Handbuch Gesprächsrhetorik
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Handbuch Gesprächsrhetorik

  1. 781 Seiten
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Handbuch Gesprächsrhetorik

Über dieses Buch

Das Handbuch Gesprächsrhetorik repräsentiert den Forschungsstand zu rhetorischen Verfahren sprachlichen Gemeinschaftshandelns zum Zwecke der Verständigung im Dialog. Im Unterschied zu rein orator-bezogenen Konzeptionen der Rhetorik ist die Gesprächsrhetorik interessiert an allen Modalitäten mutueller Beeinflussung und Problemlösung in sozio-kommunikativen Prozessen der (sprachlichen) Zeichenverwendung. Im Zentrum stehen die Formen, Strukturen und Funktionen von Gesprächen in ihren jeweiligen (historischen, kulturellen, situativen) Einbettungskontexten als Gegenstand theoretischer Reflexion und empirischer Beobachtung. Die Gliederung des Bandes orientiert sich an der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung der Thematisierung dieses Gegenstandsbereichs sowie an dessen systematischer Bearbeitung verschiedenster Gesprächstypen bzw. -formen unter dem durchweg leitenden Aspekt der Dialogizität sprachlichen Handelns und rhetorischer Praxis. Historisch-genetische, theoretische und systematische, empirische und angewandte Aspekte ergänzen einander.

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Information

V Anwendungsfelder der Gesprächsrhetorik

24 Gesprächsrhetorik, Mediation und juristische Konfliktbearbeitung

Prof. Dr. Anusheh Rafi
, Berlin, Deutschland

Abstract

Mediation is a very successful form of alternative conflict resolution. This article introduces three core assumptions of the process and explains how to promote or support the communication of the conflicting parties during the mediation. It concludes by presenting four basic techniques used to facilitate mutual understanding. Since mediation is often seen as an alternative to court proceedings, this article also explains why the key assumptions in the mediation process differ from the conversation in court.
Stichwörter: Dialogphilosophie, Gerichtsverfahren, Konflikt, Mediation, Paraphrasieren, Perspektivenwechsel, Quäker, Reframen, Spieltheorie, win-win
Keywords: philosophy of dialogue, trial, conflict, mediation, paraphrasing, change of perspective, quaker, reframing, game theory, win-win
Gliederung: 1 Einleitung – 2 Grundannahmen – 3 Abgrenzung zum gerichtlichen Verfahren – 4 Ablauf des Mediationsverfahrens und die Veränderung der Gesprächsrichtung – 5 Techniken im Mediationsverfahren – 6 Literatur

1 Einleitung

Während die klassische Rhetorik sich von der Dialektik abgrenzte und eher darauf bedacht war, ein Publikum im Monolog von einem Anliegen oder einer Meinung zu überzeugen, 1 geht es bei der Mediation darum, zwei im Streit befindliche Menschen davon zu überzeugen, zu einem kooperativen Gespräch zurückzufinden. In diesem Aufsatz wird erläutert, auf welchen theoretischen Grundannahmen das Mediationsmodell basiert und mit welchen Mitteln eine kooperative Gesprächssituation geschaffen werden soll. Dabei wird davon ausgegangen, dass Mediation dann erforderlich ist, wenn eine Konfliktsituation vorliegt. Darunter wird eine Situation verstanden, in der es den Streitparteien eher um „Gewinnen“ als um „Überzeugen“ geht 2 bzw. in denen ein Konflikt „unkooperativ“ ausgetragen wird. 3 Zugleich wird verdeutlicht, inwiefern sich der Diskurs bei einer Konfliktklärung im Rahmen einer Mediation von einem vor Gericht ausgetragenen Streitdiskurs unterscheidet. Der Einfachheit halber beschränkt sich der folgende Text sprachlich auf Konfliktsituationen mit nur zwei Streitparteien. Selbstverständlich kann ein Konflikt auch deutlich mehr Streitparteien umfassen. Die Ausführungen gelten daher auch für Multiparteienkonflikte.

2 Grundannahmen

2.1 Bedeutung des authentischen Kontakts

Eine Grundannahme besteht im Glauben an den Wert eines jeden Menschen. Diese Grundannahme wurde drei unterschiedlichen Ansätzen entnommen: 1. aus der Tradition der Friedensbewegung, die insbesondere über die Quäker das Mediationsverfahren beeinflusst hat; 4 2. aus der humanistischen Psychologie, die sich gegen die Objektivierung des Gegenübers und die damit vernachlässigte Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten wandte; 5 3. aus der Dialogphilosophie vom Beginn des 20. Jahrhunderts, in der davon ausgegangen wird, dass das „Ich“ erst durch die Beziehung zum anderen Menschen entsteht. 6 All diesen Ansätzen ist die Sehnsucht nach einem authentischen Kontakt zum Gesprächspartner gemein. Das Gespräch soll frei von strategischem oder manipulativem Verhalten, gesellschaftlichen Rollenvorgaben oder Hierarchieunterschieden den gegenwärtigen Kontakt erleben, eine empathische Verbindung zwischen den Gesprächspartnern ermöglichen und offen sein für die durch diesen Kontakt mögliche Veränderung. Natürlich ist das eine empirisch nicht erreichbare Idealvorstellung, doch wirkt sie als ein Gegenpol zu einer Ende des 19. Jahrhunderts aufkommenden Tendenz in der Wissenschaft, metaphysisches Denken dadurch zu überwinden, dass man auch in den Sozialwissenschaften eine an den Naturwissenschaften orientierte Regel- und Gesetzmäßigkeit anstrebt (sogenannter Positivismus). 7 Diese drei Ansätze werden in den Unterabschnitten etwas ausführlicher dargestellt.
2.1.1 Einfluss der Quäker
Der Glaube, dass jeder Mensch grundsätzlich gut und über Gott mit anderen Menschen verbunden ist, hat die Quäker schon immer darin bestärkt, sich für Frieden, Verständigung und Konsens einzusetzen. Erste offizielle Vermittlungen in der Rolle einer dritten neutralen Partei gab es 1675 in Rhode Island. 8 Durch weitere Vermittlungstätigkeit über die Jahrhunderte wurden Erkenntnisse gewonnen, die einen bedeutenden Einfluss auf das heutige Verständnis erfolgreicher Konfliktvermittlung haben und 1947 besondere Anerkennung in der Vergabe des Friedensnobelpreises an die amerikanische und eine britische Quäkerorganisation fand (American Friends Service Committee und Quaker Peace and Social Witness). 9 Es wird die Bedeutung hervorgehoben, Menschen im Streit durch aufmerksames Zuhören zu beruhigen und dem Gespräch zugänglich zu machen. Yarrow beschreibt das einfühlende Zuhören als eine
„balanced partiality“ − a sensitivity to all the individuals and groups involved in a dispute … 10
und erinnert damit an die in der Mediationsforschung oft beschriebene „Allparteilichkeit“. 11 Ullmann beschreibt die Notwendigkeit, zunächst die Parteien zu verstehen und von ihnen verstanden zu werden, diesen Verständigungsprozess aber nur als den ersten Schritt anzusehen, der eine Grundlage dafür bietet, die Verständigung zwischen den Konfliktparteien zu fördern. 12 Das entspricht dem Vorgehen im Mediationsverfahren. Insbesondere erfordert die wechselseitige Verständigung einen Perspektivwechsel. 13 Dies wird ebenso wie die Verbindung der Vermittlungstätigkeit mit dem Glauben der Quäker in dem folgenden Zitat deutlich, mit dem ich diesen Unterabschnitt schließen möchte:
Our thesis that unofficial, third-party conciliation can be valuable in certain situations requires us to consider when such activity is appropriate and when it is not. The typical liberal Quaker believes in an innate goodness or divine element in all humans and is predisposed toward solving all problems by better communication, more persuasion, and changing of perspectives. 14
2.1.2 Humanistische Psychologie
Die humanistische Psycho...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Rede und Gespräch Zur Einführung in diesen Band
  5. I Zu Begriff und Tradition der Gesprächsrhetorik
  6. II Ordnungskategorien der Gesprächsrhetorik: Zur Beschreibung von Formen und Arten des Gesprächs
  7. III Paradigmen der Gesprächsführung
  8. IV Interdisziplinäre Anschlussstellen der Gesprächsrhetorik
  9. V Anwendungsfelder der Gesprächsrhetorik
  10. Stichwortverzeichnis