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Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner
Kriegsende und Nachkriegszeit in Moosburg
- 240 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner
Kriegsende und Nachkriegszeit in Moosburg
Über dieses Buch
Plötzlich war der Krieg zu Ende. US-Truppen besetzten am 29. April 1945 Moosburg und befreiten das Kriegsgefangenenlager Stalag VII A mit mehreren zehntausend Insassen. Die Tage des Umbruchs zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner waren der Auftakt eines langen, wechselvollen Weges hin zu einer neuen Normalität - ein Alltag zwischen Krieg und Frieden begann.Der Autor beschreibt die letzten Tage des Dritten Reichs, das Kriegsende und die verschiedenen Aspekte der Lebensumstände in der Nachkriegszeit. Er stützt sich dabei nicht nur auf zahlreiche Quellen vor Ort, sondern auch auf umfangreiches, bisher unveröffentlichtes Material in den National Archives in Washington.
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Information
III. Das Leben in der Nachkriegszeit 1945-1949
Die Zahlen sprechen für sich und zeigen die enormen Herausforderungen für Militärregierungen, lokale Verwaltung und die wieder entstehende deutsche Politik in der unmittelbaren Nachkriegszeit: Innerhalb weniger Jahre mussten 15 Mio. Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten und der sowjetischen Besatzungszone untergebracht werden. Hinzu kamen neun Mio. Evakuierte des Bombenkrieges, die aus den großen Städten aufs Land gebracht worden waren. Zwischen neun und zehn Mio. Displaced Persons, also ehemalige Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge waren in Deutschland und mussten versorgt und in die Heimat zurückgeführt werden. Noch 1949 lebten in Deutschland 440.000 DPs, die nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten oder konnten. Das Verkehrssystem war zusammengebrochen, zahllose Wohnungen zerstört oder beschädigt, die grundlegende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung, Heizmaterial und den notwendigsten Gegenständen des täglichen Lebens konnte kaum aufrecht erhalten werden.
Katastrophal waren die deutschen Bevölkerungsverluste durch das Kriegsgeschehen. Die deutsche Wehrmacht und die SS hatten etwa 5,32 Mio. Soldaten verloren. Besonders betroffen waren die Jahrgänge 1910-1925, zwischen 20 und 40 % ihrer Angehörigen waren umgekommen. Zuletzt starben pro Tag durchschnittlich 5.000 deutsche Soldaten, pro Woche gingen zwei Divisionen verloren. Besonders dramatisch ist die Verteilung der Verluste. Die Hälfte der deutschen Kriegstoten starb ab Juli 1944. Zu dieser Zahl sind noch 1,5 Mio. dauerhaft Vermisste zu addieren, von denen ebenfalls anzunehmen ist, dass sie im Krieg umkamen. 11 Mio. deutsche Soldaten gerieten bei Kriegsende in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg herrschte daher ein deutlicher Frauenüberschuss. 600.000 deutsche Zivilisten starben im Bombenkrieg. 1,7 Mio. Deutsche überlebten Flucht und Vertreibung nicht. Insgesamt belaufen sich die deutschen Bevölkerungsverluste nach Schätzungen auf zwischen 9,23 und 10,13 Mio. Menschen. Dies bedeutet, dass die allermeisten Menschen in Deutschland einen oder mehrere Angehörige verloren hatten.
Es bestand eine eklatante Wohnungsnot. Auf dem Gebiet der Bundesrepublik waren 25 % der Wohnungen zerstört, in den Großstädten sogar 50 %. Die verbliebenen waren eng belegt, viele Familien hausten in Kellern oder in Dachgeschossen. Insgesamt standen 13,7 Mio. Haushalten nur 8,2 Mio. Wohnungen zur Verfügung, viele davon mit Kriegsschäden. Der verbliebene Wohnraum wurde staatlich bewirtschaftet, Einquartierungen waren an der Tagesordnung.
Auch die Ernährungsverhältnisse waren teilweise katastrophal. Zeitweise konnte ein Minimum an Versorgung mit Nahrungsmitteln nicht gewährleistet werden.
Die schlechte Ernährung und die sehr beengten Wohnverhältnisse führten zu einem Ausbruch von Infektionskrankheiten. Fälle von Diphtherie, Typhus und TBC stiegen in der amerikanischen Zone von 23 pro 10.000 Einwohner im Jahr 1938 auf 61 im Jahr 1946.
