Praxisteil
DEM GRÜBELKARUSSELL
ENTKOMMEN IN 10 SCHRITTEN
Das folgende Kapitel stellt eine Zusammenstellung verschiedener Methoden dar, mit deren Hilfe Sie sich schrittweise von Ihrem negativen Gedankengut verabschieden können. Die Übungen sind aufeinander aufbauend dargestellt, was im Kontext dieses Ratgebers Sinn macht. Grundsätzlich können Sie jedoch losgelöst voneinander betrachtet und durchgeführt werden.
Da es in vielen Übungen darum geht, Gedanken und Ansätze zu verschriftlichen, wird die Anschaffung eines separaten Notizbuches empfohlen. Auf diese Weise erschaffen Sie sich ein eigenes Praxisbuch, in dem Sie Ihren gesamten Prozess festhalten und später nachvollziehen können.
Gönnen Sie sich ruhig ein neues Notizbuch mit einem besonders ansprechenden Umschlag! Auf diese Weise schaffen Sie sich einen positiven Anreiz zur Bearbeitung der Übungen. Außerdem sollen Sie Ihr Notizbuch auch später immer wieder gern zur Hand nehmen.
BEWUSSTWERDUNG
Da Sie sich für das Lesen dieses Ratgebers entschieden haben, kann ich Sie an dieser Stelle bereits beglückwünschen! Denn gerade in diesem Moment befinden Sie sich auf dem Weg, Ihre Gedankenstrukturen zu durchbrechen!
Bevor ein Problem gelöst werden kann, muss es zunächst sichtbar geworden sein. Das heißt, dass Sie bereits mindestens einen entscheidenden Schritt unternommen haben:
- Sie haben sich bewusst gemacht, dass Sie offenbar eine Tendenz zum negativen Denken haben.
Wenn Sie sich aus „freien Stücken“ zum Lesen dieses Buches entschieden haben und es Ihnen nicht von einer anderen Person ans Herz gelegt wurde, unterstelle ich außerdem, dass Sie bereits vor dem Lesen dieses Ratgebers
- Ihre Grübeltendenzen als „Problem“ erkannt haben, welches Sie möglicherweise daran hindert, ein zufriedenes Leben zu führen und
- sich dazu entschieden haben, an diesem Thema zu arbeiten und Ihr Problem zu lösen.
Egal auf welche Weise Sie dieser Ratgeber erreicht hat: Bis hierhin haben Sie sich bereits bewusst gemacht, dass Sie negativ denken. Sie haben einiges über die Ursachen negativer Denkstrukturen erfahren und konnten sich vielleicht an der einen oder anderen Stelle wiederfinden. Bevor Sie im weiteren Verlauf dieses Kapitels tiefer in die intensive Arbeit mit Ihrem ganz persönlichen Grübelkarussell einsteigen, möchte ich Sie darum bitten, sich zunächst einmal auf die Schulter zu klopfen! Wofür? Dafür, dass Sie so achtsam mit sich selbst sind und sich Ihr Problem bewusst gemacht haben! Bereits dies ist nicht selbstverständlich und erfordert ein gewisses Maß an Selbstbeobachtungskompetenz. Also: Klopfen Sie sich jetzt einfach Mal auf die Schulter! Gut! Dann kann es weiter gehen.
Wenn Sie sich für das „Ausmaß“ Ihres Grübelkarussells noch etwas mehr sensibilisieren wollen, können Sie ein kleines Selbstbeobachtungsexperiment durchführen:
Nehmen Sie sich einen bestimmten Tag vor und achten Sie an diesem Tag bewusst auf Ihre Gedanken. Versuchen Sie ein Gefühl dafür zu bekommen, was Ihnen den Tag über so durch den Kopf geht und insbesondere auch, wie oft Sie auf negativ wertende Art denken. Angefangen mit „So ein Mistwetter, warum regnet es heute schon wieder?!“ bis hin zu „Wie sehe ich denn heute schon wieder aus?“ oder „Mein Kollege ist echt eine Nervensäge.“
Es geht in dieser Übung nicht darum zu werten. Es ist also egal, ob Sie „gute“ oder „schlechte“ Gedanken haben – es gibt kein „richtig“ und „falsch“. Es ist lediglich eine Art Achtsamkeitstraining, mit dessen Hilfe Sie sich zunehmend für Ihr Gedankenkarussell sensibilisieren können.
