Ins Reich der Himmel
„Viele Wege führen nach Rom“, so sagt es der Volksmund. Und natürlich führen dann auch viele Wege in den Himmel, letztlich so viele, wie es Menschen gibt. Denn jeder Einzelne hat seine ganz persönliche Herangehensweise, um mit dem Göttlichen in Kontakt treten zu können.
Der Gerechte, der alle Gesetze der geistigen Welt befolgt, wie auch der Sünder, der umkehrt und die Liebe erwählt, beide gelangen zum Ziel, der eine durch Schulung, Reinigung, Läuterung und Weisheit, der andere durch die Gnade Gottes.
Es ist dies wie beim Gleichnis vom verlorenen Sohn, beide Brüder haben den Segen des Vaters, der, der ihn verließ und sich in der Welt verlor, wie auch der, der beim Vater verblieben war. Beide haben nämlich Gründe, dem Vater zu danken und sie sollten ihn daher auch lieben, denn dies ist letztlich entscheidend. Ein Neid unter den Brüdern um die Gunst des Vaters offenbart ja nur einen Mangel an Liebefähigkeit. Darum sollten wir alle gemeinsam zu Gott hinstreben, den Bruder mitnehmen, annehmen, egal, was er uns gegenüber auslebt, auch wenn dies weit weg ist von unserer eigenen Einstellung und Lebensweise. Somit ist uns letztlich jeder Mensch ein Bruder oder eine Schwester vor Gott. Das sollten wir zuvorderst bedenken.
Im Folgenden will ich nun an den kabbalistischen Lebensbaum und damit an die zehn Sephirot anschließen, um daran aufzeigen zu können, wie der Aufstieg der menschlichen Seele die vielfältigsten Sphären des kosmischen Alls durchwandern muss, bis sie in die Reiche der Himmel hingelangen kann. Dies kann zunächst als ein Weg der Seele im nachtodlichen Leben aufgefasst werden, aber auch als ein Stufenweg beschrieben sein für den Geistesschüler, der schon im irdischen Leben die Reiche der Himmel für sich entdecken will.
Bei jedem Weg in die Himmelswelten beziehungsweise in das jenseitige Reich hinein, kann dieser durch einen Schulungsweg erfolgen bis hin zur Einweihung in die geistigen Welten oder aber durch sogenannte Lebenseinweihungen, wobei diese eher durch Krankheiten, Schicksalsschläge, Nahtoderlebnisse und ähnlichem gewonnen und erlebt werden, die dann auch dem Damaskus-Erlebnis des Paulus ähneln können. Solche Christusbegegnungen und Lebenseinweihungen geschehen heutzutage vermehrt, da die Wiederkunft Christi, das Erscheinen des Christus im Ätherischen, also im Lebensgefüge der Erde bereits begonnen hat. Diese Christus-Erscheinungen können für jeden Einzelnen ganz verschieden aussehen, doch ihr gemeinsames Erleben wird sein, dass wir daraufhin jeden Menschen als Bruder oder Schwester im Geiste betrachten lernen. Somit lassen sich auf dem Weg zum „Himmel“ auch verschiedene Bereiche, Stufen und Etappen voneinander unterscheiden. Versuchen wir daher einen kurzen und hier nur einen recht unvollständigen Einblick in diese überirdischen Wege zu gewinnen.
Gott ist alles! Die Gesamtheit des Himmels und aller Geistwesen ist ein riesiger „Leib“, ist der „mystische Leib Christi“, so wie dieser von Paulus genannt wurde. Letztlich sind diese unendlichen Sphären der himmlischen Reiche ein einziger Geistesmensch, ein einzig göttlich Wesen, das in sich jedoch aus zahllosen Geisteswelten, ausgestreut wie die Sternenwelten, besteht. Dieser „unendliche Mensch“ kann eigentlich nicht mehr richtig gedacht werden, außer von Gott selbst und dem Menschen, der in sich selbst das Göttliche entdeckt hat.
Der Himmel und damit die gnadenschenkende Liebe, sie ruht keimhaft im Innersten jedes Menschen. Dies ist nämlich das größte Wunder, dass das Größte sich im Kleinsten findet und das Kleinste auch das Größte fassen kann. Ja, im Kleinsten, in des Menschen Ich und Geist will sich das Größte, will sich Gott, will sich der „himmlische Mensch“ offenbaren. Gott müssen wir daher nicht unbedingt nur über allen Sternen suchen. Viel näher ist er uns als alle Äußerlichkeiten, denn die Gestaltungen und die Kräfte des Himmels können sich eben auch im Menschenherzen formen und zwar durch das Wort, das Gott zu uns spricht. Durch diesen inneren Himmel, an dem wir durch unser seelisch-geistiges Mühen und Tun mitwirken, gelangen wir allmählich in den ewigen, in den endlosen, in den großen Himmel und damit hin zu Gott.
