Dr. Morell. Hitlers Leibarzt und sein Pharmaimperium
eBook - ePub

Dr. Morell. Hitlers Leibarzt und sein Pharmaimperium

Biographie

  1. 560 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Dr. Morell. Hitlers Leibarzt und sein Pharmaimperium

Biographie

Über dieses Buch

Professor Dr. Dr. Schenck gelang erstmals die vollständige Auswertung der in Washington aufbewahrten Morell-Papiere (Aufzeichnungen, Tagebücher, Vernehmungsprotokolle). Eine sensationelle Biographie, die nicht nur zeigt, auf welche Weise Morell Macht über Hitler und andere Größen des Dritten Reiches erlangen und nutzen konnte, sondern auch überraschende Einblicke hinter die Kulissen der nationalsozialistischen Herrschaft gewährt.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Dr. Morell. Hitlers Leibarzt und sein Pharmaimperium von Ernst Günther Schenck im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Geschichte & Deutsche Geschichte. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Hauptteil II

Morells Pharma-Imperium

1. Überblick über die einzelnen Firmen

1.) Nordmark-Werke, Hamburg
2.) Chemisches Laboratorium Ankermann, Berlin.
3.) Hageda, Berlin
4.) Firma I. Schmidt K.G., Nürnberg (Oblatenbäckerei seit 1833)
5.) Arno Fischer GmbH
6.) Chinoin-Werke / Gideon Richter, Budapest
7.) Sanabo-Werk, Wien
8.) Privates Forschungslaboratorium Prof. Dr. Th. Morell in Bayrisch-Gmain bei Berchtesgaden
9.) Farmazija, Riga. Handelsgesellschaft
10.) Ukrainische Pharmo-Gesellschaft, Winniza
11.) Endokrinologisches Institut Charkow
12.) Firma Hamo, Berlin / Kosolup bei Pilsen.
13.) Milo-Werke, Olmütz, vormals S. Heikorn
14.) Hamma-Werke, Hamburg, später Olmütz
Insgesamt gesehen existierte das Morell’sche Pharma-Imperium von dessen Erwerb bis zum Ruin zwei bis maximal 2 1/2 Jahre.

