J. G. Ballard - Science Fiction als Paradoxon
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J. G. Ballard - Science Fiction als Paradoxon

SF Personality 25

  1. 417 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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J. G. Ballard - Science Fiction als Paradoxon

SF Personality 25

Über dieses Buch

J. G. Ballard gilt als Erfinder der New Wave, mit der er in den 1960er Jahren neue Ausdrucksformen in die Science Fiction einbrachte. An seiner stilistischen Brillanz besteht kein Zweifel, doch an seinen Inhalten scheiden sich die Geister. Ballard schreibt "Anti-SF", die die Genreprämissen auf den Kopf stellt, sich aber dennoch als SF versteht. So wird der Brite zu einem literarischen Grenzgänger. Seine Negation der SF bereichert diese in wunderbar-paradoxer Weise.Hans Frey liefert einen ausführlichen Überblick zu Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Schriftstellers. Abgerundet wird der Band durch ein Interview mit Ballard von Werner Fuchs und Joachim Körber sowie eine Bibliographie von Joachim Körber.

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Information

1. – Ballards Leben im Überblick
1.1. – Lebensweg (1930–2009)
Der Brite James Graham Ballard kam als Sohn des Chemikers James Ballard und seiner Frau Edna, geborene Johnstone, am 15. November 1930 im Central Hospital von Shanghai zur Welt. Sie waren auch die Eltern einer Tochter. Dass sein Geburtsort eine chinesische Millionenstadt war, lag an der leitenden Tätigkeit seines Vaters bei einem international operierenden Textilunternehmen, das unter anderem auch in Shanghai produzierte. Entsprechend lebte er im internationalen Viertel und wuchs in einem schon großbürgerlich zu nennenden Haushalt mit einem weiträumigen, luxuriösen Haus und vielen namenlosen Lakaien auf.
Nach dem Angriff auf den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbour 1941 besetzten die Japaner das internationale Viertel und begannen 1942/43 mit der Internierung der ausländischen Bevölkerung. Im Lager Lunghua, einige Kilometer vor den Toren des damaligen Shanghai gelegen, lebte Ballard mit seiner Familie gezwungenermaßen zwei (oder drei?) Jahre lang. 1945 endete mit der japanischen Kapitulation der Zweite Weltkrieg.
Ballard fuhr mit Mutter und Schwester nach England. Kurz danach brachen die Frauen wieder nach China zu dem dort verbliebenen Ehemann und Vater auf. So musste Ballard zeitweise bei seinen ungeliebten Großeltern bzw. in einem Internat wohnen. Dem Ende der Schule folgte ein Medizinstudium, denn Ballard wollte Psychiater werden. Nach dem ersten Elan (vor allem im Bereich intensiver anatomischer Studien und Leichensezierungen) verlor er das Interesse und sattelte auf englische Literatur um, erlangte aber auch dort keinen Abschluss. Er, der jetzt freiberuflicher Schriftsteller werden wollte, musste sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten (u. a. verkaufte er an der Haustür Lexika), bis er sich, seiner alten Faszination für das Fliegen folgend, freiwillig zur Royal Air Force meldete, um eine Pilotenausbildung zu absolvieren. 1953 begann er in Kanada die Ausbildung, die aber im Wesentlichen durch veränderte Planungen des Militärs versandete. Wieder in England war er immer noch fest entschlossen, freier Schriftsteller zu werden. Immerhin war 1956 seine Geschichte »Prima Belladonna« von SCIENCE FANTASY als erste, sozusagen »offiziell« publizierte Story angenommen worden. Doch noch war es nicht so weit. Ballard, der 1955 Mary Matthews geheiratet hatte, musste eine Frau und ein zu erwartendes Kind ernähren. Er nahm journalistische Jobs an, die ein schmales Einkommen garantierten. Weitere Veröffentlichungen besserten bescheiden das Salär auf, aber erst 1963 wurde mit dem Erfolg des SF-Romans The Drowned World (dt. Karneval der Alligatoren, auch: Paradiese der Sonne) seine schon länger gehegte Absicht Realität. Jetzt widmete er sich dem Schreiben als Beruf. Inzwischen war die junge Familie in ein Haus in Shepperton, einem Vorort Londons, umgezogen, das er übrigens bis zu seinem Lebensende bewohnen sollte. Mittlerweile hatten Mary und er drei Kinder (die beiden Töchter Fay und Bea und den Sohn Jim), und alles entwickele sich recht harmonisch und vielversprechend.
