Die wirkliche Mission des Jesus von Nazareth
Um die tatsächlichen historischen Abläufe der damaligen Zeit rekonstruieren zu können, in deren Rahmen das stattfand, wohinein Johannes, Josephus und ihre Zeitgenossen verstrickt waren, muss vor allem das unter den Realitäten der Tagespolitik betrachtet werden, was die Mission des Jesus von Nazareth charakterisierte und tatsächlich bezweckte, um einen sicheren Ausgangspunkt für eine Untersuchung der damaligen Vorgänge zu finden, in die sich dann die Akteure und ihre Aktivitäten einordnen lassen. Die Mission des Jesus von Nazareth war nämlich nicht die, wofür wir sie immer noch halten.
Er beabsichtigte keineswegs, eine neue Religion zu begründen und er war auch nicht der eingeborene Sohn Gottes, der das im Auftrag seines Vaters in die Wege leiten sollte. Die Mission des Jesus von Nazareth war auch nicht seine eigene. Es war eine ihm übertragene Aufgabe und diente der geheimen Vorbereitung des Freiheitskampfes seines Volkes gegen die römische Fremdherrschaft. Er übte sie in einem ganz konkreten Auftrag aus. Unter den Bedingungen des traditionellen Judentums, das ursprünglich ein einem Zentralheiligtum verpflichtete Theokratie war, basierte die von ihm dazu verkündete Befreiungsideologie zwangsläufig auf religiösen Motiven und bediente sich deshalb auch dazu der sich daraus ergebenden spezifischen Methoden. Diese von mir hier in den Raum gestellten Thesen sind keine Behauptungen. Sie lassen sich ganz konkret aus dem Inhalt der Evangelien ermitteln.
Das sind allerdings Schriften, die erst entstanden sind, als es das Christentum bereits gibt. Normalerweise müsste nach einer Zeit von über vierzig Jahren zwischen der Hinrichtung des Jesus und der Niederschrift seines Lebenslaufes, den Evangelien, eine große Menge miteinander unvereinbarer Sagen und Legenden über den Wanderprediger und Wunderheiler Jesus in Umlauf sein, die unmöglich unter einen Hut zu bringen wären, wie das beispielsweise bei Buddha der Fall ist.
Stattdessen finden wir in allen Evangelien als Grundgliederung einen um seine Hinrichtung gruppierten Lebensabriss des Jesus, der kaum Varianten enthält. So sehr man wünschte, von anderer Seite etwas über Jesus zu erfahren, wir sind fast nur auf das angewiesen, was in den Evangelien steht. Auf die sogenannten apokryphen Evangelien zurückzugreifen wäre unergiebig. Sie bauen meist auf den in der Bibel enthaltenen auf, sind deren Ergänzungen, oder sagen nichts zu dem aus, was uns hier interessiert. Vor allem sind sie noch später geschrieben als die Evangelien des Kanons des Neuen Testamentes, was eventuelle Augenzeugenschaft der Autoren ausschließt. Und gerade in diesen auf die eigentlichen Evangelien folgenden Schriften beginnen dann die Legenden zu sprießen, welche der Person des Jesus von Nazareth erst das echte Kolorit des Gottessohnes verleihen.
Die ersten drei Evangelien des Neuen Testaments sind außerdem alle aus einer Wurzel hervorgegangen. Die sogenannten Synoptiker (Matthäus, Markus, Lukas) enthalten viele identische Texte, die etwas ergänzt und auch verkürzt oder aus dieser Verkürzung anschließend verlängert immer wieder auftauchen. Das kommt uns in dem Sinne entgegen, dass wir glauben, wenn von mehreren Zeugen, wenn auch individuell jeweils anders dargestellt, sich gegenseitig bestätigende Aussagen zu bestimmten Ereignisse vorliegen, müssen sie einfach wahr sein. Das ist eine große Denkfalle. Schon Kleist führt es als eine bewährte Praxis der Journalistik sprichwörtlich auf: Was man dem Volke dreimal sagt, hält es für wahr. Das können wir bei den Evangelien wörtlich annehmen. Dort ist ihm auch höchstwahrscheinlich diese Erleuchtung zuteil geworden. Nur dadurch, dass uns der Rundfunk, das Fernsehen und auch die Zeitungen das Gleiche einhämmern, muss nämlich auch heute etwas noch nicht wahr sein.