2. Morell, die Pharma-Großindustrie und sein Arzneimittelgesetz, eine Einführung

Einschränkungen und Versorgungsengpässe erschwerten die Arbeit der deutschen Pharma-Industrie von Kriegsbeginn an außerordentlich. 1941 kam es zu besonderen Produktionsschwierigkeiten, und im Januar 1942 schien eine ausreichende Arzneimittelversorgung kaum noch möglich. Es fehlten wichtige Grundstoffe, so Stärke zur Ascorbinsäuresynthese und für die Tablettierung, Schweinemägen für die unentbehrlichen bakteriologischen Kulturen zur Herstellung von Pepsin und Pepton .
Nicht beibringbar waren 25 - 30 t Leber, der Jahresbedarf für wichtige Medikamente. 200 Pferde, die man in den Behringwerken monatlich zur Serumgewinnung benötigte, konnten nicht zur Verfügung gestellt werden.- Es fehlte zudem an Verpackungsmaterial und Arbeitskräften, welche in kriegswichtigere Betriebe abgezogen wurden; ja die Firma Merck in Darmstadt mußte wegen Kohlemangel überhaupt stillgelegt werden. - Hiobsmeldungen dieser Art waren damals täglicher Gesprächsstoff in der Reichsgesundheitsführung.
In dieser Situation kam der Reichsbeauftragte für Chemie auf die merkwürdige Idee, die Arzneimittelproduktion zu konzentrieren und sämtliche Firmen bis auf zwölf, welche die Gesamtproduktion der im Handel befindlichen Arzneimittel übernehmen sollten, zu schließen.
Der Chemiker Dr. Ungewitter, später selbst Reichsbeauftragter für Chemie, damals im Stabsamt Göring-Vierjahresplan, protestierte sofort (15.1.1942) gegen ein solches Vorhaben und erklärte, erforderlich seien mindestens 40 Firmen, darunter auch Mittelbetriebe, die etwa 10.000 Arbeiter beschäftigen würden. Wünschenswert seien jedoch 250 pharmazeutische Betriebe. Die Angelegenheit erschien dermaßen dringlich, daß schon 2 Tage darauf (17.1.1942) Reichsmarschall Göring und Morell bei Hitler vorsprachen. Dieser stimmte dahingehend zu, daß mindestens 40 Firmen produktionsfähig bleiben sollten. (R 41/3227-3231).
Jedoch scheint es nicht zu derart einschneidenden Schließungsmaßnahmen gekommen zu sein. Der Verfasser jedenfalls erfuhr in der Reichsärztekammer nichts davon.
Wenn Hersteller ausfielen, so in der Regel wegen Bombenschaden. Doch muß betont werden, daß fast alle Firmen mit zunehmender Kriegsdauer eine immer erstaunlicher werdende Flexibilität im Aufspüren neuer Fabrikationsstätten anderenorts (Verlagerungen!) und von Rohstoffquellen oder Ersatzstoffen aufwiesen, welche anders als zur Zeit des Ersten Weltkrieges auch einen gewissen medikamentösen Wert hatten.
Hitler scheint sich damals überhaupt für das Schicksal deutscher Arzneimittel interessiert zu haben. Am 5.4.1942 - Ostersonntag - kam man auf die Enteignung deutscher Patente und Firmen infolge des Versailler Vertrages zu sprechen, hinsichtlich dessen Hitler bekanntlich immer empfindlich reagierte. Morell notierte handschriftlich: „Führerauftrag betreffend Germanin (ein damals epochemachendes Medikament gegen Schlafkrankheit, Sch.), eine französische Firma erzeuge unter einem Namen das gleiche Mittel. Soll die Situation klären und Vortrag halten“ (R 34/4477).-
Sein Fernschreiben vom 9.4.1942 an die IG-Farben lautete: „Erbitten im Führerauftrag umgehend Angaben über durch Versailler Vertrag nachgemachtes Germanin mit Gesamtübersicht über Lage.“ (R 38/9639-9641).
Auch das Auswärtige Amt wird eingeschaltet, und Botschafter Hewel, Duzfreund Morells und Leiter des persönlichen Stabes des Reichsaußenministers im F.H.Qu, unterrichtet diesen nach Aktenlage seiner Dienststelle sehr genau über Beschlagnahme und Verwendung deutscher Patente und Warenzeichen nach dem 1. Weltkriege, empfiehlt aber zugleich, Morell möge sich doch wegen der Patentbeschlagnahmen durch alliierte Mächte direkt an die betreffenden Firmen wenden. (12.4.1942 - R 36/6968). Schließlich gibt der Reichsbeauftragte für Chemie den abschließenden Bericht, in welchem er die Verluste aufzählt, welche die einzelnen Firmen erlitten hatten. Er beziffert sie auf mehrere hundert Millionen Mark.
So habe z.B. Merck-Darmstadt die Patente auf Veronal, Saponin, Promipin, Jodopin u.a. und Knoll-Ludwigshafen zahlreiche ausländische Zweigstellen verloren. Die in der damaligen französischen Besatzungszone ansässige Firma Böhringer-Ingelheim sei wegen der Industriespionage französischer Kontrolloffiziere um den Erfolg ihres Opiatverfahrens gekommen (24.9.1942 - R 37/83918396). Französische Firmen hätten patentierte deutsche Medikamente hergestellt, für welche dann ein Einfuhrverbot aus Deutschland ausgesprochen worden sei. Dies alles dürfte Morell Hitler vorgetragen haben, jedoch gibt es keine Hinweise darauf.
