
- 300 Seiten
- German
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Wildfell Hall
Über dieses Buch
Die Herrin von Wildfell Hall (Originaltitel The Tenant of Wildfell Hall) ist ein Roman von Anne Brontë aus dem Jahr 1848. Erzählt wird die Geschichte der jungen Helen Lawrence, die unter den Eskapaden und Fehlverhalten ihres alkohol- und vergnügungssüchtigen Ehemanns so sehr leidet, dass sie schließlich vor ihm flieht und sich unter falschem Namen in Wildfell Hall niederlässt.Heute gilt Die Herrin von Wildfell Hall als einer der ersten feministischen Romane, ein Umstand, der umso verständlicher wird, wenn man berücksichtigt, dass es bis zur Verabschiedung des Married Womens Property Act im Jahre 1870 verheirateten Frauen gesetzlich verboten war, Eigentum zu besitzen, die Scheidung einzureichen oder das Sorgerecht für ihre Kinder zu erhalten.
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Information
Thema
LiteraturErster Theil.
An Lord Halford Esq.
Lieber Halford.
Als wir das letzte Mal beisammen waren, theilten Sie mir eine ausführliche und höchst interessante Erzählung der merkwürdigsten Umstände Ihres Lebens vor unserer Bekanntschaft mit und forderten mich dann zur Erwiederung des Vertrauens auf. Da ich damals nicht in der Laune zum Geschichten erzählen war, lehnte ich es unter dem Vorwande, daß ich nichts zu erzählen habe, und dergleichen unhaltbaren Ausflüchten ab, die Sie, ganz und gar unstichhaltig ansahen, denn obgleich Sie das Gespräch augenblicklich auf etwas Anderes lenkten, geschah es doch mit der Miene eines sich nicht beklagenden, aber tief gekränkten Mannes und Ihr Gesicht war von einer Wolke überschattet, die es bis zum Ende unseres Gesprächs verdunkelte und vielleicht sogar noch verdunkelt, denn Ihre Briefe haben sich seit jener Zeit durch eine gewisse würdevolle, halb melancholische Steifheit und Zurückhaltung ausgezeichnet, die höchst rührend sein würde, wenn mich mein Gewissen beschuldigte, sie verdient zu haben.
Schämen Sie sich nicht, alter Junge — bei Ihrem Alter noch dazu — und nachdem wir einander so lange und so vertraut gekannt und ich Ihnen bereits so viele Beweise von Offenherzigkeit und Vertrauen gegeben und Ihre vergleichsweise Verschlossenheit und Schweigsamkeit nie gerügt habe? — Da wird wahrscheinlich aber der Haase im Pfeffer liegen. Sie sind von Natur nicht mittheilsam und glaubten, daß Sie bei jenem denkwürdigen Anlasse — welchen Sie ohne Zweifel mit feierlichen Schwüren für den letzten dieser Art erklärt haben, große Dinge gethan und einen Beweis ohne Gleichen von freundschaftlichem Vertrauen gegeben hätten — und Sie meinten, daß die geringste Vergeltung, welche ich Ihnen für eine so ungeheure Gefälligkeit zu Theil werden lassen konnte, die sei, Ihrem Beispiele, ohne mich einen Augenblick zu bedenken, nachzufolgen.
Nun, nun! — ich habe die Feder weder in die Hand genommen, um Ihnen Vorwürfe zu machen, noch mich zu vertheidigen, noch um für vergangene Sünden um Entschuldigung zu bitten, sondern um wo möglich dafür zu entschädigen.
Es ist ein regnerischer, nasser Tag, die Familie macht Besuche, ich befinde mich allein in meiner Bibliothek und habe gewisse moderige, alte Briefe und Pariere durchgesehen und über alte Zeiten nachgesonnen, so daß ich mich selbst ganz in der gehörigen Geistesverfassung befinde, Sie mit einer Geschichte aus alter Zeit zu unterhalten — und nachdem ich meine halb gebratenen Füße vom Kamine weggezogen, meinen Stuhl an den Tisch herumgerollt und die obigen Zeilen an meinen brummigem alten Freund aufgesetzt, bin ich im Begriffe, ihm eine Skizze, — nein, nicht eine Skizze — einen vollständigen und treuen Bericht über gewisse Umstände, die sich auf das wichtigste Ereigniß meines Lebens — wenigstens vor meinem Bekanntwerden mit Jack Halford, zu geben — und wenn sie diesen gelesen haben, so beschuldigen Sie mich der Undankbarkeit und der unfreundlichen Zurückhaltung, wenn Sie können.