Die Evangelien der Synoptiker Markus, Matthäus und Lukas sind als aufeinanderfolgend auseinander erarbeitete, und für bestimmte Personenkreise angefertigte Schriften anzusehen. Die dazu oft direkt gegenläufigen Aussagen und zusätzlichen Geschichten des Johannes Evangeliums betrachten wir auch deshalb nicht als so authentisch, weil sie von denen der Synoptiker abweichen, sondern weil sie uns nur einmal geboten werden. Das Johannes-Evangelium scheint auch zu einem anderen Zweck konzipiert zu sein, als die Evangelien der Synoptiker. Markus ist noch ein nüchterner Rapport, fast nur eine gereihte Stoffsammlung. Matthäus ist schon ein Evangelium, eine Botschaft Christi. Es ist der jüdischen Tradition näher, als das parallel dazu erarbeitete Lukas-Evangelium. Lukas ist die Ausformung des Evangeliums Jesu Christi für Heidenchristen. Bei ihm ist die Vergottung Jesu am weitesten fortgeschritten, weiter als bei Matthäus. Markus berichtet uns noch vom Menschen Jesus direkt. Das Johannes-Evangelium steht nun so isoliert daneben, dass man es gar nicht mit dazuzählen möchte, wenn es nicht punktuelle Bezüge zu bestimmten Passagen der Synoptiker hätte, die es ergänzt.
Das Markus-Evangelium ist dabei als die Basis dafür anzusehen, woraus die anderen dann entstanden sein müssen. Obwohl es noch sehr grob und naiv daherkommt, folgt es einer strengen Chronologie, auf die alles andere aufgepfropft ist, oder zweckmäßig hinein geschaltet wurde.
Woraus sein Inhalt entnommen ist, ahnt nur der, welcher die Wunder und Unterweisungen im Glauben überblättert. Es weist nämlich eine unverständliche textliche Zerbrochenheit auf, als habe man einen Tonkrug aus Scherben wieder zusammengeklebt, ihn auch vollständig wiederhergestellt, aber dazu die Scherben mehrerer verschiedener, extra dafür zerschlagener Tontöpfe verwendet.
Diese Feststellung fasziniert, sobald man das festgestellt hat. Der Text besteht aus Abschnitten verschiedener Herkunft, die anschließend meisterhaft zu einer vorgegebenen neuen Form zusammengestellt sind.
Bei der Beurteilung der drei Synoptiker ist ihm deshalb eine zentrale Rolle zuzuweisen. Es ist das aussagekräftigste, aber leider auch das kürzeste Evangelium. Wikipedia stellt uns seine äußere Form in einer so schlüssigen tabellarischen Struktur vor, dass man annehmen muss: Dieses Evangelium ist künstlich erstellt, denn das Leben läuft nicht nach solchen Schablonen ab, wo jeder Gag dramaturgisch genau sitzt und die Handlung sich systematisch bis zur Katastrophe steigert, um dann der Lösung zuzustreben. Die Form ist damit zwar leider als falsch anzusehen, aber die Bausteine sind echt. Das erscheint im ersten Moment für die weitere Arbeit nicht so besonders förderlich. Wer sich aber die von Wundern und theologischen Unterweisungen abgetrennten Inhaltsbausteine anschließend sortiert, merkt, dass, abgesehen von einigen unklaren Passagen, die Stücke von nur zwei Basisdokumenten gestammt haben können. Hat man diese Erkenntnis verinnerlicht, lässt sich durchaus damit arbeiten. Es ergeben sich daraus sogar erweiterte Deutungsmöglichkeiten, die einem normalerweise entgehen.