Morell war ein erbitterter Gegner der pharmazeutischen Großindustrie und insbesondere der IG-Farben. Über die Auseinandersetzung, die er z.B. mit der von großen Pharmafirmen gegründeten Pankreas-Verwertungs-Gesellschaft (PVG) hatte, wird an anderer Stelle berichtet. (s. „Das Endokrinologische Institut in Charkow“). Er äußert sich hierzu auch in einem Brief an seinen Geschäftsfreund Aloys Miedl, einen Münchner Kaufmann, der nach 1940 als Bankier und Kunstgalerie-Inhaber in Amsterdam tätig war. Was er davon halte, meinte er, wenn sich kleinere Firmen sozusagen als Widerpart gegen die Großen zusammenschließen würden. Ob dies nicht eine Aufgabe für ihn sei. (R 36/7268 -persönliche Mitteilung H. Hoffmann jun.).
Obgleich, wie gesagt, bei der Schließung von Pharmafirmen allem Anschein nach sehr gemäßigt verfahren wurde, wurde die Lage auf dem Arzneimittelmarkt immer schwieriger. Eine Ministerratsverordnung vom 11.2.1943 untersagte die Herstellung neuer Arzneimittel und stellte sie unter Strafe. Ausnahmen bedurften einer besonderen, schwer erhältlichen Genehmigung. Diese Verordnung mußte Morell besonders treffen, welcher erst zu dieser Zeit Firmen im Protektorat Böhmen/Mähren erwarb und in den besetzten Ostgebieten überall Beschaffungsstellen organisierte, um Primärprodukte für neue Medikamente beizubringen. Seine Altpräparate Vitamultin, das ungarische, von ihm beanspruchte Ultraseptyl, auch sein schon 1942 eingesetzte Rußla-Puder, insgesamt seine Hauptumsatzträger, fielen nicht unter das Verbot. Es traf vielmehr die von ihm in Zusammenarbeit mit seinen Angestellten Dr. Mulli und Prof. Laves neu entwickelten Organpräparate aus der Leber und anderen Drüsen innerer Sekretion, sowie das Mutaflor-Konkurrenzpräparat „Trocken-Coli-Hamma nach Prof. Dr. Th. Morell“, deren Herstellung in den Morell-Firmen Hamma/Olmütz und Hamburg sowie Kosolup bei Pilsen erfolgen sollte.
Morell bemüht sich Januar 1944 um Ausnahmegenehmigungen, deren Erteilung ihm aber trotz seines Drängens bei hohen und höchsten Reichsstellen zu lange dauert.
Ärgerlich bemerkt er: „Das Genehmigungsverfahren für Trocken-Coli u.s.w. läuft nun schon seit sechs Monaten“ und benennt als verantwortliche Sachbearbeiter im R.M.d.I. vorsorglich Ministerialrat Dr. Grunwald und Oberregierungsrat Dr. Anneck (31.8.1944 - Tagesnotizen R39).
Auch mit der Heeressanitäts-Inspektion, die für den wehrmachtseigenen Gebrauch selbstverantwortlich Medikamente zulassen konnte, ist er unzufrieden: „Verschleppungstaktik meiner Medikamenten-Anträge beim Militär.“ (22.1.1944 - Tagesnotizen R39).
Dies zusammengenommen veranlaßt den mißtrauischen Morell, der sich der Bedeutung seiner Stellung als Leibarzt des Führers durchaus bewußt ist, zu einem außergewöhnlichen, aber für ihn charakteristischen Schritt. Unter seinen Papieren befindet sich ein Entwurf betreffs Herstellung neuer Arzneimittel, der, wie die juristische Diktion nahelegt, wahrscheinlich von Dr. R. Makkus verfaßt wurde. Aus den folgenden Reaktionen des R.M.d.I. und des Reichsgesundheitsamtes (RGA) wird erkennbar, daß die Ausarbeitung in die Hand der Adressaten gelangte. Sie lautete:
Prof. Dr. Th. Morell
F.H.Qu. 30.3.1944
Leibarzt des Führers
Entwurf
betr.: Herstellung neuer Arzneifertigwaren
Durch Ministerratsverordnung vom 11.2.1943 (RG Bl.I, S. 99) ist die Herstellung neuer Arzneifertigwaren verboten und unter Strafe gestellt. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung des R.M.d.I. nach einem mit Runderlaß vom 17.5.43 (M Bl i. V. 865) geregelten Verfahren. Die Vielfalt der beteiligten Stellen und durchgeführten Versuche bedingt eine erhebliche Schwerfälligkeit des Genehmigungsverfahrens, wodurch nicht nur die Konjunkturblüten der dem Arzneimittelhunger entgegenkommenden Produzenten, sondern auch ernsthafte Neuigkeiten und dringend nötige Spezialitäten gleicherweise betroffen werden. So hatte ich z.B. in dem Forschungslaboratorium der mir gehörigen Hamma G.m.b.H., Werk Olmütz/Prot. aus ukrainischen Rindslebern unter Zusatz spezieller Wirkstoffe einen injizierbaren Leberextrakt entwickelt, der als erstes Leberpräparat schmerzlos vertragen wird und in über einjährigen Versuchen bekannter und befreundeter Kliniker sowie Eigenversuchen eine ganz außergewöhnliche Wirksamkeit bewies. Obwohl in ganz Deutschland ein nicht zu deckender Mangel an Leberpräparaten bestand, dauerte das Verfahren bis zur Erteilung der vorläufigen Ausnahmegenehmigung von dem Reichsgesundheitsamt und dem R.M.d.I. vom Tage der Beantragung an über sieben Monate.
In der Zeit mögen Tausende von verwundeten Soldaten auf ihre Genesung gewartet haben und noch mehr in der Rüstung Schaffende ausgefallen sein, denen zu helfen war; denn mein Heilmittel war in mehreren hunderttausend Ampullen fertig und vorrätig, durfte aber nicht abgesetzt oder angewendet werden.
