Chirurginnen
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Chirurginnen

  1. 188 Seiten
  2. German
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Chirurginnen

Über dieses Buch

Frauen war es Jahrhunderte lang verwehrt, ärztlich und erst recht chirurgisch tätig zu sein. Sie mussten in Vergangenheit und Gegenwart viele Zurücksetzungen erfahren und brachten häufig persönliche Opfer, um gleichberechtigt mit ihren Kollegen zu sein.Der Chirurg Volker Klimpel beschreibt in seinem Buch erstmals ausführlich die wechselvolle Geschichte der weiblichen Emanzipation auf diesem Gebiet. Zugleich portraitiert er über 100 Chirurginnen von der Antike bis in die Neuzeit und erweist ihnen so die längst zustehende Reverenz.

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Porträts
Dieses Kapitel ist Chirurginnen gewidmet, die nicht mehr unter uns weilen. Ihre alphabetisch angeordneten Biographien umfassen sowohl deutsche als auch ausländische Chirurginnen und vermitteln einen Eindruck von dem Pioniergeist, von der Kraft und Beharrlichkeit jener Generationen, ohne die die heutige „weibliche Chirurgie“ nicht denkbar ist. Die Lebensläufe waren immer eingebettet in die Zeit, in der sie stattfanden. Die benutzten Quellen sind unterschiedlicher Art und werden hier nur kursorisch erwähnt. Sie speisen sich aus Nekrologen, aus biographischen Lexika, aus „Wikipedia – Die freie Enzyklopädie“, aus persönlichen Mitteilungen und last but not least aus dem Internet-Portal „Famous Female Surgeons“. Die Auswahl, jenseits jeglicher Vollständigkeit, enthält berühmte Namen, aber auch weniger bekannte und unbekannte.
Noch am Ende ihres über 40-jährigen Arbeitslebens an der Chirurgischen Klinik der FSJ Jena wurde Gisela Adam, geboren am 24. März 1940 in Jena, vor eine Aufgabe gestellt, die sie sich nicht gewünscht hatte und die alles andere als angenehm war: Als 2003 der Verdacht auf Unregelmäßigkeiten bei Organtransplantationen aufkam und der Klinikdirektor suspendiert wurde, musste Frau Adam das Amt kommissarisch übernehmen. Sie hat diese Aufgabe mit Umsicht gemeistert und ist dann in die Stabsstelle der Ärztlichen Direktion als OP-Managerin gewechselt. Studiert und promoviert hatte sie an ihrer Heimatuniversität, die chirurgische Ausbildung noch bei Heinrich Kuntzen (1893–1977) begonnen und dann bei Theo Becker (1916–1991) abgeschlossen. Aus Liebe zur Kinderchirurgie absolvierte Gisela Adam noch eine zweite Facharztausbildung bei Herbert Schickedanz (*1928), dem ersten Ordinarius für Kinderchirurgie an der Universität Jena. Sie habilitierte auf diesem Gebiet, war Oberärztin und kehrte wieder in die Allgemeinchir­urgie zurück. 1990 wurde Frau Dr. Adam zur stellvertretenden Direktorin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie ernannt und 1991 C3-Professorin. Gisela Adam ist immer in Jena geblieben, hat ihr Leben der Chirurgie gewidmet und nicht geheiratet. Die viele Zeit, die sie mit und am Patienten verbrachte, war für sie kein Opfer, sondern eine Selbstverständlichkeit. Im Hörsaal und am OP-Tisch „blühte sie auf“ [86]. In der 1991 neu gegründeten Landesärztekammer Thüringen engagierte sich Prof. Adam im Vorstand. Für ihre Verdienste erhielt sich die Ludwig-Pfeiffer-Medaille19 der thüringischen LÄK. Die Emerita (seit 2006) verstarb am 13. August 2016 in Jena. Derzeit ist die Jenenser Kinderchirurgie wieder mit einer Frau besetzt: Prof. Felicitas Eckoldt-Wolke.
Agnodike (auch: Hagnodike) lebte im 3. Jahrhundert v. Chr. in Athen. Zu ihr führen die frühesten Spuren weiblicher Heilkunst. Sie als Chir­urgin zu bezeichnen, ist vielleicht nicht ganz korrekt, wenngleich sie als Geburtshelferin von der Episiotomie bis zur Nabel(Schnur-)Behandlung bei Neugeborenen semi-chirurgische Handlungen vollzogen hat. Vieles aus den Überlieferungen zu Agnodike wird von den Gelehrten ins Reich der Legenden verwiesen, so auch, dass sie Schülerin des alexandrinischen Arztes Herophilos von Chalkedon (um 290 v. Chr.) gewesen sei [84]. Zu den mehr oder weniger gesicherten Fakten zählt, dass Agnodike in Männerkleidung studierte und ärztlich tätig war (wie später Bulkley-Barry und Edwards Walker, s. u.), da in Athen Sklaven und Frauen das Erlernen und Ausüben der Heilkunst streng untersagt war. Als sie sich einigen ihrer Patientinnen – sie behandelte fast nur Frauen – offenbarte, wurde sie von Neidern – und das waren nun ausnahmslos Männer und Kollegen – denunziert und verurteilt. Der Todesstrafe entging sie nur dadurch, dass sich einflussreiche Athener Frauen für sie einsetzten, mit der Folge, dass künftig auch frei geborene Frauen ärztlich ausgebildet und tätig werden durften <QI30>. In diesem Zusammenhang ist die griechisch-römische Ärztin Aspasia zu erwähnen, die im 2. Jahrhundert n. Chr. als Gynäkologin und Chirurgin tätig war (S. 93, 95 [97]).
