Die Schlösser in Oberdiessbach
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Über dieses Buch

Die Schlösser von Oberdiessbach sind Denkmäler einer stolzen ehemaligen Gerichtsherrschaft des Alten Bern. Die Burg Diessenberg an der Flanke der Falkenfluh wurde als Sitz der Herrschaft im 15. Jahrhundert durch das Sässhaus am Dorfrand abgelöst, das die Aufsteigerfamilie von Diesbach in Etappen zum ummauerten und mit Tortürmen ausgezeichneten sog. Alten Schloss ausbaute. Eine neue Ära eröffnete 1647 Albrecht von Wattenwyl (1617–1671), der im Dienst des französischen Königs reich geworden war und die Herrschaft kaufte. Nach intensiver Planungsphase liess er 1668–70 durch den Architekten Jonas Favre das hochrepräsentative Neue Schloss erbauen, das sein Erbneffe Niklaus luxuriös ausstattete. Nach französischem Vorbild ist es, erstmals in der Schweiz, als offener Landsitz gestaltet und greift grossräumig in die Umgebung aus. Fassaden, Treppenanlage, Raumverteilung und Ausstattung entsprechen neuen herrschaftlichen Anforderungen. In mancher Beziehung ist das Schloss der Initialbau für die barocke Profanarchitektur der tonangebenden Schicht im Ancien Regime. Sigmund und Martine v. Wattenwyl, heutige Eigentümer der Domäne, haben in den letzten 25 Jahren die zwei Schlösser, ihre Nebenbauten und Gärten sorgsam restauriert und geöffnet.

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Das Neue Schloss

Der Bauherr Albrecht von Wattenwyl (1617–1671)

Albrecht von Wattenwyl, Sohn des Sigmund (1584–1671) aus der Linie zu Pfistern und der Katharina Stölli, schlug eine militärische Laufbahn ein. 1634 trat er als Siebzehnjähriger ins Regiment des Herzogs von Candale ein, und 1642, im Alter von 25 Jahren, stieg er in Frankreich zum Oberstleutnant im Regiment seines Onkels Hans Franz von Wattenwyl (1590–1655) auf. Im Rahmen des Französisch-Spanischen Krieges zeichnete sich das Regiment 1643 in der Schlacht von Rocroi (Ardennen) aus und stand in den beiden folgenden Jahren bei den Belagerungen von Grevelingen und Mardyk (Flandern) im Einsatz. 1646 trat Hans Franz das Regiment seinem Neffen ab. Albrecht war als Soldunternehmer äusserst erfolgreich und häufte ein riesiges Vermögen an.
Porträt von Albrecht von Wattenwyl, Erbauer des Neuen Schlosses, Ölgemälde, Joseph Werner zugeschrieben, im Obergeschoss-Saal des Neuen Schlosses.
1648 kaufte Albrecht von Wattenwyl seinem jüngsten Bruder Sigmund (1628–1660) für 60‘000 Pfund und 90 Dublonen Trinkgeld die Herrschaft Diessbach ab, die dieser ein Jahr zuvor von Magdalena von Diesbach-von Wattenwyl (geb. 1611), der Witwe seines Schwiegervaters Christoph von Diesbach (gest. 1644), zum selben Preis erworben hatte. Nach Auflösung des Regiments von Wattenwyl 1652 wurde die Leibkompanie ins Schweizer Garderegiment integriert. 1654 kehrte Albrecht nach Bern zurück. Seiner Heimatstadt diente er als Kommandant eines waadtländischen Regiments und liess sich als Gesandter der evangelischen Stände nach Paris verwenden, doch ansonsten hielt er sich von Politik und Militär weitgehend fern und zog sich auf seine grosszügigen Besitzungen in Diessbach zurück. Von dort aus versuchte er, eine Ehe anzubahnen, scheiterte jedoch und blieb ledig. Dies hinderte ihn nicht, seine Planungen für einen Herrschaftssitz nach französischem Vorbild voranzutreiben und 1668 mit dem Bau zu beginnen. Während dieser Zeit blieb er mit dem französischen Hof weiterhin verbunden. Davon zeugt, dass ihn König Ludwig XIV. noch 1668 mit der Vergabe einer goldenen Kette ehrte. Wahrscheinlich ist auch, dass Albrecht grosszügige französische Pensionen erhielt. Ein halbes Jahr nach Abschluss des Rohbaus starb er im April 1671, ohne je einen Tag im Neuen Schloss gewohnt zu haben.
HB