Dieses Evangelium wurde bis ins 19. Jahrhundert sogar als nicht vollwertig angesehen und auch kaum beachtet. Es ist zu vermuten, mit dem Markus-Evangelium hat etwas überlebt, was keineswegs für die Veröffentlichung vorgesehen war und es sollte vielleicht nur ein Konzept sein, welches man den Redakteuren der beiden anderen zur Verbreitung vorgesehenen synoptischen Evangelien als Arbeitsgrundlage zur Verfügung stellte.
Bei Markus fehlen noch viele Informationen, die wir als Christen für wichtig erachten. Das betrifft die Verkündigungen der Bergpredigt und der Feldpredigt. Das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe finden wir schon bei Markus, aber das Gebot der Feindesliebe noch nicht. Bei ihm fehlt auch das Vaterunser noch, aber auch die Abrechnung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, wie sie im 23. Kapitel bei Matthäus steht. Es fehlen auch die Aussagen zum irdischen Gottesreich wie wir sie im 17. Kapitel bei Lukas finden und auch die speziellen Gleichnisse, welche auf das hinweisen, was wir unter christlicher Nächstenliebe verorten. Die finden sich erst bei Lukas.
Beim Lesen des Markus-Evangeliums glaubt man förmlich dem über die Schulter zu schauen, der sich vorgenommen hat, erstmals etwas Fundamentales an Schrifttum für die Christengemeinden zu konzipieren, damit überhaupt eine einheitliche Ansicht darüber vermittelt werden kann, wer und was denn dieser Jesus eigentlich gewesen ist. Und noch eins: Der Autor hat nicht unbedingt beabsichtigt, uns in seiner Schrift Jesus als Gottes Sohn zu verkaufen, weil er ihn wahrscheinlich persönlich gekannt hat. Er geht deshalb sehr vorsichtig und fast zurückhaltend an seinen Bericht heran, weil er eventuell noch etwas zu befürchten scheint. In diesem Evangelium finden wir einerseits den charismatischen Propheten, Johannes, den Täufer, der aber gleich anfangs sang- und klanglos von der Bildfläche verschwindet, und andererseits den Missionar Jesus von Nazareth, der mit Riesenklamauk am Vorabend des Passa des Jahres 30 in Jerusalem gekreuzigt wird, weil er als Wunderheiler getarnt die essenische Verschwörung gegen die römische Fremdherrschaft organisierte und dazu missionierend unterwegs war.
Der eine bietet das religiöse geistige Rüstzeug und der andere das dazu passende Schicksal. Der Täufer wurde geköpft. Seine Jünger haben ihn beerdigt. Er kann nicht sofort wieder auferstehen. Ihm bleibt nur die Wiedergeburt. Dafür hat niemand Zeit, um es abzuwarten. Der Messias muss nun endlich her, damit er aus dem Himmel wiederkommen kann. Jesus ist dann der, dessen Auferstehung von seinen Jüngern bezeugt wird. Diese Tatsache ist am Ende entscheidend. Jesus wird in den Köpfen als Name verankert, aber die Lehre ist in allen Evangelien die des prophetischen Johannes, auf die ihnen der Christus in der Person des Jesus von Nazareth gepfropft wird.
Nicht umsonst beginnen alle Evangelien fast demonstrativ mit der Vorstellung des Täufers, der uns dort als vorbereitender Vorläufer und Verkünder des Jesus untergeschoben wird. Wer die handlungsrelevanten Textbausteine der Evangelien wenigstens grob daraufhin zu prüfen versucht, was sie aussagen, stößt dabei auf die in ihnen wechselseitig mit der Lehre des Täufers verwobenen Aktionen des Jesus. Es ist sogar eine sehr vordergründige Verschiedenheit zwischen Lehre und Aktion.
Ausgehend von der Tatsache, dass wir es keineswegs mit zwei Vertretern verschiedener religiöser Schwärmereien zu tun haben, sondern mit durchaus zielgerichtet politisch agierenden Personen, was sich aus ihren Handlungen erschließt, ist es wichtig, die Rolle des tatsächlichen Jesus und auch die des Täufers zu ermitteln, und dabei alles das auszusieben, was in diesem Zusammenhang als unnötig zu erachten ist.
