Streitlust und Streitkunst
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Streitlust und Streitkunst

Diskurs als Essenz der Demokratie

  1. 472 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Streitlust und Streitkunst

Diskurs als Essenz der Demokratie

Über dieses Buch

Aktuell die Corona-Pandemie, davor die Klimakatastrophe und die Migrationskrise – die öffentliche Diskussion polarisiert sich, sie wird schriller und der Umgangston wird rauer, ja oftmals sogar unerträglich. Auf der Strecke bleibt die Streitlust, die Streitkunst und auch der gesellschaftliche Diskurs. Aber sie sind es, die in der Tradition der Aufklärung die Suche nach tragfähigen Kompromissen und Lösungen für gesellschaftliche Probleme erst ermöglichen.Im vorliegenden Band beschreiben Experten am Beispiel verschiedener Themenfelder, ob und inwieweit die Aufmerksamkeitsökonomie, welche durch die Digitalisierung noch wirkmächtiger geworden ist, ein regelrechtes Diskursversagen ausgelöst hat. Welche Schäden entstehen dadurch dem Gemeinwesen und der Demokratie? Und was müssen wir tun, um zivilgesellschaftliche Streitkultur zurückzugewinnen und damit das Ringen um Problemlösungen wieder zu ermöglichen?Die Autoren analysieren Themen, die in jüngerer Zeit viel öffentliche Aufmerksamkeit absorbiert haben. Ferner beschäftigen sie sich mit dem von den Redaktionen eher vernachlässigten Meta-Diskurs über die Medien und den Journalismus selbst sowie mit dessen Beeinflussung durch Propaganda. Der Journalismus ist durch seine fortschreitende Unterfinanzierung, aber auch durch teilweise selbstverschuldete Glaubwürdigkeitsverluste in Not geraten.Weitere Abschnitte widmen sich den Unzulänglichkeiten der Auslandsberichterstattung sowie der Rolle der Intellektuellen in unserer Streitkultur.Dieser Reader ist als Einführungsband in die Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses konzipiert.

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I.Öffentliche Kommunikation in der Krise

