KAPITEL IV
Die ICH BIN-Lehren konzentrieren sich auf eine angewandte Spiritualität. Es gibt verschiedene andere Wege, die dich zum Gottes-Bewusstsein führen, insbesondere in Indien, bei denen du deine Existenz als Individuum auflöst und mit dem Bewusstsein der Einheit verschmilzt. Auch wenn dieses Verschmelzen zu Glückseligkeit führt, führt es nicht zu Meisterschaft in der Welt. Du kannst nicht Autofahren, während du in der Einheit versunken bist, nicht arbeiten oder Kinder großziehen.
Tatsächlich sind wir aus dieser Einheit hervorgekommen, um auf der Erde zu inkarnieren und die Dualität zu erfahren. Wir können noch zu diesem zeitlosen, formlosen Bewusstsein zurückkehren, um uns zu erfrischen, aber unser spirituelles Wachstum resultiert aus dem Teilnehmen an der Welt und an den Aktivitäten der Gesellschaft. Meisterschaft ist das Gewahrsein der Einheit, während man gleichzeitig in der Welt als schöpferisches, liebendes, mitfühlendes Wesen funktioniert. Die Praktik der Violetten Tara erzeugt die Liebe und das Mitgefühl, die wir brauchen, um die Freiheit zu erlangen, die für einen wahren Meister nötig ist.
Meisterschaft ist Fürsorge für andere
Es ist möglich, sich so auf die Einheit zu konzentrieren, dass du andere vergisst, und nie Mitgefühl entwickelst. Viele fragen, „Wie kann ich wissen, ob ich auf dem spirituellen Weg Fortschritte mache?“ Mein Freund Ram Dass sagte:
Wenn du anfängst, dich wegen deiner spirituellen Entwicklung
überlegen zu fühlen, gehst du in die falsche Richtung. Wenn du
aber mehr Liebe und Mitgefühl für andere verspürst, dann ist
das ein Zeichen, dass du Fortschritte machst.
Die Menschen fragen häufig, „Ich fühle nicht die Liebe, die ich mir wünschte zu haben. Wo ist die Liebe?“ Viele Menschen meinen, wenn sie eine Beziehung eingingen, würden sie mehr Liebe empfinden. Aber Liebe muss zuerst in dir gefunden werden, und sie wird nicht durch die Beziehung verursacht. Es ist ein großer Meilenstein, wenn du erkennst, dass die Liebe, die du fühlst, aus deinem Inneren kommt, und nicht von anderen.
Wenn du eine gute Tat vollbringst und dein Bild in der Zeitung erscheint, und du Briefe der Anerkennung und Bewunderung erhältst, bringt dich das dazu, Liebe zu empfinden? Fühlst du Liebe in deinem Herzen? Du musst Liebe zuerst in deinem Herzen haben, bevor du einen anderen lieben kannst. Du empfindest Liebe für einen anderen, weil dieser die Liebe reflektiert, die in dir ist. Wenn du diese Liebe entdeckst, wirst du nie wieder ohne Liebe sein.
Das ist das Schöne an dieser Praktik. Wenn du auf „ICH BIN Liebe“ meditierst, sendest du die Göttliche Liebe in dir hin zu anderen. Du bist die Quelle der Liebe. Es ist eine einfache Praktik, die du überall, wo du bist, anwenden kannst. Je häufiger du diese „ICH BIN Liebe“-Meditation praktizierst, desto mehr Liebe wirst du empfinden, denn die Liebe, die du in die Welt aussendest, kommt zehnfach verstärkt zu dir zurück.
Der Heilige Franziskus
Franz von Assisi entdeckte im zwölften Jahrhundert, dass Glücklichsein in der Hilfe für andere liegt. Den Film über ihn, Bruder Sonne, Schwester Mond, kann ich sehr empfehlen. Er war ein Lebemann, gut aussehend, er war reich und er hatte viele Freunde. Jeder mochte ihn. Sein Leben sollte sich jedoch bald ändern. Er zog in den Krieg, in dem Glauben, das sei eine großartige Sache, doch er wurde gefangen genommen, starb beinah in der Gefangenschaft, und als er nach Hause kam, hatte er das, was man heutzutage Posttraumatische Belastungsstörung nennt. Er interessierte sich nicht mehr für das gewöhnliche Leben.
Eines Tages erschien ihm Jesus und sagte, „Erneuere meine Kirche.“ Er dachte, Jesus meinte die baufällige Kirche am Stadtrand, aber Jesus sprach von der Sangha -- die Gemeinschaft der Gläubigen, die man als die Kirche bezeichnet.
