Kapitel 14
Eine Zusammenfassung der Intelligenz
Für den Begriff der Intelligenz gibt es keine allgemeingültige Definition. Vielmehr stehen verschiedene Intelligenzmodelle gleichberechtigt nebeneinander. Die bekanntesten Intelligenzmodelle sind das Modell des Generalfaktors der Intelligenz von Spearman, das Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren der Intelligenz von Thurstone, das Modell der kristallinen und fluiden Intelligenz von Cattell und das Modell der Multiplen Intelligenzen von Gardner. Der Begriff der Intelligenz eröffnet folglich einen weiten Spielraum für seine Definition.
Da sich die Intelligenz nicht einmal genau definieren lässt, lässt Sie sich auch nicht genau messen. Der Intelligenzquotient ist keine physikalische Größe wie ein Liter oder ein Meter. Faktoren der Tagesform des Getesteten sowie sprachliche, soziale und kulturelle Unterschiede können in einem Intelligenztest nicht widergespiegelt werden. Dennoch vermag es ein Intelligenztest, zumindest den schulischen Erfolg gut vorherzusagen, nicht aber den Erfolg im Leben.
Aufgrund des weiten Interpretationsspielraums erscheint es sinnvoll, den Begriff der Intelligenz um die Emotionale Intelligenz nach Goleman zu erweitern. Die Emotionale Intelligenz beschreibt nämlich ganz entscheidende Fähigkeiten des menschlichen Denkens. Logisches Denken alleine ist, wie der Fall von Elliot zeigt, kein Garant für ein vernünftiges Handeln. Ein vernünftiges Handeln ist das Erreichen von selbstgesteckten Zielen durch die Wahl der bestmöglichen Mittel zur Erreichung dieser Ziele. Dazu braucht es Emotionale Intelligenz. Orientieren Sie sich zur Erreichung Ihrer selbstgesteckten Ziele an den sechs Eckpfeilern von Seite 17. Dabei ist es angebracht, die eigene Gefühlswelt mit logischem Denken zu kombinieren. Das bedeutet, dass Sie sich zunächst von Ihren Gefühlen leiten lassen. Nehmen Sie Ihre Gefühle als solche erst einmal wahr, und überprüfen Sie dann mit Hilfe Ihres logischen Denkens, ob diese Gefühle auch wirklich angebracht sind.
Die Emotionale Intelligenz lässt sich trainieren. Holen Sie sich Rückmeldungen ein, indem Sie Ihre Mitmenschen fragen, ob Sie Ihre Befindlichkeiten richtig eingeschätzt haben. Auch das Erlernen eines Musikinstrumentes und das Musizieren in einer Gruppe fördern die Emotionale Intelligenz. Meditationen und Achtsamkeitsübungen helfen ebenfalls, die Emotionale Intelligenz zu stabilisieren. Sie helfen zudem Stressreaktionen des Körpers, die sich negativ auf die Intelligenz auswirken, abzumildern oder ganz zu vermeiden.
Der Einfluss von Genen und Umwelt auf die Intelligenz wird immer wieder heftig diskutiert. Bereits aufgrund der neueren Erkenntnisse der Epigenetik überwiegt der Einfluss der Umweltfaktoren den Einfluss der Gene auf die Intelligenz. Nach den Regeln der Epigenetik entscheiden Umwelteinflüsse ab dem Tag der Befruchtung der Eizelle darüber, ob ein bestimmtes Gen aktiv wird oder aber inaktiv bleibt. Auch die ausgedehnten Forschungen des Zwillingsforschers Tim Spector bestätigen den überragenden Einfluss der Umwelt auf die Intelligenz. Ihr Gehirn ist und bleibt stark veränderbar. Ein Intelligenz- oder Schwachsinns-Gen gibt es nicht.
Umwelteinflüsse, die sich bereits sehr früh positiv auswirken, sind insbesondere: eine möglichst stressfreie Schwangerschaft, Stillen, das Erlernen eines Musikinstrumentes vor dem siebten Lebensjahr und nunmal auch ein relativ gut gefüllter Geldbeutel der Eltern. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, sportliche Betätigung und ausreichend Schlaf sind die besten natürlichen Mittel, um die eigene kognitive Leistungsfähigkeit ein Leben lang zu unterstützen. Eine Intelligenzpille gibt es nicht.
Lernen schwimmt im Fluss des Lebens immer mit. Wir können gar nicht anders als unentwegt zu lernen, entweder ganz bewusst oder wie so oft völlig unterbewusst. Durch die bewussten und unterbewussten Lernprozesse unterliegt unser Gehirn unabhängig vom Alter einem stetigen Wandel. Sie wissen, dass Ihr Gehirn und damit auch Ihre Fähigkeiten zu jeder Zeit wandelbar sind. Sie sollten Ihr Gehirn daher kontinuierlich trainieren, damit es nicht verkümmert, sondern immer stärker wird. Sehr gute Möglichkeiten, um Ihr Gehirn effektiv zu trainieren, sind vor allem: Lesen, das Erlernen einer Fremdsprache, das Erlernen eines Musikinstrumentes und Schachspielen.
Ihrem Gedächtnis können Sie durch die Anwendung der sieben Mentalfaktoren Fantasie, Visualisierung, Emotion, Assoziation, Logik, Transformation und Lokalisation auf die Sprünge helfen.