Ich weiß, daß Sie sich gern lange Geschichten erzählen lassen und eben so sehr, wie meine Großmutter, auf ausführlicher Darstellung der Umstände bestehen; ich will sie daher nicht schonen und die einzigen Grenzen sollen meine eigne Geduld und Muße sein.
Unter den Briefen und Papieren, von denen ich sprach, befindet sich ein gewisses altes, verblichenes Tagebuch von mir, dessen ich erwähne, um sie zu versichern, daß ich mich nicht auf mein Gedächtniß allein verlasse — so zähe es auch ist — damit Ihre Leichtgläubigkeit nicht zu sehr auf die Probe gestellt wird, wenn sie mir durch die einzelnen Umstände meiner Erzählung folgen.
Ich beginne also mit dem ersten Kapitel — denn es soll eine vielkapitelige Erzählung werden.
Erstes Kapitel.
Eine Entdeckung.
Sie müssen mit mir zum Herbste des Jahres 1827 zurückkehren
Mein Vater war, wie Sie wissen, ein wohlhabender Landwirth in der Grafschaft — und ich folgte ihm auf seinen ausdrücklichen Wunsch in demselben einfachen Geschäfte, wenn auch nicht sehr gern, denn der Ehrgeiz trieb mich zu etwas Höherem und die Eitelkeit versicherte mir, daß ich dadurch, daß ich seiner Stimme nicht gehorche, meine Talente vergrabe und mein Licht unter den Scheffel stelle.
Meine Mutter hatte ihr Bestes gethan, um mich zu überreden, daß ich großer Thaten fähig sei, aber mein Vater, der den Ehrgeiz für den sichersten Weg zum Ruin und Veränderung nur für ein anderes Wort für Untergang hielt, wollte auf keinen von allen meinen Plänen zur Verbesserung meiner Lage oder der meiner Mitmenschen hören. Er versicherte mit, daß alles dies nichts wie Unrath wäre, und ermahnte mich mit dem letzten Hauche noch, auf dem guten, alten Wege zu bleiben, seinen Schritten und denen seines Vaters vor ihm zu folgen und es meinen höchsten Ehrgeiz sein zu lassen, ehrlich durch die Welt hinzugehen, weder zur Rechten, noch zur Linken zu schauen und die väterlichen Aecker auf meine Kinder in wenigstens eben so blühendem Zustande, als wie er sie mir hinterließ, zu überliefern.
Nun! — ein ehrlicher, fleißiger Landwirth ist eines der nützlichsten Mitglieder der menschlichen Gesellschaft, und wenn ich meine Talente auf den Anbau meines Gutes und die Beförderung des Ackerbaues im Allgemeinen verwende, so werde ich dadurch nicht nur denen — die unmittelbar mit mir in Verbindung stehen und von mir abhängen, sondern gewissermaßen auch der Menschheit im Allgemeinen nützen und daher nicht umsonst gelebt haben.
Mit dergleichen Gedanken bemühte ich mich, mich zu trösten, als ich an einem kalten, feuchten, bewölkten Abende gegen das Ende des Oktober vom Felde nach Hause ging.
Der Schimmer eines hellen, rothen Feuers durch das Fenster des Wohnzimmers trug jedoch mehr dazu bei, meine Laune zu erheitern und meine undankbaren Bedauernisse zu tadeln, als alle weisen Gedanken und guten Entschlüsse, zu denen ich meinen Kopf gezwungen hatte — denn Sie müssen bedenken, daß ich damals noch jung — erst vierundzwanzig Jahr alt war und noch nicht die halbe Herrschaft über meinen Geist erlangt hatte, welche ich jetzt besitze, so geringfügig diese auch sein mag.
