Was hat die Mücke je für uns getan?
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Was hat die Mücke je für uns getan?

Endlich verstehen, was biologische Vielfalt für unser Leben bedeutet

  1. 224 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Was hat die Mücke je für uns getan?

Endlich verstehen, was biologische Vielfalt für unser Leben bedeutet

Über dieses Buch

»Dieses Buch stellt eingängig, gut verständlich und unterhaltsam dar, wie unser aller Wohlergehen vom diversen Leben um uns herum abhängt.« Dirk Steffens, Wissenschaftsjournalist und »Terra X«-Moderator Was kümmert es uns, wenn in Brasilien eine Art verschwindet, von deren Existenz wir bis dahin gar nichts gewusst haben? Und wäre es nicht fantastisch, wenn Mücken ausstürben? Ganz und gar nicht: Die Natur ist ein Netzwerk, in der jeder Organismus eine wichtige Rolle spielt. Keine Art existiert unabhängig von den anderen – wir Menschen sind hier keine Ausnahme. Ohne den Reichtum der Natur könnten wir nicht überleben: ohne Insekten kein Obst, ohne Mikroorganismen kein Humus, ohne Mücken keine Schokolade. Zerstören wir unbedacht diese Vielfalt, gefährden wir auch unsere eigene Existenz. Damit das nicht passiert, wirft dieses Buch einen unterhaltsam Blick auf die faszinierende Welt der Tiere und Pflanzen, die uns Nahrung, Sicherheit, Gesundheit und so vieles mehr schenkt. Und es stellt klar, was passieren muss, damit wir das Artensterben noch aufhalten können.

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Information

Teil II
Unser Leben im
World Wide Web
of Life
Der Mensch steht immer gerne im Mittelpunkt – vielleicht nicht als Individuum, aber als Art auf unserem Planeten auf jeden Fall. »Platz da, jetzt komm ich« ist aber nicht gerade die beste Überlebensstrategie, denn wir sind auf das natürliche Netzwerk, das die Erde umspannt, angewiesen. Ein Blick auf unsere verschiedenen Lebensbereiche offenbart diese versteckten Zusammenhänge.

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KAPITEL 3
Es ist angerichtet – Biodiversität und Essen
Egal ob Picasso, Ronaldo oder Frau Maier von nebenan: Die Bausteine jedes menschlichen Lebens sind Proteine, also Eiweiße. Antikörper, Enzyme, Muskeln, Knochen – das alles besteht (auch) aus Proteinen, die wir mit der Nahrung aufnehmen, aufspalten, bis sie als einzelne Aminosäuren vorliegen, und zu körpereigenen Proteinen neu zusammenbauen.
Die Proteine im menschlichen Körper bestehen aus 21 Aminosäuren, von denen wir acht nicht selbst herstellen können. Diese acht »essenziellen« Aminosäuren müssen wir immer wieder mit der Nahrung zu uns nehmen, direkt als Aminosäuren oder als Proteine, die andere Lebewesen aufgebaut haben.
Anders als Tiere können Pflanzen mithilfe der Photosynthese aus Licht, Wasser und Kohlenstoff Zucker (= Kohlenhydrate) herstellen, die dann wieder anderen Lebewesen als Nahrung beziehungsweise Bausteine und Energieträger zur Verfügung stehen. Pflanzen sind damit in der Lage, aus einfachen chemischen Verbindungen komplexe Biomasse aufzubauen, CO2 zu binden und Sauerstoff freizusetzen.
Diesen Prozess können wir derzeit technisch nicht nachbilden. Egal, wie wir uns ernähren, Spinat, Steak oder Tütensuppe, wir sind auf diese Leistung aus der Natur angewiesen. Wir leben von dem, was uns die Natur bietet. Zwar können wir es neu kombinieren, kochen, haltbar machen, in die ausgefallendsten Formen bringen – aber letztlich sind Nahrungsmittel immer ein Produkt der Natur, nicht des Menschen. Und wie gehen wir mit diesem Geschenk um?

