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Gehirn, Kultur und Motivation
Die Zusammenhänge und ihre Bedeutung für den Führungsalltag
- 96 Seiten
- German
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Gehirn, Kultur und Motivation
Die Zusammenhänge und ihre Bedeutung für den Führungsalltag
Über dieses Buch
Motivation, Kultur und Gehirn scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben, auf den zweiten aber alles. Manchmal merkt man das zu spät: dann, etwa wenn in internationalen Teams unerklärliche Konflikte auftreten und trotz allen Bemühens keine fruchtbare Zusammenarbeit entsteht. In dieser Krisensituation versuchen dann alle mehr von dem einzubringen, was sie in der eigenen Kultur gelernt haben und womit sich dort Probleme erfolgreich bewältigen lassen. Doch das scheint die Lage nur noch schlimmer zu machen: Teams blockieren sich untereinander und drohen auseinanderzubrechen. Mitarbeiter entfernen sich voneinander, Projekte laufen Gefahr zu scheitern. Die moderne Hirnforschung verrät uns, wie wir unsere Kultur lernen und welchen unsichtbaren Einfluss kulturelle Erziehung auf unser tagtägliches Handeln hat. Diesen Einfluss zu erkennen, sowohl in der eigenen Kultur als auch in anderen, eröffnet neue Möglichkeiten, internationale Teams zu motivieren, die Basis für ein effiziente Zusammenarbeit zu schaffen und Teams sicher durch Krisen zu führen. Dieses Buch lädt Sie ein, Ihre Teamstruktur und Ihren Führungsstil aus einer neuen Perspektive zu betrachten und sowohl neurowissenschaftliche als auch kulturelle Aspekte in Ihren Führungsstil zu integrieren. Es richtet sich an alle Führungskräfte, auch an die, die sich selbst vielleicht gar nicht als solche wahrnehmen: Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen, Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlings- und Integrationsarbeit, und an alle anderen, die ihr Leben und ihren Alltag mit Menschen anderer Kulturen teilen.
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Information
Thema
Education1. Motivation und Kultur - begriffliche Einordnung
Motivation und Kultur - beide Begriffe gehören zum alltäglichen Wortschatz. Beide Begriffe werden mit unterschiedlichen Bedeutungen und in solch unterschiedlichen Kontexten verstanden und verwendet, dass es schwer ist, ihnen eine eindeutige Bedeutung zuzuweisen, die über die Ebene der Phrase hinausgeht. Es scheint also angeraten, für diese Arbeit einen definierten Rahmen für beide Begriffe festzulegen.
Ist Motivation alles, was Spaß macht? Oder alles, was wichtig ist? Und wer ist dafür zuständig, dass wir motiviert sind? Viele Mitarbeiter scheinen ihre eigene Motivation für eine Führungsaufgabe und damit den Job ihres Vorgesetzten zu halten, in Trainings zur Mitarbeitermotivation andererseits suchen denn auch viele Führungskräfte nach guten Tipps und einfachen Checklisten, um das Team dazu zu bewegen, ihren Willen auszuführen. Motivation und Manipulation scheinen dann so weit nicht auseinanderzuliegen.
Der Begriff Motivation stammt aus dem Lateinischen: movere = bewegen und wird im Duden als die „Gesamtheit der Beweggründe, Einflüsse, die eine Entscheidung, Handlung oder Ähnliches beeinflussen, zu einer Handlungsweise anregen“ beschrieben.
Motivation bringt uns also dazu, etwas zu tun, entweder einfach,
- weil es Freude macht und Erfüllung bringt – intrinsische Motivation,
- oder um eine Belohnung zu erhalten – Appetenz,
- oder aber, um einer Bestrafung zu entgehen – Aversion.
Letztgenannte Antriebe zählen zur extrinsischen Motivation, auf die wir uns im Rahmen dieses Buches konzentrieren werden.
Das, was Menschen zum Handeln treibt, beschäftigte bereits im 4. vorchristlichen Jahrhundert den Sokratesschüler und Philosophen Aristippos von Kyrene. Seine Theorie, dass jedes menschliche Verhalten und die dazu führenden Beweggründe in der Natur des Menschen lägen mit dem Ziel, Vergnügen oder Lust anzustreben und Unlust oder Schmerz zu vermeiden, wird als Hedonismus bezeichnet.
Wenngleich hedonistische Prinzipien in der Geschichte immer wieder beleuchtet wurden, entstanden viele Motivationstheorien erst, seit sich ab dem 19. Jhd. mit dem Zusammenfallen von industrieller Revolution und der Entwicklung der wissenschaftlichen Psychologie zahlreiche Forscher dem Thema widmeten.