Vorstufen und Planungsphasen des Neuen Schlosses

Nach der Rückkehr Albrechts von Wattenwyl galt sein Augenmerk in erster Linie dem Stadthaus Marktgasse 21, das er durch Deckenmalereien ausschmücken liess. In Oberdiessbach arrondierte er den Grundbesitz durch Zukäufe weiterer Güter. Der vom 15. bis 17. Jahrhundert erbaute, vergrösserte Herrschaftssitz mit dem alten, mehrfach erneuerten und ergänzten Sässhaus genügte seinen Ansprüchen offensichtlich nicht. Auffallend ist, dass er hier wie auch in Bern 1662 Obst- und Zierbäume setzen liess. Er wird sich bereits zu diesem Zeitpunkt mit dem Gedanken, ein neues Schloss zu bauen, beschäftigt haben. Entsprechend erkundigte er sich nach geeigneten Projektverfassern. Im Juni 1664 wurden ihm von einem Walliser Bauverständigen, L. Mory aus Sitten, zwei Projekte vorgelegt, wovon zwei Begleitbriefe, dazu ein Grundriss, erhalten sind, aus dessen zugehörigem Brief hervorgeht, dass Albrecht mit einem anderen Vorschlag von dritter Seite nicht zufrieden war. Die zwei Vorschläge aus Sitten zeigen, dass bereits gefestigte Vorstellungen herrschten: Das Schloss sollte nach Westen ausgerichtet sein, einen ummauerten Vorhof und eine innen liegende Treppe erhalten, der Garten mit zentralem Brunnenbecken, ebenfalls wie ausgeführt, an seiner Südflanke ansetzen. Der Plan weist allerdings einen altertümlichen schmalen Mittelkorridor auf. Auch der zweite Vorschlag von Mory dürfte Albrecht nicht befriedigt haben. Von Albrechts Hand erhalten ist eine Kritik an einem anderen (verlorenen) Projektvorschlag, in dem er u.a. mangelnde Helligkeit bemängelt und rügt, die Treppe sei bloss 5 statt 9 Fuss, der Korridor bloss 9 statt 12 Fuss breit. Aus dem gleichen Jahr 1664 ist ein weiteres, unsigniertes Projekt erhalten, das wahrscheinlich aus Frankreich stammt. Es präsentiert ein modernes geschlossenes Volumen unter Walmdach mit rhythmisierten Einzelfenstern. Sein zweiteiliges, zentrales Treppenhaus mit dem Durchblick unter dem Zwischenpodest von Fassade zu Fassade, die Eckverzahnung, das gebundene System der Fensterachsen, aber auch bestimmte Grundrisselemente nehmen Eigenheiten des Neuen Schlosses vorweg. Mit seinen Einzelfenstern ist der Fassadentypus gar moderner als das ausgeführte Doppelfenstersystem. Ein weiteres, skizzenhaftes Projekt schlägt eine Eingangsloggia vor.
Vorprojekt des Neuen Schlosses eines Planzeichners Mory aus Sitten, 1664. Das Schloss steht in ummauertem Hof (A), enthält Saal im Südwesten (D), Zimmer (E), Küche (F), Zimmer (G) mit Kachelofen (T) heizbar. Der ummauerte Garten seitlich mit Bassin (M), Parterres (N, O) Baumreihen (&;), Spaliere (Z) und Sitzbänken (S). Planverz. 17 (SA).
Vorprojekt des Neuen Schlosses eines nicht identifizierten, wohl französischen Architekten, datiert 1664. Ausschnitt.
Aufriss der Westfassade mit Eckverzahnung und gebundenen Achsen. Planverz. 21 (SA).
Der Erdgeschossgrundriss bringt eine (gegenüber der ausgeführten) einfachere Treppenanlage, aber bereits mit der brückenartigen Situation über dem Mittelkorridor. Rechts Saal, links Küche und heizbare Stube.
Wir wissen nicht, wie Albrecht schliesslich zu seinem Architekten in der Person von Jonas Favre aus Neuenburg (ca. 1630–1694) gekommen ist. Favre hat in Oberdiessbach umfangreiches Planmaterial hinterlassen. Darunter finden sich auch didaktische, die Architekten und Theoretiker Vitruv (um 80/70–15 v. Chr.) und Palladio (1508–1580) zitierende Zeichnungen, welche zweifelsfrei zur Instruktion des Bauherrn gedacht waren. Favre wohnte während längerer Zeit in Oberdiessbach. Wie seine Planbeschriftung lehrt, hatte er im Turmaufsatz des oberen Hoftors ein Kabinett zur Verfügung. Er hielt sich auch nach dem Bau des Schlosses, so noch 1675, hier auf. In einer Art idealem Revisionsplan hat er seine ganze Projektierungstätigkeit in Oberdiessbach festgehalten. Dazu notierte er, dass hier alles so gezeichnet sei, wie er es 1668 bei Beginn des Unternehmens angegeben habe. Wir können auf Grund der Vorgeschichte wie der erhaltenen Pläne davon ausgehen, dass eine enge Zusammenarbeit von Bauherr und Architekt Organisation und Gestalt von Schloss und seiner Umgebung bestimmt hat.
JS

Der Bauvorgang

Favre muss schon 1667, vor Baubeginn, das nötige Material bestellt und die Bauhandwerker gesucht haben. Wie sein detaillierter Baubericht festhält, war er während der ganzen Bauzeit von Frühjahr 1668 bis Herbst 1670 als Projektverfasser und Bauleiter anwesend. Man gewinnt den Eindruck eines hervorragend organisierten Unternehmens, das sehr speditiv von Statten ging. Der Grundstein wurde am 27. April 1668 gelegt, in Anwesenheit des Bauherrn sowie seines Neffen Emanuel Steiger. Zuerst entstand der Pavillon auf der Nordseite; Favre nennt die zwei Trakte auf beiden Seiten der Erschliessungsanlage so. Schon im August waren beide Pavillons soweit, dass di...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Inhalt
  4. Einführung
  5. Oberdiessbach – Twingherrschaft mit hoher Gerichtsbarkeit
  6. Die Burg Diessenberg
  7. Das neue Herrschaftszentrum im Tal als spätmittelalterliches Schlösschen
  8. Das Neue Schloss
  9. Das Pfarrhaus
  10. Die Grabkapelle des Albrecht von Wattenwyl
  11. Würdigung des Neuen Schlosses
  12. Anhang
  13. Eigentümertafel
  14. Pläne
  15. Über das Buch