Ich durfte jedoch in diesen Hafen des Glückes nicht eher einlaufen, als bis ich meine schmutzigen Stiefeln mit reinen Schuhen und meinen rauhen Surtout mit einem anständigen Rocke vertauscht und mich vor anständiger Gesellschaft präsentabel gemacht hatte, denn meine Mutter war bei aller ihrer Güte in gewissen Punkten ungemein eigen.
Als ich nach meinem Zimmer hinaufstieg kam mir auf der Treppe ein hübsches, neunzehnjähriges Mädchen, mit netter gerundeter Gestalt, rundem Gesicht, rothen, blühenden Wangen, glänzendem dichten Locken und kleinen, lustigen, braunen Augen entgegen.
Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß dies meine Schwester Rosa war, ich weiß, daß sie noch eine hübsche Matrone und ohne Zweifel — in Ihren Augen — noch eben so liebenswürdig ist, wie an dem glücklichen Tage, wo Sie ihrer erst ansichtig wurden. Ich ahnte damals nicht, daß sie nach wenigen Jahren die Frau eines Mannes werden würde — der mir damals noch ganz unbekannt, aber bestimmt war, später zu einem engeren Freunde zu werden, als selbst sie, — zu einem vertrautem, als der unmanierliche, siebzehnjährige Bursche, der mich im Hausgange, als ich herabkam, beim Kragen faßte und bei nahe umgeworfen hätte und zum Lohne für seine Unverschämtheit einen schallenden Schlag über den Schädel er hielt, welcher indeß davon keinen ernstlichen Nachtheil erlitt, da er erstlich dicker, als gewöhnlich und zweitens durch einen reichlichen Wulst kurzer, röthlicher Locken geschützt wurde, die meine Mutter kastanienbraun nannte.
Als wir in das Zimmer traten, fanden wir die geehrte Dame auf ihrem Armstuhle am Kamin sitzend und strickend, wie sie gewöhnlich zu thun pflegte, wenn sie nichts zu thun hatte. Sie hatte den Heerd rein gefegt und ein hellloderndes Feuer zu unserm Empfange gemacht, die Magd so eben das Teebrett hereingebracht und Rosa langte die Zuckerschale und die Theebüchse aus dem Kasten in dem schwarzeichenen Buffet, das in der milden Dämmerung des Zimmers wie polirtes Ebenholz glänzte
»Nun, da sind sie Beide,« rief meine Mutter, indem« sie, ohne die Bewegung ihrer geschäftigen Finger und glänzenden Nadeln dadurch verzögern zu lassen, sich nach uns umblickte. — »Nun, macht die Thüre zu und kommt an’s Feuer, während Rosa den Thee bereitete ihr müßt sicher halb verhungert sein, — und erzählt mir, was Ihr den ganzen Tag gethan habt, ich möchte gern wissen, was meine Kinder thun.«
»Ich habe das graue Füllen zugeritten — nichts Leichtes — das Umpflügen der letzten Weizenstoppeln geleitet — denn der Ackerknecht hat nicht soviel Verstand, um es selbst zu thun — und einen Plan zur ausgedehnten und wirksamen Entwässerung der tiefen Wiesen aus geführt.«
»Du bist ein braver Junge! — Und Fergus, was hast Du gethan?«
»Einen Dachs ausgegraben!«
Und nun begann er eine ausführliche Erzählung seiner Jagd und der einzelnen Züge von Tapferkeit, welche der Dachs und die Hunde entwickelt hatten, wobei meine Mutter that, als höre sie mit der tiefsten Aufmerksamkeit zu, und sein beliebtes Gesicht mit einem Vorrathe mütterlicher Bewunderung betrachtete, welchen ich für seinen Gegenstand höchst unproportionirt hielt.
»Es wird Zeit, daß Du etwas Anderes thust, Fergus,« sagte ich, sobald mir eine momentane Pause in seiner Erzählung ein Wort einzuschieben gestatten.