Viel von wenig – der Preis der Effizienz

Natürlich haben sich unsere Ernährung und die Beschaffung von Lebensmitteln im Laufe der letzten 10.000 Jahre grundlegend verändert. Etwa zu diesem Zeitpunkt wurde der Mensch vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern und Viehzüchter. Vorher bedienten Menschen sich nur direkt aus der Natur. Um dabei nicht zu verhungern, mussten sie sehr flexibel sein – etwa indem sie wandernden Herden folgten oder sich auf Jahreszeiten und Wetter einstellten. Damit die Nahrungsbeschaffung von Erfolg gekrönt war, mussten Jäger und Sammler über ein profundes Wissen ihrer wilden potenziellen Nahrung verfügen: Wo gibt es wann besonders viele Nüsse? In welche Richtung wandert eine Herde Bisons?
Ackerbau und Viehzucht haben im Vergleich zum Jagen und Sammeln einige Vorteile, weil man Nutztiere und -pflanzen durch Pflegemaßnahmen wie Beschützen, Füttern, Zuchtauswahl, Jäten oder Düngen schneller und besser wachsen lassen kann. Man muss dafür aber an einem Ort bleiben, also sesshaft werden. Diese Sesshaftigkeit birgt wiederum Nachteile, weil Böden durch andauernde Bewirtschaftung ausgelaugt werden und man lokalen Ereignissen wie Dürren, Unwettern oder Naturkatastrophen, die Ernte und Tierbestände gefährden können, nicht ausweichen kann. Trotzdem hat sich dieser Lebensstil durchgesetzt. Heute leben nur noch etwa 0,001 Prozent der Menschheit allein vom Jagen und Sammeln.
Ergebnis der Entwicklung, die mit dem Übergang zur Landwirtschaft und der daran anschließenden Bemühung um steigende Effizienz verbunden war, sind die Konzentration auf sehr wenige Arten und die Abnahme der genetischen Vielfalt innerhalb dieser genutzten Arten. Unsere Vorfahren haben einfach immer weiter angebaut und gezüchtet, was von Anfang an gut funktioniert hat. »Never change a winning team!« Von den schätzungsweise 382.000 Pflanzenarten auf der Welt sind vermutlich 200.000 Arten essbar. Lediglich 7000 von ihnen sind aber je kultiviert worden, davon nur 150 Arten in größerem Umfang. Dabei hätte die Natur noch sehr viel mehr in petto, darunter vielleicht Pflanzen, die leckerer, gesünder, nahrhafter sind als die, die wir in großem Maßstab produzieren und in jedem Supermarkt kaufen können. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass die Auswahl unserer Nutzpflanzen keiner fundierten Analyse, sondern vielmehr dem Zufall geschuldet war.
Heute gehören 66 Prozent der landwirtschaftlich produzierten Nahrungspflanzen zu nur neun Arten (Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Kartoffel, Sojabohne, Ölpalmfrüchte, Zuckerrübe und Maniok), wobei 60 Prozent unserer Nahrung aus Mais, Weizen und Reis produziert wird. Auch in unserer Tierhaltung geht es nicht vielfältiger zu. Nur etwa 40 Nutztierarten werden weltweit gehalten, wobei gerade mal eine Handvoll (Schweine, Rinder/Kühe, Schafe, Ziegen und Hühner) für den Großteil der Produktion von Fleisch, Milch und Eiern sorgt.
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Intensive Getreidewirtschaft: Hier herrscht Monotonie.
Und von diesen wenigen Arten an Pflanzen und Tieren nutzen wir wiederum nur einen winzigen Ausschnitt ihrer genetischen Vielfalt – mit fallender Tendenz. So werden von den bis 1949 in China angebauten 10.000 Weizensorten heute nur noch rund 1000 verwendet und in den USA nur noch 5 Prozent der noch im Jahr 1900 genutzten Apfelsorten. Insgesamt gingen weltweit in nur einem Jahrhundert (zwischen 1900 und 2000) etwa 75 Prozent der Nahrungsmittelvielfalt verloren. Das könnte katastrophal enden, wenn man bedenkt, dass Krankheiten auftreten könnten, die das Potenzial haben, gerade diese wenigen Arten mit ihren wenigen Sorten und Rassen zu dezimieren oder gar auszumerzen. Aus der Luft gegriffen ist ein solches Szenario nicht: So starben zwischen 1845 und 1849 etwa 12 Prozent der Menschen in Irland an Unterernährung, weil ein Pilz genau die eine Kartoffelsorte befiel, von deren Ernährung die Menschen dort massiv abhängig waren. Auch wenn wir heute schneller und effektiver auf solche Krankheitsausbrüche reagieren könnten, wäre der Ausbruch einer Reis- oder Weizenkrankheit immer noch eine Katastrophe globalen Ausmaßes.
