125 Jahre Genossenschaftsgesetz 100 Jahre Erster Weltkrieg
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125 Jahre Genossenschaftsgesetz 100 Jahre Erster Weltkrieg

BeitrĂ€ge zur 9. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte am 7. – 8. November 2014 im Hamburger Gewerkschaftshaus

Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung, Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung

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  1. 208 Seiten
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125 Jahre Genossenschaftsgesetz 100 Jahre Erster Weltkrieg

BeitrĂ€ge zur 9. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte am 7. – 8. November 2014 im Hamburger Gewerkschaftshaus

Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung, Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Das Buch enthÀlt die Referate der 9. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte, die 2014 im Hamburger Gewerkschaftshaus stattfand. Die Tagung hatte zwei thematische Schwerpunkte: 125 Jahre Genossenschaftsgesetz und 100 Jahre Erster Weltkrieg.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783738690958
Auflage
1
LIUDMILA ISAENKO

Die Lage der russischen Genossenschaften wÀhrend des Ersten Weltkrieges377

In dem vorliegenden Beitrag wird die Entwicklung der verschiedenen Arten der russischen Genossenschaften in einer schwierigen Phase der nationalen Geschichte, wĂ€hrend des Ersten Weltkrieges, untersucht. Außerdem werden auch Faktoren beschrieben, die auf den rechtlichen Status von Genossenschaften und auch auf ihre sozioökonomischen AktivitĂ€ten einen Einfluss hatten.
Von 1914 bis 1918 nahm Russland am Ersten Weltkrieg teil. Es war ein Krieg um die Aufteilung der Welt zwischen den GroßmĂ€chten und auch die Aufteilung von EinflusssphĂ€ren.
Die russische Gesellschaft betrachtete diese Situation zweideutig. Die politischen Parteien Russlands hatten unterschiedliche Auffassungen ĂŒber die Teilnahme Russlands an diesem Krieg: Die Menschewiki und SozialrevolutionĂ€re unterstĂŒtzten die zaristische Regierung; der Krieg sollte bis zu Ende gefĂŒhrt werden. Dagegen lehnten die Bolschewiki die Kriegsbeteiligung Russlands ab und beriefen sich auf die UnterstĂŒtzung der Arbeiter und Soldaten.
Das zaristische Russland war nicht auf den Krieg vorbereitet. Seine Industrie stand weit hinter den Industrien der anderen kapitalistischen LĂ€nder. Die russische Landwirtschaft mit halbfeudalem Grundbesitz und der verarmten Bauernschaft konnte auch keine solide Wirtschaftsgrundlage darstellen, um den Krieg durchzuhalten.
Deshalb hat der Krieg die schwache und rĂŒckstĂ€ndige Wirtschaft Russlands in den Ruin getrieben. Die Störung des Verkehrssystems hat zum Zerfall des Landes in mehr oder weniger isolierte Gebiete gefĂŒhrt. Und als Folge davon gab es im Herbst 1915 eine Hungersnot: Es gab keine Nahrung in den StĂ€dten und die Armee erhielt nur die HĂ€lfte der notwendigen Nahrung. Die Spekulation auf den RohstoffmĂ€rkten hatte einen enormen Anstieg der Preise verursacht.