Möglicherweise handelt es sich lediglich um eine zeitliche Koinzidenz, jedoch beschäftigen sich zahlreiche Motivationstheorien mit dem Arbeitsumfeld von Menschen, das sich mit flächendeckend erfolgter Industrialisierung im 19. bis zur Mitte des 20. Jhd. drastisch änderte. Die Arbeitsteilung und der Umstand, dass viele Arbeiter das Ergebnis ihrer Tätigkeit nicht mehr zu Gesicht bekamen, die Entlohnung nach Stunde statt nach Produkt - time is money, war eine wahrhaftige Revolution von Tagesablauf und Lebensverlauf vieler Menschen und löste eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema aus.
Der US-amerikanische Psychologe Henry Murray (1893-1988) war einer der Pioniere in der Erforschung der Leistungsmotivation. Beispielhaft seien hier ebenso genannt die Hierarchie menschlicher Bedürfnisse, die Abraham Maslow (1908-1970) in seiner Bedürfnis-Pyramide darstellte und die 2-Faktoren-Theorie Frederick Herzbergs (1923-2000).

Abb. 1: Time is money
Eine besondere Stellung gehört David McClelland und seiner Theorie der „Big Three“, nach der die Beschreibung und Bewertung der drei großen Motive Macht, Zugehörigkeit und Leistung nicht aus rein psychologischen Gesichtspunkten erfolgt, sondern neurobiologisch untermauert ist. Eine Forschergruppe um McClelland konnte 1987 nachweisen, dass die Anregung einzelner Motive mit der Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter verbunden ist. Bei Anregung des Machtmotivs sind es Epinephrin und Norepinephrin, bei Anregung des Zugehörigkeitsmotivs Dopamin und bei Anregung des Leistungsmotivs Vasopressin und Arginin.
Motivation ist also etwas, das mit dem einzelnen Menschen ebenso zu tun hat wie mit seinem Umfeld, das von innen und außen kommen kann. Neurobiologisch läuft in uns allen dieselbe Reaktion ab, wenn wir motiviert sind, stark unterschiedlich sind jedoch die Dinge, die uns motiviert sein lassen. Es gibt eine individuelle Motivation und die Motivation durch die Erwartungen unseres Umfelds, die in diesem Buch einen Schwerpunkt darstellen wird.
Wenden wir uns dem Kulturbegriff zu. Kulturelle Bildung, interkulturelle Veranstaltungen, kulturelles Interesse etc., der Begriff Kultur wird auf vielfältige Weise genutzt. Kulturelle Bildung ist von der UNESCO als ein grundlegendes Menschenrecht beschrieben worden und die Auseinandersetzung mit dem „kulturellen Erbe“ wird allenthalben gefordert. Bei Diskussionen um den derzeit sehr populären Begriff der deutschen Kultur beispielsweise, die durch die „Flüchtlingswelle“ bedroht scheint und ohne Kompromiss und Einschränkung zu erhalten sei, endet die Argumentation allerdings meist genau bei dieser Forderung. Auf Nachfrage kann fast keiner meiner Seminarteilnehmer die deutsche Kultur beschreiben.
Pünktlichkeit ist der Begriff, der vielen zuerst einfällt und vielleicht noch durch Sauberkeit und Sicherheit ergänzt wird. Sollte unsere Kultur etwa hauptsächlich aus Pünktlichkeit bestehen? Und wenn ja, warum ist ausgerechnet dieses Merkmal so wichtig? Und warum wäre es bedrohlich, wenn uns die Pünktlichkeit abhandenkäme? Ein bisschen Entspannung diesbezüglich wäre ja vielleicht auch ganz gut in Zeiten, in denen die Zahl stressbedingter Erkrankungen kontinuierlich steigt.

Abb. 2: Zeitzonen
Was genau ist also unsere Kultur? Ist ein gemeinsames Abendessen schon eine interkulturelle Veranstaltung, weil die türkische Freundin mit am Tisch sitzt? Oder ist Kultur doch das, was im Museum hängt?
Der Kulturbegriff stammt ebenfalls aus dem Lateinischen, colere bedeutet pflegen oder urbar machen und grenzt somit vom Menschen Geschaffenes von Naturbelassenem ab. Der Begriff ist multidimensional und hat viele Definitionen, die durchaus im Widerspruch zueinanderstehen können.
Im Duden wird Kultur als die „Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft, als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung“ und als „Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen“ beschrieben.
Das Cambridge English Dictionary hingegen schreibt, Kultur sei: „the way of life, especially the general customs and beliefs, of a particular group of people at a particular time. “ Schon hier gibt es fundamentale Deutungsunterschiede.
Ersteres betont die Leistungen und Errungenschaften, letzteres die Lebenseinstellung, und dies sind nur zwei der möglichen Definition von Kultur. Der US-amerikanische Anthropologe und Kulturrelativist Alfred Kroeber und der US-amerikanische Ethnologe und Soziologe Clyde Kluckhohn haben sogar eine Liste mit nicht weniger als 200 verschiedenen Definitionen zusammengetragen.