»Was kann ich thun?« fragte er; »meine Mutter will mich nicht auf die See gehen oder in die Armee treten lassen und ich bin einmal entschlossen, nichts Anderes zu thun, außer so viele Dummheiten, daß Ihr am Ende froh sein werdet, mich, unter welchen Bedingungen es auch sein mag, los zu werden.«
Unsere Mutter streichelte ihm besänftigend die steifen, kurzen Locken. Er brummte und versuchte ein mürrisches Gesicht zu machen, und dann setzten wir uns, der dreimal wiederholten Aufforderung Rosa’s gehorsam, Alle um den Tisch
»Nun, trinkt Euern Thee,«M sagte sie; »jetzt will ich Euch sagen, was ich gethan habe. Ich bin zum Besuch bei den Wilsons gewesen und es ist tausend Schade, daß Du nicht mitgingst, Gilbert, denn Elise Milward war dort.«
»Nun, was solls mit ihr?«
»O nichts! — Ich habe nicht im Sinne, Dir etwas von ihr zu erzählen — nur daß sie ein nettes, amüsantes, kleines Ding ist, wenn sie sich in guter Laune befindet, und ich würde gar nichts dawider haben, wenn Du sie —«
»Still, still, mein liebes Kind, Dein Bruder denkt nicht daran,« flüsterte meine Mutter eindringlich und hielt den Finger warnend in die Höhe.
»Nun,« fuhr Rosa fort, »ich wollte Euch eine wichtige Neuigkeit erzählen, die ich dort gehört habe — das Geheimniß hat mich fast zum Platzen gebracht — Ihr wißt, daß es vor einem Monate hieß, daß Jemand im Begriff sei, Wildfell Hall zu miethen — und — denkt Euch, — jetzt ist es schon seit mehr als einer Woche bewohnt — und wir haben nichts davon gewußt.«
»Unmöglich!« rief meine Mutter.
»Unsinn!!!« schrie Fergus.
»Es ist wirklich so! — und das von einer einzelnen Dame.«
»Guter Gott, Kind, das Haus ist ja eine Ruine.«
»Sie hat zwei bis drei Zimmer in wohnlichen Stand setzen lassen und dort lebt sie ganz allein, außer einer alten Frau, die sie bedient.«
»Du lieber Gott, das verdirbt den ganzen Witz — ich hoffte schon, daß sie eine Hexe wäre,« bemerkte Fergus, während er sich ein zolldickes Butterbrot abschnitt.
»Unsinn, Fergus.«
»Ist es aber nicht sonderbar« Mama?«
»Sonderbar! — ich kann es kaum glauben.«
»Aber Sie können es glauben,« den Jane Wilson hat sie gesehen. Sie ist mit ihrer Mutter hingegangen, die natürlich, sobald sie hörte, daß sich eine Fremde in der Gegend befand, auf Nabeln und Kohlen saß, bis sie bei ihr gewesen war und, so viel sie konnte, aus ihr herausgelockt hatte. Sie heißt Mrs. Graham und ist in Trauer, nicht in Witwentrauer, sondern in Halbtrauer, und sie wäre ganz jung, heißt es — nicht über fünf oder sechsundzwanzig Jahr — aber so zurückhaltend. — Sie versuchten alles Mögliche, um ausfindig zu machen, wer sie sei und wo sie herkommt u. s. w., aber weder Mrs. Wilson mit ihren hartnäckigen, impertinenten, geradezu gestellten Fragen, noch Miß Wilson mit ihren geschickten Manövern, war im Stande, eine einzige zufriedenstellende Antwort, oder auch nur eine beiläufige Bemerkung oder einen zufälligen Ausdruck aus ihr zu bringen, der geeignet war, ihre Neugier zu befriedigen, oder den schwächsten Lichtstrahl auf die Geschichte, die Verhältnisse oder Familie der Dame zu werfen. Ueberdies hat sie sich höflich gegen sie benommen, das war aber auch Alles, denn Jene konnten deutlich sehen, daß es ihr lieber war: Leben sie wohl! zu sagen als: Wie befinden sie sich? — Elise Milward sagt aber, daß ihr Vater beabsichtige, sie