Die an dem Krieg interessierten reichen Schichten der russischen Gesellschaft (das waren Fabrik-, Werk- und Großgrundbesitzer), hatten eine Reihe von Organisationen gegrĂŒndet, um der russischen Regierung zu helfen, um den Krieg fortzusetzen (z.B. militĂ€risch-industrielle Komitees, Semstwo (Gemeinde-und StĂ€dteverbĂ€nde) u.a.). All diese Organisationen wurden von den Menschewiki, SozialrevolutionĂ€ren und AnhĂ€ngern von «Kooperativizm» unterstĂŒtzt, die auch Spitzenpositionen in den genossenschaftlichen Organisationen einnahmen. Deshalb betrieben die genossenschaftlichen FĂŒhrungskrĂ€fte eine versöhnliche Politik mit der zaristischen Regierung, um die Armee mit landwirtschaftlichen Produkten zu versorgen.
Als Hilfe fĂŒr die zaristische Regierung wurde im Herbst 1915 ein genossenschaftliches Zentralkomitee mit lokalen Niederlassungen gebildet. Dieser Ausschuss sollte die Anstrengungen aller Genossenschaften (Verbrauchergenossenschaften, landwirtschaftliche Genossenschaften, Kreditgenossenschaften und gewerbliche Genossenschaften) verbinden, um die Nahrungsmittelkrise zu beenden und die Versorgung der Armee sicherzustellen.
„In den ersten Tagen unserer großen Revolution ist das Russische Genossenschafts-Zentralkomitee wieder eingesetzt worden und hat seine TĂ€tigkeit wieder aufgenommen. Seine eigentliche GrĂŒndung geschah im Jahre 1915 infolge der schweren Unruhen, von denen das Land damals heimgesucht wurde und zu dem Zweck, als Mittelpunkt fĂŒr die Befestigung der russischen Genossenschaftsbewegung zu dienen; es wurde jedoch bald von der alten despotischen Regierung aufgehoben.
Auf dem Allrussischen Genossenschaftskongreß, der kĂŒrzlich (vom 19. bis 22. April) in Moskau tagte, wurde das Russische Genossenschafts-Zentralkomitee in den ‚Rat der Allrussischen Genossenschaftskongresse‘ umgewandelt. Dieser ‚Rat‘ ist im Leitenden Ausschuss fĂŒr die russischen Genossenschaftskongresse vertreten und ist ermĂ€chtigt, die Interessen aller Arten des russischen Genossenschaftswesens zu vertreten, sowohl gegenĂŒber der Regierung und den Zivilverwaltungen und Behörden als auch in den Beziehungen zu auslĂ€ndischen Genossen.“378
“Die große Mehrzahl unter den Kreditgenossenschaften, d.h. 9.200, gegen 378 im Jahre 1904, sind den Raiffeisenschen Darlehenskassen sehr frei (z.B. mit sehr ausgedehnten Betriebsbezirken) nachgebildete, sogenannte ‚russische‘ Kassen, wogegen die Zahl der den Schultze Delitzsch‘schen Kreditvereinen nachgebildeten Spar- und Dahrlehensvereine nur 3.300 (gegen 852 im Jahre 1904) betrĂ€gt. Von den letzteren verfĂŒgten indessen 3.019 berichtende, mit zusammen 1.726.301 Mitgliedern, ĂŒber 41.237.000 Rubel Anteilkapital, gegenĂŒber nur 7.879.000 Rubel in 7.974 ‚russischen‘ Kassen mit 4.867.734 Mitgliedern. Nach den Kreditgenossenschaften waren die Konsumvereine mit 7.500 (gegen 930 im Jahre 1904) am stĂ€rksten vertreten. Ihre Mitgliederzahl belief sich auf rund 1.145.000 was ungefĂ€hr 150 fĂŒr den einzelnen Verein ergibt. AuffĂ€llig ist das Vorherrschen lĂ€ndlicher Konsumvereine mit 5.066. VollstĂ€ndige Angaben ĂŒber den Umfang des GeschĂ€ftes fehlen. Unter Konsumvereinen ist die Verbandsbildung noch wenig ausgebildet, weil der Organisation von VerbĂ€nden ernstliche Schwierigkeiten im Wege stehen sollen. Es gibt VerbĂ€nde in den Bezirken: Charkov, Perm, Ekaterinburg und Moskau, letztgenannter mit Sukkursalen und etwa 