Die glücklichsten Menschen auf Erden
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Die glücklichsten Menschen auf Erden

Die faszinierende Lebensgeschichte des Gründers von "Christen im Beruf"

  1. 208 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Die glücklichsten Menschen auf Erden

Die faszinierende Lebensgeschichte des Gründers von "Christen im Beruf"

Über dieses Buch

Der aus Armenien stammende US-Amerikaner gründete als erfolgreicher Milchfarmer und engagierter Christ Mitte der Fünfzigerjahre die Arbeit der Full Gospel Business Men Fellowship International (Deutscher Zweig: Christen im Beruf e.V.). Mittlerweile gibt es weltweit über 4000 örtliche Gruppen in 160 Ländern. - In diesem Buch finden Sie die Lebensgeschichte eines Mannes, der sich auf eindrucksvolle Weise von Gott gebrauchen ließ. Zugleich ist dieser Bericht ein Stück lebendiger Kirchengeschichte. Armenische Christen leben mitten in der moslemischen Welt der Türkei. Großvater und Vater von Shakarian werden dort geboren. Aufgrund einer Prophetie emigrieren sie in die USA und entgehen so dem Völkermord an den Armeniern zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Shakarian lernt, sich auf die Führung des Heiligen Geistes zu verlassen, und erlebt dadurch, wie real der lebendige Gott ist. Dieser Gott beruft ihn ohne jede theologische Ausbildung in seinen Dienst - als Helfer! - Ein erfrischend natürlicher Lebensbericht, der Sie unter anderem miterleben lässt, wie die weltweite Arbeit der FGBMFI (Christen im Beruf e.V.) begonnen hat.

