Widerstand
eBook - ePub

Widerstand

Warum zwischen linker und rechter Politik eine Schlacht der Gene wütet

  1. 296 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Widerstand

Warum zwischen linker und rechter Politik eine Schlacht der Gene wütet

Über dieses Buch

Es gibt eine evolutionspsychologische Grundlage für die eigene politische Haltung, über die bisher kaum gesprochen wird, obwohl sie durch seriöse Wissenschaft von den mitunter renommiertesten Universitäten der Welt untermauert werden kann. Dieses Buch untersucht die These, wonach es ein im politischen Sinne »linkes« und »rechtes Gehirn« gibt, das jeweils mit biologischen Prozessen und evolutionär gewachsenen Entwicklungskapazitäten übereinstimmt.Warum nehmen die Menschen unterschiedliche politische Ideologien an? Warum können Intellektuelle, denen dieselben Tatsachen und Umstände vorgelegt werden, oftmals auf keinen gemeinsamen Nenner kommen? Warum schwingen auf beiden Seiten nicht selten Aggression und Verachtung für die Gegenseite mit? Welche psychologischen Unterströmungen führen dazu, rechte oder linke politische Überzeugungen anzunehmen, und woher kommen sie tatsächlich? Eine Antwort bietet ein aus der Biologie bekanntes Konzept namens r/K-Selektionstheorie. Dieses Buch ist das erste, das eine umfassende Untersuchung dieser bahnbrechenden Idee in deutscher Sprache leistet. Der Autor studierte hierfür zwei Jahre lang einschlägige Fachliteratur und Studien von Wissenschaftlern aller Kontinente. Die Theorie besagt, dass alle Bevölkerungsgruppen dazu neigen, eine von zwei Psychologien (Strategien) zu verwenden, um ihr Verhalten an das Vorhandensein oder Fehlen von Umweltressourcen anzupassen. Die beiden mit »r« und »K« bezeichneten Strategien korrelieren in diesem Zusammenhang auf erstaunlich akkurate Weise mit den Psychologien, die dem politisch linken und rechten Spektrum zugrunde liegen.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Widerstand von Philipp Anton Mende im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Psychologie & Geschichte & Theorie in der Psychologie. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
1. Einführung
Sie glauben, Sie wüssten, warum Sie politisch ticken, wie Sie ticken? Warum Sie Ihren politischen Gegner nicht ausstehen können oder Politiker X »die Stange halten«, während Sie Politiker Y am liebsten untergehen sehen würden? Sie denken, Ihre politische Einstellung rühre von Ihrer Erziehung? Ihrem Umfeld? Ihrer Bildung? Ihren Gefühlen? Ihrer Vernunft?
Das mag alles zutreffen. Dennoch ist das nur die halbe Wahrheit. Ein vollständiges Bild soll die in diesem Buch vorgestellte Theorie ermöglichen. Sie werden sich vielleicht fragen, warum Sie von dieser Theorie im Zusammenhang mit Politik mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch nie etwas gehört haben. Die Antwort darauf ist nicht einfach. Ein Grund könnte sicherlich darin liegen, dass sie einem wissenschaftlichen Teilgebiet entstammt, den viele Menschen aus Furcht davor, reflexartig in eine bestimmte politische Ecke gestellt zu werden, vermeiden. Lieber ignorieren. Umgehen. Oder maximal hinsichtlich »harmloser« Begebenheiten akzeptieren.
Die Rede ist von der Genetik. Man erinnere sich beispielsweise nur an die enorme und langanhaltende Kontroverse um Thilo Sarrazins 2010 erschienenes Buch Deutschland schafft sich ab (das weder hinsichtlich der wissenschaftlichen Faktenlage noch hinsichtlich diverser Lösungsvorschläge sonderlich viel Neues geboten hätte, um es vorsichtig zu formulieren). Noch bevor das Buch erschien (geschweige denn gelesen wurde), waren sich viele Menschen darüber einig, dass die enthaltenen Thesen entweder »blanker Unsinn«, »unwissenschaftlich«, »sozialdarwinistisch«, »hasserfüllt« oder Ähnliches seien, viele andere Menschen hingegen tendierten in ihrer Betrachtung zum genauen Gegenteil.
Warum?
Auch, nachdem das Buch gelesen wurde, blieben die Fronten verhärtet. Welche Studien, Zahlen und Belege Sarrazin auch anführte, an den bis dato vorherrschenden politischen Ansichten der Leser hatte sich kaum etwas verändert. Im Gegenteil, sie wurden eher noch zementiert. Und wieder lautet die Frage: Warum?
