmehr zu erhöhter Aufmerksamkeit über eine längere Zeitspanne veranlassen.
Bei Suizidfantasien handelt es sich um Tagträume, die Genugtuung verschaffen. Sie helfen über Enttäuschungen hinweg und dienen dazu, Kränkungen zu kompensieren. Sich beispielsweise die Trauer und Reue von Angehörigen nach dem eigenen Tod vorzustellen, kann das Bewusstsein, geliebt zu werden, wiederherstellen.
Eine solche Situation wird von Marc Twain2 in seinem berühmten Buch Tom Sawyer geschildert. Tom war von seiner Tante Polly mit heftigen Schlägen zu Unrecht bestraft worden, nachdem seinem Halbbruder Sid die Zuckerdose aus der Hand gerutscht und auf dem Boden zerbrochen war.


Häufigkeit
Die durch das Statistische Bundesamt erfasste Zahl der Suizide von Kindern und Jugendlichen schwankt in den letzten Jahren nur geringfügig. In der Altersgruppe der 10- bis 15-Jährigen werden 18 bis 20 Fälle aufgeführt. In der Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen sind Suizide mit 170 bis 190 Todesfällen seit Jahren die zweithäufigste Todesursache nach den tödlichen Verkehrsunfällen (etwa 30 bis 33 % aller tödlichen Verletzungen). Allerdings dürfte die tatsächliche Zahl deutlich höher liegen, da es sich bei vielen Unfällen im Jugendalter wahrscheinlich um Suizide handelt. Zudem wird angenommen, dass sich unter den Drogentoten ein nicht unerheblicher Teil von Suiziden versteckt.
Die Suizidrate bei türkischen Jugendlichen in Deutschland liegt insgesamt niedriger als bei deutschen Jugendlichen. Allerdings sind türkische Mädchen unter 18 Jahren besonders gefährdet. Sie haben eine doppelt so hohe Suizidrate im Vergleich zu den deutschen Altersgenossinnen. Als Erklärung wird auf das Vorliegen sozialer und kultureller Konfliktsituationen verwiesen.
Suizidversuche werden in der Adoleszenz und dem jungen Erwachsenenalter häufiger als in höherem Lebensalter durchgeführt. Genaue Zahlen lassen sich dazu kaum angeben, da Suizidversuche nicht systematisch erfasst werden. Fachleute schätzen, dass die Zahl der Suizidversuche von Jugendlichen und Heranwachsenden 10- bis 20-mal höher ist als die der vollendeten Suizide. Danach muss man von 2000 bis 4000 Suizidversuchen Jugendlicher und Heranwachsender pro Jahr in Deutschland ausgehen.
Im Altersbereich unter zehn Jahren wird die Zahl der Suizide mit 0 angegeben. Allerdings dürfte es doch eine ganze Reihe von Suiziden in diesem Alter geben, die jedoch – teils unbeabsichtigt und teils beabsichtigt – als Unfälle deklariert werden. Dennoch ist die Zahl der Suizide im ersten Lebensjahrzehnt sicherlich deutlich niedriger als im zweiten. Als ursächlich dafür wird die engere Beziehung und das größere Vertrauen zu den Eltern bei Kindern dieses Alters angenommen. Die meisten Kinder dieses Alters würden ihren Eltern vertrauen, selbst wenn sie sehr traurig und verzweifelt sind, und hoffen, dass ihre Eltern ihre Lebenssituation ändern und dazu beigetragen werden, dass sie sich besser fühlen.
Geschlecht und Suizid
Männliche Jugendliche und Heranwachsende in der Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen nehmen sich fast dreimal so häufig das Leben als gleichaltrige Mädchen und junge Frauen. Demgegenüber führen Mädchen und junge Frauen etwa 10-mal häufiger Suizidversuche aus als Jungen und junge Männer. Diese Diskrepanz hat damit zu tun, dass männliche Jugendliche und Heranwachsende eher zu sogenannten »harten« Methoden greifen wie Erschießen, Erhängen, Sich-vor-den-Zug-Werfen oder einem Sprung aus der Höhe. Mädchen und junge Frauen bevorzugen sogenannte »weiche« Methoden wie Tabletteneinnahme oder Sich-Schneiden. Sie führen ihren Suizidversuch zudem oftmals in der Nähe des Elternhauses aus, sodass die Wahrscheinlichkeit des Auffindens größer ist als bei männlichen Gleichaltrigen, die vielfach entfernter liegende Orte aufsuchen.
In diesen Unterschieden spiegeln sich offensichtlich spezielle weibliche und männliche Rollenmuster, die auf geschlechtsspezifische Sozialisationseinflüsse zurückzuführen sind. Mädchen neigen eher zu depressiven Symptomen und einer manchmal auch zerstörerischen Selbstkritik. Nach wie vor bevorzugte Erziehungsziele bei Mädchen sind Anpassung, Hilfsbereitschaft und Toleranz. In den Suizidversuchen der weiblichen Jugendlichen äußern sich häufig stärker ein Appell an die Mitwelt und ein Versuch, auf sich aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, damit bestehende Strukturen zu verändern. Jungen dagegen tendieren eher zu nach außen gerichteter Aggression. Bevorzugte Erziehungsziele für Jungen sind Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit sowie die Idee, der Mann müsse stark sein, dürfe nicht um Hilfe bitten und keine Schwäche zeigen. Ihre Suizidhandlung erscheint in höherem Grade als bewusste Abwendung und radikale Abkehr vom Leben.
Risiko- und Schutzfaktoren
Ein ökologisches Risikofaktorenmodell
In der Regel lassen sich Suizidgedanken und Suizidverhalten Jugendlicher nicht durch einen Risikofaktor allein erklären, sondern durch das Zusammenkommen mehrerer. Als individuelle Risikofaktoren wurden in wissenschaftlichen Untersuchungen Alkohol- und Drogenmissbrauch, Hoffnungslosigkeit sowie körperlicher und sexueller Missbrauch erfasst. Familiäre Risikofaktoren sind das Ausmaß der familiären Unterstützung und die Möglichkeit, notwendige Veränderungen in der Familie herbeizuführen. Als extrafamiliäre Risikofaktoren erwiesen sich soziale Isolation im Sinne eines Mangels an Freunden, eines Fehlens positiver Erfahrungen in der Schule und einer geringen Teilnahme an Freizeitaktivitäten. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde ein ökologisches Risikofaktorenmodell entwickelt und gefolgert, dass es offensichtlich erfolgreicher ist, verschiedene Risikofaktoren gleichzeitig zu beachten, um die Wahrscheinlichkeit von Suizidgedanken und Suizidversu...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- VORWORT
- 1 SUIZIDABSICHTEN ERKENNEN
- 2 SUIZIDABSICHTEN UND SUIZIDHANDLUNGEN VERSTEHEN
- 3 WAS TUN, WENN MEIN KIND SUIZIDGEDANKEN UND SUIZIDABSICHTEN ÄUSSERT?
- NACHWORT
- ÜBER DEN AUTOR