
- 48 Seiten
- German
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Die Schlösser von Sion-Sitten
Über dieses Buch
Die über Sion thronenden Schlösser Valeria und Tourbillon sind ein so mächtiges städtisches Wahrzeichen, dass man sich den Walliser Hauptort ohne sie kaum vorzustellen vermag. Die beiden Schlösser, Majoria, das Viztum und einige weitere Gebäude verkörpern auf eindrucksvolle Weise die gesamte mittelalterliche Stadtgeschichte und zeugen von Zeiten, als der Bischof und das Domkapitel die Geschicke dieses alpinen Gebiets bestimmten, das dem Grossen Sankt Bernhard und dem Simplon wegen so gut wie unumgänglich war. Erleben Sie die noch deutlich spürbare mittelalterliche Atmosphäre und entdecken Sie eine Vielfalt an Kulturgütern, wie sie sich an nur ganz wenigen anderen Orten erhalten konnte.
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Information

Die Altstadt von Sion. Auf dem rechten Hügel lassen sich das Schloss Valeria, einstige Residenz des Domkapitels, und etwas unterhalb davon die sogenannte Jesuitenkirche erkennen. Auf dem linken Hügel befinden sich das Schloss Tourbillon und – in absteigender Reihenfolge auf dem Tourbillongrat – der kleine Hundeturm, der Turm von Majoria und das ausladende Viztumsgebäude.
Symbolkräftige Repräsentationsbauten
Ein reiches mittelalterliches Erbe
Sion (dt. Sitten) wurde seit dem Neolithikum (5200–2200 v. Chr.) fast ununterbrochen besiedelt. Die berühmte Begräbnisstätte von Le Petit-Chasseur mit ihren gravierten anthropomorphen Stelen ist ein eindrückliches Zeugnis dieser frühen Besiedlung. Bei der nahen Don-Bosco-Fundstelle wurden wiederum erst vor Kurzem prächtige Hügelgräber (Tumuli) aus der ausgehenden Bronzezeit (1000–800 v. Chr.) und der frühen Eisenzeit (800–450 v. Chr.) entdeckt. Auch das römische Sedunum gibt sich nur Stück für Stück zu erkennen: Bei Bauarbeiten kommen immer wieder einmal eine Therme oder eine Stadtrandvilla zum Vorschein, doch der Umfang der heute weitgehend überbauten römischen Siedlung lässt sich nach wie vor nur schwer bestimmen. Dem aufmerksamen Beobachter fällt hingegen sofort auf, dass die Struktur der Sittener Altstadt noch heute deutlich vom Mittelalter geprägt ist. Mittelalterlichen Ursprungs sind auch die Schlösser Valeria und Tourbillon: Die Wahrzeichen der Stadt thronen auf den beiden Felshügeln, die zwei Wächtern gleich aus der Ebene ragen. Da Sion in all den Jahrhunderten ein vergleichsweise geringes Wachstum verzeichnete, blieb ein beträchtlicher Teil der mittelalterlichen Bausubstanz erhalten, und die relative Armut der Bevölkerung hatte zur Folge, dass alles aufbewahrt wurde, was von irgendeinem Nutzen schien. So konnte sich ein Kulturerbe aus Handschriften, Archiven, Mobiliar, alten Waffen u. a. m. erhalten, wie man es nur an ganz wenigen anderen Orten findet, man denke zum Beispiel an die Orgel von Valeria als älteste spielbare Orgel überhaupt.
Zwei Hügel, zwei Mächte
Die beiden Burghügel sind zugleich Symbole für die zwei Mächte, die im Mittelalter die Region beherrschten. Als König Rudolf III. von Burgund im Jahr 999 dem Bistum Sitten die Grafschaft Wallis schenkte, erlangten die Bischöfe dadurch zusätzlich zur kirchlichen auch noch die weltliche Macht über das Land. Dies bedeutete aber auch, dass sie sich von da an eigenständig behaupten mussten: Nicht nur gegen ihre Anrainer – allen voran das Haus Savoyen, das sich schon bald den Grossen Sankt Bernhard aneignete – sondern auch gegen die Forderungen des Adels und später der Lokalbevölkerung. Ab dem 17. Jahrhundert musste der Bischof zudem seine Macht mit gewählten Volksvertretern teilen.
Im Mittelalter wurden bestimmte bischöfliche Verwaltungsaufgaben an die Kanoniker des Domkapitels (die sogenannten Domherren) delegiert. Die Institution des Domkapitels war vermutlich bereits in karolingischer Zeit für die Pflege des Chorgebets und der Liturgie der Kathedrale gegründet worden und erlangte rasch eine gewisse Unabhängigkeit. Während des gesamten Mittelalters hatte das Domkapitel die Funktion eines «Ministerrats» inne, der sich zeitweilig hinter den Bischof stellte, aber noch viel öfter als Gegengewicht fungierte, was sich in den beiden Schlössern spiegeln sollte: Während das Domkapitel auf dem südlichen Burghügel Valeria residierte, befand sich der Bischofssitz auf dem nördlichen und höheren Burghügel Tourbillon. Diese Machtteilung eröffnet sich einem noch viel deutlicher, wenn man bedenkt, dass Bischöfe bestimmte Aufgaben wie zum Beispiel die niedere Gerichtsbarkeit an lokale Lehensleute wie den Meier (maior) oder Viztum (vicedominus) delegierten, um nur die bekanntesten Ämter zu nennen. In Sion erinnern noch heute mehrere Wehrtürme daran, wobei sich die Türme des Meiers und des Viztums (auch «Seneschall») beide auf dem unteren Tourbillongrat befanden. Als der Bischof im 14. Jahrhundert den Meierturm zurückerlangte, erwarb er damit gleichzeitig den Grossteil des Tourbillongrats gegenüber Valeria: zwei Hügel, zwei Mächte.
Eine wehrhafte Stadt
Jedes der beiden Schlösser war aber nicht nur Wohnsitz und Repräsentationsbau, sondern auch Teil der Stadtbefestigung. Die Stadt war nämlich durchgehend von einer mit Wehrtürmen und Toranlagen ausgestatteten Mauer umgeben, deren Gestalt dank alten Druckgrafiken bekannt ist. Die um 1300 entstandene Wehranlage konnte dem relativ schwachen Bevölkerungswachstum bis zum Ausgang des Ancien Régime standhalten. Als sie überflüssig wurde und den städtebaulichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts im Wege stand, wurde sie abgebrochen. Heute sind nur noch wenige Elemente davon erhalten, zum Beispiel der zeitweise als Gefängnis genutzte und als Hexenturm («Tour des Sorciers») bezeichnete Eckturm. Ebenfalls relativ gut erhalten ist das Mauerstück mit dem sogenannten Covent-Tor. Es gehörte zu jenem Mauerabschnitt, der die Talmulde zwischen den beiden Burghügeln gegen Osten abriegelte.