Der Same beziehungsweise der Schlüssel zum inneren Himmelreich ist das Wort Gottes. Wie der innere Himmel eine Einheit mit dem „großen“, mit dem unendlichen Himmel bildet, so zeigt sich darin doch eine gewisse Differenzierung. Wie die Göttlichkeit sich in der Trinität offenbart, so lassen sich drei Sphären der himmlischen Welten unterscheiden, über denen eine „Gnaden-Sonne“ leuchtet, woraus die Kräfte des göttlichen Lebens strömen, das All durchdringend bis hinab in die untersten Reiche des Seins. Diese Gnaden-Sonne ist der heilige Gral. Von ihm wird alles gespeist.
Um nun in die Reiche der Himmel eintreten zu können, muss die Seele wiedergeboren werden und zwar jeweils hinein in die verschiedenen himmlischen Sphären. Doch dies ist ein sehr langer Weg, wenn ihn der Mensch durch spirituelle Schulung, Reinigung und Läuterung erreichen will.
In der folgenden Abbildung sollen diese Wege so dargestellt werden, dass sie einer gedanklichen und meditativen Betrachtung dienlich sein können. Ich benutze dafür gerne Begriffe aus der jüdischen Kabbala und natürlich aus dem Christentum, aber auch vedische Begriffe und Vorstellungen können dafür eine Hilfe sein.
Ain
| Ebene der: | |
| reinen Liebe, ewiges Leben | 3. Himmel - Feuerhimmel - Vater |
Ain Soph
| Wahrheit und Liebe | 2. Himmel - Kristallhimmel - Sohn |
Ain Soph Aur
| Weisheit und des Lichtes | 1. Himmel - Heiliger Geist - Sophia |
übergeistige, göttliche Welt
Ebene der Emanation, der Ausstrahlung
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Wir beginnen zunächst auf unserer sinnlichen Erde, im irdischen Reich, also in der Darstellung unten beginnend, Malkuth genannt. Vom Kosmos aus gesehen, zeigt sich darin die Ebene der Form, in der alles zuvor Gedachte und vom Göttlichen Ausgestrahlte zur Form gerinnt. Vom Himmel zur Erde geschieht ja eine allmähliche Verdichtung bis eben zur Stoffes-Erde hin. Materie ist verdichteter Geist, die aber nicht nur von lichten Kräften durchzogen ist, sondern auch von untersinnlichen Energien. Untersinnliche Sphären beschreiben nicht mehr nur die natürliche Erde, sie verweisen schon in einen jenseitigen Bereich, den wir normalerweise aber erst im nachtodlichen Leben erfahren können, wenn wir die entsprechenden Energien auch schon im irdischen Leben angezogen haben. Im Diesseits zeigen sich diese untersinnlichen Sphären und Kräfte in der Elektrizität, im Magnetismus und in der Atomkraft. Ein sich Ausliefern diesen Kräften gegenüber hat natürlich gewisse Konsequenzen im Nachtodlichen, wo dann die Mächte und Wesen, die hinter diesen Energien stehen und wirken, viel eher einen Zugriff auf unser Seelisches haben können. Da muss dann erst eine allmähliche Loslösung von diesen Kräften erfolgen, mit zum Teil recht peinigenden Leiden.
Durch eine spirituelle Schulung kann das Jenseits aber auch schon hier bewusstseinsmäßig erfahren werden. Das Jenseits entspricht der Seelenwelt, weil die verstorbene Seele da zuerst hineinkommt; es zeigt sich dreifach in drei Sphären oder Reichen. Zunächst im sogenannten Mittelreich, dem Kamaloka oder Fegefeuer, das sich der Mensch durch seine Taten, Wünsche und Begehrungen im irdischen Leben selber mit-erschafft. Beziehungsweise werden wir dort von dem angezogen, was wir hier im Leben als seelische Fähigkeiten oder Mängel erreicht haben. Hat der Mensch viel Gutes getan, wird er nach einer gewissen Läuterungszeit nach „oben“ streben, durch die Monden-, Merkur- und Venus-Sphäre bis in die Sonnensphäre, zu Tipheret, folglich bis in den Vorhimmel beziehungsweise in das sogenannte Paradies hinein.
Verstorbene Seelen leben zunächst im Umkreis der Erde bis hin zur Mondensphäre, auch Jesod genannt, in der verschiedene Engel dem Menschen weiterhelfen können. Die Umlaufbahnen des Mondes und der Planeten beschreiben die jeweiligen Sphären, in denen bestimmte Seinsbereiche und Wesen wirken. In Jesod, der Mondensphäre, geht es vor allem um die Läuterung der Begierden und der Wunschnatur, also um die Reinheit des Lebens.
