Allahs Buch und Allahs Feinde
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Allahs Buch und Allahs Feinde

Nichtmuslime und Abweichler in Koran und islamischer Tradition

  1. 256 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Allahs Buch und Allahs Feinde

Nichtmuslime und Abweichler in Koran und islamischer Tradition

Über dieses Buch

Beruhen die sich häufenden aggressiven Akte gegen Nichtmuslime und Glaubensabweichler im Namen des Islam auf einer Fehldeutung seiner Lehren oder sind sie deren Folge? Das Anliegen des vorliegenden Buches besteht darin, einschlägige klassische, z.T. auch moderne Quellen und Dokumente hinsichtlich der genannten Fragestellung zu überprüfen und dem Leser kritisch-wissenschaftlich aufbereitete Grundlagen und Fakten zu vermitteln, die eine tiefer gehende Orientierung ermöglichen.Das Buch behandelt anhand zahlreicher Originalquellen v.a. des klassischen Islam (Koran, Prophetentradition, Scharia etc.) die Stellung der Nichtmuslime im islamischen Ideengebäude. Diese wird im Zusammenhang mit den Kernbotschaften des Koran – etwa seiner besonders radikalen Auslegung des Monotheismus und davon abgeleiteter Schlussfolgerungen – systematisch nachvollzogen, und zwar im Hinblick auf Jenseitsvorstellungen (Paradies und Hölle) und diesseitige Konsequenzen (universaler Herrschafts- und Unterwerfungsanspruch), verbunden mit Hinweisen auf ideengeschichtliche Ursprünge einer Reihe in ihm zu findender inhaltlicher Aussagen. In diesem Rahmen werden auch Einzelthemen (wie Dschihad, Selbstmordattentate, Terror etc.), die in der öffentlichen Debatte eine zunehmende Rolle spielen, ausführlich angesprochen. Ein eigener Abschnitt erörtert auch gegenwärtige Entwicklungen der "neoislamischen Renaissance", die erkennbar an traditionellen Lehren ansetzt, sowie einige daraus resultierende Gefahren für die nichtmuslimischen Länder. Die systematisch angeführten und ausgewerteten Quellen traditioneller und moderner Herkunft machen die Schrift (auch) zu einem Quellen- und Studienbuch zum Thema.

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783741277344
eBook-ISBN:
9783741296932