Es handelt sich dabei natürlich nur um ein exemplarisches Beispiel von unzähligen. Wir konnten und können am Beispiel Sarrazins ein gesellschaftspolitisches Verhalten erkennen, das sich quer durchs Internet und den darin existierenden sozialen Plattformen zieht. Ob in diversen Facebook-Chroniken oder öffentlichen Kommentarspalten, ob in seitenlangen Diskussionssträngen unter Amazon-Kundenbewertungen, YouTube-Videos oder auf Twitter: Der allgemeine Tenor lautet verstärkt, Social Media vergifte die Gesellschaft, einander bekriegende Stämme würden digital aufeinander losgehen und so weiter. Tatsächlich befinden wir uns womöglich nur einmal mehr an einem selektionsbedingten Wendepunkt, der sich in der Geschichte der Menschheit zyklisch zu vollziehen scheint und von daher selbstverständlich auch vor Social Media stattfand beziehungsweise ohne. Social Media beschleunigt höchstens den Prozess.
Gerne können wir dieses Phänomen anhand eines Experiments auf die Probe stellen. Als Grundlage für das Experiment dient hierbei eine Meinungsverschiedenheit zweier User, wie sie sich erstens tatsächlich und zweitens täglich hundert- und tausendfach in den Weiten des Internets manifestiert.
Wir beginnen bei diesem Experiment mit einem Zitat des Wirtschaftsnobelpreisträgers Friedrich August von Hayek (1899-1992), das Person A auf einer »sozialen Plattform« zur Disposition stellte. Es lautet:
»Wir verdanken den Amerikanern eine große Bereicherung der Sprache durch den bezeichnenden Ausdruck weasel-word. So wie das kleine Raubtier, das auch wir Wiesel nennen, angeblich aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen kann, ohne dass man dies nachher der leeren Schale anmerkt, so sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und jeder Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort sozial. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, dass eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.« 1
Je nachdem, lieber Leser, wo Sie sich politisch verorten, empfinden Sie diese Worte nun wahrscheinlich (oder zumindest in der Tendenz) entweder als falsch, abstoßend, »kalt« oder aber als richtig, einleuchtend und rational.
Person B, die zur ersten Fraktion zählte, entgegnete daraufhin – nicht ohne den in der Regel emotional-sarkastischen Unterton –, Leute wie Hayek seien »asozial«, arbeiteten mit »Tricks«, um ihre »gewissenlose Ideologie« zu verbreiten. Leute wie er glaubten ungeheuerlicherweise, dass »absolute Freiheit« wichtiger sei als das Überleben, ein Mindestmaß an Wohlstand und an Sicherheit. Wenn jemand auf der Straße verhungere, sei er eben selbst schuld, dass er nicht schlau genug war, sein Leben auf die Reihe zu kriegen, und keiner sei ihm zu irgendetwas verpflichtet, schon gar nicht die Gesellschaft. Aber – Achtung Sarkasmus – zumindest schränke niemand seine Grund- und Freiheitsrechte ein. Er habe auch das »Recht zu krepieren«, und niemand dürfe ihn zu irgendetwas zwingen. Das sei Hayek – in wenigen Sätzen erklärt.
Auch hier gehe ich davon aus, dass Sie dieser Entgegnung nun tendenziell oder vollumfänglich beipflichten oder aber sich erneut in Ihrer Denkweise provoziert oder herausgefordert fühlen.
Genau dies war in besagter Online-Diskussion bei Person A der Fall. Letztere glaubte nun, Person B mit einer Art »Fakten-Tsunami« in die Flucht schlagen zu können. Auf die teilweise ebenfalls von Emotionen getriebene Anklage, Person B sei ein ignoranter Sozialist und habe – »wie unter Sozialisten üblich« – keine Ahnung von Hayek geschweige denn je ein Werk von ihm gelesen, begann Person A seine lange Entgegnung mit dem Hinweis darauf, dass Menschen, die das Leben eines verhungernden Obdachlosen retten können, die »moralische Pflicht« besäßen, dies auch zu tun. Es gebe aber keinen Grund, weshalb sich der Staat dabei einmischen müsse. Im Gegenteil: Erzwungene Solidarität sei keine Solidarität. Handlungen könnten nur dann einen ethischen Wert haben, wenn sie freiwillig erfolgen. Freie Marktwirtschaft sei zum Großteil schlichtweg evidenz- und wissenschaftsbasierte Wirtschaftspolitik, wobei Wirtschaftsliberalismus und Humanismus Hand in Hand gingen und der Grund dafür in der exorbitanten Menge an Wohlstand liege, die zerstört beziehungsweise Armut, die verursacht würde durch
  • viel zu hohe Steuern, (Sozial-)Abgaben und Staatsquoten,
  • zu hohe Staatsausgaben und Staatsschulden,
  • Überregulierung und Bürokratie,
  • nicht ausreichend gerechtfertigte Verbote und Vorschriften,
  • Quoten, Subventionen, Eingriffe in die freie Preisbildung und sonstige wirtschaftliche Interventionen.
Person A verwies vor diesem Kontext auf den weltweit vorhandenen, sehr starken Zusammenhang zwischen Wohlstand, Lebensqualität und hohen Werten beim Human Development Index (HDI) 2 einerseits und wirtschaftlicher Freiheit (gemessen durch Steuer- und Abgabenbelastung, Freiheit des Unternehmertums, Schutz von Privateigentum, Freiheit und Offenheit von Märkten, Regulierungsdichte, Freiheit des Handels) andererseits.
Abbildung 1: 3
Genauso stark sei – unter Verweis auf den Heritage Economic Freedeom Index 4 – der Zusammenhang zwischen Armut, Elend und wirtschaftlicher Unfreiheit. Auch grafisch ließe er sich darstellen (siehe Abbildung 1). Der HDI, so Person A weiter, sei ein Wohlstandsindikator, der Lebenserwartung, Bildungsniveau und Pro-Kopf-Einkommen zusammenfasse. Ein Land mit überdurchschnittlicher wirtschaftlicher Freiheit habe fast garantiert auch einen überdurchschnittlichen HDI (siehe Abbildung 2). Person A verwies darauf, dass die Rate extremer Armut in den am wenigsten freien Ländern bei 41,5 % liege, jedoch nur bei 2,7 % unter den freiesten Volkswirtschaften.
Abbildung 2: 5
Die Rate der »moderaten Armut« liege beim Quartil der wirtschaftlich unfreiesten Länder bei 57,4 %, im Quartil der wirtschaftlich freiesten Länder dagegen bei 3,6 %. Damit zusammen hänge, dass die Lebenserwartung in Ländern mit größerer wirtschaftlicher Freiheit deutlich höher sei als in Ländern mit geringer wirtschaftlicher Freiheit. Im Quartil der Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit liege die Lebenserwartung bei 60,7 Jahren, im Quartil der wirtschaftlich freiesten Länder dagegen bei 79,4 Jahren. Die Lebenserwartung sei also in wirtschaftlich freieren Ländern fast 20 Jahre höher als in wirtschaftlich unfreien Ländern. Es gebe ferner kein einziges Land auf der Welt, das ein hohes Maß an wirtschaftlicher Freiheit habe und trotzdem arm sei. Freie Volkswirtschaften seien gesunde und wohlhabende Volkswirtschaften.6
Gleichzeitig würden die wirtschaftlich unfreiesten Länder der Welt (beispielsweise Nordkorea, Venezuela, die Republik Kongo oder Zimbabwe) allesamt in Armut und Elend versinken. Person A sagte ferner, »Linke« würden »klassisch Liberalen« oder »Libertären« gern »soziale Kälte« und Gleichgültigkeit gegenüber Armen vorwerfen, dabei verhielte es sich in Wahrheit genau umgekehrt: Wenige Dinge seien sozial verheerender als wirtschaftsfeindliche Politik, hohe Steuern, Überregulierung und zentralstaatliche Steuerung, wobei gerade arme Bevölkerungsschichten am meisten von freier Marktwirtschaft profitierten. Auch hierbei verwies Person A auf den Umstand, es gebe zahlreiche Studien darüber, bei welcher Staatsquote der Wohlstand in der Bevölkerung am stärksten zunehme und die Armut am stärksten zurückgehe. Ergebnis: Die optimale Staatsquote liege zwischen 15 und 29 Prozent.7
In Deutschland liegt die Staatsquote (bei sehr gutem Willen) mittlerweile schon bei 45 Prozent, also um das Doppelte zu hoch. Damit haben wir ein Pro-Kopf-BIP von 48.000 USD. Zum Vergleich ein paar andere Staatsquoten und Pro-Kopf-BIPs:
  • 31 % / 128.000 USD in Katar,
  • 19 % / 90.000 USD in Singapur,
  • 28 % / 69.000 USD in Irland,
  • 36 % / 57.000 USD in den USA und
  • 33 % / 63.000 USD in der Schweiz.
Leider sei laut Person A im deutschsprachigen Raum die Tatsache kaum bekannt, dass Steuern Wohlstand nicht nur umverteilen, sondern ihn auch zerstören. Das liege zum einen an den Fehlanreizen, die Besteuerung von Arbeit mit sich bringe und zum anderen an der Ineffizienz staatlicher Bürokratie und staatlicher Entscheidungsprozesse. Immer wenn der Staat einen Euro durch Besteuerung einnehme und damit etwas machen wolle, komme am Zielort nur noch ein Bruchteil davon an, zum Beispiel 40 Cent. Der Rest sei volkswirtschaftlicher Totalverlust, quasi wie im Klo herunter gespült.
Durch niedrigere Steuern und Abgaben könnten wir alle (auch Geringverdiener) schon längst viel wohlhabender sein als jetzt, genau wie die Menschen in anderen Ländern mit deutlich niedrigerer Staatsquote. Auch das kanadische Fraser Institute messe seit Jahren das Ausmaß der wirtschaftlichen Freiheit in fast allen Ländern der Welt. We...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Widmung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Motto
  5. 1. Einführung
  6. 2. Die Schlacht der Gene – Wie der Einfluss von Reproduktionsstrategien mit politischen Ideologien zusammenhängt
  7. 3. Widerstand – Einige aktuelle Schlachtbeispiele
  8. 4. Literaturverzeichnis
  9. Weitere Informationen
  10. Impressum