Dann folgt Hod, die Merkursphäre. Daraus inspirieren Erzengel mit kosmischer Intelligenz. Die Seele hat hier ihre Zerstreuungen und Oberflächlichkeiten zu wandeln, so lange, bis sie das Wesentliche erkennen lernt. In Netzach, der Venus-Sphäre, von wo aus die Archai, die Zeitgeister in die Seelenwelten hineinwirken, soll der Mensch eine innere Schönheit anstreben und sich mit Liebe erfüllen. Dadurch gewinnt die Seele Zugang ins Paradies beziehungsweise in den Vorhimmel, da Tipheret, die Sonnensphäre einen Übergang ins rein geistige Sein darstellt.
Die Seelenwelt von Jesod bis Netzach entspricht der Ebene der Gestaltung. Bevor etwas Form annimmt, muss es seelisch-geistig ausgestaltet worden sein. So sollen auch wir unser Seelenleben aus dem Geiste heraus schöpferisch gestalten lernen.
Mit Tipheret haben wir die Astral- oder Seelenwelt verlassen, hinein in das Reich des Geistes, zunächst in den niederen Devachan, in das Geistgebiet der konkreten Gedanken und Urbilder, die alles irdische und seelische Sein erst hervorrufen. Hier urständen die schöpferischen Kräfte, die von den Elohim beziehungsweise von den Exusiai, also den Schöpfergeistern ausgehen.
Doch bevor wir gedanklich ganz in das Geisterreich eintreten, muss noch betont werden, dass das Jenseits, dass die Seelenwelt nicht nur über das Fegefeuer und das Paradies verfügt, sondern als untersten Bereich die sogenannte Hölle aufweist. Diese hat ihre seelisch-räumliche Dimension im Inneren der Erde, in der untersinnlichen Welt. Auch dahin kann die Seele nachtodlich hingezogen werden, vor allem, wenn sie sich zu sehr mit dunklen Energien und Leidenschaften angefüllt hat. Da kommt die Seele meistens erst durch große Leiden, viel Schmerz und einer inneren Umkehr heraus. Die guten Geister stehen uns aber auch dort immer hilfreich bei, wenn wir sie darum bitten. Sie achten jedoch immer den freien menschlichen Willen, der eben Glück oder Unglück, Freude oder Leid anziehen kann.
Durch die Höllenfahrt Christi sind auch die inneren Sphären der Erde mit seinem Wesen durchdrungen und können daher gewandelt und erlöst werden.
Nun aber zurück zu den Sphären der Geisteswelten, zu den Ebenen der Offenbarungen. Aus Tipheret, aus der Geistwelt heraus kann die Seelenwelt selbstbestimmt gestaltet werden. Die Geistwelt differenziert sich in den niederen und in den höheren Devachan. Der niedere Devachan beginnt in Tipheret, in der schöpferischen Welt des Geistes und endet beim großen Hüter der Schwelle, in Daath.
Nach Tipheret beginnt Geburah, die Sphäre des Mars; sie beinhaltet die geistige Willens- und Tatkraft, die wir für jegliche Manifestationen im Seelischen und im Irdischen benötigen. Die Dynameis oder Geister der Bewegung strahlen Kräfte aus, die gestaltend bis in die Naturprozesse einwirken. Chesed, die Jupitersphäre, spendet durch die Kyriotetes viel Weisheit und Intelligenz, die im Menschen zu einer Einsicht und zur höheren Vernunft gereichen kann. Diese Geister der Weisheit spiegeln sich im natürlichen Leben auf der Erde, das eben nach weisheitsvollen Ordnungen aufgebaut ist. Danach folgt die Saturnsphäre, Binah, aus der die Throne, die Geister des göttlichen Willens die Geschicke der Welt lenken. Hierher kommt auf dem Schulungsweg nur, wer den kleinen Hüter der Schwelle und damit seinen eigenen, seinen selbsterschaffenen Doppelgänger erkannt und diesen umwandeln gelernt hat.
Vom menschlichen Egoismus bis zum Gotteswillen hin, ist es ein sehr weiter Weg, doch erst danach, also durch das Eingehen in den Gotteswillen, beginnt für die Seele die Sphäre des höheren Devachan, in der das geistige Sein nicht mehr nur in Urbildern und in konkreten geistigen Gestaltungen zu finden ist, sondern wo es als wirkendes Sein urständet. Doch zuvor muss auch noch der große Hüter der Schwelle erkannt werden, die Sphäre Daath, in der es um Tod und Auferstehung beziehungsweise um eine geistige Wiedergeburt geht. Plutonische Kräfte führen entweder in die Abgründe oder in das göttliche Leben ein.
Chokmah ist die Sphäre des Uranus, in der der höhere Devachan beginnt und woraus das Geistselbst im Menschen erwacht. Hier ist die reale geistige Substanz, hier ist die Wahrheit dem Menschen eigen, nicht mehr nur als Bild oder Wort. Die Cherubime, die Geister der Harmonie gestalten aus dieser Wahrheit heraus bis in die irdischen Schicksale hinein.