1 Eine Vorbemerkung

Als der bekannte Historiker und Orientalist Bernard Lewis Mitte der 1970er-Jahre den sich abzeichnenden Wiederaufstieg des Islam zu beschreiben versuchte, leitete er seinen Beitrag mit folgenden Worten ein:
„Im großen mittelalterlichen französischen Epos über den Krieg zwischen Christen und Sarazenen in Spanien, dem Chanson de Roland, bemüht sich der christliche Dichter, seinen Lesern oder besser Zuhörern einen Eindruck von der sarazenischen Religion zu vermitteln. Gemäß seiner Vorstellung verehrten die Sarazenen eine Dreifaltigkeit, die aus drei Personen bestand, nämlich Muhammad, den Begründer ihrer Religion, und zwei andere, beide Teufel, Apollin und Tervagant. Uns erscheint dies komisch, und wir amüsieren uns über den mittelalterlichen Menschen, der unfähig ist, sich Religion oder irgendetwas anderes anders denn gemäß seiner eigenen Anschauung zu denken. Da das Christentum seinen Stifter in Verbindung mit zwei anderen Wesenheiten1 verehrte, mussten auch die Sarazenen ihren Gründer verehren, und auch er musste Teil einer Trinität sein, mit zwei Dämonen, hinzugezogen, um die Zahl voll zu machen.“2
Und:
„Dieser immer wiederkehrende Unwille, die Natur des Islam oder sogar die Tatsache des Islam als eines unabhängigen, unterschiedlichen und autonomen religiösen Phänomens zu erkennen, bleibt bestehen und wiederholt sich vom Mittelalter an bis in die moderne Zeit.“3
Am bloßen Faktum des Unwillens, die wahre Natur des Islam, wie sie in seinen Basisdokumenten ausgewiesen ist, zu erkennen, hat sich seither nicht unbedingt Grundlegendes geändert; ebenso wenig an der Tendenz zur naiven Projektion eigener Vorstellungen von Religion auf die Doktrinen der Muslime. Nun gibt es heute zwar sicher ganz andere Möglichkeiten des Zugangs zu Originalquellen, Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung und auch unmittelbaren Erfahrungen sowie eine sich nach und nach vergrößernde Szene, die den Islam an Hand seiner Quellen und seiner Geschichte einer näheren und kritischen Betrachtung unterzieht. Allerdings kommt zu diesem zweifellos gewichtigen Faktor ein weiterer hinzu, der ihn in nicht unerheblichem Ausmaß kompensiert, wenn nicht sogar überkompensiert. Es handelt sich hierbei um spezielle Auswirkungen der Globalisierung, die die bestehenden Kulturen in einen historisch einzigartig engen Kontakt miteinander gebracht, sie vermischt und neue Interessenlagen geschaffen haben, die bestimmte ideologische Erzählweisen mit sich bringen, die speziell den Islam als mit der westlichen, wesentlich durch Christentum und Aufklärung geprägten Kultur kompatibel charakterisieren wollen. Sie sind eng v.a. mit der rasch wachsenden muslimischen Einwanderung in den Westen verbunden, und diese Tendenzen haben eine Darstellung des Islam und speziell des Koran erzeugt, die in deutlichem Gegensatz zu den historischen Erfahrungen stehen, die der Okzident mit dem Islam gemacht hat. Der gesamte Okzident, ja die gesamte nichtmuslimische Welt sieht sich zudem im Rahmen der Globalisierung mit einer systematischen Propagandaflut zugunsten des Islam ausgesetzt, die im Kern von großen internationalen Organisationen (v.a. der OIC) und arabischem Geld gespeist ist4 und die ihre vielfältigen Echos in den Netzen islamophiler Globalisten findet. Diese geschichtsrevisionistische Propaganda lässt sich im einfachen Satz zusammenfassen, dass der Islam Frieden sei, und sie korrespondiert perfekt mit der verbreiteten westlichen Friedensideologie und den damit verbundenen Illusionen nach zwei katastrophalen Weltkriegen. Dies ist, neben schlichter Ignoranz, Gleichgültigkeit, Verkennung der Realitäten, Geschichtsverlust, einseitigen Selbstbezichtigungen, Dritte-Welt-Romantik und Opportunismus, eine wichtige Grundlage für heutige ideologische Projektionen; die grotesken Beispiele, den Islam partout durch die Brille westlicher ideologischer Muster sehen zu wollen, sind schier unüberschaubar.