Else Ahuis geb. Schlüter wurde am 26. Juli 1906 geboren, der Ort konnte nicht ermittelt werden. Fräulein20 Schlüter hatte an der Münsteraner Wilhelms-Universität studiert und promoviert, wurde dort 1932 als Ärztin approbiert und heiratete im selben Jahr den Chirurgen Hermann Ahuis (1902–1958). Im Reichs-Medizinal-Kalender ist sie bis etwa 1945 als „Chirurgin und Bahnärztin“ verzeichnet; 1939 soll sie ohne ärztliche Tätigkeit gewesen sein. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof von Emden-Tholenswehr; sie war am 19. Oktober 1982 in Emden verstorben [4, 9].
Die schwedische Chirurgin Maria Lovisa Åhrberg kam am 17. Mai 1801 in Uppsala zur Welt und verstarb am 26. März 1881 in Stockholm. Seit 1870 war sie der erste anerkannte „weibliche Doktor“ ihres Landes, lange bevor dort das Frauenstudium offiziell zugelassen war. Louisas Vater war Verwalter an der ortsansässigen Universität, die weiblichen Vorfahren waren in der Krankenpflege und Volksmedizin zu Hause. Louisa begleitete ihre Mutter häufig in Krankenhäuser und erwarb sich ihr medizinisches Wissen durch Zuschauen und praktische Handreichungen („Learning by doing“). Nach Stockholm übergesiedelt, arbeitete sie zunächst als Hausmädchen und besaß die Neigung, immer Kranken und Verletzten helfen zu wollen. Sie wagte sich an Wunden und Knochenbrüche, gab bei inneren Leiden pflanzliche Mittel. Da sie darin sehr erfolgreich war, vertrauten sich ihr immer mehr Hilfesuchende an. Das war in jener Zeit nicht ungewöhnlich, eine „Doctoress“ ohne Hochschulstudium zu sein, es war aber ohne Lizenz stets eine Gratwanderung für die Betreffende zwischen Bewunderung und Gefängnis. Es gelang Lovisa Åhrberg wie nur wenigen, sich vom Image einer Quacksalberin zu befreien und zu einer angesehenen Ärztin aufzusteigen, die sogar Eingang in die Literatur fand [12]. 1871 zog sich Lovisa Åhrberg fast erblindet aus ihrer Praxis zurück, ein Jahr bevor es in Schweden Frauen erlaubt wurde zu studieren. Karolina Widerström (1856–1949) erhielt als erste Frau einen staatlich anerkannten medizinischen Abschluss. Sie ist Gynäkologin geworden <QI31>.
Louisa Aldrich-Blake war eine der ersten britischen Frauen, „die die Welt der Medizin eroberten“. Die Tochter eines Geistlichen wurde am 5. August 1865 in Chingford/Essex geboren, wuchs in Wales auf, absolvierte 1893 die Royal Free Hospital School of Medicine for Women, also eine reine Frauenhochschule, und erlangte an der Universität von London den Titel eines Doktors der Medizin und Chirurgie. Als erste Frau des Königreiches wurde sie Fachärztin für Chirurgie. Am Elizabeth-Garrett-Anderson-Hospital21 in London arbeitete sie als Oberärztin. Im ersten Weltkrieg leitete Frau Aldrich-Blake eine Abteilung von Chirurginnen und wurde beratende Hospitalchirurgin. Ihre erste Ausbildungseinrichtung, die Royal Free Hospital School, hatte sie 1914 zur Dekanin berufen. 1925 wurde sie in den Adelsstand erhoben und durfte sich fortan Dame Louisa Aldrich-Blake nennen. Mit Krebsoperationen an Rektum und Zervix hat sie chirurgisches Neuland beschritten. Nirgendwo wird jedoch erwähnt, ob Dr. Aldrich-Blake verheiratet gewesen ist. Auch die Ursache ihres am 28. Dezember 1925 eingetretenen Todes, da war sie 60 Jahre alt, ist unbekannt <QI32>.