In der Kabbala, im sogenannten Lebensbaum, endet die Geistwelt in Kether, der neptunischen Sphäre der Liebe. Die Seraphine, die Geister der Liebe halten den Kontakt beziehungsweise sie bilden die Brücke zur übergeistigen, zur göttlichen Welt, zu den Reichen der Himmel.
Der erste Himmel, Ain Soph Aur, hat sein irdisches Abbild, seine irdische Entsprechung im Tierkreis. Der Geistkosmos des Tierkreises ist gebildet aus Weisheit und göttlichem Licht. Darin urständet die Sphäre des Heiligen Geistes, dem überkosmischen Manasprinzip. Dieser erste göttliche Bereich ist schließlich auch die Sphäre der weiblichen Gottheit, der Sophia, die diesen ersten Himmel der göttlichen Emanation und Ausstrahlung bewirkt.
Aus dem kosmisch-geistigen Tierkreis urständen die Kräfte für den menschlichen Leib, wie auch für alle Gliederungen in einem zwölffachen Sein in der räumlichen Welt. Die überkosmische, die übergeistige, die göttliche Welt ist außerhalb von Raum und Zeit, nur die Ausstrahlungen, die Offenbarungen und Ausgestaltungen davon erfahren wir in Raum und Zeit.
Dieser erste Himmel beherbergt die „vielen Wohnungen“ für die Gerechten, die sich dort im Glauben an Gott und durch ein gutes Handeln eine Wohnstätte bereiten konnten. Man könnte ihn auch den Licht-Himmel nennen, der in seiner Schönheit und in der Gestaltung dieses Reiches an Herrlichkeit kaum zu überbieten ist.
Dieser Lichthimmel hat sein geistiges Äquivalent im Geistkosmos des Tierkreises wie auch in den Sphärenharmonien, also in den Sphären des Heiligen Geistes, des Geistes der Weisheit, von dem alle Welten bis hin zum sichtbaren Tierkreis und dann weiter bis zum Geist im Menschen durchzogen sind.
Der zweite Himmel, der sogenannte Kristallhimmel ist die Ursache, ist der Urgrund für alle Seelenwelten. Es ist die Himmelswelt des göttlichen Sohnes, des Logos, dem Ur-Wort, von dem alle Schöpfung ausgeht. Seine Emanation ist Wahrheit und Liebe. In Christus sind alle Urkräfte, ist der Ur-Kosmos zu Hause. Der weite Fixsternhimmel und das endlose Sternen-All ist nur das „irdische Abbild“ für diesen Kristallhimmel, auch Ain Soph genannt beziehungsweise die Welt des Buddhi-Planes, aus dem die leben-schenkenden Kräfte und die gestaltenden Klänge und Töne zur Erschaffung der verschiedenen Welten entströmen.
Im Kristallhimmel findet sich das göttliche Urbild des Menschen, der sogenannte Adam Kadmon, der kosmische Ur-Mensch, der Mensch in Gott. In diesem Ur- und Wahrbild ist der Kosmos und der Mensch, ist Natur, Mensch und Gott noch eines. Aus diesem Urbild, aus diesen Logoskräften des schöpferischen, des göttlichen Wortes ist alles entstanden, was später Offenbarung, Gestaltung und verdichtete Form geworden ist. Bei dieser allmählichen Formwerdung des göttlichen Urbildes kam es, evolutionsgeschichtlich gesehen, jedoch immer stärker zu vielfältigen Differenzierungen, zu Zersplitterungen und zu Vereinzelungen. In der Schöpfung ist Vielfalt, bei Gott lebt alles noch in der Einheit.
Hier, in dieser Einheit, in diesem zweiten Himmel, ist der Himmel der Seligen, deren Liebe aus ihrer Weisheit hervorging und aus ihrer Weisheit die Liebe. Seelen, die aus Liebe zu ihren Nächsten und zu Gott handeln, die also aus Gott heraus zu lieben fähig sind, schauen Gott in diesem Himmel als die liebende Sonne, darinnen der göttliche Vater wohnt.
Und zuletzt das Ain, der Feuerhimmel, die Welt des Vaters, die reine Ausstrahlung der Liebe und des ewigen Lebens. Von hier gibt es kein Abbild mehr im Kosmos, denn hier urständet und ruht das Sein. Im Menschen wird dieses Sein im sogenannten Atman wahr, wenn der Mensch seine Hüllen bis zum Leib hin einmal ins Himmlische verklärt haben wird. Der Geistesmensch, der auferstandene Mensch ist das letztendliche Ziel der Schöpfung. In ihm ist Gott und Mensch wieder vereint.
In diesen dr...