Eine ähnliche Situation ergibt sich heute auch bei anderen Wirkstoffen. Es ist allgemein bekannt, daß ein ungeheurer Mangel an Heilmitteln besteht. Die Ursachen liegen klar:
1.) Vorrang der Bedürfnisse des Heeres
2.) teilweise Einschränkung der Produktion zugunsten der Rüstung
3.) in zunehmendem Umfange Ausfall ganzer Fertigungsbetriebe durch Ausbombung.
So sind z.B. Hormonpräparate heute kaum mehr aufzutreiben.
In Erkenntnis dieser Entwicklung hatte ich durch Schaffung einer Sammelund Erfassungsorganisation in der Ukraine und Errichtung einer Fabrik in Winniza die Rohstoffbasis für die Hamma geschaffen. Hier will ich die Fertigprodukte herstellen, wozu sämtliche in Frage stehende Drüsen in vorverarbeitetem Zustand in großen Mengen bereitliegen.
Zur Eigenerzeugung meiner Heilmittel bin ich gezwungen, da gleichwertige Spezialitäten im Handel nicht mehr erhältlich sind und ich meine Patienten - auf die Wichtigkeit deren Gesunderhaltung hinzuweisen sich wohl erübrigt - nicht mehr ordnungsgemäß behandeln kann, wenn ich nicht meine Mittel selbst mache und bereitstelle.
Diese Tatsache verstößt aber gegen die eingangs erwähnte Verordnung. Es ist also die Feststellung zu treffen, daß ich die Rohstoffe und die Möglichkeit der Herstellung dieser Mittel habe, jedoch damit gegen ein gesetzliches Verbot verstoße, da die Hamma diese Mittel am Stichtage, dem 19.2.1943, noch nicht im Handel hatte. Die Rohstoffe liegen also ungenutzt oder sind der Gefahr des Verderbens ausgesetzt, und den Kranken kann nicht geholfen werden.
Eine Abgabe der Rohstoffe an die Konkurrenz kann mir nicht zugemutet werden, da ich das Risiko einer aus eigenen Mitteln finanzierten Organisation in der Ukraine getragen habe, während die Großindustrie vorsichtiger abgewartet hat. Falls keine Änderung eintritt, bin ich gezwungen, die Heilmittel zu exportieren, z. B. nach dem Balkan oder Spanien, und sie dem deutschen Volkskörper, der sie so dringend braucht, zu entziehen.
Es ist unmöglich, für jedes dieser geplanten oder fertigen Präparate den Weg der zu beantragenden Ausnahmegenehmigung zu beschreiten, da viel zu viel Zeit verloren geht. So hatte ich z.B. nach Mitteilung der Hageda, die Mutaflorfertigung sei durch Ausbombung auf viele Monate unterbrochen, selbst ein Präparat mit wirksamen Colistämmen hergestellt, um die laufenden Kuren meiner Patienten nicht zu lange zu unterbrechen. Der Erfolg einer auch schon monatelang durchgeführten Kur ist dann nämlich hinfällig, und die Kur muß von vorne begonnen werden. Ein Nachteil für die Gesundheit der Patienten und eine Vergeudung der aufgewendeten Heilmittel! Diese Erstellung der Trocken-Coli-Hamma teilte ich dem Innenministerium am 2.3.d.J. mit und wurde am 16.d.M. auf den Weg der Beantragung einer Ausnahmegenehmigung verwiesen. Da diese ohne klinische Erprobung nicht erteilt wird, der Erfolg der Ansiedlung der Coli-Bakt. sich aber frühestens in 6 - 8 Monaten zeigt, kann das Verfahren vor 1 Jahr nicht zum Erfolg führen. - Ich sehe mich daher nicht in der Lage, auf diese Weise weiter zu arbeiten. Die bürokratischen Schwierigkeiten müssen im Interesse der Volksgesundheit und speziell meiner Patienten auf andere Weise überwunden werden.
Dazu hat mir der Führer anläßlich der Schilderung der Schwierigkeiten, die ich mit meinen Mitteln habe, folgendes genehmigt: „Wenn ich die Mittel herausbringe, erprobe und dann im Führerhauptquartier anwende, und mit Erfolg anwende, so kann es auch überall in Deutschland angewendet werden und bedarf dann keiner Genehmigung mehr.“ - Ich bitte eine Regelung in dieser Richtung zu treffen, die für alle meine Präparate Geltung hat, damit ich weiter arbeiten kann.
Ich begründe die Notwendigkeit mit dem bestehenden Mangel an jeglichen Heilmitteln, der Tatsache, daß ich die Rohstoffe vorrätig habe und diese zusätzlich durch eigene Initiative aus der Ukraine beschafft habe, und der Schwerfälligkeit und der zu langen Dauer des ordentlichen Genehmigungsverfahrens.“
Diese Aktion erfüllte ihren Zweck. Das Reichsgesundheitsamt reagierte nach wenigen Wochen und ließ das „Leberpräparat Hamma“ zu, obgleich nur vorläufige Prüfungsergebnisse vorgelegt worden waren.
Seiner zur Regel gewordenen Gewohnheit entsprechend, hatte Morell Hitler von seinem Schreiben unterrichtet, und der förderte die Aktion, indem er seinen Sekretär, den Reichsleiter Martin Bormann anwies resp. durch Morell beauftragte, ein befürwortendes Schreiben an die beteiligten Dienststellen zu richten. Dieses, datiert vom 5.4.1944 ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einführung
  6. I DIE PERSON
  7. II MORELLS PHARMA-IMPERIUM
  8. III ANLAGEN