Es ist fast schon eine Faustregel geworden, dass, je mehr Massaker im Namen des Islam begangen werden, desto lauter der Ruf erschallt, dass dies mit dem Islam nichts zu tun habe und nicht im Koran stehe. Zu einer Zeit, in der führende europäische Politiker längst dazu übergegangen sind, den Islam als Teil Europas auszugeben,5 ist mit Sicherheit eine genauere Lektüre islamischer Schriften angezeigt, zumal das Wissen über diese religiöse Ideologie in breiten Kreisen immer noch sehr begrenzt und verzerrt ist.
Die folgende Abhandlung ist ein bescheidener Versuch einer Abhilfe im Hinblick auf den speziellen, aber essentiellen Gesichtspunkt des Verhältnisses der islamischen Grunddokumente zu den Ungläubigen und den Abweichlern (den „Heuchlern“ und Apostaten) vom islamischen Glauben; er hält sich eng an die Quellen, ist also gewissermaßen auch ein Quellenbuch, freilich im Rahmen einer systematischen Durcharbeitung. Der Text widmet sich der Darstellung der Haltung des Koran und der frühen islamischen Tradition zu den Nichtmuslimen und Abweichlern, will also den Islam nicht allseitig und vollständig darstellen. Es geht vielmehr darum, seine ihn begründenden Texte bezüglich der Nichtmuslime auf einer möglichst breiten Basis einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Dabei stehen die Grunddokumente des Islam, v.a. Koran und Prophetentradition, im Zentrum, die seit vielen Jahrhunderten als seine nicht revidierbaren Fundamente gelten. In den Worten einer islamischen Vereinigung in Deutschland:
Die Muslime glauben, dass sich Gott über Propheten wiederholt geoffenbart hat, zuletzt im 7. Jahrhundert westlicher Zeitrechnung gegenüber Muhammad, dem „Siegel der Propheten“. Diese Offenbarung findet sich als unverfälschtes Wort Gottes im Koran (Qur'an), welcher von Muhammad erläutert wurde. Seine Aussagen und Verhaltensweisen sind in der so genannten Sunna überliefert. Beide zusammen bilden die Grundlage des islamischen Glaubens, des islamischen Rechts und der islamischen Lebensweise.6
Wenn man zugrunde legt, dass sich der wahre Charakter einer religiösen oder weltanschaulichen Richtung in der Regel dort am klarsten zeigt, wo sie mit Anhängern anderer Strömungen und ausgesprochenen Gegnern konfrontiert ist, handelt es sich bei einer derartigen Analyse um ein elementares Anliegen. Man könnte verkürzt und zugespitzt fragen, wie Allah (den seine Muslime als den „Gnädigen“ und „Barmherzigen“ preisen und der von ihnen in der Regel als Autor des Koran und Inspirator Muhammads angesehen wird) und ergo seine Anhängerschaft zu denen stehen, die nicht an ihn glauben können oder wollen (ohne deswegen notwendigerweise areligiös zu sein). Es handelt sich um eine Darstellung, die hauptsächlich die Originalquellen sprechen lässt und deren Aussagen systematisiert. Es geht dabei aber nicht um eine Zitatsammlung, wie man sie öfter finden und wie sie zweifellos nützlich sein kann, sondern um den Versuch, die Position des Ungläubigen im Zusammenhang mit dem Glaubenssystem dessen, was man den Kernislam nennen kann, herauszuarbeiten. „Kernislam“ meint das Insgesamt von Koran und Prophetentradition, aus denen heraus sich Lehrgebäude, Ordnungs- und Rechtsvorstellungen sowie praktischer Islam der folgenden Jahrhunderte entwickelt haben. Da sich speziell der Koran, der sich selbst als direktes Wort Allahs deklariert, strikt gegen Modifikationen verwahrt – wie könnten Menschen ein göttliches Wort abändern? –, ist „Interpretationen“ eine mehr oder minder bestimmte Grenze gesetzt. Der Leser möge aber beachten, dass der Schwerpunkt der vorliegenden Analyse auf den frühen, jedenfalls vormodernen grundlegenden Schriften ruht, weswegen Fragen späterer Auslegungen dieses allerdings nicht hintergehbaren Unterbaus nur am Rande bzw. in einzelnen Kapiteln Berücksichtigung finden. M.a.W.: Dass es im Rahmen des historischen Gesamtgebäudes des Islam auch abweichende Tendenzen – auch die Moderne hat in den islamischen Kulturraum ihren Eingang gefunden, ohne genuin „islamisch“ zu sein – gibt, kann und soll nicht geleugnet werden; nicht zuletzt diese Strömungen sind es, die ein Element der bitteren Kämpfe innerhalb