Seine Arbeit zog bald viele Anhänger an, einschließlich einige seiner früheren Freunde, die nun ebenfalls die Vergeblichkeit des oberflächlichen Lebens erkannten – was man in Indien Samsara nennt – die Verfolgung nicht endender Ablenkungen und Freuden, die sich am Ende als unbefriedigend herausstellen. Sie entdeckten, dass wirkliches Glücklichsein aus der Hilfe für andere kam, und so bildeten sie eine Gemeinschaft von Mönchen, und lebten gemeinsam außerhalb der Stadt. Dieser Teil des Gebetes, das dem Heiligen Franziskus zugeschrieben wird, offenbart sehr schön seine transformierte Sichtweise:
Oh, Meister,
hilf mir, dass ich nicht danach verlange,
Getröstet zu werden, sondern zu trösten,
Verstanden zu werden, sondern zu verstehen,
Geliebt zu werden, sondern zu lieben,
denn
Wer gibt, der empfängt,
Wer sich selbst vergisst, der findet sich,
Wer verzeiht, dem wird verziehen,
Wer stirbt, dem wird das ewige Leben gegeben.
„Sterben“ bezieht sich hier auf den Tod des Ego – das kleine Selbst, das Aufmerksamkeit fordert. Dieses Gebet beinhaltet im Wesentlichen den Weg zur Meisterschaft. Unsere Frage sollte sein:
Wie kann ich anderen helfen?
Die Violette Tara-Praxis ist ein Weg, diese Hilfe zu geben. Sie ist ein Zugang zur Meisterschaft, da du die Göttin anrufst, deren einziger Zweck es ist, Liebe, Vergebung und Freiheit zu geben. Während du mit Ihr verschmilzt, ergießt du Ihre Liebe auf andere und entwickelst so dieselbe Liebe und dasselbe Mitgefühl in dir selbst.
Jede Erfahrung ist eine Gelegenheit
Einige, die auf dem spirituellen Pfad sind, konzentrieren sich auf den persönlichen Gewinn, darauf, wie man spirituelle Energie nutzen kann, um etwas, das man will, zu erlangen; nicht unbedingt Dinge, auch Glückseligkeit und persönliche Freiheit. Das ist mehr der Weg des Hinayana Buddhismus, der sich auf persönliche Befreiung konzentriert. Bei den Wegen des Mahayana und Vajrayana geht es um die Suche nach Erleuchtung zum Wohl anderer, es geht darum, ein Meister zu werden, um das Leiden zu lindern.
Jedoch erkennst du, während du erleuchtet wirst, ohnehin, dass andere ein Teil von dir selbst sind, auch Feinde und Menschen, die dich in Stress bringen. Sie sind alle ein Teil von dir und sie sind aus einem Grund in deinem Leben. Du hast vor deiner Geburt eingewilligt, dass du mit diesen Menschen in Verbindung bist. Sie sind hier, um dich etwas zu lehren. Sobald du erkennst, dass sie ein Teil von dir sind, und hier sind, um dir ein Geschenk anzubieten – dass heißt, dass du durch Überwindung der Herausforderung, die sie für dich darstellen, etwas gewinnst – dann empfindest du nicht mehr Wut und Frust, sondern siehst sie als Verbündete.
Versuche, jede Erfahrung als Gelegenheit willkommen zu heißen. Wenn du von der Polizei wegen zu schnellen Fahrens angehalten wirst, kannst du diesen Polizisten segnen. Als ich quer durch das Land (USA) fuhr, hielt mich ein Polizeibeamter an. Anstatt in Angst zu gehen, als ich an den Straßenrand fahren musste, sagte ich mir, „Dies ist eine Gelegenheit für meine eigene Meisterschaft.“ Anstatt verärgert oder aufgebracht zu sein, sagte ich zu dem Polizisten:
Sie haben ein gutes Herz.
Ich weiß, Sie helfen vielen Menschen.
Er blieb wie angewurzelt stehen und der Mund stand ihm offen. Ich glaube nicht, dass jemals jemand, den er angehalten hatte, das zu ihm gesagt hat. Ich gab ihm ein Exemplar meines Buches, und er las es am Straßenrand, während ich losfuhr. Wenn du jede Erfahrung als Gelegenheit begrüßt, wirst du einen großen Segen erfahren.
Um auf dem spirituellen Weg eine Perspektive zu gewinnen, kontempliere die Vier Gedanken, die den Geist dem Dharma zuwenden, und die Vier Edlen Wahrheiten, die die universalen Lehren offenbaren, die Buddha lehrte:
Vier Gedanken
1. Die Kostbarkeit des Lebens: Die menschliche Geburt ist ein kostbares Geschenk, das uns gegeben wurde. Sie soll nicht geringgeschätzt werden. Es ist von Bedeutung, dies zu erkennen; sei dankbar für jede Minute des Lebens, für jede unglaubliche Gelegenheit.
2. Vergänglichkeit: Nichts währt ewig. Alles stirbt, sogar Universen. Dein Leben könnte jeden Augenblick enden.
3. Karma: Jede Handlung hat eine Folge. Wir sind in unserem Leben dort, wo wir sind, als Ergebnis unserer früheren Handlungen. Wenn du das erkennst, löst du das Gefühl, Opfer der Umstände zu sein, auf. Du gibst nicht anderen die Schuld für Deine Umstände, sondern übernimmst Verantwortung für dein Leiden.