Wichtig ist, dass Sie sich nicht für Ihre Gedanken maßregeln nach dem Motto „Oh, was denke ich denn jetzt schon wieder für einen Quatsch?“. Vielmehr soll es eine wertfreie Selbstbeobachtung sein: „Aha, da habe ich einen negativen Gedanken über mich selbst gehabt. Oh, da ist wieder ein negativer Gedanke.“
Was vielleicht zunächst befremdlich klingt, kann Ihnen mit etwas Übung helfen, sich Ihr ganz persönliches Gedankenkarussell noch etwas mehr bewusst zu machen.
Sie können diese Übung regelmäßig in Ihren Alltag einbauen.
INNERES SELBSTGESPRÄCH
Auch in der nächsten Übung soll es darum gehen, Ihre Selbstbeobachtungskompetenz zu verfeinern und einen genaueren Einblick in die Untiefen Ihres Grübelkarussells zu erhalten. Denn wie Sie vielleicht bereits in der vorherigen Übung festgestellt haben: Wenn man den Gedanken in seinem Kopf mal bewusste Aufmerksamkeit schenkt, fällt einem erst auf, was die innere(n) Stimme(n) da eigentlich den ganzen Tag vor sich hin plappern.
Für die nächste Übung nehmen Sie sich bitte Ihr Notizbuch oder eine paar Blätter Papier und einen Stift. Es ist wichtig, dass Sie diese Übung allein durchführen und sichergehen, dass Sie währenddessen nicht gestört werden. Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit. Stellen Sie sich am besten einen Wecker oder Timer so ein, dass dieser nach 5 Minuten klingelt. Diese Zeit nehmen Sie sich bitte zum In-Sich-Hinein-Hören. Schreiben Sie alle Gedanken auf, die Ihnen in dieser Zeit durch den Kopf gehen. Versuchen Sie, möglichst ungefiltert alle Gedanken zu erfassen und auszudrücken. Dies kann auch stichpunktartig geschehen. Wenn es Ihnen schwerfällt, sich auf die Übung einzulassen und Sie sich fragen, was Sie denn jetzt aufschreiben sollen – ist genau das Ihr erster Gedanke. Sie sehen, worauf ich hinaus will. Versuchen Sie alles, das während der 5 Minuten in Ihrem Kopf auftaucht, festzuhalten.
Lesen Sie sich nach Ablauf der Zeit einmal selbst laut vor, was Sie da zu Papier gebracht haben.
Auch in dieser Übung geht es nicht um „richtig“ oder „falsch“. Ziel ist es, ein Bewusstsein für Ihre persönlichen Gedankenstrukturen zu entwickeln und diesen möglichst wertfrei zu lauschen. Darüber hinaus geht es darum, den Worten und Bildern in Ihrem Kopf Ausdruck zu verleihen. Denn: Durch das Aufschreiben oder Aussprechen von Gedanken werden wir uns oft erst über deren Wirkung bewusst. Oder kennen Sie das nicht auch, dass sich die Dinge manchmal ganz anders anhören, sobald Sie diese laut aussprechen?
Achten Sie während der Übung auch darauf, wie es sich für Sie anfühlt, wenn Sie sich Ihre Gedanken laut vorlesen. Kommen Sie sich merkwürdig vor? Sind Sie erstaunt, was in Ihrem Kopf los ist? Fragen Sie sich, wieso Ihnen nichts eingefallen ist?
Alles ist möglich. Alles darf sein.
Alternativ können diese Übung auch mithilfe eines Audiogerätes durchführen (z.B. mithilfe der Audiofunktion Ihres Mobilfunktelefons) Nehmen Sie dafür 5 Minuten lang möglichst ungefiltert Ihre Gedanken auf. Auch hier ist es entscheidend, die Aufmerksamkeit auf Ihre Gedanken zu lenken und diese festzuhalten. Probieren Sie ruhig beide Methoden aus und schauen Sie, welche sich für Sie besser anfühlt. Auch dies ist eine Übung, die Sie regelmäßig in Ihren Alltag einbauen können. Auf diese Weise trainieren Sie ein Bewusstsein für Ihre Gedankenmuster.
SIE SIND NICHT IHRE GEDANKEN
Aufgrund des bisher Gelesenen und vor allem Ihrer persönlichen Erfahrungen teilen Sie vielleicht folgende Aussage: „Die Art und Weise, wie ein Mensch über sich und seine Umwelt denkt, ist die Basis für seine Lebenszufriedenheit.“
Die Perspektive eines Menschen hat eine ungeheure Macht auf seine Selbstwahrnehmung und Gefühlslage. Sie ist ausschlaggebend dafür, ob sich jemand selbstwirksam fühlt oder als Opfer seiner Umstände; ob er sich über die Kleinigkeiten des Alltags freuen kann oder sich eher in Sorgen verliert.
Sie haben sich vermutlich für das Lesen dieses Ratgebers ...