dieses Weltteils mitbestimmen (und die, so jedenfalls der Eindruck, in den letzten Jahrzehnten im Rahmen einer islamischen Erweckungsbewegung Schritt für Schritt zurückgedrängt werden). Die elementare Bedeutung der kernislamischen Schriften wird im Übrigen dadurch stark unterstrichen, dass die islamische Renaissance unserer Tage zu einem erheblichen Teil durch den Rückgriff auf die Quellen und die idealisierte Frühzeit gekennzeichnet ist: Ein islamisches ad fontes gewissermaßen, freilich nicht ohne eine Reihe von Anpassungen an die Moderne, von denen die an die Waffentechnik nur die in die Augen springendste ist.7 Dies gilt übrigens nicht nur für Organisationen wie al-Qaida oder den Islamischen Staat, die für die spektakulären Schlagzeilen sorgen, sondern für eine breite, nur in vielen Millionen Anhängern zu zählende Strömung innerhalb der islamischen Welt, deren wichtigster organisatorischer Ausdruck die Muslimbruderschaft (al-Ikhwān al-Muslimūn) ist, aus der ein sehr großer Teil der noch extremistischeren Zusammenschlüsse hervorgegangen ist – die ideologischen Unterschiede beziehen sich viel mehr auf taktische und strategische Vorgehensweisen als auf die Einzelheiten der Ideologie oder der Ziele.
Es seien an dieser Stelle zwei Bemerkungen hinzugefügt:
  1. Gegenstand des vorliegenden Textes ist die klassische islamische Doktrin, wie sie in Koran, Traditionsschriften und Scharia zu finden ist und heute in dieser oder jener Form wieder auflebt. Es geht in diesem Zusammenhang um Muslime nur insoweit, als sie ihre Praxis an diesen Dokumenten ausrichten, sie also gleichsam idealtypisch im koranisch-traditionellen Sinn sind; ausgenommen sind hier natürlich Bezugnahmen auf reale gegenwärtige oder historische Personen und Ereignisse. Dass es dabei unterschiedliche Strömungen und Sichtweisen, auch „gemäßigte“, gibt; dass die lange Geschichte des Islam eine große Vielfalt von Ausprägungen und verschiedenen Strömungen hervorgebracht hat;8 dass ferner Muslime unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Religion haben, wird dadurch nicht ignoriert, sondern verschiedentlich auch angesprochen (v.a. in Kapitel 6), wenngleich dies nur am Rande und punktuell Thema der vorliegenden Schrift ist.
  2. Es ist offensichtlich, dass verschiedene Akte westlicher Länder, allen voran der USA, das genannte Wiederaufleben des Islam gewollt oder ungewollt deutlich beschleunigt haben. Es wäre aber ein sehr leichtsinniger Fehler, davon auszugehen, diese islamische Renaissance sei durch diese Aktivitäten geschaffen worden. Wie es europäische und amerikanische Aktivitäten waren, die v.a. im 19. Jahrhundert zu einer ausgeprägten, aber vorher schon vorhandenen Schwächung und partiellen Öffnung des Islam unter dem Zwang der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Machtverhältnisse beigetragen haben, so kam es als Reaktion darauf ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Gefolge einer erneuten Machtverschiebung zu einem breiten Wiederaufleben des zuvor z.T. zurückgedrängten traditionellen Denkens, das keinesfalls nur auf die Interaktion zwischen beiden Kulturblöcken zurückgeht, sondern ein authentisches Zurück zu den eigenen Wurzeln reflektiert, das die westliche Moderne (und Postmoderne) ablehnt, nicht ohne bestimmte ihrer Elemente aufzunehmen, diese aber in ihrem eigenen kulturellen Kontext zu artikulieren.
Dass die vorliegende Schrift einen kritischen Duktus hat, wird nicht verborgen bleiben. Es gehört zu den Unarten der gegenwärtigen öffentlichen Debatte, dass eine kritische Sichtweise des Islam von Manchen gern unter Rubriken wie „Islamophobie“ oder gar „Hassliteratur“ abgelegt wird. Dem ist im gegenständlichen Fall entschieden entgegenzuhalten, dass eine genauere Lektüre der unten näher zu bezeichnenden Quellen ganz von selbst das Bild zusammensetzt, wie es im Folgenden präsentiert wird. Wem die kritischen Formulierungen des Autors nicht gefallen, der hat immer noch die Möglichkeit, an Hand der vorgestellten zahlreichen Originaltexte seine eigenen zu finden.

1 Gemeint ist hier die Trinitätslehre: Gott Vater, Sohn (Jesus) und Heiliger Geist.
2 Bernard Lewis, The Return of Islam: https://www.commentarymagazine.com/article/the-return-of-islam/.
3 Ebd.
4 Saudi-Arabien soll 100 Mrd. Dollar für die Verbreitung des wahhabitischen Islam aufgewendet haben: http://bazonline.ch/basel/stadt/Koenig-Faysal-Stiftung-und-ihre-Terrorfinanciers/story/26387393.
5 Ein bekanntes und folgenreiches Beispiel für den deutschen Sprachraum ist die wiederholte Aussage der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Islam gehöre zu Deutschland. Ein ähnlich dramatisches Beispiel ist die Äußerung der Außenbeauftragten der EU, Federica Mogherini, im Juni 2015, die sogar den „politischen Islam“ (dessen integraler Teil unweigerlich auch die islamischen Rechtsvorstellungen, also die Scharia in welcher Gestalt auch immer, sind) als europäisch sehen will. (http://eeas.europa.eu/statements-eeas/docs/150624islamfepsdeliv.pdf)
6 Grundsatzerklärung des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft: http://www.zentralrat.de/3035.php, Punkt 3. Es handelt sich hier zwar um eine Vereinigung sunnitischer Prägung; die Aussage gilt mutatis mutandis aber auch für die anderen Richtungen des Islam, die sich auf teilweise abweichende Überlieferungen stützen.
7 Eine islamische Erneuerungsbewegung, wie wir sie heute erleben, ist im Übrigen nichts Neues in der Geschichte des Islam, sondern eine ziemlich regelmäßige und blutige Erscheinung, die auch Beobachtern verschiedener weltanschaulicher Provenienz nicht verborgen geblieben ist. Der passende marxistische locus classicus etwa stammt von Friedrich Engels: „Der Islam ist eine auf Orientalen, speziell Araber zugeschnittene Religion, also einerseits auf handel- und gewerbetreibende Städter, andrerseits auf nomadisierende Beduinen. Darin liegt aber der Keim einer periodisch wiederkehrenden Kollision. Die Städter werden reich, üppig, lax in Beobachtung des ‚Gesetzes‘. Die Beduinen, arm und aus Armut sittenstreng, schauen mit Neid und Gier auf diese Reichtümer und Genüsse. Dann tun sie sich zusammen unter einem Propheten, einem Mahdi, die Abgefallnen zu züchtigen, die Achtung vor dem Zeremonialgesetz und dem wahren Glauben wiederherzustellen und zum Lohn die Schätze der Abtrünnigen einzuheimsen. Nach hundert Jahren stehn sie natürlich genau da, wo jene Abtrünnigen standen: eine neue Glaubensreinigung ist nötig, ein neuer Mahdi steht auf, das Spiel geht von vorne an. So ist's geschehn von den Eroberungszügen der afrikanischen Almoraviden und Almohaden nach Spanien bis zum letzten Mahdi von Chartum, der den Engländern so erfolgreich trotzte. So oder ähnlich verhielt es sich mit den Aufständen in Persien und andern muhammedanischen Ländern. Es sind alles religiös verkleidete Bewegungen, entspringend aus ökonomischen Ursachen; aber, auch wenn siegreich, lassen sie die alten ökonomischen Bedingungen unangerührt fortbestehen. Es bleibt also alles beim alten, und die Kollision wird periodisch. In den Volkserhebungen des christlichen Westens dagegen dient die religiöse Verkleidung nur als Fahne und Maske für Angriffe auf eine veraltende ökonomische Ordnung; diese wird schließlich gestürzt, eine neue kommt auf, die Welt kommt vorwärts.“ (Friedrich Engels, Zur Geschichte des Urchristentums. In: Karl Marx, Friedrich Engels – Werke, Band 22. Berlin 1972, 447 – 473, hier 449, Fn. 1) Freilich ist dies bei Engels recht schematisch und ideologisch verzerrt gesehen, mit der ökonomistischen Erklärung ist es nicht so weit her (wenn auch – wie immer und überall – wirtschaftliche Motive zwangsläufig mitspielen; aber der Islam kennt ohnehin keine Trennung von Religion, Politik und Wirtschaft). Die Spannung zwischen den „laxen“ Söhnen des Wohllebens (heute paradigmatisch verkörpert von den sprichwörtlichen „Scheichs“) und den strengen radikalen Erneuerern (beispielhaft repräsentiert von den Nomaden des Terrors, den territorialisierten Kalifatsgründem oder der schon etwas betagteren schiitischen Islamischen Republik Iran) ist aber geblieben, wenn auch verkompliziert durch die neuen Aspekte und die Verwerfungen, die die Globalisierung mit sich bringt. Die von Engels angesprochene Spannung deutet sich schon im Koran und anderen Überlieferungen an, wo die Polemik gegen die „Heuchler“ (s. Kapitel 4.7.5 des vorliegenden Textes) keine geringe Rolle spielt.
8 S. etwa: Werner Ende, Udo Steinbach, Der Islam in der Gegenwart. München 52005.

2 Einige Bemerkungen zu Methode, Quellen und Aufbau des Buches

2.1 Historische und ideologiekritische Perspektive

Die Literatur zur Geschichte des Islam ist umfangreich, und in jedem Buch zu...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. 1 Eine Vorbemerkung
  3. 2 Einige Bemerkungen zu Methode, Quellen und Aufbau des Buches
  4. 3 Grundzüge der islamischen Lehre
  5. 4 Der Koran, der Ungläubige (Kafir) und der Abweichler: Feindbestimmungen
  6. 5 Dualistische Weltsicht, Gnosis und persischer Einfluss: Eine Bemerkung
  7. 6 Verkündet der Koran eine „totalitäre“ Weltsicht?
  8. Impressum