Lilian Helen Alexander war eine australische Chirurgin und die erste Frau, die an der Universität von Melbourne Medizin studierte. Das am 15. März 1861 in St. Kilda/Victoria geborene Kind englischstämmiger Eltern – der Vater war Buchdrucker, die Mutter Schulinspektorin – wurde in einem Frauenkolleg auf das Medizinstudium vorbereitet. Zunächst schloss Miss Alexander mit einem Bachelor und einem Master of Arts ab, bevor sie als erste Frau gegen erhebliche Widerstände die Erlaubnis erhielt, überhaupt zu studieren. Der Weg kann klassisch genannt werden, der sie am Trinity College zunächst Lehrerin werden und einige Zeit in diesem Beruf arbeiten ließ. 1887 durfte sie sich, wiederum nach Überwindung zahlreicher Hürden, an der Medizinischen Fakultät der Universität Melbourne einschreiben. Sie bestand alle medizinischen Examen und die Doktorprüfung und trat ihre erste Stelle als Ärztin im Royal Women’s Hospital in Carlton, einem Ortsteil von Melbourne, an. Lilian Helen Alexander war an der Gründung des Queen Victoria Hospital beteiligt und arbeitete dort, nachdem sie 1901 die chirurgische Fachqualifikation erlangt hatte. Sie unterhielt bis 1918 auch eine chirurgische Privatpraxis, war nicht verheiratet und kümmerte sich nach dem Tod ihrer Schwester ab 1913 um ihre vier Neffen. Diese ließen nach Dr. Alexanders Tod am 18. Oktober 1934 in South Yarra/Australien zu ihren Ehren eine Skulptur auf dem Gelände der Melbourner Universität errichten <QI33>.
Ihrer berühmten Mutter hat sie 1939 ein literarisches Denkmal gesetzt [1]. Sie selbst war nicht minder berühmt: Louisa Garrett Anderson. Sie, die jüngste Tochter des Reeders James G. S. Anderson und der Ärztin und Feministin Elizabeth Garrett Anderson, wurde Chirurgin und wie ihre Mutter Suffragette. Louisa kam am 28. Juli 1873 in Aldeburgh/Suffolk zur Welt. Das Medizinische und das Aufrührerische lagen ihr im Blut. Hier hatten die Eltern keine Einwände gegen eine akademische Laufbahn der Tochter. Sie hat in St. Andrews/Schottland und in London studiert, war schon früh als Frauenrechtlerin unterwegs und war deswegen auch einmal verhaftet worden. Auf die Chirurgie spezialisierte sich Anderson jr. erst so recht im Weltkrieg. Da die britischen Militärbehörden Ärztinnen in ihren Reihen ablehnten, wandten sich Louisa Garrett und ihre Getreuen mit Erfolg nach Frankreich. Mit einem eigenem Hilfskorps, dem „Women’s Hospital Corps“ (WHC), gingen sie nach Paris, wo das französische Rote Kreuz das neuerbaute Hotel Claridge als Militärkrankenhaus zur Verfügung stellte. Die Frauen um Anderson sahen und behandelten die grausamsten Kriegsverletzungen, und ihnen war klar, dass sie auf diese Weise eine ungeahnte Fülle chirurgischer Erfahrungen sammeln konnten. Der Spruch von Krieg als größtes medizinisches Experiment machte die Runde (und das auch noch im zweiten Weltkrieg), heute würde man das nicht mehr so sagen. Jedenfalls hatten sich die Ärztinnen vom WHC auf ganzer Linie durchgesetzt. Dass ausschließlich Frauen die Soldaten behandelten, war Alltag geworden. Louisa Garrett Anderson ging auch in Lazarette an der Front und veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten. In der Anästhesistin Dr. Flora Murray (1869–1923) fand sie ihre Lebensgefährtin. 1917 wurde Louisa Garrett Anderson mit der hohen Auszeichnung „Commander of the British Empire“ geehrt. Am 11. November 1943 ist sie in Penn/Buckinghamshire an einem Herzinfarkt verstorben <QI34>.
Berühmt gemacht hat sie das nach ihr benannte Apgar-Schema zur kardiopulmonalen Bewertung Neugeborener. So wird Virginia Apgar landläufig zu den Pädiatern und Neonatologen gezählt, was ja auch nicht ganz falsch ist [90]. Frau Apgar, am 7. Juni 1909 in Westfield/New Jersey geboren, war jedoch von Haus aus Chirurgin und Anästhesistin. Aus einem gutbürgerlichen Elternhaus im Osten der USA stammend und zeitlebens begeisterte Geigerin, strebte sie schon von Jugend an der Medizin zu. Miss Apgar studierte an der Columbia-Universität in New York und praktizierte an verschiedenen großen Krankenhäusern. Nach zwei Jahren und Hunderten von Operationen hätte sie durchaus eine Karriere als Chirurgin machen können. Ihr Lehrer, der bekannte Allen O. Whipple (1881–1963)22, riet ihr jedoch davon ab, weil die Chancen für eine Frau in der Chirurgie schlecht standen und keine seiner Assistentinne...

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort
  2. Vorwort
  3. Vorgestern
  4. Gestern
  5. Heute
  6. Porträts
  7. Schlussbemerkungen
  8. Chirurginnen in Führungspositionen
  9. Literatur
  10. Relevante Verbände für Chirurginnen
  11. Namensverzeichnis
  12. Abkürzungen
  13. Bildnachweis
  14. Impresssum