Was ist also die Basis für das Markus-Evangelium? Es muss tatsächlich vorher mindestens zwei getrennte Schriften gegeben haben. Das sind aber ganz andere, als sie unsere Theologen annehmen, die ein Ur-Evangelium und eine dazu passende Spruchsammlung Jesu vermuten.
Es ist das Evangelium, die Lehre des Täufers, und dazu passend der Lebenslauf des essenischen Menschensohnverschwörers Jehoshua bar Joseph. Die Botschaft des Täufers ist die der Propheten des Alten Testamentes. Sie kann aus den vom Täufer verwendeten Versatzstücken zusammengestellt werden und muss damals bereits vorgelegen haben.
Diese in den Evangelien verkündete Täuferlehre lässt sich nämlich aus den Texten der Propheten rekonstruieren. Man hat anschließend die beiden Basisunterlagen, die Lehre des Täufers und den Lebenslauf Jesu, welcher auch sein Aufstandskonzept enthielt, in Einzelteile zerschnitten, und anschließend miteinander verzahnt zusammenmontiert. So entstand das Evangelium nach Markus. Auch wenn es mit den Worten beginnt: Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes; der Inhalt bestätigt diese Behauptung nicht. Es ist ein ganz nüchterner Tatsachenbericht über die als religiöses Wanderpredigertum getarnte Mission des Verschwörers Jehoshua bar Joseph, der den Umsturz gegen Rom nicht nur predigt, sondern auch logistisch und ideologisch vorbereitet. Ihm ist dabei die Lehre des Täufers verkündigend untergeschoben, der Text mittels einer gezielten Auswahl von Gleichnissen und Wunderheilungen ergänzt und mit Zitaten aus der Tora legitimierend unterlegt. Welche strenge Konzeption der Erarbeitung des Markus-Evangeliums zugrunde gelegen hat, ist aus der in dieser Schrift enthaltene Reihung stets schärfer werdender Beschuldigungsvorwürfe erkennbar, die am Ende zur Kreuzigung Jesu führen. Das liest sich sogar bei Wikipedia wie eine speziell angelegte Akte des Sanhedrins über die konspirativen Aktivitäten des Jehoshua bar Joseph, auf deren Grundlage er am Ende über einen politischen Mord förmlich entsorgt wird.
Diese Akte dürfte es zur Zeit der Niederschrift der Evangelien nicht mehr gegeben haben. Jerusalem, wo solche Unterlagen zu finden wären, ist nicht nur von den Römern erobert, sondern sogar dem Erdboden gleich gemacht. Nun könnte man viel rätseln, wer das Markus-Evangelium fabriziert hat.
In der Apostelgeschichte befindet sich ein versteckter Hinweis darauf, dass es sich bei dem Autor um den Jesusjünger Johannes handeln könnte, denn er trägt dort den Beinamen Markus. Er war von Anfang an dabei. Nur er konnte das zur Zeit der Niederschrift dieses Evangeliums aus eigener Anschauung und eigenem Erleben heraus alles wissen, ist auch der einzige, der in den ganzen Schriften präsent ist und damit wohl der Letztüberlebende, welcher das berichten konnte. Dieser Johannes Markus könnte demzufolge der Jünger Johannes sein, der sicherheitshalber den Namen wechselte, weil Herodes seinen Bruder Jakobus lt. der Apostelgeschichte kurz zuvor hinrichten ließ. Er lebt also noch und wir finden ihn tatsächlich später auch bei Paulus wieder, als sie zusammen Cypern missionieren.
Diese Interpretation löst uns viele inhaltlich sonst unerklärlichen Probleme in den Texten, die für den rational vorgehenden Leser sonst keinen logischen Zusammenhang ergeben würden, den aber der Gläubige und auch der Theologe nicht brauchen. Ich gebe zu, die Evangelien ausgehend von Josephus nach diesen rein faktischen Informationen durchsucht zu haben. Wer nämlich die darüber gestreuten Wunder und Aussprüche aus der Kiste des Täufers und der Tora mitliest, merkt überhaupt nicht, was Jesus zum Staatsfeind macht, und aus welchen Gründen dieses Kesseltreiben der Herrschenden auf ihn eigentlich veranstaltet wird. Er ist der, auf den sich alle Abwehr zu konzentrieren scheint, was angesichts der Liebesreligion, als deren Begründer ihn uns die paulinischen Apostelbriefe servieren, unverständlich sein muss.