Hinzu kam eine erhebliche Mobilität der Menschen in Deutschland. Alles in allem, inklusive Displaced Persons (DP) und alliierten Truppenverbänden, lebten im Frühjahr 1945 über 100 Mio. Menschen auf dem Reichsgebiet. Man schätzt, dass etwa ein Drittel von ihnen permanent in Bewegung war: verlegte alliierte Soldaten, DPs, Evakuierte, deutsche Kriegsgefangene, Flüchtlinge.
Die Stimmung in der Bevölkerung litt entsprechend. Von vielen Zeitgenossen wurde das Kriegsende angesichts der nationalsozialistischen Propaganda von Herrenmenschentum, Lebensraum im Osten und den vergangenen Siegen über die „Erbfeinde“ als totale Niederlage empfunden. Viele Menschen hatten zudem ihren Besitz verloren und waren sozial deklassiert, vor allem die Eliten des Staates und der Gesellschaft sowie die Flüchtlinge.
Jahrelang bestimmte die Sorge um das wahrhaft tägliche Brot, um Heizung, Wohnung und medizinische Versorgung den Alltag der Menschen. Hinzu kamen Trauer um getötete Angehörige, die Sorge um Vermisste und Kriegsgefangene, die Traumata selbst erlittener Gewalttaten. Durchsetzen konnte sich im Kampf um die lebensnotwendigen Güter, wer Beziehungen oder Besitz hatte. Gleichzeitig galten Flüchtlinge als Eindringlinge in die heile Welt und als unwillkommene Konkurrenten um die knappen Ressourcen.264 Auch nach dem Ende der Kampfhandlungen und den ersten Tagen der Nachkriegszeit kehrte daher in vielerlei Hinsicht keine Normalität ein.
Auch die Menschen in Moosburg mussten einen schwierigen Alltag in einer allgemeinen Mangelsituation organisieren. Themen wie die Entnazifizierung oder die schwierige Sicherheitslage beschäftigten sie. Währenddessen wurde mit mehreren Wahlen und der Gründung von Parteien die Demokratie etabliert. Gleichzeitig kamen in diesen Jahren viele Menschen nach Moosburg. Blieb die jüdische Gemeinde letztlich eine kurze Episode, siedelten sich dagegen viele Heimatvertriebe und Flüchtlinge dauerhaft in der Stadt an und brachen das altbayerisch-katholische Milieu auf. Mit der Neustadt entstand sogar ein eigener Stadtteil.
1. Befreite Kriegsgefangene und Displaced Persons in Moosburg
Im Frühjahr und Sommer 1945 lebten zahlreiche befreite Kriegsgefangene und ehemalige Zwangsarbeiter in Moosburg. Während westliche Kriegsgefangene und Zivilisten innerhalb weniger Wochen in ihre Heimat zurückkehren konnten, wohnten ehemalige Gefangene und Zwangsarbeiter aus Osteuropa als sogenannte Displaced Persons oft jahrelang in der Stadt.
Die Rückführung der alliierten Kriegsgefangenen
Das Alliierte Oberkommando hatte im Frühjahr 1945 den Kampftruppen Anweisungen gegeben, wie mit befreiten Kriegsgefangenen (RAMPs: Recovered Allied Military Personnel, „wiederaufgefundene alliierte Militärangehörige“) zu verfahren sei. Darunter wurden alle Soldaten verstanden, die 60 Tage oder länger in Kriegsgefangenschaft verbracht hatten.
Die vorrückenden Einheiten wurden angewiesen, die befreiten Gefangenen zu registrieren und medizinisch zu betreuen. Befreite Ärzte und Sanitätspersonal sollten sie dabei unterstützen. Außerdem hatte das Oberkommando angeordnet, die ehemaligen Kriegsgefangenen mit Nahrung und Kleidung zu versorgen. Befreite US-amerikanische Gefangene wollte das Oberkommando so bald als möglich ausfliegen.