bald zu besuchen, um ihr einige geistliche Ratschläge zu ertheilen, deren sie, wie er fürchtet, bedarf, da sie bekanntlich schon vorige Woche in die Nachbarschaft gezogen, dessenungeachtet aber am vergangenen Sonntag nicht in der Kirche erschienen ist, und sie — das heißt Elise — will ihn bitten, mitgeben zu dürfen und ist über zeugt, daß sie etwas aus ihr bringen kann — Du weißt, Gilbert, daß sie Alles thun kann, was sie will — und auch wir sollten einmal einen Besuch dort machen, Sie wissen ja, daß es die Schicklichkeit gebietet?«
»Natürlich, mein liebes Kind; das arme Ding, wie einsam es ihr sein muß.«
»Und beeilt Euch damit, und vergeßt nicht, mir Nachricht zu bringen« wie viel Zucker sie in ihren Thee thut und was für Hauben und Schürzen sie trägt, und was sie sonst noch angeht, denn ich weiß nicht, wie ich leben soll, bis ich es weiß,« sagte Fergus mit äußerst ernsthaftem Gesichte
Wenn er aber erwartet hätte, seine Rede als ein Meisterstück des Witzes aufgenommen zu sehen, so mißlang ihm dies gänzlich, denn kein Mensch lachte. Darüber ließ er sich aber nicht aus der Fassung bringen, denn als er einen Mundvoll Butterbrot zu sich genommen hatte und eben einen Schluck Thee hinterschlucken wollte, brach der Humor der Sache mit so unwiderstehlicher Gewalt auf ihn ein, daß er vom Tische aufspringen und schnaubend und fast erstickend aus dein Zimmer stürzen mußte und eine Minute später in furchtbarer Pein im Garten kreischend gehört wurde.
Was mich betrifft, so war ich hungrig und begnügte mich damit, schweigend den Thee mit Schinken und Butterbrot zu demoliren, während meine Mutter und Schwester fortplauderten und die bekannten oder unbekannten Umstände und die wahrscheinliche oder unwahrscheinliche Geschichte der geheimnißvollen Dame besprachen; aber ich muß gestehen, daß ich nach dem Unglücksfalle meines Bruders ein paar Mal die Tasse an die Lippen führte, aber wieder niedersetzen mußte, ohne den Inhalt zu kosten zu wagen, um nicht meiner Würde durch eine ähnliche Explosion zu schaden.
Am nächsten Tage beeilten sich meine Mutter und Rosa, der schönen Einsiedlerin ihr Compliment zu machen, und kamen nur um wenig klüger, als sie gegangen waren, zurück, wenn auch meine Mutter erklärte, daß sie der Weg nicht daure, da sie auch, wenn sie nicht viel Gutes für sich gewonnen, sich doch schmeichele, selbst Einiges gethan zu haben, was besser wär, sie hatte einige nützliche Rathschläge gegeben, die hoffentlich nicht weggeworfen sein würden, denn Mrs. Graham schiene, wenn sie auch sehr wenig spreche und etwas von sich selbst eingenommen sei, doch des Nachdenkens nicht unfähig. Wenn sie auch nicht wüßte, wo das arme Ding ihr ganzes Leben zugebracht haben müsse, da sie eine klägliche Unwissenheit in gewissen Punkten verrieth und nicht einmal den Verstand hatte sich derselben zu schämen.
»In welchen Punkten, Mutter?« fragte ich
»In Haushaltungssachen und allen kleinen Küchendelikatessen und dergleichen Dingen, mit denen jede Dame vertraut sein sollte, ob es nun nöthig ist, daß sie von ihren Kenntnissen praktischen Gebrauch mache oder nicht. Ich habe ihr jedoch einige nützliche Mittheilungen gemacht und verschiedene ausgezeichnete Küchenrecepte gegeben, dere...
Inhaltsverzeichnis
- Erster Theil.
- Zweiter Theil.
- Dritter Theil.
- Vierter Theil.