Ulrike Klinger

DISKURSKILLER DIGITALISIERUNG? WARUM DAS INTERNET NICHT AN ALLEM SCHULD, ABER TROTZDEM EIN PROBLEM IST

Natürlich wusste man es bereits vor Covid-19 und der Corona-Virus-Krise, aber eine globale Pandemie legt in besonders schonungsloser Weise offen, was in einer Gesellschaft so alles im Argen liegt – ob es Privatisierungsfolgen in der schwedischen Altenpflege sind oder die elendigen Zustände in deutschen und europäischen Schlachthöfen. Dies trifft auch auf die Digitalisierung und die Verlagerung öffentlicher Diskurse auf Online-Plattformen zu.
Die digitale Öffentlichkeit war insbesondere in den sozialen Medien in so erheblichem Maße von Desinformation geprägt, dass die WHO bereits Anfang Februar 2020 von einer ›Infodemie‹ sprach, die die gesundheitspolitische Krise der Pandemie begleite: Das Corona-Virus verbreite sich über 5G; es existiere überhaupt nicht bzw. nur als Vorwand für Zwangsimpfungen, mittels derer Bill Gates die Weltherrschaft an sich zu reißen versuche; das Corona-Virus sei ein absichtlich in Laboren hergestellter Bio-Kampfstoff, gegen den Aspirin, Ibuprofen oder Chlordioxid helfen – das sind nur einige Beispiele für Desinformation und Verschwörungserzählungen, die sich seit Beginn der Pandemie in sozialen Netzwerken weit verbreiteten.
Die Folgen sind leider weniger virtuell: So wurden im April 2020 in Großbritannien Mobilfunk-Sendemasten durch Brandanschläge zerstört, und die Telekommunikationsunternehmen sahen sich zu einem offenen Brief zum Thema Corona-Virus und 5G an die Bevölkerung genötigt.1 ›Hygienedemos‹, organisiert von Neurechten und Verschwörungsideologen, bekamen Zulauf von Tausenden von Bürgerinnen und Bürgern, die sich entsprechend auch nicht an Abstandsregeln hielten und potenziell zur Verbreitung des Virus beitrugen. Auch der Glaube an vermeintliche Wundermittel kann sehr reale Konsequenzen haben, sodass der US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden nach entsprechenden Äußerungen Trumps an die Amerikaner twitterte: »I can’t believe I have to say this, but please don’t drink bleach«.2
Die vermeintlich Schuldigen an der Infodemie waren schnell ausgemacht: Das Internet, die sozialen Medien, Messenger-Dienste wie WhatsApp, über die sich harmloser und gefährlicher Unsinn weltweit und in rasendem Tempo verbreitet. Tatsächlich bietet die Corona-Virus-Krise eine hervorragende Gelegenheit, sich die alten und neuen Diskursdynamiken, ihre technologischen Grundlagen und den Forschungsstand zu digitalen Öffentlichkeiten genauer anzusehen und nach Erklärungsansätzen zu befragen.
Ebenso wie der populäre Diskurs in Medien und in der Gesellschaft, ist auch der akademische Diskurs über die digitale Kommunikation in den letzten Jahren pessimistischer und düsterer geworden. Standen vor etwa zehn Jahren und unter dem Eindruck vermeintlicher Internet-Revolutionen noch das emanzipatorische Potenzial digitaler Öffentlichkeiten im Fokus (mehr Partizipation und Deliberation, weniger Zensur, bessere Chancen für ressourcenschwache Akteure), sind es heute die Phänomene von »dark participation – the evil flip-side of citizen engagement« (QUANDT 2018: 37), die Forscherinnen und Forscher besonders interessieren (Trolle, Social Bots, Hasskommentare, Desinformation usw.).
Öffentlichkeit ist nun nicht nur zunehmend uneditiert, sondern durch die technologischen Affordanzen der Plattformen (d. h. die von der Technologie angebotenen Gebrauchseigenschaften und deren Design) in besonderer Weise anfällig für Desinformation und die Verbreitung von Propaganda, Ideologien und auch Verschwörungslegenden. Die Affordanzen sozialer Medien verschleiern die Herkunft von Informationen, erleichtern die Täuschung über die Urheberschaft von Informationen und ermöglichen die Manipulation sozialer Signale (vgl. BIMBER/GIL DE ZÚÑIGA 2020). Öffentlichkeit ist zunehmend dissonant (vgl. PFETSCH/LÖBLICH/EILDERS 2018) und von Disruptionen geprägt (vgl. BENNETT/PFETSCH 2018). Immer weniger gelingt es, die Themen und Meinungen in der Gesellschaft zu bündeln, abzubilden und über Unterschiede hinweg miteinander zu kommunizieren (vgl. WAISBORD 2016). Es entsteht der Eindruck einer lärmenden Kakophonie von unverbundenen Stimmen, die gegeneinander ankommunizieren, dabei nicht in der Lage sind, ihre Konflikte produktiv auszuhandeln – und somit insgesamt eines ›kaputten‹ öffentlichen Diskurses.