Im Übrigen war geplant, die Gefangenen, die nicht Angehörige der US-Streitkräfte waren, baldmöglichst in die Obhut ihrer Heimatländer zu übergeben. Gemäß den Vereinbarungen von Jalta und einer ergänzenden Vereinbarung in Leipzig vom 28.05.1945 zwischen der britischen, amerikanischen und sowjetischen Regierung sollten die befreiten Gefangenen an ihre jeweiligen Militärorganisationen zurückgeleitet werden. Bis dahin waren sie mit Nahrung, Kleidung und Quartier zu versorgen sowie medizinisch zu betreuen.265
Vor diesem Hintergrund ist auch die Situation der ehemaligen Insassen im Stalag zu sehen.
Abgesehen von einigen hundert Franzosen, die nach dem Krieg in Privatquartieren untergebracht waren, blieben die meisten Insassen bis zum Abtransport im Stalag. Die Amerikaner brachten zudem in den ersten Maitagen befreite Kriegsgefangene von den Außenlagern und Arbeitskommandos nach Moosburg ins Stalag. Dort stellte man Waschgelegenheiten zur Verfügung und führte Entlausungsmaßnahmen durch. Außerdem wurden hier alle ehemaligen Gefangenen registriert und ihre Daten für den Abtransport mit dem Flugzeug erhoben. Da das Lager völlig überfüllt war, brachte man die ehemaligen Gefangenen unter anderem in einem Lagerhaus in Moosburg, aber auch auf Bauernhöfen in der Umgebung unter, teilweise in den Stallungen. Die große Zahl der ehemaligen Gefangenen machte die Verteilung der Rationen schwierig.

Abb. 37: Befreite Gefangene auf dem Weg zu Transportflugzeugen auf dem Flugfeld bei Ergolding (Nationalarchiv Washington).
Außerdem war die Lage der Gefangenen nicht sicher, es gab immer noch die Gefahr von Heckenschützen.266
Schon in den ersten Maitagen wurden transportfähige amerikanische Gefangene über den Flugplatz Ergolding nach Reims ausgeflogen und zwar mit C-47 Maschinen, dem wichtigsten Transportflugzeug der amerikanischen Streitkräfte, das bis zu 35 Personen transportieren konnte. Allerdings hatten die Amerikaner zunächst nicht ausreichend Transportkapazitäten, um die Gefangenen zeitnah auszufliegen. Zuerst wurden die Kranken abtransportiert. Ehe man die anderen Gefangenen nach Landshut/Ergolding zum Flugfeld brachte, dauerte es häufig mehrere Tage. Auch dort mussten die Gefangenen teilweise tagelang auf ihren Flug warten und waren währenddessen in Landshut in Wohnungen untergebracht.267

Abb. 38: Die Knabenschule – heute Anton-Vitzthum-Grundschule (Archiv Karl A. Bauer).
Für die erkrankten ehemaligen Kriegsgefangenen und befreite Zwangsarbeiter richteten die Amerikaner am 23.06.1945 in der Knabenschule ein eigenes Krankenhaus ein, das RAMP (Recovered Allied Military Personnel) Hospital X-1010. Dort wurden 250 kranke Ausländer behandelt. Vermutlich hing die Eröffnung des Krankenhauses mit der Einrichtung des Internierungslagers Anfang Juni zusammen. Bis dahin hatte man die erkrankten ehemaligen Gefangenen, soweit sie nicht Ende April/Anfang Mai von einem mobilen Feldlazarett der US-Armee versorgt worden waren, im Lazarett des Stalag behandeln können. In einer Villa in der Münchener Straße wohnten sieben Ärzte, die im RAMP Hospital tätig waren.268
Displaced Persons in Moosburg
Während die Amerikaner ihre Gefangenen schnell nach Hause brachten und auch Briten sowie Franzosen bei der Rückholung ihrer Bürger unterstützten, dauerte die Rückführung von ehemaligen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus Osteuropa längere Zeit. Dort mussten nach der Besatzung durch die deutschen Truppen staatliche Strukturen erst wieder entstehen. Zunächst waren daher die Gefangenen aus den osteuropäisc...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Quellenlage
- I. Das Kriegsende in Moosburg
- II. Vom Krieg zum Frieden: Die ersten Tage der Nachkriegszeit
- III. Das Leben in der Nachkriegszeit 1945-1949
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Weitere Informationen
- Herausgeber
- Impressum