Weisheit kommt mit dem Alter und wird gespeist aus dem stetig wachsenden Erfahrungsschatz. Auch die Intuition wird aus dem Schatz der gesammelten Erfahrungen gespeist. Die Intuition ist die Intelligenz des Unterbewusstseins. Sie begegnet uns im Großen wie auch im Kleinen. Bei dem Bauchgefühl der Intuition ist es wie bei allen Gefühlen am intelligentesten, diese als solche erst einmal wahrzunehmen. Überprüfen Sie dann mit der Hilfe des logischen und schlussfolgernden Denkens, ob Ihre Intuition auch wirklich angebracht ist. Bei der Überprüfung Ihrer Intuition legen Sie den Umstand zugrunde, das der Sinn und Zweck einer guten Intuition immer nur die Ermöglichung des Wachstums für einen selbst und die Ermöglichung einer tiefen Verbundenheit mit anderen Menschen sein kann. Nur auf Ihrem Fachgebiet, wo Sie bereits sehr viele Erfahrungen sammeln konnten, können Sie sich blind und ohne Umschweife auf Ihre Intuition verlassen. Bei komplexeren Fragen des Lebens braucht die Intuition hingegen, wie bei einem kreativen Schaffensprozess, eine gewisse Zeit, um heranreifen zu können.
Um kreative Lösungen zu finden, nutzen Sie am besten ganz bewusst die Ihnen bekannten vier Phasen des kreativen Schaffensprozesses. Machen Sie sich dabei frei von festgefahrenen Denkroutinen, und überdenken Sie die Angelegenheit einmal ganz unkonventionell und nonkonform. Denken Sie quer.
Für die Herausbildung einer kollektiven Intelligenz, bei der das Ganze mehr ist als die Summe seiner einzelnen Teile, kommt es auf die ausgewogene Zusammensetzung und die richtige Selbstorganisation der Gruppe an. Die Gruppe mit einem nennenswerten Frauenanteil organisiert sich wie die Ameisen selbst, und es gibt keinen Gruppenanführer. Wie bei den Bienen wird das Wissen eines jeden Mitglieds genutzt, so dass sich der Mehrwert der Zusammenarbeit aus den Unterschieden generiert. Wie bei den Termiten baut der Eine auf die Arbeit des Anderen auf. Wie bei den Vögeln achtet jeder darauf, was sein Nachbar tut.
Wir lesen uns wieder im dritten Band der Wissenschaft der Gedankenführung und tauchen gemeinsam ein in den tiefen Ozean der Gefühle.
Die Wissenschaft der Gedankenführung
Band I Grundlagen
von Felix Brocker
ISBN 978-3-00-037149-3
128 Seiten, DIN A5 Paperback
9,90 € [Deutschland]
10,20 € [Österreich]
17,90 CHF [Schweiz]
Lesen Sie einen kurzen Auszug aus dem vierten Kapitel "Neurologie und Psychologie":
„Die Wahrnehmung unserer Wirklichkeit basiert auf den Reizen unserer Umwelt, die wir mit all unseren Sinnen wahrnehmen. Wir wissen bereits, dass das Gehirn als der im Kopf gelegene Teil unseres Zentralnervensystems definiert ist. Alle unsere Sinne sind über zahllose Nervenbahnen direkt mit unserem Gehirn verbunden. Erst dort im Gehirn werden alle in wenigen Millisekunden eingehenden Reize entsprechend unserer Wahrnehmung in unser jeweils ganz eigenes Bild der Wirklichkeit umgewandelt. Somit ließe sich durchaus behaupten, dass der einzige Ort, an dem Sie je gewesen sind, der in Ihrem Kopf ist.
Allen Snyder, ein angesehener Hirnforscher vom Center of the Mind im australischen Sydney, folgert daraus, dass der Mensch mit den Gedanken die Wirklichkeit überschreiben kann. Diese Möglichkeit, mit den eigenen Gedanken die Wirklichkeit überschreiben und somit fälschen zu können, sei, so Snyder, unglaublich machtvoll.
Das Bild der Wirklichkeit, die einen umgibt, entsteht also erst im Gehirn und dass dieses ganz eigene Bild der Wirklichkeit, das in unserem Gehirn entsteht, nicht zwangsläufig mit der Realität übereinstimmen muss, zeigen eindrucksvoll optische Täuschungen und Zaubertricks.
Die senkrecht verlaufenden Linien, die Sie auf dem obenstehenden Bild sehen, sind augenscheinlich schief, doch dies entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein bloßer Schein. Alle senkrechten Linien verlaufen kerzengerade und parallel zueinander. Auf dem untenstehenden Bild sehen Sie, dass das obere Teil A eindeutig kleiner ist als das untere Teil B.
Doch bei dieser optischen Täuschung, entdeckt von dem amerikanischen Psychologen Joseph Jastrow, sind die beiden Teile A und B exakt gleich groß. Sie sind identisch.
Nach dem Betrachten der beiden optischen Täuschungen müssen wir also feststellen, dass alles, was wir sehen, nicht immer dem Tatsächlichen entspricht. Dies gilt nicht nur für das, was wir sehen, sondern für alle unsere fünf Sinne, die die Reize unserer Umgebung aufnehmen und zur Verarbeitung an unser Gehirn weitersenden. Dies ist die erste wichtige Erkenntnis zur Wirklichkeit."
Die klassische Lösung des Neun-Punkte-Problems aus dem zwölften Kapitel sieht so aus:
Lesen Sie in Ergänzung zum ersten Band auch die drei Sonderausgaben der Wissenschaft der Gedankenführung.
Die Sonderausgaben enthalten die drei bekanntesten Bücher des neugeistlichen Schriftsteller Wallace Delois Wattles. Seine Bücher haben viele Menschen dazu veranlasst, dieses Wissen weiterzugeben. So inspirierten sie unter anderem auch die amerikanische Best...