Ein jäher Schicksalsschlag zerstörte die hoffnungsvolle, fast idyllische Lebenssituation. Während eines Spanienurlaubs 1964 bekam Mary wahrscheinlich infolge einer nicht korrekten Blinddarmoperation eine schwere Lungenentzündung und starb. Nun musste Ballard allein für seine Kinder sorgen. Obwohl von dem Verlust schwer getroffen, widmete er sich dieser Aufgabe hingebungsvoll – offensichtlich mit großem Erfolg, denn seine Kinder gerieten hervorragend. Nebenbei erledigte er seine schriftstellerischen und sonstigen künstlerischen Arbeiten, und auch dabei war er – trotz z. T. heftiger öffentlicher Anfeindungen – sehr erfolgreich. Ab 1969 wurde die Journalistin Claire Walsh zu seiner ständigen Lebensgefährtin.
Nach einem erfüllten Autorenleben mit belletristischen Highlights, Verfilmungen seiner Werke, Kontakten in alle Welt und vielen Ehrungen und Anerkennungen verstarb J. G. Ballard im Alter von 79 Jahren am 19. April 2009 in Shepperton an den Folgen einer Krebserkrankung.
1.2. – Eine verwirrende Persönlichkeit
Zum Zusammenhang von Person und Werk
Ballards Werke sind alles in allem faszinierend, aber doch anstrengend und keine Gute-Nacht-Lektüre. Sie strapazieren nicht selten die Geduld auch des Gutwilligen und stellen gerade für den rational orientierten Leser oft eine Provokation dar. Dennoch ist es spannend, aufregend und Gewinn bringend, sich auf Ballard einzulassen – vorausgesetzt, man mag literarische Tiefseeabenteuer. Wie bei allen Autoren (und sonstigen Künstlern) besteht immer ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Werk, und wenn es sich um große Schriftsteller handelt, erweist er sich als umso komplexer. Deshalb soll zuerst auf Ballards Wesen und Charakter eingegangen werden, um dann den Bogen zu seinem Werk zu schlagen.
Wege zu Ballard
Liest man Ballards Biografie, begegnet man einem erlebnisreichen, keineswegs ungetrübten, von diversen Traumata belasteten, aber dennoch bis auf wenige echte Rückschläge relativ gradlinigen und erfüllten Leben, das man in der Summe nicht als außerordentlich schwer, bedrückend und schon gar nicht als schrecklich und zerstörerisch bezeichnen kann. Im Gegenteil hatte er eine insgesamt passable Kindheit und eine zwar aufwühlende, z. T. verstörende, aber insgesamt doch glückliche Jugend (so seine eigenen Worte). Später erlebte er gerade in Ehe und Familie viele beglückende Momente, hatte Erfolg im Beruf und erwarb sich Ansehen und Respekt.
Eigentlich müsste man nun ein eher stimmiges, abgerundetes, evtl. sogar warmherziges Werk erwarten. Das ist jedoch nicht der Fall. In seinen Texten begegnet uns ein Ballard, der ganz anders ist als der, den uns seine Biografie suggeriert. Man könnte fast auf die Idee kommen, Ballard habe sich plötzlich von einem mit beiden Beinen im Leben stehenden Dr. Jekyll in einen zwielichtigen, wirren und geistesgestörten Mr. Hyde der Literatur verwandelt. Wie erklärt sich bei Ballard der Bruch zwischen Leben und Werk? Ist es überhaupt ein Bruch? Oder liegt hier nur eine scheinbare Inkompatibilität vor, die in Wirklichkeit doch ein einigermaßen folgerichtiges Ganzes ergibt?
