Blick nach Osten: Eine regionale Betrachtung
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Blick nach Osten: Eine regionale Betrachtung

  1. 62 Seiten
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Blick nach Osten: Eine regionale Betrachtung

Über dieses Buch

Die Länder und Regionen Mittel- und Osteuropas mussten zahlreiche Herausforderungen bewältigen. Sie haben totalitäre und autoritäre kommunistische Regimes erlebt, Ende des 19. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit erlangt, wirtschaftliche und politische Umwälzungen gemeistert und schließlich mit der Aussicht auf gemeinsame Entwicklung den Weg nach Europa zurückgefunden.Bei allen Unterschieden und trotz der neuen populistischen Bewegungen haben diese Länder viel gemeinsam. Regionalpolitik kann die Demokratie, den Zusammenhalt und lokale Wirtschaftssysteme in der Europäischen Union fördern und "vergessenen Orten" helfen, ihr Potenzial zu erschließen.Grzegorz Gorzelak ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und auf regionale und lokale Entwicklungskonzepte und Strategieentwicklung spezialisiert. Er hat mit der Weltbank, der OECD, der GD Regio der Europäischen Kommission, verschiedenen polnischen und ukrainischen Regierungsstellen und mit regionalen und lokalen Behörden zusammengearbeitet.Dies ist der vierzehnte Essay aus der Reihe Big Ideas der Europäischen Investitionsbank.

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STATUE DES RÖMISCHEN KAISERS ANTONINUS PIUS (86-161), SAALBURG, FRANKFURT, DEUTSCHLAND

EIN HOLPRIGER ÜBERGANG

Die postsozialistische Transformation der mittel- und osteuropäischen Länder kann als eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der jüngeren Geschichte betrachtet werden. Unerwartet ging aus einem autokratischen System und einer zentralen Planwirtschaft eine Gruppe von Ländern hervor, die binnen einer Generation pluralistische Demokratien und offene Marktwirtschaften errichteten. Auch die Wirtschaft entwickelte sich rasant.[1]
Natürlich verlief dieser Übergang nicht reibungslos. In allen Phasen und insbesondere in der 2008–2009 beginnenden Finanzkrise traten Hindernisse, Unruhen und Spannungen auf. Doch schon Anfang der 2000er-Jahre konnten die meisten mittel- und osteuropäischen Länder die von der Europäischen Union vorgegebenen Grundstandards erfüllen. Nach und nach schlossen sie wirtschaftlich und institutionell zu Westeuropa auf.
Die Frage der Konvergenz[2] ist besonders bedeutsam, weil die Länder Mittel- und Osteuropas jahrhundertelang einen geringeren Entwicklungsstand aufwiesen als die Länder im Westen. Ursächlich hierfür waren langfristige historische Prozesse (von F. Braudel als longue durée[3] bezeichnet), deren Ursprünge im Römischen Reich zu finden sind (viele der heutigen mittel- und osteuropäischen Länder lagen außerhalb des Limes). Verschärft wurde dies durch die Teilung Europas in einen stärker entwickelten westlichen Teil, der ab dem 16. Jahrhundert von der Landwirtschaft zur Industrie und vom Feudalismus zum Kapitalismus überging, und einen östlichen Teil. Dort herrschten bis zum 19. Jahrhundert feudale Strukturen vor, und die Wirtschaft war eine Agrarwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte die Ost-West-Teilung Europas durch den Eisernen Vorhang die Rückständigkeit Mittel- und Osteuropas.[4]
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HARVEST, VLADIMIR DONATOVIC ORLOVSKIJ (1842 - 1914)
Diese strukturelle Lücke konnte in den letzten 30 Jahren zwar nicht geschlossen, aber doch erheblich verringert werden. Um die Terminologie Wallersteins[5] zu verwenden, sind Mittel- und Osteuropa von der zweiten in die erste Peripherie Europas aufgebrochen und haben die meisten ihrer Regionen näher an die Zentren von Kapital, Technologie und Demokratie herangeführt.
Abb. 1. Entwicklung des BIP, 1989=100, zu konstanten Preisen
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*Schätzung.
Verschiedene Quellen, erstellt in Zusammenarbeit mit M. Smętkowski.
Die mittel- und osteuropäischen Länder sind sehr unterschiedlich, und die nationalen Prozesse nahmen in den jeweiligen Gebietseinheiten verschiedene Formen an. Auch weisen einige Herausforderungen, mit denen die Länder konfrontiert waren, eine klare regionale Dimension auf.
Mittel- und Osteuropa haben von der Kohäsionspolitik und Gemeinsamen Agrarpolitik der EU profitiert, die zu den Schwerpunkten der Europäischen Union zählen. Das gegenwärtige politische Klima in einigen der Länder könnte nun aber wie kaum ein anderes Problem die weitere europäische Integration und den Zusammenhalt mit dem Westen gefährden.
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1989 BILDETEN ZWEI MILLIONEN MENSCHEN EINE MENSCHENKETTE DURCH DIE DREI BALTISCHEN STAATEN