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Extensive Getreidewirtschaft lässt Raum für Vielfalt.
Es gibt zwei denkbare Möglichkeiten, wie wir mit diesem Risiko umgehen können. Die erste: Wir bewahren möglichst viele Samen von wilden Pflanzenarten und aus ihnen gezüchteten Nutzpflanzensorten als »lebende Datenbanken« auf. Dann könnte man bei Bedarf auf diese Arten- und genetische Vielfalt zurückgreifen.
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Eingang des Saatgut-Tresors Svalbard Global Seed Vault auf Spitzbergen
Genau diesen Ansatz verfolgt die norwegische Regierung mit dem »Saatgut-Tresor«, in dem auf Spitzbergen fast 900.000 Samen von 5000 Nutzpflanzen gelagert werden. Es handelt sich um eine der größten der weltweit etwa 1400 Saatgutbanken. »Schön sicher«, dachte man bei der Eröffnung im Jahre 2008, wurde die Anlage doch im Permafrostboden errichtet, um im Innenraum auch bei Ausfall des Kühlsystems einen Temperaturanstieg auf mehr als minus drei Grad zu verhindern. Das Ganze sollte ewig währen, aber schon im Jahr 2017 taute der Permafrostboden aufgrund des Klimawandels zeitweise auf. Das eindringende Wasser überschwemmte zwar nur die Gänge, musste aber aufwendig entfernt werden, zusätzliche Schutzwände und Entwässerungsschächte wurden nötig. Von da an hieß es: 24 Stunden Überwachung statt ewiges Eis.
Und damit nicht genug: 29 Prozent der Urformen unserer Nutzpflanzen finden sich in keiner Genbank der Welt. Weitere 24 Prozent sind dort zwar vertreten, aber jeweils mit weniger als 10 Exemplaren. Insgesamt sind nur etwa 5 Prozent der wilden Vorfahren unserer Nahrungspflanzen wirklich ausreichend gesammelt und bewahrt.
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Alles Banane
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Eine besonders geringe genetische Vielfalt finden wir bei unseren Zuchtbananen, denn die sind in der Regel Klone nur eines einzigen Individuums, also genetisch alle gleich. Vermehrt werden diese Bananen nämlich durch Stecklinge, nicht durch Samen, die das genetische Material von zwei Eltern enthalten würden.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er-Jahre wurde weltweit vor allem der Klon »Gros Michel« angebaut – bis der von einer Pilzkrankheit in großem Stil dahingerafft wurde. Aller Gegenwehr zum Trotz gewann damals der Pilz. Die Bananenindustrie musste sich einem neuen Klon zuwenden: der »Cavendish«-Banane, die aber jetzt weltweit von einer neuen Variante des Pilzes bedroht wird. Um eine globale »Bananenkrise« abzuwenden, sind Wissenschaftler nun mit Hochdruck im ursprünglichen Lebensraum der Bananen, den Regenwäldern Asiens, auf der Suche nach Wildbananen, die gegen die Pilzerkrankung resistent sein könnten. Wenn das klappt, rettet uns die Biodiversität (noch) intakter Regenwälder den Hals – oder zumindest der Deutschen liebstes Obst.
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Dieses Wissen um die Probleme einer Samendatenbank macht die zweite Antwort auf die Gefahr des landwirtschaftlichen Biodiversitätsverlustes attraktiver, die da heißt: Wir erhalten die wilden Verwandten unserer Nahrungsmittel als natürliche Back-up-Lösung in großer genetischer Vielfalt und Artenvielfalt – und das nicht in einem Tresor, sondern in ihren natürlichen Lebensräumen. Das wäre eine wirklich schl...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort von Dirk Steffens
  6. Prolog: Meet and greet
  7. Teil I: Damit wir uns richtig verstehen
  8. Teil II: Unser Leben im World Wide Web of Life
  9. Teil III: Und nun?
  10. Anmerkungen
  11. Bildnachweis