1.Öffentliche Diskurse: Nichts bleibt, wie es war

Die Funktionsweise von Öffentlichkeiten, die Dynamik von Informationsflüssen und Diskursen hat sich fundamental gewandelt. Die einstigen Gatekeeper – Redaktionen, Verlage, Multiplikatoren – verlieren massiv an Bedeutung. Zugleich nimmt der Einfluss von Technologien auf Meinungsbildungsprozesse, Informiertheit und Diskurse enorm zu. Soziale Medien, Suchmaschinen und Online-Portale sind keineswegs unkuratierte Umgebungen, sondern maßgeblich von Algorithmen geprägt, die auswählen, welche Inhalte welche Nutzerinnen und Nutzer sehen, oder auch nicht sehen.
Wir haben in den letzten zwei Dekaden den öffentlichen Diskurs auf kommerzielle Plattformen verlagert, die technologisch darauf ausgerichtet sind, die Verweildauer ihrer Nutzer zu maximieren, ihre Aufmerksamkeit und Interaktionen an Werbekunden zu vermitteln und aus ihren Daten eine enorme Wertschöpfung zu generieren (›Überwachungskapitalismus‹, vgl. ZUBOFF 2019). Es gibt kein ›online‹ oder ›offline‹ mehr, sondern hybride Mediensysteme, in denen sich die Medienlogiken der traditionellen journalistischen Medien mit den Spielregeln der Produktion von Inhalten, der Verbreitung von Informationen und der Mediennutzung vernetzter Plattformen überschneiden (vgl. KLINGER/SVENSSON 2015). Öffentlichkeiten sind Netzwerke, die cross-platform über unterschiedliche Kanäle laufen. So berichtet die Fact-Checking-Organisation Correctiv etwa, dass Bürgerinnen und Bürger Desinformation über das Corona-Virus vor allem in WhatsApp-Gruppen begegnen, die Quelle aber meistens YouTube-Videos sind, die über WhatsApp geteilt werden.3
Die Technologien hinter den Benutzeroberflächen der sozialen Netzwerke sind aber nicht für rationale Diskurse oder gar Deliberation ausgelegt, sondern um zielgerichtet und maßgeschneidert möglichst viel Werbung an die Nutzer zu bringen. Das bleibt nicht ohne Kollateraleffekte, gerade bei politischen Diskursen. Zeynep Tufekci hat gezeigt, wie YouTube themenunabhängig immer radikalere Inhalte vorschlägt, um Nutzer auf der Plattform zu halten.4 Studien zu Viralität belegen, dass Negativität und emotionale Inhalte besonders viele Interaktionen auslösen und sich daher schneller und weiter verbreiten, wovon populistische Akteure profitieren (vgl. BOBBA 2019; HEMSLEY 2019). Eine interne Studie von Facebook (unabhängige Forscher hätten gar nicht die Daten, um solche Studien durchzuführen, aber dazu später) offenbarte, dass das technologische Design der Plattform zu Spaltung und Polarisierung führt: »Unsere Algorithmen nutzen die Anziehungskraft aus, die Entzweiendes auf das menschliche Gehirn hat«.5 Neue Mitglieder, die radikalen und extremistischen Facebook-Gruppen beitraten, folgten damit in 64 Prozent der Fälle den hauseigenen Empfehlungen – denn ihnen waren die Gruppen zuvor von Facebook selbst vorgeschlagen worden, so die Studie. Ein Drittel aller großen politischen Facebook-Gruppen in Deutschland seien extremistischen Gruppen zuzurechnen. Zudem sind die Inhalte, die Nutzerinnen und Nutzer über soziale Medien, als Ergebnisse von Suchmaschinen oder in News-Feeds sehen, hochgradig personalisiert. Algorithmische Personalisierung macht auch vor vermeintlich harten Fakten nicht halt. Sogar die Landesgrenzen (z. B. von Indien und Pakistan) auf Google Maps variieren, ja nachdem, wer sie sich ansieht.6
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger nutzen das Internet und dort soziale Medien nicht nur zum Zeitvertreib oder für Unterhaltung, sondern als Quelle für Nachrichten und politische Informationen. 2019 hat das Internet das Fernsehen in Deutschland als Hauptnachrichtenquelle abgelöst, bei allen Altersgruppen unter 45 Jahren. Online sind es hauptsächlich soziale Medien, die als Hauptnachrichtenquelle genutzt werden – noch vor den Nachrichtenportalen wie Spiegel Online. Aber auch WhatsApp dient im Durchschnitt über alle Altersgruppen für 16 Prozent der Deutschen als Nachrichtenquelle, für 23 Prozent der 18- bis 24-Jährigen ist Instagram eine Nachrichtenquelle (alle Daten aus HÖLIG/HASEBRINK 2019). Die Informationen, die sie dort finden, sind algorithmisch kuratiert, hochgradig personalisiert, nahezu ausschließlich gratis (niemand verlinkt die hochqualitativen journalistischen Artikel hinter einer Paywall) und von Clickbait geprägt. Nutzer teilen in erheblichem Ausmaß Inhalte, die sie nicht gelesen haben (vgl. GABIELKOV et al. 2016) – unbedachte Re-Tweets, die dann öffentliche Diskurse und Meinungsbildung mit prägen.
Anders als in früheren Studien angenommen, führt die Nutzung von sozialen Medien jedoch nicht oder nur in geringem Maße zu Filterblasen und Echokammern. Filterblasen, so die zunächst eingängige Idee von Eli Pariser (2011), entstehen, wenn Algorithmen Nutzerinnen und Nutzern nur jene Inhalte anzeigen, die mit ihren Meinungen und ihrem Online-Verhalten konform sind – sodass sie immer mehr von den immer gleichen Inhalten sehen. Echokammern hingegen bauen sich die Menschen in ihren sozialen Netzwerken selbst, indem sie Kontakte, die ihnen widersprechen, aktiv ausschließen, filtern, ausblenden. Allerdings ist die empirische Evidenz zu Existenz und Impact von Filterblasen und Echokammer sehr dünn (vgl. FLAXMAN/GOEL/RAO 2016; ZUIDERVEEN BORGESIUS et al. 2016: 6): »Wenn es Echokammern gibt, dann sind ihre Wände ziemlich durchlässig«.7 Auch wenn es theoretisch möglich wäre, andere Meinungen gänzlich auszublenden und sich zu entziehen, praktizieren das nur sehr wenige Menschen (selective avoidance) und es ist sehr viel häufiger der Fall, dass Nutzer zufällig und unerwartet abweichenden Meinungen und Ideen ausgesetzt sind (incidental exposure). Hinzu kommt, dass nur sehr wenige Menschen sich ausschließlich über Online-Quellen (13%) und soziale Medien (3%) informieren, Letzteres gilt auch für die jüngere Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen (5%) (HÖLIG/HASEBRINK 2019: 22).

2.Die falschen Albträume: Technologie ist nur ein Teil des Problems

Die Diskussion um Filterblasen und Echokammern illustriert, dass wir oft die falschen Albträume haben, wenn es um digitale Technologien geht. In diesen Dystopien schreiben wir Technologien ein unverhältnismäßiges Akteurshandeln (agency) zu. Daran hat sich wenig geändert, seit Joseph Weizenbaum in den 1970er-Jahren auf das problematische Verhältnis von menschlicher Vernunft und Technologie hinwies: »Die Urteile, die die breite Öffentlichkeit über neu entwickelte Technologien fällt, hängen viel stärker davon ab, was diese Öffentlichkeit solchen Technologien zuschreibt, als davon, was diese wirklich sind oder was sie leisten können und was nicht« (WEIZENBAUM 1977: 20).
Dies liegt auch daran, dass solche Technologien zunehmend unseren Alltag und die Lebenswelt prägen, wir aber gleichzeitig kaum etwas darüber wissen, wie sie eigentlich funktionieren. Nur acht Prozent der Europäer geben an, gut mit der Arbeitsweise von Algorithmen vertraut zu sein, 15 Prozent haben gar noch nie von Algorithmen gehört.8 Dies verdeutlicht, wie wichtig ein Ausbau der Vermittlung von Medienkompetenz wäre – für alle Altersgruppen, nicht nur in Schulen. Die Angst vor Kontrollverlust, Technologien ausgeliefert und fremdbestimmt zu sein, schwingt mit, wenn es um die Folgen Künstlicher Intelligenz geht, um die Rolle von Algorithmen in Entscheidungsprozessen, oder von automatisierten Twitter-Accounts in politischen Meinungsbildungsprozessen, sogenannten ›Social Bots‹.
Die Interaktion mit Chatbots ist längst alltäglich, im Online-Handel, mit automatisierten Assistenten im Smartphone oder zu Hause. Auch in sozialen Netzwerken ist Automatisierung nicht grundsätzlich problematisch, so nutzen viele Nachrichtenorganisationen automatisierte Accounts. Es gibt humorvolle Bots und Spambots auf Twitter und in anderen Netzwerken. Allerdings birgt diese recht einfache Technologie zumindest das Potenzial, öffentliche Diskurse und Meinungsbildung beeinflussen zu können. Twitter selbst berichtet im Transparenzbericht von ›malicious automation‹ und löscht Accounts, die als böswillig manipulativ entdeckt und eingestuft wurden.
Überprüfen lässt sich das mangels Datenzugang von außen nicht. Daraus schließen kann man: Böswillige Manipulation durch automatisierte Accounts existiert in erheblichem Ausmaß. Wissenschaftler-Teams haben in zahlreichen Ländern mit jeweils sehr unterschiedlichen Methoden immer wieder Bots in Wahlkämpfen identifiziert. Mit den Daten und Methoden, die für Wissenschaftler derzeit zugänglich sind, lassen sich jedoch kaum exakte Aussagen über die Anzahl oder den tatsächlichen Einfluss von Social Bots auf diese ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Die Reihe Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Vorwort
  7. Zur Einführung: Streitlust und Diskurskultur vor und nach Corona
  8. I. Öffentliche Kommunikation in der Krise
  9. II. Diskursvarianten und Diskursdefizite in der Aufmerksamkeitsökonomie – Beispiele
  10. III. Vernachlässigte (Meta-)Diskurse
  11. IV. Auslands-Diskurse und Auslandsberichterstattung in deutschsprachigen Medien
  12. V. Diskursverengung in einer überkomplexen Welt – trotz vielfältiger Kanäle
  13. Autorinnen und Autoren
  14. Herausgeber