Das Markus-Evangelium wäre nach Ansicht der Fachwelt in der uns vorliegenden Form auch nur eine holprige Übersetzung aus dem Aramäischen ins Griechische. Die Schroffheit, mit der die Textelemente bei Markus noch aneinander montiert sind, verliert sich bei den später aus diesem Evangelium hervorgehenden Evangelien des Matthäus und des Lukas mit zunehmender Bearbeitung. Das Matthäus-Evangelium ist schon stark geglättet und bei Lukas ist dann die Stromlinienförmigkeit des Textes schon fast erreicht. Diese Harmonisierung des Textes war auch die Absicht der weiteren Erarbeitungen. Meine gerade aufgestellte Quellenhypothese ließe sich ohne Markus bei alleiniger Betrachtung der Evangelien des Matthäus und auch des Lukas kaum aufrecht erhalten.
Was in den ganzen Texten der Evangelien mitschwingt ist die von Jesus überall verbreitete Lehre vom Menschensohn. Nur gegen diese Mission richtet sich die ganze konzertierte Aktion der verschiedenen Fraktionen der Schriftgelehrten, der Pharisäer, der Hohepriester, der Sadduzäer, der Anhänger des Herodes und, es ist anzunehmen, auch der Römer. Der Römerhauptmann Kornelius lässt sich beispielsweise Petrus ganz gezielt vorführen, auch wenn dem in der Apostelgeschichte eine ganz andere Bedeutung zugewiesen wird.
Diese Annahmen werden uns auch von anderer Seite unerwartet bestätigt. Israel Knohl, der Vorsitzende des „Bible Department“ der Hebrew University in Jerusalem legt 2000 ein Buch vor, welches den Titel trägt: „Der vergessene Messias. Der Mann, der Jesu Vorbild war.“ Knohl entwickelt darin auf der Grundlage der Qumranschriften eine völlig andere Sicht auf die Hintergründe der Mission des Jesus von Nazareth, als es uns geläufig ist. So schockierend es anfangs erscheint, die Logik seiner Beweisführung in Verbindung mit dem, was man sich aus dem Markus-Evangelium noch unklar erarbeiten kann, ergibt das Nachstehende über die Hintergründe, aus der die Mission des Jesus hervorging:
Es gibt kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung in Palästina in der religiösen Bewegung des Judentums zwei Hauptanschauungen, wie der jüdische Glauben unter dem römischen Joch gelebt werden kann: Die des Schriftgelehrten Hillel und die des Menachem. Hillel ist uns als der überliefert, welcher eine nicht so strenge Auslegung des mosaischen Gesetzes lehrt. Der unterschwellig militant nationalistisch argumentierende Menachem ist sein Widerpart. Hillel führt die Partei der Pharisäer und Menachem die der damals bei Herodes noch in Ansehen stehenden Essener. Das ist alles unterschwellig und bleibt auch sehr theoretisch, bis Herodes der Große stirbt. Es kommt nun zu einer Kontroverse der Glaubensführer. Menachem und Hillel stehen im Hohen Rat mit ihren Ansichten gegeneinander. Menachem hält jetzt den Aufstand gegen die römische Fremdherrschaft für günstig und auch für erforderlich. Hillel ist dagegen. Die Mehrheit stellt sich hinter Hillel. Das selbstherrlichfordernde Auftreten des Menachem führt dazu, dass er aus dem Rat hinausgeworfen und exkommuniziert wird.
Menachem löst nun trotzdem mit Hilfe seiner Anhänger den Aufstand gegen die römische Herrschaft aus. Diesen Aufstand der Juden schlägt Varus um Jahre 4 v.u.Z. nieder. Allein in Galiläa, in der Gegend von Nazareth, in Sepphoris, werden von ihm 2000 Aufständische gekreuzigt. Es ist der gleiche Varus, der im Jahre 9 in Germanien bei der nach ihm benannten und verloren...