Sion und seine im Mittelalter erbaute Stadtmauer. Radierung von Hans Ludolff, 1641 von Matthäus Merian herausgegeben.

Blick auf Valeria von Nordosten. Farblithografie von Eugène Cicéri, 1865. Ein Teil der sichtbaren Gebäude wurde schon wenig später abgebrochen.
Schloss Valeria
Schloss oder befestigtes Dorf?
Auf Valeria waren bis knapp zwanzig Domherren mit ihren Angestellten wohnhaft. Dies erklärt, weshalb die Basilika ziemlich gross ist angesichts der Tatsache, dass sie der Lokalbevölkerung gar nicht zugänglich war. Die Domherren waren weltgeistliche Priester (Säkularkanoniker), die aus dem Klerus der Diözese rekrutiert wurden und die keiner Ordensregel folgten (im Gegensatz zu den Regularkanonikern wie den Chorherren der Abtei Saint-Maurice oder der Kongregation des Grossen St. Bernhard). Sie lebten nicht in einfachen Klosterzellen, sondern in individuellen Unterkünften. Darauf lässt sich auch die beachtliche Zahl an weltlichen Gebäuden zurückführen, die hier im Mittelalter standen. Ein Teil dieser Räumlichkeiten wurde zudem für gemeinschaftliche Zwecke und für Sitzungen benötigt. Heute ist davon nur noch ein Drittel erhalten. Auch wenn die Anlage in aller Regel als Schloss bezeichnet wird, wähnt man sich eher in einem mittelalterlichen befestigten Dorf mit seinen um die Kirche herum verlaufenden Häusern und Gässchen als auf einem feudalen Schloss in der Art von Tourbillon.

Die romanischen Kapitelle (Ausschnitt).
Eine 1000-jährige Baugeschichte in drei Phasen
Aufbau und Befestigung (11.–14. Jahrhundert)
Nur gerade eine einzige, beinahe bis auf den Boden abgetragene Mauer ist älter als die bestehende Kirche. Solch geringe Spuren lassen zwar keine genaueren Rückschlüsse zu, aufgrund der Lage des Valeriahügels und der in der Stadt gefundenen Relikte ist aber durchaus vorstellbar, dass hier bereits in römischer Zeit sowie im Frühmittelalter ein Bauwerk mit symbolischem, vermutlich kultischem Charakter stand.
Genauere Züge nimmt die Geschichte von Valeria erst mit dem auf das 11. Jahrhundert datierten Baubeginn der Marienkirche an. Der Rohbau, der abgesehen von der nördlichen Seitenkapelle bis heute unverändert blieb, wurde gegen Mitte des 13. Jahrhunderts fertiggestellt. Da sich über die gesamte Bauzeit hinweg mehrere Bauhütten die Folge gaben, kam es zu einem fliessenden Übergang von romanischen hin zu gotischen Bauformen. Der halbkreisförmige untere Teil der Apsis, die Vierung mit den skulptierten Kapitellen (1150–1160), die südliche Seitenkapelle und der untere Bereich des Hauptschiffs einschliesslich des Haupteingangs entstanden noch im 12. Jahrhundert. Die zugemauerten romanischen Portale im südlichen Querarm zeugen wahrscheinlich von späteren Änderungen der Baupläne, die neu ein höheres Bodenniveau vorsahen. Die polygonalen Fenstergeschosse der Apsis, der Glockenturm und das Kreuzrippengewölbe mit den von Knospenkapitellen gekrönten Innenpfeilern entstanden schliesslich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Über die ersten Kanonikerunterkünfte – ab Mitte des 12. Jahrhunderts waren die Domherren verpflichtet, auf Valeria zu wohnen – ist hingegen nichts bekannt, vermutlich bestanden sie aus Holz. Die ersten Steinbauten entstanden im frühen 13. Jahrhundert und waren rechteckig, niedrig und freistehend. Nur wenig später wurde der Komplex mit einer zinnenbewehrten Mauer umringt, die gegen Ende des Jahrhunderts durch vier Ecktürme und mehrere Innenmauern ergänzt wurde. Die Zinnen der Seitenschiffe und der Apsis verraten, dass die Kirche und ihr Turm als letzter Zufluchtsort vorgesehen waren. Ebenfalls gegen 1300 entstand das Gebäude mit dem grossen, mit Spitzbogenfenstern versehenen Saal auf der Nordseite der Anlage. Das auffallend grosse Gebäude m...
Inhaltsverzeichnis
- Symbolkräftige Repräsentationsbauten
- Anhang