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Information

Kapitel 1 - Die geheimnisvolle Botschaft
Vor einiger Zeit, als Rose und ich abends durch Los Angeles nach Hause fuhren, bekam ich plötzlich das Verlangen, von der Hauptstraße abzubiegen und an dem Haus vorbeizufahren, in das Großvater Demos gleich nach seiner Ankunft in Amerika eingezogen war.
Nach zweiundvierzigjähriger Ehe hatte sich Rose an solch plötzliche Impulse gewöhnt, und obwohl es ein Uhr früh war, sagte sie kein Wort, als ich in das Gebiet hineinfuhr, das allgemein als die „Los Angeles Flats“ bekannt war. Aber das quadratische Stuckhaus in der Boston Street Nr. 919 stand nicht mehr. Wir hielten an und betrachteten einen Augenblick lang still vom Auto aus die Hausbauten des Regierungsprogramms, die statt der alten Gebäude errichtet worden waren. Dann wendete ich den Wagen und fuhr zurück in Richtung Hauptstraße.
Doch die Erinnerungen an meinen Großvater ließen mich in dieser warmen kalifornischen Sommernacht nicht mehr los. Jetzt wusste ich auch, warum ich den Umweg hatte machen müssen: wegen einer Prophetie nämlich, die Rose und ich kurz vorher in einer Versammlung der „Geschäftsleute des Vollen Evangeliums“ in Beverly Hills gehört hatten. Jemand hatte dort die Voraussage gemacht, dass schon sehr bald in vielen Teilen der Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten von Amerika, eine große Christenverfolgung losbrechen werde. Er hatte sich darauf berufen, Gottes eigene Worte auszusprechen.
Was sollten wir von einer solchen Aussage halten? Wie hatte meine Familie vor einem Jahrhundert auf eine ähnliche Botschaft reagiert? Damals hatte es eine solche Prophetie auch gegeben, und alles, was sich danach im Leben meines Großvaters, meines Vaters und auch in meinem Leben ereignet hatte, war geschehen, weil man diese Aussage ernst genommen hatte.
Es war zwei Uhr morgens, als wir in Downey ankamen und ich den Wagen in der Einfahrt zu unserem Haus abstellte.
Der Mond schien und die Nacht war wieder einmal viel zu schade, um schon schlafen zu gehen. Ich bin ein Nachtmensch – ein Umstand, über den Rose nicht gerade glücklich ist. So ging sie auch diesmal allein zur Ruhe, während ich den alten Wohnzimmersessel dicht an das Fenster rückte, das Licht löschte und meine Gedanken in der Dunkelheit zurückwandern ließ in die Vergangenheit.
Ich hatte meinen Großvater nie kennengelernt, er starb, bevor ich geboren wurde, aber die Geschichten über ihn hatte ich wohl mehr als tausend Mal gehört. Ich kannte alle Einzelheiten so gut, dass ich eine andere Landschaft vor meinen Augen sah; eine Landschaft, die unfassbar fern und längst vergangen war, aber als ich so am Fenster saß und auf die Orangenbäume im silbernen Mondlicht blickte, schien sie mir so vertraut, als wäre ich in ihr aufgewachsen. So eine Vorstellung fällt einem Armenier nicht schwer: Wir sind Menschen des Alten Testaments; Vergangenheit und Gegenwart sind in unseren Gedanken oft so verwoben, dass Dinge, die sich vor hundert, tausend oder gar zweitausend Jahren ereigneten, für uns real sind wie das heutige Kalenderdatum.
So oft hatte ich über das kleine Dorf Kara Kala erzählen gehört, dass ich es vor mir sah, fest eingefügt in die felsigen Ausläufer des Berges Ararat, des Berges also, auf dem die Arche Noah auf Land setzte, wie die Bibel sagt. Wenn ich meine Augen schloss, sah ich die Steingebäude, die Schuppen und Scheunen und das Wohnhaus meines Großvaters Demos, das nur aus einem einzigen Raum bestand. Hier, in diesem Haus, hatte meine Großmutter fünf Töchter geboren, aber keinen Sohn, und das galt als Schande unter den Armeniern, so wie es auch eine Schande unter den alten Israeliten gewesen war.
Ich konnte mir Großvater gut vorstellen, wie er jeden Sonntag mit seinen kleinen Mädchen zur Hauskirche ging. Obwohl die meisten Armenier Orthodoxe sind, waren Großvater und manche andere in Kara Kala Presbyterianer. Ich konnte ihn durch das Dorf marschieren sehen zu dem Haus, in dem der Gottesdienst gehalten wurde, nicht gebückt und zaghaft, sondern aufrecht und mutig, unbeeindruckt von den schweigenden Vorwürfen und Fragen.
Eigentlich kann ich es mir nicht erklären, dass Großvater in seiner großen Not nicht sofort die merkwürdige Botschaft angenommen hatte, die immerhin fünfzig Jahre brauchte, um ihren Weg über die großen Berge in jenes einsame Gebiet zu finden.
Die Russen hatten die Botschaft mitgebracht, und obwohl Großvater die Russen mochte, dachte er doch zu nüchtern, um ihnen ihre Erzählungen über Wunder zu glauben. Sie waren damals in Planwagen gekommen und zogen in langen Karawanen in das kleine Dorf ein. Gekleidet waren sie wie unsere Leute auch: Die langen, hochkragigen Gewänder hielten sie an der Hüfte mit Schnüren und Quasten zusammen. Die verheirateten Männer waren außerdem an ihren Vollbärten zu erkennen. Auch Verständigungsschwierigkeiten gab es keine, da die meisten unserer Leute auch Russisch sprachen. So hörten die Armenier den Erzählungen zu über das, was die Russen das „Ausgießen des Heiligen Geistes“ über Hunderttausende von russisch-orthodoxen Christen nannten. Die Russen kamen als Freunde, die Geschenke brachten: die Gaben des Geistes, die sie mit uns teilen wollten.