Im Rahmen dieses Buches wird besonders eine Perspektive beleuchtet, nämlich die, die Kultur als gemeinsames Regelwerk für eine Gruppe von Menschen beschreibt: Alles, was eine Gruppe von Menschen zu gemeinsamem Handeln bewegt und dadurch diese Gruppe von Menschen von anderen Gruppen von Menschen unterscheidet, ist Kultur.
Nun können wir uns der Fragestellung widmen, ob Motivation und Kultur etwas miteinander zu tun haben, und wenn ja, wo das besonders sichtbar wird.

Abb. 3: Brain made of human hands
2. Motivation aus neurowissenschaftlicher Sicht
Motivation bedeutet Bewegung. Bewegung hin zu etwas oder weg von etwas, aber immer Bewegung und nicht Stillstand. Dieser Bewegungsdrang ist das Ergebnis komplexer zerebraler Prozesse, um die es im Folgenden gehen wird. Die Bewegung hin zu etwas wird Annäherungsmotivation oder Appetenz genannt, die Bewegung weg von etwas Vermeidungsmotivation oder Aversion.
Im Falle der Annäherungsmotivation sind wir motiviert eine Handlung auszuführen, um einen angenehmen Reiz oder eine Belohnung zu erhalten. Im Falle der Vermeidungsmotivation sind wir motiviert zu handeln, um einem unangenehmen Reiz oder einer Bestrafung zu entgehen. Während diese Prozesse für alle Menschen gleich sind, kann die Wahrnehmung von Belohnung respektive Bestrafung individuell sehr unterschiedlich sein und sich zudem mit Alter und Erfahrung ändern. Das bedeutet, dass auch die antreibenden Faktoren oder Motive einzelner Menschen sich stark unterscheiden können.
Damit Motivation entstehen kann, müssen wir also wissen, was gut und schlecht ist, was erstrebenswert ist und was wir vermeiden sollten. Das können wir entweder bewusst wissen und aus diesem Wissen heraus eine Handlung planen und ausführen, oder aber wir fühlen es. Meist im Bauch, als sogenanntes Bauchgefühl, oder im Herzen, wenn wir spüren, dass sich unser Herzschlag ändert vor Freude oder aus Angst.
Auch wenn wir durch diese Wahrnehmungen vielleicht glauben, unseren Gefühlen sozusagen einen Wohnort in unserem Körper zuweisen zu können, handelt es sich dabei nicht um den Entstehungsort des Gefühls, allenfalls um seine Wirkungsstätte. Entstanden ist das Gefühl bereits vorher, im limbischen System unseres Gehirns, das im folgenden Kapitel genauer beschrieben wird. Zunächst jedoch noch einige begriffliche Erläuterungen.
2.1 Motive
Als Motiv bezeichnet man unbewusste, intuitive oder auch bewusste Beweggründe für alle Bewegungen und Handlungen, die nicht automatisiert ablaufen, wenn wir ...
Inhaltsverzeichnis
- Titelseite
- Autorin
- Vorwort
- Danksagung
- Inhaltsverzeichnis
- 1. Motivation und Kultur - begriffliche Einordnung
- 2. Motivation aus neurowissenschaftlicher Sicht
- 2.1 Motive
- 2.1.1 Biogene Motive
- 2.1.2 Soziogene Motive
- 3. Wo und wie Motivation entsteht
- 3.1 Das limbische System
- 3.2 Das dopaminerge System
- 4. Motivation und Emotion - 4.1 Emotion als Grundlage für Motivation
- 4.2 Emotionale Bewertung und Belohnungserwartung
- 5. Kulturelle Einflüsse auf unsere Motivation - 5.1 Was ist Kultur und wie erlernen wir sie?
- 5.2 Wie leben wir Kultur?
- 6. Der kulturelle Imperativ - 6.1 Kulturelle Zugehörigkeit
- 6.2 Kulturelle Dimensionen
- 6.2.1 Kollektivistische Gesellschaften
- 6.2.2 Individualistische Gesellschaften
- 7. Wie bestimmt Kultur unsere Selbstwahrnehmung?
- 8. Erhebung zur motivationalen Selbsteinschätzung - 8.1 Anlass der Untersuchung
- 8.2 Erhebungszeitraum und Teilnehmer
- 8.3 Das Werkzeug - die Lebensmotive nach Steve Reiss
- 9. Auswertung und Darstellung kollektiver Regelmäßigkeiten und Merkmale in der Selbstwahrnehmung der Teilnehmer
- 9.1 Kulturelle Einflüsse und Auswirkungen auf das Motivations- und Entscheidungsverhalten der Teilnehmer
- 9.2 Konsequenzen für Führung und Motivation interkultureller Teams
- 10. Zusammenfassung und Schlussbetrachtung. "Wir sind die Anderen"
- 11. Literaturverzeichnis
- 12. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis