Menschlicher Geist und Künstliche Intelligenz
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Menschlicher Geist und Künstliche Intelligenz

Die Entwicklung des Humanen inmitten einer digitalen Welt

  1. 440 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Menschlicher Geist und Künstliche Intelligenz

Die Entwicklung des Humanen inmitten einer digitalen Welt

Über dieses Buch

In der gegenwärtigen Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, bei der Fähigkeiten des menschlichen Denkens mehr und mehr auf Computer übertragen werden, bindet sich der Mensch immer stärker an ein sich selbst steuerndes, autonom lernendes System. Mit den damit verbundenen Utopien des Transhumanismus, das menschliche Bewusstsein an ein universal vernetztes Computerwesen anzuschließen, wird auch das Überleben des Menschen in seiner bisherigen Form infrage gestellt. Kann sich der menschliche Geist im Zeitalter der KI weiterentwickeln und zu sich selbst finden oder wird er von der Maschinenintelligenz übernommen? Anders gefragt: Kann sich der Mensch als geistiges Wesen in der Zukunft behaupten? Oder geht er in einer globalen artifiziellen Intelligenz auf?In einer umfassenden Studie setzt sich der Medienpädagoge Edwin Hübner mit den heute brennenden Fragen der Künstlichen Intelligenz und desTranshumanismus auseinander. An vielen anschaulichen Beispielen skizziert er aktuelle Tendenzen und künftige Gefahren und zeigt, dass sich unsdamit auch die Frage nach dem Wesen des Menschen, nach seinem Selbstverständnis neu stellt.

Häufig gestellte Fragen

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1. Das Ende des Menschen?

«Die Menschheit der Erde ist deren Mittelpunkt, dasjenige, worauf es in dieser Welt ankommt.»10
Rudolf Steiner
«In dieser zukünftigen Welt wird die menschliche Art von einer Flutwelle kultureller Veränderungen fortgerissen und von der eigenen künstlichen Nachkommenschaft verdrängt werden.»11
Hans Moravec
«Im dritten Jahrtausend wird das biologische Modell Mensch auslaufen. Wer folgt nach? Oder vielmehr: was?»12
Jan Uwe Heuser

«Mach’s gut, Mensch!»

Das zweite Jahrtausend nach Christi Geburt fand mit Nachrufen auf den Menschen seinen Abschluss. Eine bekannnte deutsche Wochenzeitung beispielsweise gestaltete ihre erste Ausgabe des Jahres 1999 als «Milleniums-Sonderausgabe» und versah sie mit dem Titel «Mach’s gut, Mensch». In dem darunter abgedruckten Artikel hieß es:
«Das letzte Jahrtausend des Homo sapiens geht zu Ende. Kein Grund zur Panik. Der Mensch wird ein anderer – vernetzt und gentechnisch verwandelt, umgeben von virtuellen Welten und autonomen Robotern. ‹Gestatten›, wird irgendwann im kommenden Millenium ein neues Wesen sagen, ‹ich bin es, der Nachfolger des Homo sapiens.› […] Im dritten Jahrtausend wird das biologische Modell Mensch auslaufen. Wer folgt nach? Oder vielmehr: was? […] Zurzeit ist der Mensch im Begriff, sich mit einer interaktiven, rechnenden Maschinenwelt zu umgeben. Noch ein paar Generationen, dann werden sich die Maschinen womöglich selbst umbauen, den Weg aller Evolution gehen und schließlich eine eigene Art kollektiver Intelligenz entwickeln.»13
Ein anderer Autor schrieb 2003 im Vorwort eines Buches mit dem Titel Was ist der Mensch?:
«Heute pfeifen es aber die Spatzen von den Dächern, dass der alte anthropologische Schlaf ausgeträumt, die Zeit des Menschen abgelaufen ist, ja am Anfang des dritten Jahrtausends scheint es auch um die antiquierten Menschen selber geschehen. […] Sicher ist: ‹Der Mensch› ist heute fragwürdiger als je.»14
Einige Jahre vorher stellte der Leiter des Mobile Robot Laboratory der Carnegie Mellow University in Pittsburgh, Hans Moravec, in seinem Buch Mind Children dieselbe These auf:
«In Jahrmilliarden unermüdlichen Wettrüstens ist es unseren Genen endlich gelungen, sich selbst auszubooten. […] Was uns erwartet, ist nicht Vergessen, sondern eine Zukunft, die man aus heutiger Sicht am ehesten als ‹postbiologisch› oder auch ‹übernatürlich› bezeichnen kann. In dieser zukünftigen Welt wird die menschliche Art von einer Flutwelle kultureller Veränderungen fortgerissen und von der eigenen künstlichen Nachkommenschaft verdrängt werden. […] Heute sind unsere Maschinen noch einfache Geschöpfe, die wie alle Neugeborenen der elterlichen Pflege und Fürsorge bedürfen und kaum als ‹intelligent› zu bezeichnen sind. Doch im Laufe des nächsten Jahrhunderts werden sie zu Gebilden heranreifen, die ebenso komplex sind wie wir selbst, um schließlich über uns und alles, was wir kennen, hinauszuwachsen, sodass wir eines Tages stolz sein dürfen, wenn sie sich als unsere Nachkommen bezeichnen. […] über kurz oder lang werden sie, wie biologische Kinder, ihre eigenen Wege gehen, während wir, die Eltern, alt werden und abtreten.»15
Inzwischen ist der Chor der Stimmen, die solche Ansichten verbreiten, größer geworden. Und die technologische Entwicklung scheint ihnen recht zu geben. Ein Artikel in der ZEIT vom Ende März 2018 etwa begann mit den Sätzen:
«Bei einem Treffen in Long Beach bei Los Angeles diskutierten kürzlich Fachleute unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Zukunft der künstlichen Intelligenz (KI). Am Ende kam die Frage auf, auf welche minimale Forderung im Umgang mit KI sich die Anwesenden einigen könnten. Dabei schälte sich ein zentrales Anliegen heraus, das alle gleichermaßen umtrieb: Es soll in 50 Jahren noch Menschen geben.»16
Ist die Menschheit tatsächlich dem Untergang geweiht? Kommt das Ende des Menschen auf uns zu? Diese Frage taucht nicht plötzlich aus dem Nichts auf, sondern hat eine lange Geschichte. Einige historische Entwicklungslinien seien im Folgenden skizziert.