DIE MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHEN REGIONEN NACH DEM SOZIALISMUS

Die mittel- und osteuropäischen Länder begannen die schwierige Phase der Transformation (mehrheitlich 1990, die baltischen Republiken etwas später nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion) mit stark polarisierten regionalen Strukturen und ausgeprägten räumlichen Ungleichheiten, mit überindustrialisierten Städten, unterentwickelten Infrastrukturen, einer verschmutzten Umwelt und begrenztem Privateigentum an landwirtschaftlichen Flächen. Alle Länder kämpften mit einer schweren Rezession, die bis zu 20 Prozent ihres BIP aufzehrte (siehe Abb. 1). Die sozioökonomische Realität dieser Länder war zu Beginn der postsozialistischen Transformation geprägt vom Zusammenbruch mehrerer Industriebetriebe – insbesondere weil sie in einer neuen, offenen Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig waren –, von einer radikalen Änderung der Eigentumsverhältnisse in der Landwirtschaft und einer bis dato ungekannten Arbeitslosigkeit mit wachsenden „Nischen der Armut“.
In der ersten Phase der postsozialistischen Transformation war eine starke regionale Differenzierung mit folgenden regionalen Reaktionen zu erkennen:
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PRAG IST EIN BEISPIEL FÜR EINEN REGIONALEN VORREITER
Tabelle 1. Regionale Reaktionen auf die postsozialistische Transformation
Regionale Reaktionen auf die Transformation
Positiv
Negativ
Stellung der Regionen in der sozialistischen Wirtschaft
Stark
VORREITER
Positive Kontinuität
Haupt- und Großstädte
Diversifizierte Wirtschaft, qualifizierte Arbeitskräfte, gute Infrastruktur und wohlhabende Institutionen
VERLIERER
Negative Diskontinuität
Industrieregionen
Spezialisierte Industrie, Brachflächen, einseitige Qualifikationen
Schwach
GEWINNER
Positive Diskontinuität
Touristisch erschlossene und reindustrialisierte Regionen
Externe Nachfrage nach ihrem Potenzial
NACHZÜGLER
Negative Kontinuität
Ländliche Regionen, Randgebiete
Schlecht erreichbar, veraltete Strukturen, geringe Qualifikationen, Abwanderung
Quelle: Gorzelak G., „Regional development in Central and Eastern Europe“, in: Blokker P. und Dalago B. (Hrsg.): Regional Diversity and Local Development in New Member States, New York, Palgrave Macmillan, 2009.
Vorreiter waren die Metropolregionen. In der sozialistischen Wirtschaft bildeten stark industrialisierte Großstädte die stärksten Glieder in den Gebietssystemen Mittel- und Osteuropas. Nach dem Zerfall der Sowjetunion setzte in diesen Regionen ein Strukturwandel ein, der vor allem Deindustrialisierung bedeutete. Metropolregionen boten aufgrund ihrer diversifizierten sozioökonomischen Strukturen und guten Anbindung beste Standortbedingungen für besonders dynamische Sektoren wie international vernetzte wissensintensive Dienstleistungen (Finanzwesen, Management, Tourismus, Wissenschaft etc.) und hochwertigen Handel, also die sogenannten Großst...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. Titel
  4. Big Ideas
  5. Blick Nach Osten
  6. Ein Holpriger Übergang
  7. Anfang der 1990er-Jahre: Erste Demokratische Wahlen
  8. Die Herausforderungen: Innovation, Demografische Entwicklung und Klimawandel
  9. Die KohÄsionspolitik in Mittel- Und Osteuropa: Aufgaben und Erfolge
  10. Regionale Entwicklung: Wie geht es WEITER?
  11. Das ende der Geschichte?
  12. Biographie
  13. Copyright