4. Samsara: Das stete Umherirren auf der Suche nach Dingen, die nicht dauerhaft sind. Strebe stattdessen nach dem, was dauerhaft ist, was das menschliche Leben überdauert. Die Freuden des Augenblicks bringen kein dauerhaftes Glücklichsein. Diese Erkenntnis bringt viele auf den spirituellen Weg.
Kontempliere auch über die folgenden Lehren des Buddha:
Vier Edle Wahrheiten
1. Erwarte nicht dauerhafte Zufriedenheit auf der Erde: Zufriedenheit und Leid kommen und gehen, oft unerwartet, da die Umstände des Lebens wie Treibsand sind. Dauerhaftes Glück kommt nur durch das, was ewig ist.
2. Leid wird verursacht durch Begehren oder Abneigungen: Wenn du einer bestimmten Freude anhaftest und sie nicht bekommst, wirst du unzufrieden sein. Oder, wenn du etwas Unvermeidliches vermeiden willst, ist Leid unabwendbar. Dauerhafte Zufriedenheit kommt nur, wenn du weder irgendetwas suchst noch zu vermeiden suchst, sondern in innerer Gelassenheit ruhst.
3. Es gibt einen Weg, Leid zu vermeiden: Du musst nicht durchs Leben treiben und von den Launen äußerer Erfahrungen und Ereignisse hin- und hergeworfen werden. Er gibt einen Weg zu dauerhaftem Glücklichsein.
4. Der Achtfache Weg: Dies ist eine Übersicht eines spirituellen Weges zum Glücklichsein. Er bietet Methoden der Selbstentwicklung, die zu Weisheit führen, zu Mitgefühl, Erleuchtung und Freiheit. Diese acht Praktiken sind Voraussetzungen für die Meisterschaft:
1. Rechte Erkenntnis: Die Natur der Realität erkennen.
2. Rechte Gesinnung: Gedanken des selbstlosen Dienens, der Liebe und des Mitgefühls hegen.
3. Rechte Rede: Nur wahre Worte sprechen und Klatsch, verletzende Worte und übermäßiges Reden vermeiden.
4. Rechtes Handeln: Nur das tun, was allen nützt.
5. Rechtes Streben: Auf dem Weg der Meisterschaft fleißig sein.
6. Rechter Lebenserwerb: Einem ehrbaren Beruf nachgehen, der anderen Nutzen bringt.
7. Selbst-Beobachtung: Die eigenen Gedanken beobachten.
8. Meditation: Der Stillstand der Gedanken führt zu grenzenlosem Bewusstsein.
Die Violette Tara anrufen II
Die folgende Übung des Anrufens der Violetten Tara kann auch verwendet werden, um andere Götter oder Göttinnen anzurufen. Es ist eine grundlegende Anrufung, bei der du die Gottheit vor dir siehst, die zunehmend realer wird und sich dann in Licht auflöst. Dieses Licht geht in dich und du erkennst, „ICH BIN DAS“.
Viele spirituelle Wege ermutigen zum Anbeten verschiedener Götter, Gottheiten und Aufgestiegener Meister, sei es Jesus, Maria, Lakshmi, Mahakala, Ganesh, oder andere. Das Ziel ist, Gott im Innern zu erkennen, und zu erkennen, dass die Gottheit oder der Meister auch ein Aspekt von dir ist.
Die Praktik der Violetten Tara hilft uns, mit diesem inneren Aspekt in Kontakt zu kommen. Es ist nicht nur eine Vorstellung; es ist der schöpferische Aspekt von Gott, oder der schöpferische Aspekt deines Selbst.
Segne die Erde
Anrufung der Violetten Tara:
Geliebte Göttin Tara, Mutter der Violetten Flamme der
Vergebung, hilf uns, die Illusionen der Welt zu überwinden.
Befreie uns von Unwissenheit und hilf uns, Erleuchtung zu
erlangen. Gewähre uns die Fähigkeit, zu vergeben und Mitgefühl
für andere zu empfinden. Kläre alle negative Energie und erhöhe
unser Bewusstsein. Wir beten dich an: Komme jetzt zu uns,
Violette Tara, Mutter der Violetten Flamme.
Die Violette Tara materialisiert sich vor dir. Diese Göttin aus Violettem Feuer strömt exquisites violettes Licht aus Ihrem Herzen und Ihren Händen aus.
Es ist dieselbe violette Energie wie die von Saint Germain, die sie verströmt. Du musst sie nicht mehr von Ihm bekommen, denn du kannst sie nun selbst erzeugen. Die Violette Tara ist eine spontan von selbst auftauchende Gottheit. Du kannst Sie bitten, sich vor dir zu manifestie...