Die Maschine arbeitet neben dem Menschen

Es ist erstaunlich, wie schnell sich gegenwärtig die technologische Entwicklung vollzieht; man könnte auch sagen: Es ist gespenstisch. Ihre Geschwindigkeit hat eine Dimension angenommen, die das menschliche Maß überschreitet. Heute ist das für jeden sichtbar, die Tendenz ist aber schon seit Langem zu beobachten. Schon Ende des 18. Jahrhunderts gab es Stimmen, die die Beschleunigung des Lebens beklagten. So heißt es 1809 in einem Flugblatt in Magdeburg:
«Man sucht in der Geschichte vergeblich nach einem Gegenstück zu den Begebenheiten unserer Tage, in denen die Ereignisse so viele, von so eigener Art und in so kurzen Zwischenzeiträumen einander folgen, dass sie die Welt in Erstaunen setzen. So verschlang, wenn ich mich so ausdrücken darf, ein Heute das Gestrige.»17
Solche Stimmen hatten durchaus recht. Die Beschleunigung des Lebens im 18. Jahrhundert lässt sich beispielsweise an der Entwicklung der Fortbewegung der Menschen ablesen. Der Antrieb dazu kam aus dem Wirtschaftsleben. Die europäische Wirtschaft wuchs und stellte das Transportsystem vor immer größere Aufgaben. Die zunehmende Menge an Agrarerzeugnissen, Industrierohstoffen und Fertigprodukten musste zum Teil über weite Strecken transportiert werden. Um ihren Handel zu organisieren, waren die Unternehmer genötigt, öfters zu verreisen. So wurden, zuerst vor allem in Großbritannien, die Straßen ausgebaut und befestigt, damit die Pferdegespanne und Kutschen leichter und schneller vorankamen. Das ermöglichte eine höhere Transportleistung und eine Verdichtung des fahrplanmäßigen Linienverkehrs mit Schnellkutschen. Indem man ein dichteres Netz von Wechselstationen, eine sorgfältigere Wartung der Kutschen und eine bessere Pflege des Pferdebestandes einrichtete, konnte man die Reisegeschwindigkeit deutlich erhöhen: von durchschnittlich 6,5 km/h um 1750 auf 9,6 km/h um 1800 und zuletzt auf 12 bis 16 km/h um 1830. Die Reisezeit für die etwa 80 km lange Strecke von London nach Oxford verkürzte sich dadurch von zwei Tagen um 1750 auf 6 Stunden im Jahre 1830. Das Postkutschennetz verdreifachte sich in Großbritannien zwischen 1785 und 1835 von 3069 auf 9233 Meilen. Das Netz der Wasserstraßen vervierfachte sich auf der britischen Insel von rund 1000 Meilen im Jahre 1760 auf 4000 Meilen um 1830.18
Rund einhundert Jahre später, im November 1920, machte Rudolf Steiner (1861 – 1925) in einem Vortrag19 ebenfalls auf die große Geschwindigkeit der Veränderungen aufmerksam. Um diese Tatsache quantitativ fassbar zu machen, verglich er die von der Maschine übernommene Kraft mit der eines Pferdes, wenn es seine tägliche Arbeitszeit ein ganzes Jahr lang verrichten würde. Das waren in Deutschland 1870 – also in einem Kriegsjahr – 6,7 Millionen Pferdekraftjahre. 1912 wurde in demselben Gebiet durch die Maschinenkraft 79 Millionen Pferdekraftjahre gearbeitet. Da das Land damals auch etwa 79 Millionen Einwohner hatte, konnte man sagen, dass neben jedem Menschen in Deutschland zugleich ein Pferd ein ganzes Jahr arbeitete.20 Der Mensch liefert gewissermaßen seine eigene Tätigkeit an die Maschine aus.