Mir war, als hörte ich die Worte, wenn Großvater und Großmutter nach einem solchen Besuch bis tief in die Nacht miteinander sprachen. „Man muss doch aber zugeben“, so würde Großvater gesagt haben, „dass alles, worüber die Russen reden, biblisch fundiert ist. Ich meine, Heilungen stehen in der Bibel. Auch das Sprechen in Zungen und Prophetie finden wir da; das Problem ist nur, dass die ganze Sache … nicht armenisch klingt!“ Damit meinte er: glaubwürdig, „mit den Füßen auf der Erde“, praktisch.
Und Großmutter, mit ihrem immer schweren Herzen, könnte geantwortet haben: „Weißt du, wenn du über Prophetie und Heilungen sprichst, dann meinst du eigentlich doch Wunder, oder?“
„Ja, da hast du recht.“
„Wenn wir jemals ‚den Heiligen Geist erhalten‘ sollten, so, wie die Russen es sagen, hieße das dann auch, dass wir um ein Wunder bitten könnten?“
„Du meinst doch wohl nicht, dass wir doch noch einen Sohn bekommen?“
Dann wird Großmutter wohl angefangen haben zu weinen. Und ich weiß es auch tatsächlich, dass Großmutter an einem sonnigen Morgen im Mai 1891 weinte. Das war eine seltsame Geschichte. Während der zurückliegenden Jahre hatten mehrere Familien in Kara Kala angefangen, der Botschaft der russischen Pfingstler zu glauben. Auch Großvaters Schwager, Magardich Mushegan, hatte sich überzeugen lassen. Er bekam die Taufe im Heiligen Geist und erzählte dann bei seinen häufigen Besuchen auf dem Shakarian-Hof von der neuen Freude in seinem Leben.
An diesem besonderen Tag, dem 25. Mai 1891, nähten Großmutter und mehrere andere Frauen in einer Ecke des einzigen Raumes, aus dem das Bauernhaus bestand. Das heißt, Großmutter versuchte zu nähen, aber die Tränen hinderten sie, die über ihre Wangen liefen und den Stoff benetzten.
Auf der Fensterseite des Zimmers, wo das Licht besser war, saß Magardich Mushegan mit seiner geöffneten Bibel auf den Knien und las.
Plötzlich klappte Magardich die Bibel zu, stand auf und ging durch das Zimmer. Als er vor Großmutter stehen blieb, bewegte sich sein schwerer, schwarzer Bart vor Aufregung auf und ab.
„Goolisar“, sagte Magardich, „eben hat der Herr zu mir gesprochen!“ Großmutter richtete sich auf und sah ihn erstaunt an: „Wirklich, Magardich?“ „Er hat mir eine Botschaft für dich gegeben“, sagte Magardich, „Goolisar, genau heute in einem Jahr wirst du einen Sohn bekommen.“
Als Großvater später vom Feld zurückkam, erwartete ihn Großmutter schon und erzählte ihm von der wunderbaren Prophetie. Obwohl Großvater sich freute und es wohl auch glauben wollte, war er doch noch sehr skeptisch und enthielt sich lieber einer Meinung. Er lächelte nur und zuckte mit den Achseln – dann aber ging er zum Kalender und umrahmte das Datum mit dicker, schwarzer Tinte.
Drei Monate gingen ins Land, und es stand fest, dass Großmutter wieder schwanger war. Jedermann in Kara Kala wusste zu diesem Zeitpunkt von der Prophetie, und das ganze Dorf war gespannt, wie es wohl ausgehen würde. Dann, am 25. Mai 1892, genau ein Jahr nach der Prophezeiung, brachte Großmutter ein Baby zur Welt – einen Jungen.
Es war das erste Mal, dass unsere Familie dem Heiligen Geist in dieser persönlichen Weise begegnet war. Alle in Kara Kala waren sich einig, dass der kleine Erdenbürger genau den richtigen Namen bekommen hatte: Er hieß Isaac, denn er war, genauso wie der lang ersehnte Sohn Abrahams, das versprochene Kind.
Ich bin sicher, dass Großvater nun ein stolzer und glücklicher Mann war, als er seine Familie am Sonntag nach Isaacs Geburt zur Kirche führte. Aber doch hatte er, wie alle Armenier, eine sehr „sture Ader“. Er hielt sich für zu nüchtern im Denken, um ohne Einschränkung zu akzeptieren, dass er eine übernatürliche Weissagung erlebt hatte, so wie sie in der Bibel vorkommen. Vielleicht war die Voraussage ja doch nicht mehr als ein glücklicher Zufall gewesen.
Aber dann, innerhalb eines Tages, verschwanden Großvaters Zweifel ein für alle Mal.
Im Jahr 1900, als Isaac acht und seine Schwester Hamas vier Jahre alt war, erreichte das Dorf die Nachricht, dass etwa hundert russische Christen in ihren Planwagen über die Berge herüberkamen. Das war wirklich ein Grund zur Freude, denn in Kara Kala war es Brauch, besuchenden Christen ein Fest auszurichten, sobald sie eingetroffen waren. Ungeachtet dessen, dass Großvater mit dem „vollen Evangelium“, das die Russen verkündeten, nicht ganz einverstanden war, betrachtete er diese Besuche doch als besondere, Gott gewidmete Zeiten und bestand darauf, dass das Willkommensfest auf dem großen Grundstück vor seinem Haus abgehalten wurde.
Großvater war, das sollten wir nebenbei erwähnen, sehr stolz auf seinen schönen Viehbestand. Als die Nachricht eintraf, dass die Russen unterwegs seien, ging er auf die Koppel, um die Herde zu inspizieren. Dabei wollte er dann auch gleich den schönsten und fettesten Ochsen für das Festmahl aussuchen.