Ich denke, dass es in der Tat einen Bruch gibt! Dieser steht aber nicht beziehungslos in Raum und Zeit, sondern drückt gleichzeitig ein Nebeneinander wie auch ein Verflochtensein aus. Mir scheint, dass der Begriff des Paradoxen am besten geeignet ist, Ballard zu beschreiben. Zum Beleg sollen nun die ins Paradoxe hineinragenden Widersprüche zwischen dem Leben Ballards und seiner Innenwelt, die sich in seinen Texten materialisiert, ebenso wie deren Überlappungen konkretisiert werden. Dabei berufe ich mich in erster Linie auf die gegen Ende seines Lebens geschriebenen Autobiografie Miracles of Life (2008; dt. Wunder des Lebens). Nichts (außer einigen Interviews und seinem Werk natürlich) exemplifiziert meiner Meinung nach das aufzuzeigende Spiegelkabinett nachdrücklicher als eben diese Autobiografie.
Behütung und Unbehaustheit
Ballard wuchs privilegiert in einem großbürgerlichen Haushalt auf, genoss dessen Annehmlichkeiten und bewegte sich in einer gebildeten, distinguierten, eher liberalen und weltläufigen Umgebung. Gleichzeitig empfand er die Distanz zu seinen Eltern als bedrückend, da sie sich vornehmlich um sich selbst kümmerten und ihn dem ebenfalls nur mäßig interessierten Kindermädchen überließen. Ballard war also als Kind durchaus behütet und gut versorgt. Dennoch erlebte er trotz äußerer Schutzhülle eine gewisse Unbehaustheit, die man normalerweise nur bei verlassenen und verwahrlosten Kindern vermutet. Und er bemerkte schon früh die hohlen Verkehrsformen und die Leere der gehobenen Mittelstandsgesellschaft, die zudem, wie er des Öfteren feststellt, viel Alkohol konsumierte.
Gedoppelte Wahrnehmung
Seine Eindrücke von Shanghai kamen hinzu, Eindrücke, die ihn ein ganzes Leben lang nicht mehr los ließen. Der Stadtmoloch war zu dieser Zeit ein siedendheißes Pflaster. Die Kriminalität blühte und stellte sich offen zur Schau, die Massenarmut mit einer Armee von Bettlern, an den Ecken sterbenden Menschen und auf den Straßen verrottenden Leichen waren allgegenwärtig. Gestank, ekelerregende Krankheiten, schwärende Epidemien, Kaschemmen mit billigster Prostitution, Spiel- und Rauschgifthöllen gehörten zur Tagesordnung. Doch ebenso nachhaltig prägte ein quirliges, aufputschendes, unglaublich vielfältiges Leben das Gesicht der Riesenstadt. Blinkende Leuchtreklamen, Theater, Kinopaläste mit den neusten Hollywoodfilmen, strahlende Kaufhäuser mit einem Überangebot, Prachtstraßen, gut gekleidete, fröhlich flanierende Menschen, ein Riesenverkehr und vieles mehr produzierten eine überbordende Vitalität.
Wie erlebte der junge Ballard all dies? Er erfuhr es durch gelegentlichte Autofahrten mit seinen Eltern und durch seine späteren Fahrradtouren. Aber sein Versuch, realen Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen, scheiterte. Kurz: Er erlebte Shanghai als durchaus konkretes, aber doch irgendwie abgehobenes Medienspektakel, nicht als echtes, hautnahes, zu ihm gehörendes Gebilde. »In vieler Hinsicht erinnerte alles an eine Kulisse, doch damals war es real, und ich glaube, ein großer Teil meiner Werke stellt den Versuch dar, diese Atmosphäre mit anderen Mitteln als dem Gedächtnis heraufzubeschwören.« (WL, S. 14) Er blieb ein Fremder in einer fremden Welt. In diesem Zusammenhang ergibt sich eine interessante Parallele zu Ballards Schilderung, wie er mit dem Krieg konfrontiert wurde. »Ich glaube, ich sah den Krieg in Europa als Wochenschaukrieg, der sich nur auf dem silbernen Rechteck über meinem Kopf abspielte (…) Die Realität, ob im Krieg oder Frieden, sah man abgefilmt in den Wochenschauen, und ich wollte, dass ganz Shanghai gefilmt würde.« (WL, S. 41 f....

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhalt
  2. Warum J. G. Ballard?
  3. 1. – Ballards Leben im Überblick
  4. 2. – Ballards Werk im Überblick
  5. 3. – Ballards Kurzgeschichten
  6. 4. – Ballards Romane
  7. 5. – Schlussbemerkung
  8. ANHANG
  9. II. – Deutsche Bibliographie
  10. Bücher bei MEMORANDA