800 angeschlossenen Vereinen. Die mitgezĂ€hlten zirka 4.000 (gegen 700 im Jahre 1904) Landwirtschaften Vereine sind in Wahrheit nur zum geringen Teile Genossenschaften, in der Mehrzahl der Falle nur ‚Kasinos‘, welche sich die Vervollkommnung der Landwirtschaft zum Ziele setzen. Anders die 900 (gegen 75 im Jahre 1904) landwirtschaftlichen Genossenschaften, deren GeschĂ€ft zumeist in gemeinschaftlichem Bezug, Verkauf und Verwertung besteht. Eigens gezĂ€hlt sind die genossenschaftlichen Butterfabriken. Indessen werden unter den ‚landwirtschaftlichen Genossenschaften‘ auch 461 ‚Milch‘-Genossenschaften aufgefĂŒhrt, ebenso 77 Maschinengebrauchsgenossenschaften, neun Winzervereine, sieben Imkervereine und sechs GĂ€rtnergenossenschaften. Die genossenschaftlichen Butterfabriken zĂ€hlen etwa 2.500 (gegen nur 80 im Jahre 1904). Ihre HauptstĂ€rke liegt in Sibirien. Sie haben zur Vermehrung der eintrĂ€glichen Butterausfuhr aus Rußland nicht wenig beigetragen. Auf diesem Felde vor allem hat sich der Staat als treibender und helfender Anreger erwiesen. Am stĂ€rksten vertreten sind diese Vereine in den Gouvernements Tomsk, Tobolsk, Perm, Wologda und Moskau.
Es gibt noch weiter gegen 500 KornhĂ€user (gegen keines im Jahre 1904) und 600 (gegen 70 im Jahre 1904) Produktivgenossenschaften, ĂŒber welche weitere Angaben fehlen.
Im Allgemeinen hat die Genossenschaft in Rußland somit quantitativ gewaltige Fortschritte gemacht. Man darf wohl hoffen, daß das angesagte neue Genossenschaftsgesetzt auch der Sache nach angemessen ausfallen und grĂ¶ĂŸeres Gewicht auf die EigentĂ€tigkeit, die Selbsthilfe legen möge. Denn so lange eine Genossenschaft sich auf den schirmenden Staat verlassen muß, ist auf ihr Bestehen nicht zu rechnen: denn ihr fehlt die Wurzel.” 379
Die verschiedenen Genossenschaftsarten entwickelten sich wÀhrend des Ersten Weltkrieges stark. Die Konsumgenossenschaften breiteten sich aus (Siehe Tabelle 1).
„Der Krieg hat die russischen Genossenschaften nicht beeintrĂ€chtigt, sondern ihnen im Gegenteil einen frischen Anreiz zu weiterer Entwicklung verliehen. Infolge der Mobilisierung haben sich die Genossenschaften in den Dienst der Verteidigung des Reiches gestellt. Sie unterstĂŒtzen die FlĂŒchtlinge, sorgen fĂŒr die Familien von Heeresangehörigen, versorgen Heer und Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und liefern auch BekleidungsstĂŒcke und Munition fĂŒr den Heeresbedarf. Das allgemeine Interesse hat den Wunsch der Genossenschaften nach engerer Verbindung untereinander gesteigert.“380
Die Zahl der Konsumgenossenschaften stieg, die Mitgliederzahlen und EinzelhandelsumsÀtze erhöhten sich stÀndig.
Tabelle 1
Entwicklung der Konsumgenossenschaften wÀhrend der ersten Kriegsjahre
Kennzahl 1914 1915 1916
Anzahl der Konsumgenossenschaften 11.400 14.500 23.500
Die Zahl der Mitglieder, Tsd. Menschen. 1.650 2.610 6.815
Umsatz, Mio. Rubel. 290 580 1.762
„Obgleich er im Allgemeinen rĂŒckstĂ€ndig ist, muß man doch zugeben, daß der Russe immer fĂŒr neue Ideen empfĂ€nglich ist. Er ist begeistert fĂŒr das Genossenschaftswesen. In den Industriebezirken, besonders um Moskau herum, sind Genossenschaftslager einger...

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