«Neben ihm steht die Maschine und verrichtet die Arbeit, die er vorher selber verrichten musste. […] Ja, was liegt denn da eigentlich vor? Der Mensch hat aus seinem Denken heraus die Mechanismen konstruiert. Indem er sie konstruiert hatte, hatte er seinen Verstand, seinen aus der Naturwissenschaft heraus gewonnenen Verstand, in die Mechanismen hineingelegt. Es war gewissermaßen aus seinem Kopfe davongelaufen der Verstand und war zu den Pferdekraftjahren in seiner Umgebung geworden. Die arbeiteten jetzt, davongelaufen, selbst. Mit welch rasender Schnelligkeit dieses Schaffen einer Welt, die unmenschlich-außermenschlich ist, in den letzten Jahrzehnten durch Menschen geschehen ist, von dem macht sich ja der schlafende zivilisierte Mensch der Gegenwart nicht leicht eine Vorstellung. […] Die Menschen merken gar nicht, dass sie eigentlich zurücktreten aus der Welt und dass sie ihren Verstand der Welt einverleiben und neben sich eine Welt, die selbstständig wird, schaffen.»21
Worauf Rudolf Steiner hinwies, war damals für seine Zuhörer vermutlich nur schwer nachzuvollziehen, denn man lebte ja mit dem Gefühl, dass es zwar Maschinen gibt, die Arbeit verrichten, aber letztendlich doch der Mensch diese Maschinen lenkt und sie deshalb nicht wirklich selbstständig seien. Heute, wiederum hundert Jahre später, tritt das, was Steiner damals erläuterte, mit aller Deutlichkeit auf: Durch Künstliche Intelligenz werden die Geräte tatsächlich autonom und agieren völlig unabhängig von menschlicher Lenkung. Es entsteht tatsächlich eine technische Welt um uns herum, in der eine maschinelle Intelligenz die Dinge lenkt, ohne dass Menschen einzugreifen brauchen – ja, es nicht einmal mehr können.
Im April 2017 wurde bekannt, dass das in Hamburg ansässige Versandunternehmen Otto selbstlernende Algorithmen nutzt, die das Kaufverhalten der Kunden fortwährend analysiert und daraus die Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Bestellungen ableitet. Diese werden vorsorglich von den Drittanbietern eingekauft und bereitgestellt. Das System erwies sich als sehr effizient, es prognostiziert mit neunzigprozentiger Sicherheit, welche Waren innerhalb der nächsten dreißig Ta...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Vorwort
  5. 1. Das Ende des Menschen?
  6. 2. Menschliche und Künstliche Intelligenz
  7. 3. Der Transhumanismus – ein Pseudomythos
  8. 4. Der Mensch
  9. 5. Tod und Unsterblichkeit
  10. 6. Entwicklungsstufen des Denkens
  11. 7. Das Erscheinen der modernen Sphinx: die Inkarnation Ahrimans
  12. Anmerkungen
  13. Literatur
  14. Impressum