Unglücklicherweise aber stellt sich bei der Besichtigung der Herde heraus, dass genau der fetteste Ochse einen Fehler hatte: Das Tier war nämlich auf einem Auge blind.
Was sollte Großvater nun machen? Er kannte seine Bibel gut und wusste genau, dass er dem Herrn kein fehlerhaftes Tier als Opfer anbieten durfte. Hieß es nicht im 22. Kapitel des 3. Buches Mose, im 20. Vers: „… nichts, was einen Fehler hat, sollt ihr opfern, denn es würde euch nicht wohlgefällig machen“?
Welch ein Dilemma! Kein anderes Tier der Herde war groß genug, um hundert Gäste zu sättigen. Großvater sah sich um, niemand beobachtete ihn. Wenn er nun den großen Ochsen schlachten würde und den fehlerhaften Kopf versteckte? Das schien die einzige Lösung, und genau das würde er auch tun. Er führte den halbblinden Ochsen in den Stall, schlachtete ihn eigenhändig und steckte den Kopf schnell in einen Sack, den er unter einem Haufen gedroschenen Weizens in einer dunklen Ecke verbarg.
Großvater war gerade rechtzeitig fertig mit dem Anrichten, denn schon hörte er die Wagen der russischen Besucher nach Kara Kala hereinrumpeln. War das ein willkommener Anblick! Die Staubwolke, die schon von Weitem zu erkennen war, gab jetzt die wohlbekannte Karawane der Wagen frei, und jeder der Wagen wurde von vier schwitzenden Pferden gezogen. Neben dem Kutscher des ersten Gefährts saß, aufrecht und gebieterisch wie immer, der weißbärtige Patriarch, der Führer und Prophet der Gruppe. Großvater und der kleine Isaac liefen die Straße hinauf, um die Gäste zu begrüßen.
In der ganzen Stadt waren die Festvorbereitungen im Gange, und schon bald röstete der große Ochse an einem Bratspieß über einer riesigen Schicht Holzkohle. Alle kamen an diesem Abend zusammen und setzten sich erwartungsvoll und hungrig an die langen Holztische. Bevor aber das Mahl beginnen konnte, musste die Speise gesegnet werden.
Diese alten russischen Christen pflegten kein Gebet zu sprechen, nicht einmal eine Danksagung vor den Mahlzeiten, bevor sie nicht „die Salbung“, wie sie es nannten, empfangen hatten.
Sie wollten vor dem Herrn warten, bis, so drückten sie es aus, „der Geist des Herrn auf sie gefallen war“. Sie behaupteten (was Großvater etwas belustigte), dass sie tatsächlich Gottes herabkommende Gegenwart spüren könnten. Und wenn dies dann geschah, hoben sie ihre Arme auf und tanzten vor Freude.
So warteten die Russen also, wie sie es gewohnt waren, auch bei diesem Fest auf die Salbung mit dem Geist. Es dauerte nicht lange, und jeder der Anwesenden konnte es genau beobachten, da begann erst einer und dann ein weiterer auf seinem Platz zu tanzen. Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen; bald würde die Segnung der Speise erfolgen und das Fest könnte beginnen.
Zu Großvaters Verblüffung hob der Patriarch plötzlich die Hand, aber nicht um zu segnen, sondern als Zeichen, dass alle mit dem Beten aufhören sollten. Nachdem er Großvater mit einem merkwürdig durchdringenden Blick angesehen hatte, verließ der weißhaarige, große Mann den Tisch, ohne noch ein Wort zu sagen. Großvaters Augen folgten jeder Bewegung des alten Mannes, als der Prophet mit langen Schritten über den Hof und in den Stall ging. Nach einem Moment erschien er wieder: In seiner Hand hielt er den Sack, den Großvater unter dem Weizenhaufen versteckt hatte.
Großvater begann zu zittern. Wie konnte der Mann das herausbekommen haben? Niemand der Dorfbewohner hatte ihn gesehen, und die Russen hatten ja noch nicht einmal den Dorfeingang erreicht, als er den Kopf versteckt hatte. Der Patriarch stellte den verräterischen Sack vor Großvater ab und ließ das Sackleinen heruntergleiten, sodass jeder den Ochsenkopf mit dem milchig-weißen Auge erkennen konnte.
„Hast du nicht etwas zu bekennen, Bruder Demos?“, fragte der Russe.
„Ja, das habe ich“, antwortete Großvater, immer noch zitternd.
„Aber wie hast du es gewusst?“
„Gott hat es mir gezeigt“, sagte der alte Mann einfach. „Du glaubst immer noch nicht, dass er zu seinen Leuten noch genauso spricht wie in der Vergangenheit. Darum gab der Geist mir dieses Wort der Erkenntnis aus einem besonderen Grund: Du und deine Familie sollen dadurch zum Glauben kommen. Du hast der Kraft des Geistes widerstanden, aber heute ist der Tag, an dem du nicht länger Widerstand leisten wirst.“
An jenem Abend bekannte Großvater vor seinen Nachbarn und Christen seine...

Inhaltsverzeichnis

  1. Eigentümerhinweis
  2. Impressum
  3. Inhalt
  4. Vorwort
  5. Kapitel 1 - Die geheimnisvolle Botschaft
  6. Kapitel 2 - Rose
  7. Kapitel 3 - Die Zeitbombe
  8. Kapitel 4 - Der Mann, der seine Meinung änderte
  9. Kapitel 5 - Näher zu Gott
  10. Kapitel 6 - Das Hollywood-Stadion
  11. Kapitel 7 - Die Prüfungszeit
  12. Kapitel 8 - Clifton’s Cafeteria
  13. Kapitel 9 - Der Fuß auf dem Tisch
  14. Kapitel 10 - Flutlicht und Voodoo-Zauber
  15. Kapitel 11 - Die goldene Gebetskette